Stelle ich zu viele Charaktere auf einmal vor?

Ich plane derzeit eine Trilogie zu schreiben, die anfangs 8 Protagonisten umfasst. Zu Anfang des ersten Bandes möchte ich die 8 Charaktere in den ersten 8 Kapiteln vorstellen - je ein Protagonist pro Kapitel. In diesen ersten Kapiteln wird demnach auch nichts hochgradig aufregendes geschehen, da ich sie nutze, um den Charakter, dessen Leben und Ziele zu etablieren.

Meine Frage ist allerdings die - ist das nicht zu viel? Ich meine, ist die Vorstellung von 8 Charakteren gleich zu Anfang des Buches nicht etwas zu träge, gar langweilig? Ein Buch sollte am besten sofort in die Handlung starten, ich weiß, aber bei meinem Buch ergibt es sich nun mal nicht besser als dass ich die wichtigsten Schlüsselfiguren so früh wie möglich vorstelle. Dies könnte, wie schon gesagt, zu langweilig werden oder gar verwirrend sein, mit all den Namen, Hintergründen, etc.

Ich möchte euch jetzt also um euren Rat bitten und fragen, wie ich die Situation am besten angehen sollte, sodass meinen Leseren auch das nötige Interesse geboten werden kann, damit sie das Buch nicht zur Seite legen.

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Nun, so, wie es aussieht, kannst du die ersten acht Kapitel getrost streichen und sie nur häppchenweise dem Leser zumuten. Man kann dir nur raten, nicht so einzusteigen. Dass die Schlüsselfiguren Schlüsselfiguren sind, kristallisiert sich während der Handlung heraus. So wie du es willst, funktioniert es aller Voraussicht nach nicht.

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Ich fürchte auch, dass das so nicht funktionieren wird.

Acht (!) Kapitel, in denen nichts Besonderes passiert? Vergiss es, das verzeiht keine Leserschaft, nicht mal die von Stephen King ;).
Wie du selbst schon sagst, es ist einfach zu langweilig, denn niemand interessiert sich für irgendwelche Figuren, wenn die nicht in eine interessante und spannende Handlung eingebettet sind.

Wenn ich dir ein Kapitel lang von Frau Meier von nebenan erzähle, wie sie lebt, wo sie arbeitet, wer alles zu ihrer Familie gehört, was ihre Träume sind und all sowas, liegst du nach spätestens fünf Seiten im Tiefschlaf.
Wenn ich aber damit beginne, dass die immer so harmlos wirkende Frau Meier plötzlich in jeder Neumondnacht anfängt, in ihrem Garten seltsam aussehende Gegenstände zu verbuddeln, die verdächtig an überdimensionierte Samenkörner erinnern, sieht die Sache schon anders aus.
Ob Frau Meier da mutierte Cannabispflanzen, blutrünstige Aliens, einen Märchenprinzen oder einfach nur eine neue Kartoffelsorte heranzüchtet, hängt natürlich vom Genre ab ;).

Also: an deiner Stelle würde ich einfach mal anfangen, deine Story mit einem der Protagonisten zu erzählen. Das Hauptgewicht liegt dabei nicht auf der Figur und wie ihr tägliches Leben, ihr Umfeld und so weiter aussieht (denn das interessiert zunächst wirklich niemanden), sondern auf der Handlung, also dem Part, der dafür verantwortlich ist, dass es überhaupt eine Geschichte zu erzählen gibt.
Dann lässt du nach und nach deine weiteren Figuren einfließen, bloß nicht alle auf einmal, der Leser muss sich an jeden einzelnen erst gewöhnen und mit ihm warm werden. Wer davon wo und wann wirklich wichtig wird, wird sich im Lauf der Geschichte zeigen.

