Seit 22 Jahren findet bei uns ein regionaler Literatur-Wettbewerb statt. Heute las ich dazu in der Online-Ausgabe unserer Regionalzeitung anlässlich der diesjährigen Preisverleihung Folgendes:
(…) Bürgermeister Lars Obermann ermutigte die Autoren, sich auch im kommenden Jahr zu bewerben: „Bitte jedoch mit eigenen Worten und nicht über die Künstliche Intelligenz, was meines Wissens dieses Mal des Öfteren versucht wurde.“
Terry Pratchetts 38 Scheibenweltromane wurden neu aufgelegt. Alle Titelbilder KI-generiert. Und kein Antiemetikum zuhause.
Wenn das so weitergeht, werde ich das tun, was der Bibliothekar meiner Kindheit machte: Alle Bücher in weisses Packpapier einschlagen. Und einen Satz Buntstifte kaufen.
Das Thema ist schon etwas her. Aber mein Eindruck: Im Genre Fantasy, Sci-fi würde sich eher selten Mühe beim Cover gegeben. Gerade bei Weltbild, die alte Bücher neu auferlegten, wurde ein beinah generisch, gefàlliges, aber nicht passendes Bild gewählt. Mit Aufkommen von Photoshop kam die digitale Kunst. Meist perfekt hübsche Portraitgesichter auf blauen Nebel. Oder brennende Buchstaben.
Als Autor, der nicht vom Schreiben lebt, muss ich natürlich schauen. Bei Buch 1 habe ich ein Stillleben fotografiert, mit Dingen aus meiner Wohnung
Bei Buch 2 - 3 hat eine Freundin, die eine Zeichenschule besuchte, mir mit Buntstift eine Szene aus dem Buch auf A3 gezeichnet. Entsprechend verkleinert ist es entsprechend Detailreich. Sie hat jetzt Familie und Kinder und wenig Zeit. Im Buch 4 nutzte ich daher, angeregt von TomP, Mindjourney KI, da ich ein großes Fahrzeug im Wüstensand brauchte. Ein dystopisches Werk in der auch eine alte KI als Nebenwidersacher eine Rolle spielt.
Bei Buch 5 (fertig, bei Korrekturlesern) nutze ich wahrscheinlich auch KI. Es gibt Internetplattformen bei denen Künstler ihren Stil vorstellen und über die du inzwischen auch im preislich verträglichen Rahmen Bilder anfordern kannst. Bei Bilderbüchern brauchst du das, da Helden und Stil wieder erkennbar sein müssen. Bei Mindjourney entsteht immer ein neues Einzelwerk. Willst du z.b einen bestimmten Charakter in den Bildern wieder auftauchen lassen, ist das fast unmöglich. Es gibt andere KI Software, die mit Hilfe von Seeds, Portrait und Körpermaße merken kann. Damit generieren KI Influencer (Instagram Frauen, die nicht existieren und damit schnell Orte wechseln können) ihre Protagonisten.
Nicht nutzbar für Kinderbücher (aktuell)
100.000 verkaufte Bücher: Das gilt als Schallmauer, um ein Buch in einen Bestseller zu verwandeln. Doch woher weiß ein Verleger, auf welches Buch er setzen soll? Das „Second Machine Age“ – wie es Erik Brynjolfsson und Andrew Mcafee nennen – soll Abhilfe schaffen.
Daten, Daten, Daten: Mit einem Big-Data-Tool – basierend auf einer immensen Datenmenge von deutschsprachigen Büchern – hat das Marktforschungsunternehmen Media Control ein Instrument entwickelt, um mit einer durchschnittlichen Trefferquote von bis zu 90 Prozent die Verkäufe eines Buches vorauszusagen.
Spiegel online berichtet heute, dass Apple ab Frühjahr 2025 seine Geräte in Europa KI-mäßig hochrüsten will.
Zitat: „Zu den Funktionen, die dann auch in der EU auf iPhones und iPads zur Verfügung stehen sollen, gehören unter anderem die Schreibwerkzeuge, die Texte mithilfe künstlicher Intelligenz verbessern, die Integration von ChatGPT …“
Welche denn? Die (neueren) deutschen Veröffentlichungen bei Piper hatten doch schon lange die Oleska-Illustrationen. Und selbst bei den Originalveröffentlichungen sind ja die Fans zwischen Kirby und Kidby gespalten - auch die spätere einheitliche Variante (die eher dem typischen Fantasy-Standard von heute entspricht und neue Lesergruppen erschließt, während die meisten älteren sei eher ablehnen) wurde dann von Leo Nickolls mit Motiven von Kidby (aber nicht von Kirby) gestaltet. KI war in keinem der Fälle beteiligt.
