Spiegelkinder - der Anfang. Bitte zerlegen!

So, wie @jcl das gemacht hat, finde ich das völlig in Ordnung: Das Zitat von ChatGPT ist deutlich von seinem eigenen Text abgegrenzt und vor dieser Passage eindeutig als KI-Text gekennzeichnet. So kann jeder entscheiden, ob er das lesen will oder nicht.
Die zweite Frage wäre natürlich, ob Yoro damit einverstanden ist, dass die KI mit ihrem Text „gefüttert“ wird, aber die KI durchsucht sowieso das gesamte Internet und greift fröhlich auf alle Texte zu, also macht das im Grunde wohl keinen Unterschied.

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Ich finde, das Thema ist ausgelutscht. Fuxx hat sich über mich wegen des Themas geärgert. Alle, die KI gut finden, scheinen das jedoch an jeder Ecke anbringen zu müssen.
Ich finde auch, wenn jemand nach Kritik/Einschätzung fragt, dann sollte die eigene Meinung zum Tragen kommen, nicht die von einer dritten Partei, wer immer das auch sein mag.
Was ChatGPT über Yoros Text zum Besten gibt, kann sie selbst ausprobieren. Was die Forianer von ihrem Text denken, können dahingegen nur die Forianer persönlich beitragen.

Ich freue mich auf Yoros bearbeiteten Text.

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Dann kommt hier die überarbeitete Version. Sie ist ein ganzes Stück länger, ich habe versucht, die Stimmung besser rüberzubringen, ein paar weitere Spuren zu legen und lauter solche Sachen halt ;).
Was meint ihr, ist es jetzt zu lang? Und wie gefällts euch so?

Kein Problem, ich hab keine Angst vor der KI, auch nicht davor, dass sie mir meinen Text klauen könnte. Die KI-Einschätzung fand ich tatsächlich motivierend, aber das ersetzt keinesfalls die persönlichen Meinungen, die ich hier bekomme.

Aber weiter zum Text:


Geschafft, endlich Ferien. Wurde auch allerhöchste Zeit! Ein weiteres Jahr in diesem Dreckloch namens Schule überstanden, bleibt noch eines übrig, ein allerletztes. Wird sicher wieder der blanke Horror, aber was solls, die nächsten Wochen habe ich erst mal Ruhe.
Hannah rekelte sich wohlig in der blütenweißen Bettwäsche und überlegte, ob sie aufstehen oder lieber zurück in ihren Traum abtauchen sollte, als sie den Brief entdeckte. Harmlos und eher unauffällig lehnte er am Wecker auf ihrem Nachttisch, verdeckte das Zahlenfeld und war mit Sicherheit am Abend zuvor noch nicht da gewesen.

Oh Gott, ich habe doch nicht etwa …
Sie sprang aus dem Bett und rannte zum Fenster.
… vergessen, es zu verriegeln? … Grundgütiger, was da alles reingekommen sein … wie konnte ich nur so nachlässig …
Ein probeweises Rütteln am Griff zeigte, dass sie nicht geschlampt hatte, er war definitiv verschlossen, genauso wie die Tür, die sie zur Sicherheit gleich mit kontrollierte. Hannah atmete auf, doch dann begriff sie, dass damit auch die naheliegendste Erklärung für den Umschlag wegfiel. Mit einem Mal wirkte die morgendliche Stille bedrohlich, und die Kühle des Sommermorgens könnte genau so gut aus einer ihrer Rollenspiel–Grüfte herübergequollen sein, die dort ständig zum Einsatz kamen.

Unmöglich, alles ist zu, dachte Hannah zum bestimmt zehnten Mal. Selbst wenn nicht, ich wäre sofort aufgewacht, sobald jemand auch nur die Klinke heruntergedrückt hätte. Also wie? Mensch, das ist echt spooky!
Ein prüfender Blick einmal im Kreis herum: der weiße Schreibtisch, davor der genauso weiße Stuhl, Schrank, Bett, Bücherregal und der hellgraue Teppich – alles an seinem Platz, alles wie immer perfekt aufgeräumt und makellos sauber. Der einzige Störfaktor war der geheimnisvolle Brief.

Unschlüssig drehte sie ihn zwischen den Fingern. Wo kommt der bloß her – und was ist da drinne? Plastiksprengstoff? Hundekacke? Ebolaviren? Gibts noch was Schlimmeres? Na gut, wenigstens sieht er nicht bösartig aus.
Tatsächlich war es ein cremefarbener Umschlag, der edel und teuer wirkte; er trug keine Marke und war in tintenblauen Lettern an sie adressiert.

Eine persönliche Nachricht? Auf Papier? Sie schüttelte den Kopf. Leute, echt jetzt, wir schreiben das digitale Zeitalter, eine Mail hätte es auch getan – und mich nicht halb so sehr erschreckt.

