Ich würde mir wünschen, dass die Szenen im Organizer und im Navigator von Papyrus automatisch nummeriert würden. Ich könnte so auf einen Blick sehen, wie viele Szenen ich insgesamt schon geplant habe und so besser die Mitte des Romans und andere Wendepunkte und deren Position abschätzen.
Beim Einfügen einer neuen Szene sollte sich die Nummerierung natürlich anpassen.
Diese Szenennummerierung sollte im Haupttext nicht sichtbar sein (nur im Navigator und in den Boxen “Szenentitel”). Sie wäre - genau wie die Szenenüberschriften - nur für den Autor bestimmt.
Hy Pamina, verständlich, aber mache es einfach händisch, experimentiere. Ich habe mir für meine zweite Geschichte die Heldenreise als Kapitel angelegt, mit Beschreibung was reingehört, so als roter Faden. Die Szenen packe ich halt dann da rein. Ich schreibe Szenen oft auch einfach so wie sie mir in den Kopf kommen einfach so. Beat. Wenn ich vorher noch überlegen muss welche Nummer das ist oder wo die hinkommt ist es zu spät. Das kann ich dann später verschieben, wenn nicht so viel Input da ist, ich aber trotzdem irgendetwas an der Geschichte machen will.
Du hast recht, Szenen werden nicht automatisch nummeriert, wohl aber die Kapitel. In meinen Augen macht das auch Sinn, da ich Szenen manchmal in andere Kapitel verschiebe, sie aufteile und verlängere oder wieder rausschmeiße. Wenn diese Szenen nun noch Unternummern hätten, würde mich das eher durcheinanderbringen. Schließlich will ich ja irgendwann einen stimmigen und fließenden Text haben, dem der Leser nicht ansieht, ob er zusammengestückelt wurde oder in einem Stück verfasst.
Ich denke, @Pamina22 wollte anregen, die Szenenüberschriften um eine Nummerierung zu ergänzen, die sich, analog zu den Kapitelnummern, automatisch anpasst, sobald eine Szene verschoben wird. Und der Leser kriegt davon ja ohnehin nichts zu sehen, da die Szenenüberschrifften im fertigen Text nicht erscheinen.
Ich selbst bräuchte so etwas nicht. Nur um zu erfahren, aus wie vielen Szenen meine Geschichte besteht? Viel eleganter wäre es, diese Information in die Textstatistik mit aufzunehmen. Dann hätte man, zusätzlich zu der Anzahl an Wörtern, Absätzen und Seiten, auch eine Information zur Anzahl der Szenen.
Ist für diese Entscheidung nicht eher die Seitenanzahl ausschlaggebend? Wenigstens meine Szenen sind nicht immer gleich lang. Die Mitte der Geschichte ist nicht zwingend die mittlere Szene…
Um die Wendepunkte grob einzuteilen, sind eher die Kapitel oder, wie NinaW schrieb, die Seitenzahl zuständig. Wieviele Szenen ein Kapitel hat spielt keine Rolle. Ich kann ein Kapitel grob in wenige Szenen einteilen oder ich kann viele Mikroszenen einbauen. Das kommt auf die Geschichte an.
Die Grundeinheit einer Geschichte ist die Szene. (Ähnlich wie beim Drehbuchschreiben.) Sie ist hauptsächlich dadurch charakterisiert, dass die POV ein Ziel verfolgt, das dann durch Konflikte verhindert wird.
Am Ende der Szene erreicht die Figur das Ziel oder nicht. Idealerweise entsteht am Ende der Szene eine kleine Katastrophe, die zur nächsten Szene überleitet. Das wird in vielen Schreibratgebern so erklärt, unter anderem auch in Randy Ingermanssons Snowflake-Method.
Szenen kann man zu Kapiteln zusammenfassen, muss man aber nicht. Ich teile Kapitel erst ein, wenn alle Szenen geplant sind. Die Seitenzahlen weiß ich erst sicher, wenn ich die Szenen geschrieben habe.