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Stell dir vor, du hast ein Date. Das Bild der Datepartnerin hat dich neugierig gemacht. Nun bist du da, aber vor dir sind 9 Türen. Die erste öffnet sich erst, nachdem du dir die Lebensgeschichte ihres Vaters angehört hast. Die zweite erzählt von der Mutter. Die dritte von ihrem Bruder… bei jeder Tür denkst du, dass du sie jetzt endlich siehst. Aber nein… es folgen noch Opa, Oma, beste Freundin, die Lieblingslehrerin, der gemeine Chef… und ab der vierten Tür beißt du dich nur noch durch, weil du schon so weit gekommen bist. Die neunte Tür endlich… keine Story, sie geht einfach auf und du stehst wieder im Freien. Vor dir ein Schild: „Gratuliere! Du hast es geschafft! Das Date ist in einem Jahr, ich muss mich noch vorbereiten.“

Hättest du da noch Lust auf das Date? Oder überhaupt so lange durchgehalten? Ich nicht.

Im Übrigen: Hallo Chevalier. Soviel Zeit sollte sein. Auch wenn sie dir zu fehlen scheint.

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Hallo und willkommen im Forum.

Wie weit bist du denn mit deinem Werk bisher gekommen?

Falls dieses Trilogie-Projekt dein erstes Werk ist, und du noch vor der leeren ersten Seite sitzt und überlegst, wie du am besten einen Anfang schaffen sollst …
… dann ist es meiner Meinung nach eine gute Idee, wenn du für dich die 8 Charaktere in 8 Kapiteln ausarbeitest und vorstellst. So kommst du ins Erzählen deiner Geschichte hinein, lernst deine Protagonisten besser kennen. Vielleicht kannst du Teile davon später sogar in der Rohfassung deines Buchs verwenden (wenn auch nicht als die ersten 8 Kapitel!). Überarbeiten musst du dein Buch sowieso noch x-mal.

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8 Kap. ohne Aufregung ist tendenziös eher langweilig.
Häppchenweise spätere Protagonisten- Einstreuung klingt deutlich besser.
Zu viele Protagonisten erschweren die Leseridentifikation.
Ich erinnere mich an einige Serien mit „vielen“ Protagonisten. Der „13. Paladin-Zyklus“, der „Zyklus von Askir“ ebenso, usw. …
Alle werden nach und nach aufgebaut… und das ist auch gut so. Doch zu lange warten darf man auch nicht. Dann kommen in Rezensionen Kommentare wie „… jetzt hatte ich mich endlich an Grayson Steel und seine Quadriga gewöhnt, und dann treten sie in den Hintergrund. Schade.“
Die Kunst ist eben auch das richtige Timing und … eine immer noch spannende Einführung dieser Charaktere.

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Willkommen im Forum und guten Morgen!
Hat schon jemand geschrieben, dass 8 Kapitel zu viel dafür sein könnten? :wink:

Ich bin da voll bei Corinna. Schreib doch für Dich 8 Charaktereinleitungen, um ein Feeling für die Personen zu entwickeln. Dann siehst Du auch, ob die Figuren funktionieren und Du den Schreibprozess so durchhalten kannst.
Dann ab die Hauptstory und nach und nach die wesentlichen Infos einfließen lassen - vielleicht sogar erst in einer der Überarbeitungen des fertigen Projektes.
Viel Erfolg und viel Spaß!

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Ich glaub, ich hab mich etwas zu undeutlich ausgedrückt: zwar gibt es in diesen Kapiteln schon eine Handlung, allerdings noch keine zu große, besondere. Die Kapiteln werden aber dennoch packend genug sein (hoffe ich zumindest), da das Buch mehr ins Fantasygenre fällt und mein Schreibstil makaber und für die Welt passend ist. In einem der 8 Kapiteln wird zum Beispiel die Vertraute der darin vorkommenden Protagonisten zu Ende des Kapitels erschossen. In einem anderen muss der Protagonist seines Kapitels sich nach dem Ritual seiner Familie prostituierten. Es passiert also schon was, es gibt schon eine einleitende Geschichte, aber natürlich werden vor allem der Hintergrund, die Umstände, etc. beschreiben

Ich glaub, ich hab mich nicht gut genug ausgedrückt: es passiert schon was, es gibt eine Handlung in diesen 8 Kapiteln, allerdings steht die Vorstellung der Charaktere klar im Vordergrund. In einem der Kapitel wird zum Beispiel die Vertraute der darin vorkommenden Protagonistin zu Ende des Kapitels erschossen. In einem anderen muss sich der Hauptcharakter seines Kapitels in der Tradition der Familie prostituierten. Es kommt also schon zu Ereignissen, neben der Vorstellung. Des Weiteren werden diese 8 Einstiegskapitel auch nicht großmächtig lang und ich würde sagen, dass ich gute Einleitungssätze für jedes Kapitel gewählt habe, die skurril und die Stimmung etablierend gut funktionieren. Letztendlich sind es trotzdem noch immer einige Charaktere, aber der Schreibstil und die kleinen „Handlungen“ könnten das Ganze dennoch wiedee auffrischen

