Starke weibliche Charaktere

Ja das war auch mein Gedanke. Ich würde Mulan jetzt auch kein transgender unterstellen, nur weil sie sich als Mann verkleidet in die chinesische Armee einschleicht

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Ich habe Georgina nie als Jungen empfunden. Da ich weder kaum je männliche Freunde hatte noch habe, sondern immer nur Mädchen oder Frauen, kann ich an mir keinerlei Jungen-sind-viel-toller-Einstellung entdecken. Nicht die allerkleinste Meinung in der Richtung hatte ich jemals. Ich liebe Frauen über alles und deswegen fällt es mir leicht, aus Sicht einer Frau zu schreiben, mich in Frauen hineinzuversetzen, sie zu verstehen. Und das war nicht nur eine Frau. Deswegen kann ich schwache, starke, alle möglichen Frauen erfinden, mir ausdenken.
Und dass Georgina toll ist und stark, ist nur meine Meinung. Du hast eine andere und wir haben beide dargelegt, warum wir empfinden, wie wir empfinden. Nur lasse ich mir von dir keine Jungs-sind-toller-Einstellung andichten. Die habe ich nicht, die hatte ich nie und die werde ich nie haben.

Das ist eine schöne Begründung. Und versöhnt mich auch mit meinen eigenen, männerlastigen Texten. Anscheinend mag ich Männer einfach. :smiley:
Wenn ich es jetzt noch schaffe, auch Frauen als Charaktere zu schreiben (und nicht nur als Klischee), passt alles.

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Ich meinte, dass es klingt, als wäre dieses die Begründung im Buch, also dass Georg / Georgina denkt und kommuniziert, dass Mädels schwach und scheiße sind und sie deshalb lieber ein Junge sein will. Nicht, dass du so denkst. Ich kenne dich ja gar nicht :slight_smile:

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Warum George lieber ein Junge wäre? Die Erklärung ist uns E. Blyton schuldig geblieben. Ist aber auch logisch, sie hat ja Kinderbücher verfasst. Es ist eben so. Punkt. Kinder brauchen nicht immer für alles eine Erklärung. Aber ich bin sicher, dass nicht viele Leute Georgina als schwach empfunden haben. Darauf muss man erst einmal kommen! Wahrscheinlich muss man dazu in einer anderen Zeit sozialisiert worden sein, siehe @Corinna
42 – 63 ist sogar noch zwei Generationen vor mir. Ich will nicht behaupten, wie man damals hätte sein müssen, um schwach oder stark zu sein. Es gehören immer auch das Umfeld und die Zeit dazu. Und selbst wenn sie eine Jungs-sind-toller-Einstellung hatte, schmälert das in meinen Augen nicht ihre emanzipatorische Leistung. Endlich(!) war da eine Heldin, die ihre Ziele nicht dadurch erreichen musste, dass sie einen auf kleines, unschuldiges und schwaches Weibchen machte! Darauf hat die Welt damals gewartet und Georgina war sicher die Heldin für viele Kinder, männlich oder weiblich.

Das Lustige daran ist, so sehr ich sie damals bewundert habe (habe ich?), so wenig haben mich derart burschikose Frauen später gereizt und angeregt. Wahrscheinlich weil die meisten von Lesben waren und sind. Nein, ich habe nichts gegen Lesben. Ich kenne einige. Aber nur weil ich sie mag, müssen sie mich nicht reizen.

Aus heutiger Sicht (die für einen Sack wie mich völlig abgedreht ist) mag es sein, dass sie sich “falsch” verhalten hat, weil sie bestimmte Verhaltensmuster zementiert(e). Aus damaliger Sicht war ihr Verhalten alternativlos, jedenfalls für eine Elfjährige. Man kann sie nicht mit den politischen Maßstäben von 80 Jahren später messen. Aber zur Zeit wird ja alles umgedreht, verdreht und verboten. Jim Knopfs Lukas. Pipi Langstrumpfs Papa. Struwwelpeter. Viele mehr werden aus dem Kontext gerissen und verfehmt. Als ob mündige Bürger nicht selbst entscheiden könnten, was sie lesen und einordnen. Überhaupt muss heute alles erklärt und eingeordnet werden, weil wir ja zu blöd sind, zu begreifen, warum jemand “Neger” sagt. Sagt er es, weil er einen historischen Kontext beleuchten will? Oder weil er ein Rassist ist? Ich kann so etwas auseinanderhalten. Aber nein, es werden Auslassungspünktchen benutzt! Peinlich, peinlich. Wir werden entmündigt und statt zu protestieren, betteln viele von uns geradezu, entmündigt zu werden.

Wofür ist die Gesellschaft noch nicht bereit? Dass nur noch über Frauen geschrieben werden darf? Dass über Frauen nur in einer bestimmten Weise geschrieben werden darf? Oder Frauen nur über Frauen schreiben dürfen?

Du schreibst Hermine ist „eine kleine Besserwisserin und Streberin“. In einem anderen Narrativ würde man sie als intelligent, zielstrebig und karrierebewusst beschreiben. Sie symbolisiert die eher rationale Sicht auf die Dinge, planhaftes Vorgehen, während Harry und Ron eher impulsiv handeln. Was ist daran verwerflich?

