Wir mussten uns in einem der Wehrtürme befinden, denn der Raum war rund. Auch hier herrschte raues Mauerwerk, dekoriert mit schönen Wandbehängen und dunklen Möbeln vor. Dieser Satz sagt mir nicht viel. Kann Mauerwerk herrschen? Was sind “schöne” Wandbehänge? Du solltest lieber einen Wandbehang beschreiben, z.B. das Motiv, oder das Material, oder die Farben und den Leser selbst entscheiden lassen, ob er das dann schön findet. Auch “dunkle Möbel” erzeugen kein Bild vor meinem inneren Auge. Was für Möbel? Bett? Schrank? Tisch? Stuhl? Truhe?
Rechts stand ein Bett Das hier ist als Möbelstück viel konkreter, aber dann kannst Du die Nennung der “Möbel” vorher auch weglassen, wenn Du hier eh konkret wirst. mit wundervoll Was bedeutet “wundervoll”? Das Wort erzeugt wieder kein Kopfkino bei mir, weil es viel zu allgemein ist. Würden die gedrechselten Pfosten nicht ausreichen? Ich kenne die Gesamtsituation nicht, aber ist der Ich-Erzähler überhaupt in der Verfassung, etwas wundervoll zu finden? Aus welcher Gesellschaftsschicht stammt er? Wenn er zum 3. Stand gehört - wäre “wundervoll” dann das Wort, das er für Luxus wählen würde? Wäre er nicht eher neidisch auf den Luxus? Würde er sich nicht fragen, wozu man so was braucht, wenn man auch auf einem Strohsack schlafen kann? Würden ihm die gedrechselten Pfosten nicht eher am Allerwertesten vorbeigehen? Ist er ein Gefangener, da er anfangs nur vermutet, in einem der Wehrtürme zu sein? Hat er dann nicht andere Sorgen, als gedrechselte Pfosten wundervoll zu finden? (Das ist nicht böse gemeint, aber ich kenne ja den Kontext nicht, also kann ich auch nicht beurteilen, ob das Wort aus diesen Gründen richtig gewählt ist. Deshalb die Fragen. Du musst entscheiden, ob das passt. Aber soziale Herkunft hin oder her - “wundervoll” erzeugt so gut wie nie Kopfkino beim Leser.) gedrechselten Pfosten und besticktem Baldachin, dessen Motive den Sternenhimmel nachahmten. Das finde ich besser, weil es ein Bild in meinem Kopf erzeugt. Aber es bleibt die Frage: In welcher Situation ist der Erzähler hier. Hat er Zeit und Muße, den Raum zu bewundern? Und wenn ja - warum stockt dann die Handlung? Könnte das dazu führen, dass der Leser den Eindruck bekommt, die Handlung dümpele so vor sich hin? Auch das kann ich aus diesem kurzen Stück nicht beurteilen, deshalb stelle ich nur Fragen. Gegenüber befand sich ein Kamin, davor aufgeschichtet ein Stapel Brennholz. Ein burgunderfarbener, mit Goldfäden bestickter Orientteppich bedeckte den Steinfußboden. Zwei Fenster, wohl eher Schießscharten Wohl eher? Auch das kann ich nicht beurteilen, aber würde ein Mensch aus dem 18. Jahrhundert keine Schießscharten erkennen, selbst wenn er ein Bauer wäre? Warum muss er das vermuten? Viele Städte hatten damals Stadtmauern mit Schießscharten. Würde man heute einem Menschen aus unserer Gesellschaft erklären müssen, was ein Mercedes ist, auch wenn er noch nie einen gefahren hat? Aber auch das kannst wieder nur Du entscheiden, da Du den Kontext kennst., boten einen grandiosen Auch grandios ist wieder nichtssagend. Hier hättest Du eine Gelegenheit, den Leser geografisch zu orientieren, indem Du schreibst, dass man bis xxx (Name einer Stadt, eines markanten Berges etc.) sehen kann. Blick über die hügelige bewaldete Landschaft. Welcher Wald? Wo in Frankreich sind wir? Elsaß? Pariser Gegend? Hier kannst Du geografische Namen einfügen, was weiß ich, den Wald von Fontainebleau oder so was. Was halt passt.
Ich verliebte mich auf Anhieb in dieses Zimmer. Also kein Gefangener, würde ich sagen. Wahrscheinlich eher jemand aus einem höheren Stand, dem solche Dinge eher vertraut sind, der aber selbst keinen ganz so hohen Lebensstandard hat. Dass er/ sie sich verliebt, ist eher tell. Könntest Du mehr “show” draus machen?
Ich bin auch kein Freund von langen Beschreibungen. Ich frage mich meistens, ob die eine oder andere Sache, die ich beschreiben will, später in der Szene oder einer der folgenden Szenen noch eine Rolle spielt. Bei der Beschreibung der Bettpfosten und des Baldachins erwarte ich als Leser jetzt schon fast einen Kampf mit Degen, bei dem der Baldachin aufgeschlitzt wird und die Bettpfosten Kerben bekommen … Solche “isolierten” Beschreibungen wecken in mir meistens eine Lesererwartung.
Was das Verliebtsein angeht - könntest Du das zeigen? Ich weiß ja nicht, in welcher Lage er/ sie ist. Wenn er/ sie nicht gerade gefesselt ist, könnte er/ sie sich ja aufs Bett legen und über die Bettdecke und das Kopfkissen streicheln. Ein Vergleich zu dem, was er/ sie gewohnt ist, könnte den Eindruck der Verliebtheit hier unterstreichen. Auch vor dem Wandteppich könnte er/ sie kurz stehen bleiben und das Motiv betrachten - vielleicht eine Szene aus der Bibel. Versuche, die Beschreibungen mit den Figuren zu verknüpfen. Ist ein Wehrturm so prunkvoll eingerichtet? Das weiß ich leider nicht so genau.
Aber wenn es sich hier um ein Schlafzimmer handelt - was sagt die Einrichtung über den Besitzer aus? Wenn Du dadurch auf den Charakter der Figuren schließen lässt, wird so eine Beschreibung viel interessanter. Oder Du verbindest sie stärker mit Handlung.
LG
Pamina