Ich versteh schon was du meinst, aber vielleicht könnte das Ganze erträglicher werden, wenn ich eine kurze Handlung in jedes Kapitel flechte, wie ohnehin schon geplant. Neben der Vorstellung der Charaktere, ihrer Umstände, Ziele, etc. wollte ich auch eine kurze Handlung erzählen, die skurril genug ist, um zu fesseln und passend für die Welt und seine Charaktere ist. In einem der 8 Kapitel wird zum Beispiel die Vertraute der darin vorkommenden Protagonisten zu Ende des Kapitels erschossen. In einem anderen muss sich der Hauptcharakter seines Kapitels nach alter Tradition der Familie prostituierten. Des weiteren sind diese Einstiegskapitel nicht großmächtig lang und die ersten paar Einstiegssätze für jedes Kapitel sind meines Erachtens nach packend und keine Standard-„Es war ein schöner Tag“-Sätze. Zuletzt sind es noch immer 8 Charaktere mit 8 Kapiteln, aber der Schreibstil und die besondere Handlung könnte das Ganze etwas lockern

Hey, also ich sehe es wie @Thorvald, viele Charaktere, kein Problem. Funktioniert durchaus. Dazu fallen mir jetzt ebenfalls der 13. Paladin und Askir und Six of crows (Das Lied der Krähen) ein. Mit allen am Anfang würd eich aber vorsichtig sein. Bei 6 of crows ist es so gehandhabt. In Band 1 sind es allerdings 5 Charaktere. Zu 8 ist das aber noch ein Sprung…

Du kannst tun und lassen was Du willst. Du bist der Autor. Du entscheidest.
Die allgemeine Meinung hierzu ist klar. Jetzt musst Du eben selektieren was Dir nützlich erscheint.

Willkommen im Forum by the way

Moin chevalier, wie geht’s ;)) ?

Deine Frage kann nur rein hypothetisch beantwortet werden, da wir über etwas sprechen, was nicht „da“ ist. Vielleicht schaffst du es ja spannend in jedem Kapitel eine Figur vorzustellen. Vielleicht auch nicht? Ist es dein erstes Schreibprojekt oder das x te.
Ich könnte mir vorstellen, dass es schwierig wird das Level hoch zu halten und sich nicht zu verzetteln.

Hallo :slight_smile:
Auch ich schließe mich den Vorrednern an - Deine Erklärung klingt wie acht Kapitel Infodump.
Als Leser möchte ich die Figur innerhalb der Geschichte, am besten in einer Konfliktsituation und ihre Reaktion darauf kennenlernen. Glaubst Du wirklich, der Leser erinnert sich noch an Figur 1 oder 3, wenn er bei Kapitel 9 angekommen ist?

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Es wird sogar recht wenig Infodump - ich glaub,ich hab mich nicht gut genug ausgedrückt. Stattdessen werde ich neben der Vorstellung eine kurze Handlung pro Kapitel erzählen und somit auch einen Einblick in die Umstände der Hauptcharaktere geben, ohne zu viel zu erzählen - also praktisch „show, don’t tell“

Darüber hinaus werden diese Kapitel auch nicht großmächtig lang

Dann mach, wie Du denkst. Viel Erfolg

Ja, da hast du recht. Ich kann noch nicht wissen, wie die Kapitel dann tatsächlich werden - ob sie schlussendlich spannend genug oder schlicht weg einschläfernd sind. Trotzdem glaube ich, dass ich die Kapitel so gestalten kann, dass sie gut genug für einen unterhaltsamen Einstieg werden. In den Geschichten erzähle

Fatal, denn sich auszudrücken, ist doch im Grunde unsere Kernkompetenz. Deine Antworten lassen obendrein darauf schließen, dass du etwas anderes suchst als Rat:

Rat sucht man, weil man seinen Standpunkt bestätigt haben möchte.