Und zum Thema es wird lieber über Jungen/Männer geschrieben als über Mädchen/Frauen: Schau dir eine beliebige Bestsellerliste deiner Wahl an. In der Mehrheit der aufgeführten Romane geht es um Frauen. Wenn ein Mann der Protagonist ist, muss trotzdem immer ein „starker“, weiblicher Charakter mitspielen, der fast schon übertrieben positiv dargestellt wird. Kann alles, macht alles und fehlerfrei. Von einer Unterrepräsentanz weiblicher Charaktere sehe ich hier nichts. Auch die mittlerweile reflexartige Unterstellung gewisser politischer oder moralischer Absichten, die angeblich hinter einer Geschichte stecken, geht mir auf den Zeiger. Manchmal ist eine Hexe einfach nur eine Hexe, weil sie für die Geschichte notwendig ist und weder Ausdruck eines misogynen Frauenbildes, noch eine Hommage an die weisen Frauen. Manchmal habe ich den Eindruck, es geht gar nicht darum, alte Rollen und Stereotypen aufzubrechen, sondern einfach nur darum, sie durch neue zu ersetzen.

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Ergänzend zu @RalfG
Die meisten Leser sind Frauen und die meisten Autoren sind Frauen. Jetzt muss man sich schon sehr verbiegen, um daran noch eine Männerdominanz zu erkennen. Das gelingt mühelos, indem man Geschlechtsgenossinnen diffamiert weil man behauptet, sie würden schreiben wie Männer. Damit die ihre Dominanz nicht verlieren. Merkt ihr noch was?

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Wenn man solche Aussagen mit einer solchen Überzeugung tätigt, dann würde ich doch gerne die Statistiken dazu sehen - und zwar nicht nur im Bereich Romanzen.

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Und das ist genau richtig so!

Oh My! Ich will nicht, dass Kinder mit den gleichen stereotypen rasisstischen Rollenbildern aufwachsen, wie ich es bin, als wir in den Neunzigern noch fröhlich ‘Wer hat Angst vorm schwarzen Mann gespielt haben’ und Lieder vom ‘König aus Afrika’ gesungen haben, der ganz klischeebehaftet eine witzige Kopfbedeckung und lächerliche Ohrringe getragen hat.
Ich will, dass die junge Generation es besser macht, dass es nachfolgende Generationen besser machen und dass kein einziges derer Kindeskinder wegen des jeweiligen Geschlechts, der Sexualität, der Hautfarbe oder Rasse diskriminiert werden. Das geht nur, wenn man ein Bewusstsein dafür schafft, wenn man anfängt, ein bestehendes Bild zu verändern und weil wir Menschen von Zeit zu Zeit bequem und furchtbar unreflektiert sind, ist es notwendig, dass sich manch schlaue Leute Gedanken machen, wie man dieses Thema in die Gesellschaft bringt. Und dazu gehört für mich in jedem Fall auch Klassiker der heutigen Zeit anzupassen und offenkundig rassistische Worte durch politisch korrekte zu ersetzen. Ich selbst habe unbewusst Musik von Künstlern konsumiert, die frauenfeindlich war oder rassistische Texte hatte. Mir war das nicht bewusst, bis ich von einem sehr guten und sehr schlauen Freund darauf angesprochen wurde. Seither setze ich mich mit den Dingen, die ich konsumiere auseinander, denn jetzt, wo mir das bewusst ist, bin ich auch in der Verantwortung. Und dann will ich die Dinge nicht in einen kulturellen oder historischen Zusammenhang setzen, sondern ich will das dann einfach nicht.
Wenn ich protestiere, dann nicht für Stillstand sondern für Veränderung. Wir sind eine aufgeklärte, fortschrittliche Gesellschaft, da hat man Verantwortung, jeder von uns.

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Obwohl ich dir in den Grundsätzen zustimme, ist und bleibt es eine Verfälschung der Originale und das ist meiner Ansicht nach inakzeptabel.
Für neue Werke kann man das durchaus anders beurteilen. Die alten Werke könnten zudem dazu dienen, zu zeigen, wie es eben nicht mehr zeitgemäß ist.

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Ich finde: Alte Literatur sollte man auf jeden Fall so stehen lassen, wie sie ist.
Diese Bücher gehören in eine bestimmte Zeit und sind, wenn man so will, historische und künstlerische Werke.
Ich finde es inakzeptabel und die Ergebnisse meist grauenhaft und absolut nicht mehr lesenswert, wenn Literatur nachträglich “verbessert” oder “angepasst” wird.
Beispielsweise hatte ich mal eine DDR-Version von Johanna Spyris “Heidi” in der Hand, aus der sämtliche religiösen Bezüge und alles, was mit Schulunterricht zu tun hatte, entfernt worden waren.
Huh, ich glaube, ich persönlich finde Bücher zu verbrennen immerhin ehrlicher, als Bücher umzuschreiben und zu vermurksen.

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Beim Umschreiben leugnet man ja auch irgendwie die Fehler der Zeit. Gerade Literatur ist doch wichtig, um zu lernen, die Welt kritisch zu betrachten. Wie kann man lernen, wenn man Unliebsames aus der Vergangenheit ausmerzt?

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Daaas … geht mir dann doch arg weit weg vom eigentlichen Thema. Ich würde sagen, es ist sehr viel zu starken weiblichen Charakteren gesagt, und zum abgewandelten Thema haben Vanessa einerseits und Corinna und Suse andererseits auch interessante Beleuchtungen gebracht, bei denen wir es gut sein lassen sollten.

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