Dann nahm sie ihren Mut zusammen und riss den Umschlag auf. Im Inneren fand sich ein farblich passendes Kärtchen aus dünnem Karton, beschrieben mit wenigen Zeilen:

Heute um 10 Uhr 53 in der Villa zum vergessenen Pfad, sei pünktlich auf die Minute, erzähle es niemandem. Es wird dein Leben verändern und meines retten, garantiert. Kommst du nicht, werden dir die Konsequenzen nicht gefallen. Schätzchen kann sich drauf verlassen

Die Unterschrift lautete ‚Hannah‘ und war, genau wie die Nachricht, in ihrer eigenen Handschrift verfasst.
»Das ist jetzt nicht mehr witzig«, flüsterte sie, während ihr Unbehagen mit einem Schlag in eisigen Schrecken umschlug.

Die Sache mit ihrer unverwechselbar persönlichen ‚Klaue‘, die kaum jemand entziffern, geschweige denn, so täuschend echt nachmachen konnte, war schon beunruhigend genug, viel schlimmer wog allerdings der Spruch am Ende: ‚Schätzchen kann sich drauf verlassen‘.
Das hatte ihr Vater immer gesagt, wenn er ihr etwas in Aussicht gestellt und sie deswegen ständig nachgequengelt hatte. Bis heute verwendete sie diesen Satz gerne als eine Art Versicherung, wenn sie sich wegen irgendetwas selbst Mut machen musste. Nur eine Marotte, weder bedeutsam noch bemerkenswert – doch außer ihr wusste niemand davon, nicht einmal ihr Tagebuch.

Es fühlte sich an, als wäre etwas zutiefst Intimes, etwas, was nur ihr allein gehörte, brutal ans Licht gezerrt worden. Ihre Hände begannen zu zittern und der Brief fiel zu Boden. Sofort hob sie ihn wieder auf und platzierte ihn rechtwinklig auf ihrem Schreibtisch, nicht, dass dieses verdammte Ding noch mehr Unordnung in ihrem Reich verbreitete. Und wie so oft war genau das die Reaktion, die den beginnenden Panikfluss zuverlässig eindämmte.

So, du reißt dich jetzt zusammen, atmest tief durch und denkst logisch. Es ist nur ein blöder Brief, der tut dir nichts. OK, das Ganze klingt ziemlich heftig, aber nur weil man nicht sofort eine Erklärung findet, muss man nicht gleich durchdrehen. Es wird sich sicher aufklären, Schätzchen kann sich drauf verlassen. Alles klar?

In diesem Moment fiel ein Sonnenstrahl durch ihr Zimmer, auf den Schreibtisch und ließ den Brief regelrecht erstrahlen.
Na, wenn das kein Zeichen war! Genau so etwas fungierte in ihren Rollenspielen als beliebter Kniff, der immer eine wichtige Bedeutung hatte …

Hannah schlug sich vor die Stirn. Ich kompletter Intelligenzallergiker, dass ich da nicht gleich drauf gekommen bin! Dieser völlig unerklärliche Aufbau mit übersinnlichem Touch, genialer gehts doch gar nicht. Das ist so bekloppt, das kann nur zu einem Spiel gehören.

Welch ein herrliches Gefühl, wenn Angst der Erleichterung Platz machte. Das Ganze war nichts anderes als der sehnlichst erwartete Start in ihr geplantes Mystery – Ferienrollenspiel, über das sich der Club schon seit Wochen so verzweifelt wie erfolglos das Hirn zermarterte. Keinem von ihnen war bis jetzt ein brauchbares Setting eingefallen, doch wie es aussah, hatte endlich jemand einen richtig genialen Geistesblitz gehabt.

So was Abgefahrenes war echt noch nie da! Hannah seufzte. Warum fallen eigentlich immer nur den anderen die tollen Sachen ein und niemals mir? Jedenfalls, auf die Lösung dieser Magie-Nummer bin ich mehr als gespannt.

Ihr kleiner Neidanfall verpuffte sofort wieder und wich der Erwartung, die Idee war ein absolutes Highlight, rundherum spannend und originell. Allerdings, wenn sie ganz ehrlich war, auch verdammt gruselig.

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Gefällt mir besser als die erste Version.

Zwei Kleinigkeiten möchte ich anmerken:

Ich persönlich würde erst die Tür und dann das Fenster kontrollieren. Aber vielleicht ist Hannah da anders.

Widersprechen sich folgende Sätze nicht ein wenig?

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Wenn ein einzelner Briefumschlag auf dem Nachttisch als „Unordnung“ angesehen wird, stelle ich mir eine zwanghaft ordentliche Person vor. Deshalb passt das für mich gut zusammen und charakterisiert die Protagonistin. An diesen Textstellen angekommen, wurde auch die „blütenweiße“ Bettwäsche für mich logisch, ein Adjektiv, das ich zunächst als irgendwie störend und fehl am Platze empfunden hatte.

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Gefällt mir jetzt besser. Die Geschichte hat jetzt schon mehr Fleisch. Allerdings kommt mir Hannah immer noch fröhlich und selbstbewusst vor.