William Osler (1849 - 1919), Sir William Osler, kanadischer Mediziner, Physiologe und Medizinhistoriker

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Hallo chevalier

Ich will auch mal meinen Senf dazu geben. Ich denke da sehr ähnlich wie die anderen. 8 verschiedene Chrakter in den ersten 8 Kapiteln? Meiner Meinung nach keine gute Idee. Selbst wenn du kurze interessante Kapitel schreibst, bin ich der Meinung und das bezieht sich jetzt nur auf mich persönlich als Leser, das allerspätestens beim 5ten Schluss wäre. Es sind so unwahrscheinlich viele Namen, Geschichten und Ereignisse, von denen du da (vermutlich) erzählen wirst. Was ich damit sagen will ist, dass 8 verschiedenen Leuten zu folgen schon ansich ziemlich ansprusvoll ist. (Vllt stehe ich damit auch alleine.) Wenn du diese dann alle mit einem Schlag einführst statt vllt über das Buch verteilt, kommt ein ziemlich großer Klumpen bei raus.

Aber hey, ich meine probiere, was DU für richtig hälst. Am Ende ist es eben deine Geschichte. :smiley:
Ich bin jetzt auch nicht der große Autor und kämpfe eben schon mit meinen 2 Hauptcharakteren. ^^

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Die Frage, die ich mir stellen würde: Sind sich alle Figuren ebenbürtig?
Will heißen:
Sind sie alle der Geist der Geschichte? Ohne die es keine Geschichte gäbe. (Protagonist/Antagonist)
Hat die ein oder andere Figur eine tragende Rolle, die den Verlauf der Geschichte beeinflussen kann? (Hauptfigur)
Ist die ein oder andere Figur für die Geschichte wichtig, aber sie hat keinen Einfluss auf den Verlauf? (Nebenfigur)
Könnte die ein oder andere Figur gestrichen werden, ohne dass es auffällt? (Statist)

Um diese Frage zu beantworten, ist eine gute Charakterentwicklung, die ich auch für den Aufbau der Geschichte und zum Erlangen eines Gespürs für die Geschichte nutze, hilfreich.

Käme ich zu der Antwort, dass jeder »meiner 8 Figuren« Protagonist, Antagonist oder Hauptfiguren sind, dann käme es darauf an, wie ich die Geschichte erzählen möchte.
Würde ich jeder Figur am Anfang ein Kapitel geben, bedeutete dies für mich, die Geschichte durchgängig auf diese Art zu erzählen. Abwechselnd die einzelnen Stränge, die sich begegnen und zum Ende aufeinandertreffen.

[quote=«chevalier, post:1, topic:30407, full:true«]

Ich meine, ist die Vorstellung von 8 Charakteren gleich zu Anfang des Buches nicht etwas zu träge, gar langweilig? Ein Buch sollte am besten sofort in die Handlung starten, [/quote]

Deine Befürchtung teile ich per se nicht. Die Geschichte kann durchaus mit Kapitel 1 für Figur A, Kapitel 2 für Figur B … in die Handlung starten. Jede Figur startet in ihre eigene Handlung.
Vorsicht ist vor Infodump geboten:

[quote=«chevalier, post:1, topic:30407, full:true«]
da ich sie nutze, um den Charakter, dessen Leben und Ziele zu etablieren.

Dies könnte, wie schon gesagt, zu langweilig werden oder gar verwirrend sein, mit all den Namen, Hintergründen, etc. [/quote]

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Jap, ich versteh was du meinst. Dem Infodump wollte ich eben aus dem Weg gehen, indem ich…

    • nicht viel zu erzählen hab: das einzige, was ich sonderlich stark erklären werde, sind die Umstände der Charaktere, wo sie leben, in welche Gesellschaftschicht sie gehören. Wer die Eltern sind ist zwar auch wichtig, aber nicht so wichtig, dass ich dieses Themengebiet bis ins Detail erklären würde
    • die Situation der Charaktere durch Ereignisse schildere. Dass einer meiner Charaktere täglich der Prostitution ausgesetzt ist, werde ich zeigen, indem ich einen solchen Abend in seinem Leben im ersten Kapitel beschreibe