Nee. Das ist natürlich kein direktes Originalartwork, aber die Oleskamotive sehen alle so aus. In deutschland hatte man vermutlich Angst, dass Kidby zuviele Leute abschreckt. Und die Simonettis waren vermutlich auch zu teuer.
Ich erkenne keinen Widerspruch. Es handelt sich nicht um ein Cover, das, wie wir es hier verstehen, von einer KI erstellt wurde. Man kann als Gestalter klassisch grafisch/künstlerisch mit den ‚alten Medien‘ arbeiten oder digitale Vorlagen erstellen, bspw. mit einem Graphic Board, das in Profiversionen zahlreiche Tools hat, die Bleistift, Kohle, Pastellkreide, Tempera, Gouache, Aquarell, Öl … etc. verblüffend imitieren, aber schneller umsetzen können. Inzwischen kann jeder Laie mit einem Tablett und geeigneten Programmen wahnsinnig tolle Vorlagen kreieren. Aber, dahinter sitzt stets ein echter, denkender, kreativer Kopf!
Nicht so bei einem KI-Bild, wie wir es hier definieren. Nur weil die Grundlagen bei beiden (Digital Art und KI-generiert) digitaler Natur sind, gibt es Verwechslungen. KI lernt ja von diesen Vorlagen und von Fotos, weshalb sie noch einen erkennbaren Look haben. Doch schneller als wir denken, wird man ein KI-Cover nicht mehr von einem ‚handmade‘ unterscheiden können. Das wird niemand aufhalten können. Für mich entscheidend ist und bleibt die Frage der Kenntlichmachung, der Signatur. Gleiches gilt für Texte. Alles andere ist in meinen Augen Täuschung.
„Geschmacksache“, sagte der Affe und biss in die Seife. So sagt man doch. Es gilt für alle Bilder, Illustrationen, Cover und sogar für Buchtexte. Natürlich wird stets versucht, bei jeder Covergestaltung in erster Linie die anvisierte Zielgruppe ‚abzuholen‘ und den Bezug zum Text herzustellen, weshalb nicht alle damit glücklich werden können.
Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten. Ich wünschte jedoch, ich könnte figürlich so zeichnen! Objektiv eine professionelle, gelungene Arbeit.
Da bin ich deiner Meinung (genauso aber auch jener von @EffEss’ ): de gustibus non disputandum. Wofür die Cover dieser Neuauflagen von Pratchetts Romanen auf alle Fälle taugen, ist der Beweis, dass man ein Buch nicht nach seinem Deckel beurteilen sollte. Was wäre mir entgangen, wenn ich meinem überdrehten Hang nach „schönen“ Bildern gefolgt wäre und diese Bücher nie gelesen hätte? Nicht weniger als eine ganze (Scheiben-)Welt im „Licht der Phantasie“. Letztendlich war es aber mein damals 15jähriger Sohn, der mir den „Zauberhut“ aufgesetzt und „die Farben der Magie“ gezeigt hat. Was für eine geile Sache, mit seinem Pubertier gemeinsam zu staunen und zu lachen!
Das glaube ich auch. Buchcover sind ja in den meisten Fällen auch dem Marktgeschmack des jeweiligen Landes geschuldet - oft genug gibt es schon genügend Unterschiede zwischen den US- und UK-Ausgaben, und Deutschland kocht hier genauso sein eigenes Süppchen. Da bildet sich auch länderspezifisch nach einer Weile eine stilistische Erwartungshaltung an die jeweiligen Genres heraus, und was z.B. dem Ami gefällt, ist meist ein Fehlschuss im deutschen Markt (und vice versa).
Bei Pratchett sieht das natürlich nochmal ganz anders aus, da ist das in den letzten dreißig Jahren eher eine Glaubensfrage, an der sich die Fanlager spalten. Da passt dann auch eine weitere Interpretation (wie hier bei Piper) gut mit rein.