Das entspricht auch meiner Methode beim Plotten. Ich plane in Kapiteln. Das schließt nicht aus, dass ich später Kapitel neu einteile. Mir ist es gerade beim letzten Buch mehrmals passiert, dass ich einerseits zwei Kapitel zu einem verbunden habe, weil es halt nur zwei Szenen waren, die jeweils kein komplettes Kapitel abgaben. Andererseits habe ich auch zwei oder drei Mal Kapitel unterteilt oder komplett neu aufgeteilt. Manchmal ergab sich inhaltlich ein guter Schluss mit einem schönen Cliff-Hanger.
Allerdings plane ich nicht alle Szenen, sondern nur grob den Handlungsverlauf mit Höhepunkten, Wendepunkten, Schluss und so weiter und in etwa die Kapitel. Alle Szenen, wie Pamina schreibt, geht mir zu sehr in die Details.
Sooo strikt plotte ich nun auch nicht. Das muss sich auch beim Schreiben noch entwickeln. Aber da hat entwickelt jeder so nach und nach seinen eigenen Arbeitsstil.
Ich möchte hier gar nicht gegen eine Szenen-Nummerierung argumentieren, es ist ja auch für den Überblick nett, zu wissen wie viele Szenen man hat und für kurze Absprachen ist es ja auch schön, wenn man über die 23. Szene sprechen kann und alle wissen welche das ist.
Ich frage mich nur, ob mir das wirklich für Wendepunkte, Höhepunkte etc helfen kann. Das von dir angesprochene “Feintuning” verwirrt mich.
Szenen bauen aufeinander auf. Wenn ich bei 20 Szenen die 10. als ein Wendepunkt entwickle und aufgrund meiner Schreibmenge sich die letztendlich aber bei 30% der Geschichte befindet, wie würdest du das dann tunen?
Wenn du allerdings eh soweit planst, dass du bereits anfangs weißt, wie wann was passiert und in welcher Länge, ist dann die Szenen-Nummerierung nicht ebenfalls irrelevant?
Mich würde es einfach interessieren, wie du das machst, du scheinst sehr strukturiert vorzugehen und ich würde mir gern etwas abschauen.
Liebe Nina,
ich stütze mich beim Planen sehr stark auf die Ratgeber von Katie M. Weiland (Outlining bzw. Structuring Your Novel; je 1 Buch und 1 Workbook).
Sie setzt die Wendepunkte bei definierten Prozentmarken an. (Die Lage der Punkte kann man oft minutengenau an guten Filmen überprüfen. Beispielsweise fängt es im Film Noah exakt bei der Hälfte der Spielzeit an zu regnen. Das ist eine gute Übung, die Wendepunkte bei Filmen zu identifizieren. Wenn ein Film langatmig ist, sind wahrscheinlich die Wendepunkte falsch platziert.)
Ich hab Katie auch mal eine Mail geschrieben mit der Frage, wie man die Wendepunkte im Voraus wissen kann. Sie ist supernett und antwortet recht schnell. Sie hat mir geraten, bei der Planung die Szenenzahl zu Hilfe zu nehmen und später noch anzupassen. Bei den Wendepunkten hat man ja einen kleinen Spielraum. Wenn du die 25%-Marke nicht ganz triffst, sondern bei 27% bist, ist das eben so.
Ich würde nochmal gucken, ob das Ereignis wirklich der Wendepunkt ist oder ob sich ein anderes besser eignet, ob ich vorher oder nachher kürzen kann oder vielleicht Szenen tauschen sollte.
Das weiß ich beim Planen eben nicht, deshalb hätte ich gern die Nummerierung.
Ich arbeite gerade an einem Fantasy-Werk, das 4 Bände umfassen soll. Die Handlung ist recht komplex. Band 1 ist mehr oder weniger fertig. Ich hätte mir aber gewünscht, dass ich damals schon das Know-How gehabt hätte, alle Bände gleichzeitig zu planen. Jetzt plane ich Band 2 - 4 gleichzeitig und notiere Ideen für kleinere Änderungen zu Band 1.
Zuerst habe ich im Organizer alle Szenen-Ideen angelegt, die mir irgend in den Sinn gekommen sind. (Auch wenn es anfangs nur 5 oder 6 sind.) Dabei lasse ich möglichst viel offen, um mich in alle Richtungen entwickeln zu können.