Wenn jemand zwanghaft, ich verstehe es so, die Kontrolle behalten will, reißt er dann nach nur kurzem Überlegen den Umschlag auf? Vor allem, wenn eklige oder gefährliche Dinge erwartet werden? Zieht man da nicht vielleicht Handschuhe an oder die Ärmel über die Hände oder schmeißt das Ding mit der Zange aus dem Fenster oder bittet einen Freund um Beistand?

Oder ist das mit den Ebolaviren etc nur spaßig gemeint, dann macht das wiederum Sinn. Dann kommt aber ein fröhliches Mädchen zum Vorschein.

Hier hakt es für mich.

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Genau so isses :slight_smile:

Ha - Mist, aber deine Argumente sind nicht von der Hand zu weisen. Hannah war im Grunde ein fröhlicher Charakter, bis … nun ja, etwas passiert ist. Es geht bei ihr nicht primär um Kontrolle, sondern um etwas anderes, was ich aber in seinem vollen Ausmaß nicht schon auf den ersten drei Seiten entwickeln möchte. Das mit den Handschuhen ist eine super Idee, ich denke, damit kriege ich den Bogen geschlagen.

Vielen lieben Dank euch allen!

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Wie sieht’s denn inzwischen bei deinem Projekt aus ? Irgendwie musste ich manchmal dran denken. Es klang vielversprechend.

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Servus,

ich fand deine Geschichte super spannend, besonders der Brief! Der hat mich direkt neugierig gemacht und hat echt Potenzial, …

Hannah ist eine interessante Figur, aber ich war mir manchmal nicht ganz sicher, wie alt sie eigentlich ist.
An manchen Stellen wirkt sie wie ein typischer Teenager, an anderen denkt sie sehr erwachsen. Vielleicht könntest du da noch etwas klarer werden. Zum Beispiel hier … Hannah,
es wirkte für mich etwas zu erwachsen für ihr Alter…

Die Idee mit David Copperfield verstehe ich, aber ich glaube, Jugendliche würden heute eher sagen „Das ist ja voll die Stranger-Things Nummer!“ oder so was in die Richtung. :wink:

Was mir noch aufgefallen ist: Hannahs Reaktion auf den Brief könnte noch etwas stärker herausgearbeitet werden. Ist sie total geschockt („Alter, was ist das denn jetzt?!“) oder eher nachdenklich („Das ganze macht irgendwie Sinn und auch wieder nicht.“)?

Ich bin gespannt, wie es weitergeht und freue mich schon auf die nächste Version!

Liebe Grüße aus Wien :love_letter:

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Es geht voran, aber langsam, weil ich parallel noch etwas Anderes in Arbeit habe.
Aber wenn da schon Nachfragen kommen, sollte ich wohl endlich … danke dir auf jeden Fall für den Anstupser!

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Das kenne ich. So viele Ideen und so wenig Zeit.
Ich fand deine Idee spannend. Mal sehen, ob du noch mal was einstellst.

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Dann kommt hier die andere Hälfte des Kapitels. Bisher hat Hannah noch Handschuhe zum Öffnen des Briefes angezogen, ansonsten habe ich nichts verändert.
Und ich hab einige mehr Absätze eingefügt, weil die Forensoftware ja keinen Erstzeileneinzug kennt.
Also dann, weiter gehts:


Sie gähnte und warf einen Blick auf die Uhr, 8:37. Ihre liebste Tageszeit. Alles war still und friedlich, so früh am Morgen wurden die Geräusche der Natur noch nicht von denen der Zivilisation überdeckt.

Das Bett war bereits gemacht, jetzt holte sie sich frische Sachen aus dem Kleiderschrank und ging in ihr kleines Bad. Fünf Minuten Zähneputzen, Mundspülung, Zahnseide, dann ab unter die Dusche. Antibakterielle Waschlotion, zweimal alles gründlich abschrubben, Haare waschen, Spülung, fertig. Trockenrubbeln, eincremen, anziehen, anschließend das Bad wieder auf Vordermann bringen, Klamotten zum Wechseln plus das Handy in ihren Rucksack werfen und sie war hier oben startklar. 9:14, nach wie vor bewegte sich alles im grünen Bereich.

Hannah huschte die Treppe hinunter, wobei sie mit jahrelanger Routine die beiden knarrender Stufen übersprang. Nicht dass ihre Mutter aufwachte. Diese Gefahr war zwar gering, Doris Edwards hatte einen festen Schlaf und war, im Gegensatz zu ihrer Tochter, alles andere als ein Morgenmensch, aber man konnte niemals vorsichtig genug sein, egal auf welchem Gebiet.

In der Küche schnitt sie eine großzügige Menge Brotscheiben herunter und belegte Sandwiches. Nicht nur für sich selbst, von den anderen schien ganz besonders Mayryam ständig hungrig zu sein und Hannah fragte sich nicht zum ersten Mal, wo die überschlanke May solche Mengen hinfutterte.
Danach spülte sie sorgfältig sämtliches verwendetes Geschirr und Besteck und räumte alles an seinen Platz. Zur Sicherheit wischte sie auch noch den Boden. Ein letzter Kontrollblick nach vergessenen Krümeln, Pfützen aus dem Essiggurkenglas und solchen Sachen überzeugte sie dann vom makellosen Zustand der Küche.

