Stilprüfung

Ich habe vor einiger Zeit von Andreas Eschbach ein recht anschauliches Beispiel für den Einsatz der Stilprüfung gelesen. Nun finde ich das nicht wieder. Kann da einer oder eine helfen. Danke

Ich denke, du meinst diesen Bericht von ihm. Auf seiner Internetseite unter ‘Übers Schreiben’:

http://www.andreaseschbach.com/schreiben/10punkte/10punkte.html

2 „Gefällt mir“

Wahrscheinlich meinst du das hier: http://www.andreaseschbach.de/schreiben/papyrus/stilanalyse/stilanalyse.html

Da war der @Waba wieder schneller … :laughing:

2 „Gefällt mir“

Genau das meinte ich. Vielen Dank euch beiden.

Hallo, ich hänge meine Frage mal hier an.
Die Stilprüfung unterstrichelt das Wort „musste“.

So musste sich das Ertrinken anfühlen. Das wäre jetzt falsch?
So stellte ich mir das Ertrinken vor. Klingt für mich nicht gut und soll besser sein, laut Stilanalyse. Hm…ist das Wort musste hier wirklich so verwerflich?

Hallo timilu,
bei der Stilprüfung gibt es nicht, wie bei der Rechtschreibprüfung ein Richtig oder Falsch! Sie ist eine Empfehlung. Beispielsweise ist ein Füllwort nicht immer zu streichen. Manchmal macht genau dieses Füllwort den Text verständlicher oder charakterisiert die Figur oder zeigt den Überdruss an oder, oder, oder …
Herzliche Grüße
Berti

3 „Gefällt mir“

Ok, danke. Das Wort stellt, passt für mich in diesem Zusammenhang gar nicht. Wenn ich am Sonntag mit einem Käffchen auf der Terrasse sitze, dann stelle ich mir etwas vor. In Ruhe, mit Zeit.

Aber wenn die Figur von Gefühlen wie ein Tsunami überrollt wird, dann schafft dieses Wort für mich Distanz und nimmt das Tempo raus. Da fehlt mir die Unmittelbarkeit in der Situation. Dann lasse ich das Wort musste. :thumbsup:

Die Stilanalyse sagt nur „denk mal über dieses Wort nach“. Dann denkt man nach, und entweder sagt man sich, „hmm, ja, ginge auch anders … anders wäre sogar besser …“, und ändert es. Oder man kommt zu dem Schluss, „nein, das muss so“, und lässt es.

Also alles richtig gemacht. :thumbsup:

3 „Gefällt mir“

Ich hab das tatsächlich auch öfter in meinen Texten. Worte wie “musste”, “hätte”, “wollte” werden unterstrichen. Aber meistens lasse ich sie, auch wenn sie mich in der Wiederholung stören. Denn beim lesen haben sie dann doch ihre Berechtigung bzw. eine Umstellung / ein Umbau des Satzes passt leider nicht immer für mich.

2 „Gefällt mir“

@timilu

Wäre nicht in Deinem Zusammenhang "müsste" - als Möglichkeitsform - treffender? Ich kenne das entweder als Möglichkeitsform oder als Indikativ Präsens. (Ich selber schriebe - wenn - „müsste“ als „müßte“. Aber das ist eine völlig andere Frage, die gar nicht erörtert werden muß.)

2 „Gefällt mir“

Auf müsste bin ich nie gekommen. Jetzt machst du mich kirre

„So muß sich das Ertrinken anfühlen…“ ist stark emphatisch in der durch die Auslassung noch weiter unterstrichene Bedeutung von "so muß sich wohl das Ertrinken anfühlen…" Das kann man als Kommentator in dieser Emphase auch über Vergangenes in dieser vergegenwärtigender indikativen Präsensform schreiben, obwohl ich ja damit das Damals-Gewesene kommentiere…

Wenn ich aber in der Vergangenheit-Form verbleiben mag, kommt mir persönlich (ich bin kein Deutsch-Muttersprachler) der Indikativ als ganz und gar inadäquat vor. Ich würde mich, wenn denn, eindeutig für den Konjunktiv entscheiden. (Aber nicht für Gleichzeitigkeit: Nicht "so müsste/müßte das Ertrinken angefühlt haben…", sondern *„so müsste/müßte das Ertrinken anfühlen…“ *aufgrund der Distanz zwischen Ereignis und Kommentar/Kommentator bei gleichzeitiger Einladung an den Leser, jetzt (sozusagen erst jetzt) darüber nachzudenken.