Jeden Tag mache ich ca. 1 1/2 Stunden Brainstorming handschriftlich (sehr wichtig für meine Kreativität) in einem digitalen Notizbuch (LectureNotes) auf meinem Tablet mit Stylus. Die handschriftlichen Seiten kann ich in der App verschlagworten und so später gezielt nach Informationen suchen. Alle paar Tage, meistens am Wochenende, gehe ich die neuen Notizen aus dem Brainstorming durch und füge die brauchbaren in den Organizer von Papyrus ein. Alles in Stichworten, nichts wird formuliert, um für alle Richtungen offen zu bleiben. (Ausnahme: Wenn ich eine Idee für einen Dialog habe, schreibe ich die Sätze auf, um sie nicht zu vergessen und später zu überarbeiten.)
So wechsele ich zwischen Planung und Ideenfindung hin und her, aber richtig geschrieben wird nichts. Ich kümmere mich nur um meine Fantasie. Für mich ist das der schönste Teil des Romanschreibens.
Sobald ich einen roten Faden sehe, schreibe ich eine Inhaltsangabe von ca. 10 Seiten. Hier markiere ich dann Lücken im Plot und Logikprobleme etc. Dann geht’s wieder ans Brainstorming und Planen im Organizer. Ich arbeite dann auch an Nebensträngen und notiere Details wie: “In einer der ersten Szenen unbedingt Feenstaub zeigen, damit der Leser versteht, warum der später wichtig wird.” (Oder so ähnlich.) Auch Figurenentwicklung findet per Brainstorming statt.
Sehr hilfreich ist für mich immer wieder die Methode “Aus 1 mach 12”, die ich bei Hans-Peter Roentgen gelesen habe. Statt für 1 Problem 1 Lösung zu suchen, sucht man 12. Das Gehirn wird nicht eingeschränkt und darf auch “dumme” Ideen finden. So kann man aus dem Vollen schöpfen und auch Ideen kombinieren.
Bisher habe ich auf dem Tablet 170 A4-Seiten handschriftlich gefüllt plus die 2 Leitz-Ordner, die ich vor dem Tablet benutzt habe.
Wenn ich dann bei verschiedenen Szenen sicher bin, dass sie so bleiben können, plane ich sie genauer. Zu jeder schreibe ich folgende Informationen: Zeit: Wann spielt die Szene und wie lange dauert sie? (Zeitstrahl) Situation: Wo befinden sich die Figuren und was tun sie? (Nützlich bei mehreren Handlungssträngen, wenn Szenen durch Cliffhanger unterbrochen werden.) Perspektive: Aus wessen Sicht wird erzählt? (fällt bei Papyrus weg, weil man Handlungsstränge markieren kann) Ziel: Welches Ziel verfolgt der Perspektivträger in dieser Szene? Trägt es zum Erreichen des Gesamtziels bei? Motivation: Warum verfolgt er dieses Ziel? Konflikt: Wer oder was steht ihm entgegen? Ausgang: Wie endet die Szene? Mit welcher neuen (kleinen) Katastrophe kann ich zur nächsten Szene überleiten? Gibt es einen Cliffhanger?
Auf diese Weise prüfe ich meine Notizen, ob sie überhaupt genug Material für eine spannende Szene liefern und ob ich nachbessern oder streichen kann. Manchmal werden aus einer Szene auch zwei oder drei.
Momentan habe ich das Problem, dass es nach dem Mittelpunkt weniger Szenen gibt als vorher. Das könnte darauf hinweisen, dass ich zu schnell zu einer zu einfachen Lösung komme, was nicht spannend wäre. Deshalb hätte ich gerne die Nummerierung. Dann müsste ich nicht immer zählen.
Erst wenn der Szenenplan fertig ist, fange ich an zu schreiben. Dann geht es ganz leicht. Und ja, ich erlebe beim Schreiben immer noch interessante Wendungen (kleinerer Art), die das Schreiben interessant machen. Denn ich habe nun den Kopf frei für Details, denn der Weg ist ja vorgezeichnet.
LG
Pamina
PS.: Es gibt Schriftsteller, die nur aus der Planung einer Szene in Stichpunkten abschätzen können, wie viele Wörter diese später umfassen wird. So können sie dem Verlag schon bei der Planung sagen, wie lang der Roman werden wird.