9:58, langsam sollte sie los, die Villa lag am entgegengesetzten Ende des Städtchens und dort etwas außerhalb. Mit dem Fahrrad war das gut in einer halben Stunde zu schaffen, wenn man sich Zeit ließ.
Vielleicht vorher noch Lil anrufen? Sie hielt das Handy bereits in der Hand, dann erinnerte sie sich an die Anweisung im Brief: erzähle es niemandem.
Nicht Mal meiner besten Freundin? Grundgütiger, so viel Geheimnistuerei ist doch echt nicht nötig. Aber bitte, wenns denn sein muss …
Hannah packte das Handy wieder in den Rucksack. Egal, Lil war sicher auch eingeladen und sie konnten genauso gut dort alles besprechen. Was wäre ich schließlich ohne sie?

**
Wenn man Hannah und Lil zusammen sah, würde niemand drauf kommen, dass sie die allerbesten Freundinnen waren.
Es war irgendwann in der siebten oder achten Klasse passiert, während der großen Pause auf dem Mädchenklo. Hannah war damit beschäftigt gewesen, einen hässlichen Tintenfleck aus ihrer Bluse zu waschen, als eine schmuddelige Gestalt hereingeschlurft kam. Zerrissene Kleidung, alles in Schwarz, dazu diese klobigen Springerstiefel und ein Haarschopf, der mit Gel zu abschreckenden Igelstacheln frisiert war. Eine Schande, wie konnte man sich nur so gehen lassen! Sie gingen zwar in dieselbe Klasse, hatten aber noch nie ein Wort miteinander gewechselt, Lilian, oder Lilly, oder wie auch immer sie heißen mochte, Hannah machte stets einen größtmöglichen Bogen um sie.
Das Unverständlichste daran war jedoch, dass diese durch und durch unattraktive Erscheinung eigentlich außergewöhnlich hübsch wäre, wenn sie sich nur etwas Mühe geben würde.

Aus welchen Gründen auch immer war diesmal für Hannah ein Limit erreicht und sie konnte nicht mehr an sich halten: »Sag mal, bewohnst du eine Mülltonne, oder warum sonst läufst du so herum? Du weißt schon, dass das total unhygienisch ist, oder?«
Mit dem darauffolgenden Blick hätte man die Wasserleitung vereisen können. »Pass auf, Goldstück, ich sage nichts zu deinem bescheuerten Sauberkeitsfimmel, wenn du mich mit meinem Aussehen in Ruhe lässt. Klar soweit?«

Hannah schluckte und zögerte ganz kurz, denn etwas in ihrem Verstand hatte gerade ‘klick’ gemacht. Sollte es möglich sein … »Deal«, sagte sie dann und streckte der anderen die Hand entgegen, von der noch der Seifenschaum tropfte. »Ich bin Hannah, und du?«
»Lil.« Das Mädchen in Schwarz erwiderte den Händedruck, viel zu perplex, um es zu ignorieren, dann wagte sie ein schüchternes Lächeln. »Es bleibt dabei, keine Fragen, was unser … Anderssein angeht?«
»Keine Fragen, kannst dich drauf verlassen«, bekräftigte Hannah.
Was auch immer Lil dazu trieb, sich selbst so zu verunstalten, es gab dafür mit Sicherheit einen Grund, anderenfalls wäre es für sie kein Tabu-Thema gewesen. Und mit solchen kannte Hannah sich besser aus, als ihr lieb war.
»Wir haben wohl beide nicht viele Freunde, oder?« Lil tastete sich voran wie auf einem Minenfeld.
»Ich habe gar keine«, gestand Hannah. »Jedenfalls keine engen.«
»Ja, die reden alle zu viel, und sie stellen viel zu viele Fragen.«
»Du sagst es!«

Die Mädchen sahen sich an und lächelten, sie teilten ein Einverständnis, das keiner Worte bedurfte. Lils Schmuddelklamotten waren mit einem Mal genauso unwichtig wie Hannahs Sauberkeitswahn, sie hatten vielmehr beide etwas gewonnen, was alles andere auf- und überwog.
Seitdem hielt ihre Freundschaft und war für sie eine Zeit lang das Einzige, was ihnen Halt und Trost gab. Später, als die Gruppe größer wurde, weitete sich dieser Zusammenhalt auf die anderen Mitglieder aus.

**
Lil wird ganz sicher da sein, genauso wie der Rest der Truppe, redete sich Hannah Mut zu, während sie ihr Fahrrad aus der Garage holte. Wirklich geheuer war ihr die Aktion nach wie vor nicht, aber sie würde auf gar keinen Fall der Spielverderber sein.
Ich bin halt der geborene Angsthase, dachte sie wieder einmal. Ein Glück, dass wir den Club haben!