Welche der beiden Möglichkeiten ich dann konkret vorziehen würde, hinge vom gesamten Kontext der Erzählung ab.

1 „Gefällt mir“

Ich bin zwar Muttersprachler, aber ich weiß auch nicht genau, ob das adäquat ist oder nicht. Auf jeden Fall liest es sich komisch. Und ich stolpere über den Satz. Wenn ich so eine Überlegung in meinem Text haben wollte, würde ich sie anders im Text umsetzen. Vielleicht würde ich sie als Frage formulieren (geht vielleicht auch im semantischen Zusammenhang nicht, aber als Versuch): “War dies das Gefühl, was ein Ertrinkender verspürte?” So irgendwie. Richtig definieren könnte ich das nur (für meine Ansprüche) mit dem ganzen Absatz vor mir.
Auf jeden Fall würde ich das Konstrukt mit “musste” vermeiden.

Liebe Grüße,
Vroni

3 „Gefällt mir“

Auch ich bin Deutsch-Muttersprachler und finde an “So musste sich das Ertrinken anfühlen” nichts auszusetzen.
Absolut nichts
Jedenfalls für sich und – so wie hier – aus dem Zusammenhang genommen.

Falsch ist daran nix. Auch nicht verwerflich, Stilprüfung hin oder her.

Ob es gut ist, kommt tatsächlich einzig und allein auf den Kontext an. Den wir nicht kennen. Den aber die Stilprüfung sicherlich auch nicht „versteht“. Insofern: Nicht überschätzen, das Ding, wie ja Berti und AndreasE mit anderen Worten auch schon angeraten haben.

7 „Gefällt mir“

Vielen Dank euch allen. Dieser Gedanke mit dem „musste“, rauscht ihr durch den Kopf, als ihr Leben wie ein Kartenhaus vor ihr zusammen fällt.
Es ist ein gewaltiger Moment und sie erinnert sich daran.

Und sie ist sich auch sicher, dass er sich so anfühlt. Daran hat sie keinen Zweifel.

Dann wäre ich wohl bei: so fühlt es sich also an zu ertrinken.

2 „Gefällt mir“

NinaW

So musste sich der freie Fall anfühlen, der einen unaufhaltsam in die Tiefe zwang.

Das ist der eigentliche Satz

Mich stört in deinem Beispiel „also“. Nur ohne also funktioniert es nicht.

Relativsätze sind generell suboptimal. Sagte mir ein Lektor und monierte sie mir fast alle an. In deinem Fall würde er es sicher auch anmonieren, denn dein zweiter Teilsatz beschreibt genau das gleiche wie der erste, nur mit anderen Worten, damit dem Leser auch wirklich klar wird was du meinst. :wink:

Aber ja, ohne das also funktioniert es nicht ganz so gut.

Anderer Vorschlag:
Sie fiel. Tiefer und tiefer. Immer schneller. Dass unter ihren Füßen immer noch die selben Fliesen zu sehen waren, war dabei irrelevant.

Ja, ‘dass’ am Satzanfang ist auch suboptimal. Ist ja nur ein Ansatz.

1 „Gefällt mir“

Vielen Dank. Deine Antwort ist sehr aufschlussreich.

Auch wenn es immer heißt, dass Relativsätze suboptimal wären, würde ich mich davon nicht kopfscheu machen lassen. Manchmal trifft eben genau so eine Satzkonstruktion den Kern der Sache bzw. klingt am besten, dann würde ich sie auch guten Gewissens verwenden. Ganz besonders, wenn so ein Satz den Gedanken einer Person wiedergibt (das ist hier wohl der Fall), da darf man schon mal so schreiben, wie einem der Schnabel gewachsen ist. Gilt auch für das ‘dass’ am Satzanfang.

Solange derartige ‘Suboptimalitäten’ die Ausnahme sind und gezielt eingesetzt werden, können sie einen Text sogar erheblich auflockern. Finde ich jedenfalls.

6 „Gefällt mir“