Dazu gehört eine Menge Erfahrung. So weit bin ich noch lange nicht!
ich habe gerade deinen Thread gefunden, mir aber aus Zeitmangel nicht alles durchgelesen.
Es geht dir ja um eine Nummerierung der Szenen.
Ich hatte die Idee, den “Kommentar”, der ja das Format für Szenen ist, einfach so umzugestalten, dass er - wie Kapitel, Tabellen oder Bilder auch - durchnummeriert wird.
Theoretisch sollte es gehen, denke ich. Leider fängt jede Szenenbeschreibung mit 1 an und ihre Absätze darin werden dann durchnummeriert.
Ich habe noch keinen Einstellknopf gefunden. Aber vielleicht kann man Papyrus dazu bewegen, dass es alle Szenen miteinander verkettet und die Nummerierung szenenübergreifend weiterführt. Das wäre zumindest mal eine Idee, wie man die Szenen nummerieren könnte, auch wenn es mit meinem (Halb-)Wissen bislang noch nicht funktioniert.
Wir werden vermutlich weder Kommentare noch Szenen durchnummerieren, das konterkariert doch ganz schön den Sinn derselben und hat mit dem eigentlichen Wunsch, die Dramaturgie abzubilden, wenig bis letztlich gar nichts zu tun, wie hier schon intensiv dargelegt wurde.
Ich finde die Idee an sich aber interessant, wir überlegen, was wir dazu tun können.
Ich frage mich, ob die Methode, die Pamina22 anwendet, sich nicht vorallem an Drehbuchentwickler richtet. Dort muss jede Filmminute genau geplant werden. Jede Minute kostet viel Geld. Bei einem Roman sind ein paar Seiten mehr verkraftbar. Ok, die Verlage freuts weniger.
@Milar : Falls du die Bücher von Katie Weiland meinst, nein, die richten sich explizit an Romanschreiber.
Und was meine Methode angeht, die richtet sich vor allem an mich, denn ich habe sie für mich entwickelt. Ich habe sie nur erläutert, weil Nina mich darum gebeten hat. Ich gehe gar nicht davon aus, dass sie ohne Weiteres für andere funktioniert. Jeder muss seine eigene Methode finden, aber natürlich kann man sich Anregungen holen. Und ich habe auch geschrieben, dass man beim Roman einen Wendepunkt vielleicht mal nicht exakt platziert, sondern ein paar Prozentpunkte früher oder später. Im Roman macht das nicht so viel aus wie im Film.
Mich erinnert die Nummerierung von Szenen ein wenig an Textzahlen in juristischen Texten. Da ist es für die ‘Feinübersicht’ und Bezugnahme auf Textteile ganz nützlich. Nice to have - aber es ist doch sehr speziell …
Es wäre recht einfach, wenn der Szenentitel eine eigene Formatvorlage erhält, die kann jeder stylen wie er möchte und sogar bei Bedarf ins Inhaltsverzeichnis aufnehmen.
@Pamina22 vielen Dank für deine ausführliche Erklärungen
Das mit dem stylen geht, denn es gibt ja standardmässig eine Formatvorlage dafür, aber leider geht seit V. 9.x das Aufnehmen in ein Inhaltsverzeichnis nicht mehr.
Nein, nein, lieber Milar, ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Pamina da einen excellenten Weg beschreibt, einen ordentlichen Roman zu schreiben- kurz eben ein szenischer Ansatz, Geschichte gut zu erzählen. Anders halt, aber wem’s hilft, der wird es schätzen (oder wie der Lateiner sagt „Mille viae ducunt hominem per saecula Romam“).
Ich bin jedenfalls Pamina äußerst dankbar, dass sie ihre erkennbar sehr strukturierten Erfahrungen mit uns teilt. Hab mich gleich mal auf den Weg gemacht und mich nach deutschsprachigen Erzeugnissen von K.M. Weiland umgesehen. Es gibt da wenig, aber ich bin fündig geworden:
K.M. Weiland (Autor), Nicola Bock (Übersetzer):
Wie man einen Roman plant: Gliedern Sie Ihre Schritte zum Erfolg, Kindle Ausgabe
175 Seiten