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Schön, wieder einen weiteren Teil zu lesen. Mit Mayryam, kommt wieder ein gespiegelter Name ins Spiel. Auch der persönliche Gegensatz der Freundinnen Hannah und Lil hat so etwas. Ein Kontrastprogramm. Ich bin gespannt was sie in der Villa erwartet. Wer oder was?
Was ist deine Zielgruppe bei diesem Projekt?

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Hey :slight_smile: Bisher lässt es sich gut lesen. Es gibt allerdings (bis auf den Brief und dem geöffneten Fenster) keinerlei Andeutung, dass es irgendwann gruselig wird. Es könne auch ein fröhlicher Sommerroman werden :wink:

Ich bin ein Freund des subtilen Umgebungsgrusels - d.h alltägliche Begebenheiten haben plötzlich eine unheimliche Bedeutung bzw. eine „Hineindeutung“.
Bisher wirkt dein Charakter „unerschrocken“ (Oh, Plastiksprengstoff, Ebolaviren, nein nur ein Brief!) Was durchaus okay ist.

Umgebungsgrusel lässt sich gut mit Gefühlen und das Hineininterpretieren von Ahnungen machen.
(Spontanbeispiel: Sie ging zum Schuppen, weil dort ihr Fahrrad stand. Die alte gammelige Holztür klemmte. Anfassen würde sie die nicht! Mit einem Kniestoß ließ sie sich zum Öffnen überreden. „Na toll, Hose dreckig!“ Sie starrte einen Augenblick lang auf den staubigen Fleck als hätte sie sich mit etwas angesteckt. Dann schob den Gedanken zur Seite. Im Schuppen war es dunkel und ihr Fahrrad stand dort hinten im Schatten.
Hatte sie es so weit hinten hineingerollt? Irgendetwas an der Dunkelheit beunruhigte sie. Sie verwarf den Gedanken. So ein Unsinn! Beherzt griff sie das Rad und schob es hinaus ins Licht ins Freie. Sie stieg aufs Fahrrad und die Kette knackte bedrohlich. ‚Krack‘, Die Kette sprang aus der Gangschaltung. Was stimmte nur nicht? Es war als wollte eine höhere Macht sie daran hindern zur Villa zur gelangen. Der Gedanke war natürlich absurd! Aber vielleicht sollte sie tatsächlich nochmal darüber nachdenken und lieber nicht gehen?
Sollte sie Lil anrufen, um sie um Rat fragen? Oder das alte Mountainbike nehmen, das gefühlt niemanden gehörte und schon immer im Schuppen stand. Hm.

usw.

Ich bin übrigens kein Freund von Rückblenden. Meist will man wissen, wie es jetzt weitergeht, während man lesen muss, wie sich die beiden kennen gelernt haben. Du hast es natürlich witzig und kurz beschrieben. Ansonsten zerlege ich Rückblenden gerne in kurzen Gedankenschnipseln, wenn die Person tatsächlich getroffen wird. (Das war Lil, meine beste Freundin mit den Irokesenschnitt. Ich erinnerte mich noch genau, wie sie gestarrt hatte, als die Frage „Ist das eigentlich hygenisch?“ aus mir herausgeplatzt war. )

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Oh oh oh! Das kriegt einen Drive mit den drei Mädels, der mir schon jetzt besonders gut gefällt. Es liest sich ausnehmend zügig, schlüssig und spannend. Und dein Vorhaben Horror ohne Blut zu schreiben, gelingt schon jetzt, denn ganz offensichtlich bist du vom Fach oder hast sehr eingehend über neurotische Zustandsbilder recherchiert (ich tippe mal auf F42, F50 und F60.2 bei den dreien) und bringst das nun äusserst sensibel in die Story ein. Chapeau!
Ich persönlich freue mich auch auf die (notwendigen!) Rückblenden in die Vorgeschichte des Kleeblatts.
Ein kleiner Tipp noch, @Yoro: Such dir ne viffe 17jährige in deinem Umfeld und lass sie Kapitel für Kapitel mitlesen - gerade hinsichtlich der Jugendsprache. Ich mach das bei meinen Hurenkindern auch so, und echt: ohne meine Nachbarin Carola (16) stünde ich ziemlich blöd da.

(Btw: Gerne würde ich mich mit dir auch per PN zu unser beider Projekte austauschen Ich glaube wir schreiben ziemlich ähnliche Stories, nur in unterschiedlichen Genres. Wann immer du Lust und Zeit hast)

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Auch hier wieder vielen lieben Dank für eure Kommentare, ich weiß sie sehr zu schätzen!

@EffEss Ich denke, ich kann es unter all age laufen lassen, so richtige ‚Ekelelemente‘ wird es ja nicht bekommen. Aber mal sehen, wie es ausschaut, wenns fertig ist.

Ich meine, das ist jetzt Ansichtssache, aber nach fröhlichem Sommerroman klingt der Anfang für mich nicht, dazu wurden schon zu viele Konflikte aufgeworfen.

Mit Umgebungsgrusel möchte ich hier im Vorfeld noch nicht arbeiten, das würde nicht zum eigentlichen Thema passen. Davon kommt dann später so einiges. Aber mal sehen, vielleicht doch den einen oder anderen stimmungsmäßigen Grusel - Appetizer einbauen … :thinking: Ich werds einfach mal austesten, danke für den Tip.

Verstehe ich, geht mir normalerweise ählich, aber in diesem Fall ist das Buch leider nichts für dich. Ohne Rückblenden läuft hier die ganze Story nämlich nicht, in denen ich so nach und nach die speziellen Probleme der Hauptfiguren, die allesamt in der Vergangenheit liegen, entwickeln muss.

Ein sprachloses Dankeschön für so viel Lob!
Von medizinischen Dingen hab ich zwar einige Ahnung, richtig vom Fach bin ich aber nicht. Mit der Recherche hast du recht, gerade der ICD-10 Katalog ist bei solchen Themen immens hilfreich. (Mit F50 und auch mit F60.2 liegst du übrigens völlig daneben, das geht hier in eine ganz andere Richtung. Kann man so früh im Text aber weder wissen noch ahnen. F42 trifft dafür absolut zu.)
Und das Figurenkleeblatt wird ein Sextett, wenn dann alle da sind.

Eine 17 Jährige hab ich leider nicht in der Nachbarschaft oder dem Bekanntenkreis, die Kids hier sind entweder jünger oder älter (und damit keine Kids mehr). Die Idee ist aber sehr gut, ich schaue mal, ob sich nicht doch jemand findet.

Wir können uns sehr gerne auch per PN austauschen, aber wie gesagt, ich bin auf diesem Gebiet kein Fachmann.

Wenn ihr wollt, poste ich noch ein weiteres Kapitel, mehr gibts dann aber nicht ;).

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Hallo Yoro,
das würde ich gerne lesen :grinning:

Ich frage mich eh, wie „ihr“ es damit haltet, ausschnittsweise, hier zu „veröffentlichen“ .?.
Gilt der Text dann nicht als verbrannt? …
Gab es wohl schon als Thema - war aber, soweit ich es erinnere schon recht alt. Nur, was wird sich groß geändert haben …

Man liest meine Unsicherheit heraus, hier nach Kritik zu fragen.

Oder weißt du jetzt schon, dass du selber veröffentlichst usw.?

Einen lieben Gruß :fairy::sparkles:

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Klar, gerne. Ich finde es auch immer schön, etwas zu lesen.

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@Kick das kann hier jeder halten, wie er möchte.
Mehr als zwei Kapitel gebe ich nicht heraus, das ist weniger, als es in der (kostenlosen) Leseprobe bei Amazon wäre. Und ja, ich gehe von Vornherein ins Selfpublishing, in meinen Augen überwiegen da mittlerweile die Vorteile gegenüber einem Verlag.

Dann also hier Kapitel 2:


2. Natan

Ein Brief? Für mich? Ach nee, wie originell. Selbst als Werbegag ist die Idee ja so was von ausgelutscht. Natan warf einen gelangweilten Blick auf den Umschlag. Komisch, der Postbote erscheint samstags nicht vor elf Uhr, also, wo kommt das Ding eigentlich her?

Das Kuvert lag zuoberst auf einem unübersichtlichen Stapel, der sich aus Papieren, einem eingetrockneten Butterbrot und weiteren undefinierbaren Elementen zusammensetzte. Alles in diesem Haufen wies die unterschiedlichsten Stadien von zerknautsch, zerknüllt oder angeschmuddelt auf, der Brief bildete da eine erstaunliche Ausnahme und fiel deswegen sofort ins Auge.
Na gut, wenn er sich so aufdrängt, schauen wirs uns halt mal an.

Natan wollte ihn schon auffleddern, als er stockte. Nicht wegen der teuren Aufmachung, dem schweren Papier oder der handschriftlichen Adresse, es war vielmehr der Absender, bei dem sein Herzschlag erst einen Moment aussetzte und dann zu rasen begann: Hannah.
Hannah hat mir geschrieben? Ich glaubs nicht! Wenn sie sich so viel Mühe macht und statt einer normalen Mail so ein Papierdingens schickt, das muss das doch was bedeuten. Vielleicht … oh Wahnsinn, ich hätte nie gedacht, dass …
In Windeseile überflog er die wenigen Zeilen – und die Enttäuschung schlug zu wie ein brutal geführter Vorschlaghammer.
Na klar, wäre ja auch zu schön gewesen … selber Schuld, was machst du dir auch immer wieder so dämliche Hoffnungen!

Es war ohnehin schwer vorstellbar, dass ein Klassemädchen wie Hannah ihn überhaupt als Freund betrachtete, zu glauben, dass daraus mehr werden könnte, war ungefähr so aussichtsreich wie das Erreichen des Weltfriedens.
Traurig, aber man sollte dankbar sein für das, was man hatte.

Mit leisem Lächeln dachte Natan zurück an den Tag, als auf der Hauptstraße die Ampelanlage ausgefallen war, er auf die gegenüberliegende Seite gemusst – und es nicht hinüber geschafft hatte. Blechungetüme in allen Größen waren ohne Unterbrechung an ihm vorüber gedonnert, er hatte schon umdrehen und einen anderen Weg nehmen wollen, als ihn jemand angesprochen hatte: »Sag mal, traust du dich etwa nicht über die Straße?«
Hinter ihm standen zwei Mädchen, ungefähr in seinem Alter, die ihn interessiert musterten. Hannah und Lil, aber das wusste er zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht. Er kannte sie lediglich vom Sehen, sie gingen in seine Parallelklasse und schienen immer gemeinsam unterwegs zu sein.
»Ach was, ich komme schon klar«, hatte er gemurmelt.
»Sieht aber nicht so aus«, hatte die eine gesagt, die mit den kastanienbraunen Haaren und dem netten Lächeln.
»Also, was ist dein Problem?« Das war die andere, die aussah wie ein zu jung geratener Punkrocker aus den 70er-Jahren. Trotz abschreckender Optik klang auch sie nicht unfreundlich.
»Ach Mensch, frag nicht!« Natan hatte nicht die allergeringste Lust gehabt, irgendwelchen wildfremden Tussen die ganze Sache zu erklären, doch ihre Reaktion war völlig anders ausgefallen als erwartet. Statt dümmlichem Gekicher hatten sie sich gegenseitig angeschaut, kurz genickt – und ihn dann eingeladen, mit ihnen zusammen im Park einen Hotdog essen zu gehen. Das war schon verrückt genug gewesen und normalerweise hätte er sofort abgelehnt, doch was ihn überzeugt hatte, war die Tatsache, dass sie wirklich mit keinem Wort nachgefragt hatten.

Heute kannte er die Gründe dafür, na ja, zumindest den Grundgedanken.
Jedenfalls, seit diesem Tag waren sie Freunde – und er hatte sein Herz an Hannah verloren. Als dann der Club gegründet wurde …
Er wollte sich gar nicht ausmalen, was er ohne diese Gruppe machen würde, was aus ihm geworden wäre.

Was ihn zurück zu dem seltsamen Brief brachte, der sich leider nicht um Hannahs persönliche Gefühle drehte. Auf den ersten Blick las er sich vielmehr wie eine Einladung zu einem ihrer Rollenspiele:

Heute um 10 Uhr 29 in der Villa zum vergessenen Pfad, sei pünktlich auf die Minute, erzähle es niemandem. Es wird dein Leben verändern und meines retten, garantiert. Kommst du nicht, werden dir die Konsequenzen nicht gefallen. Wuff wuff, du erinnerst dich doch?

Eigenartig, ohne Frage. Hannah hatte noch nie eine solche Einladung verschickt, so etwas auszutüfteln, war einfach nicht ihr Ding. Normalerweise gehörte das in seine Domäne. Viel seltsamer, um nicht zu sagen, übelst besorgniserregend, schien allerdings der letzte Satz: Wuff wuff, du erinnerst dich doch?
Natürlich erinnerte er sich, als ob er das jemals vergessen könnte. Genauso wusste der ganze Club, dass er für Hunde nicht viel übrig hatte, aber niemand ahnte, woran genau das lag. Oder hatte er es Hannah gegenüber mal erwähnt? Nein, bei aller Liebe, das hätte er sicher nicht riskiert, beschwören konnte er es jedoch nicht.

Ein Blick auf die Uhr: 8:52, also massenhaft Zeit. Eine Spielerunde am Vormittag war tatsächlich etwas Neues, wieso hatte Hannah sie so früh angesetzt? Ihm konnte es egal sein, er stand immer zeitig auf. Wenn er aber an Bob und Renner dachte, die würden erbittert fluchen, dass sie am ersten Ferientag zu solch einer unchristlichen Zeit aus dem Bett befördert wurden. Apropos, waren die anderen überhaupt eingeladen?

Natan merkte, dass sein Verstand alles tat, um sich nicht mit dem letzten Satz des Briefes beschäftigen zu müssen. Verdammt, das hätte es wirklich nicht gebraucht!
Wie zur Bestätigung hörte er Stimmen und Geräusche von unten aus der Küche, seine Eltern waren offenbar auch schon auf den Beinen. Herzlich willkommen in den Ferien, hätten sie nicht wenigstens heute zwei Stunden länger schlafen können?

Zunächst galt es aber, diverse Zeit totzuschlagen, und das wollte er auf gar keinen Fall in der Küche tun. Dann lieber ausgiebig duschen, die paar mickerigen Bartstoppeln rasieren, Zähne putzen … das volle Programm eben. In seinen Augen stellte es in dieser Ausführlichkeit eine komplette Vergeudung an Zeit und Ressourcen dar, aber Hannah legte Wert auf solche Sachen. Also hatte er sich eine etwas ausgedehntere Morgentoilette angewöhnt. Er gönnte sich auch eine saubere Jeans und ein frisches T-Shirt, garantiert noch mehr Verschwendung, denn wenn es in die verlassene Villa ging, würden sie alle eine ordentliche Ladung Dreck abbekommen.

Was brauchte er sonst? Klar, der Mini-Werkzeugkasten, ohne den er kaum einen Schritt tat, kam als Erstes in den Rucksack. Gerade in einem baufälligen Gemäuer konnten Hammer, Nägel, Zange und Schraubenzieher wahre Lebensretter sein. Fehlte nur noch die Marschverpflegung, das bedeutete, es führte kein Weg mehr an der Küche vorbei. Egal, er sah nicht ein, dass er auf sein Frühstück verzichten sollte.
Lil hatte ihn erst neulich als ganz schön verfressen bezeichnet, womit sie absolut recht hatte. Blöderweise begann man es ihm so langsam auch anzusehen, er gehörte leider nicht zu den Glücklichen wie zum Beispiel Mayryam, die Unmengen essen konnte und trotzdem immer aussah, als wäre sie magersüchtig. Außerdem konnte er sich zu keinerlei sportlicher Betätigung durchringen, nicht einmal, als Marc angeboten hatte, mit ihm zu laufen. Ein Renner im Club ist genug, hatte er gemeint.

In der großen Wohnküche verbreitete seine Mutter rege Betriebsamkeit, während sein Vater, noch im Morgenmantel, eine Ecke des Tisches für seine Kaffeetasse und die Zeitung erobert hatte. Immerhin kam von ihm auf Natans Morgengruß hin ein knappes »Morgen«, von seiner Mutter kam – wieder einmal – nichts.
Natan schluckte wie immer das Gemisch aus Kummer und Wut hinunter, schenkte sich einen Kaffee ein und belegte ein paar Brotscheiben mit Wurst und Käse.
»Lass ja die Pfirsiche in Ruhe, die brauche ich für die Torte«, herrschte ihn seine Mutter an.
Torte? Es würde eine Torte geben?
»Für deine Schwester morgen zum Geburtstag«, erklärte sie, als ob sie seine Gedanken gelesen hätte.
Natürlich, wofür auch sonst, das hätte er sich eigentlich denken können. Eine weitere Wut- und Kummerwelle flutete durch ihn hindurch. Letzten Monat hatte er Geburtstag gehabt, doch für ihn hatte sie nicht einmal einen einfachen Kuchen aus so einer Fertigmischung gebacken. Wenn ihm sein Vater nicht einen Umschlag mit Geld zugesteckt und ihm zumindest gratuliert hätte, hätte sie es wahrscheinlich vollkommen vergessen.

Wie hatte Pastor Chapman früher im Religionsunterricht immer getönt, dass es im Leben nichts Wertvolleres gäbe als die Familie? Natan hätte zu diesem Thema schon damals so einiges zu sagen gehabt, doch das ging niemand Außenstehenden etwas an.
In seltener Einigkeit tauschte er mit seinem Vater einen gequälten Blick, dann wandte sich dieser wieder seiner Zeitung zu.

Ihr könnt mich alle, dachte Natan, packte seine Brote zusammen und kippte den Rest Kaffe hinunter. Das Schlimmste war, dass er nicht einmal das Recht hatte, sich zu beschweren, aber das machte die Sache nicht einfacher.
Noch ein Jahr, dann habe ich die Schule fertig, bin volljährig und kann hier raus. Ein einziges Jahr noch, Mensch, das ist doch wohl zu schaffen!
Es klang so harmlos, aber wenn jeder einzelne Tag aufs Neue eine Überwindung darstellte, schien sich selbst ein einfaches Jahr zur Ewigkeit auszuwachsen.

Wortlos verließ er die Küche, schnappte sich seine Jacke von der Garderobe und schmetterte die Haustür hinter sich ins Schloss.
Draußen, Freiheit, frische Luft, sofort fühlte er sich besser.
Mein Zuhause ist so toxisch, das kann nicht gesund sein, stellte er wieder einmal fest. Selbst Grünpflanzen werfen bei uns nach spätestens ein paar Wochen das Handtuch, irgendwie ein Wunder, dass ich noch lebe.

Er kramte sein Handy hervor und programmierte über Google Maps eine Route, die alle Hauptstraßen so gut wie möglich vermied. Mittlerweile kam er mit großen Straßenkreuzungen zwar schon viel besser zurecht, besonders wenn er mit dem Fahrrad unterwegs war und nicht zu Fuß ging, aber endgültig loswerden würde er seine Angst wohl niemals.
Wenigstens bin ich nicht ganz alleine, dachte er. Ein Glück, dass wir den Club haben!

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Als Freundin der planparallelen Platte ist mir natürlich wieder der Name aufgefallen :blush:.
Natan kann ich gut greifen, der gefällt mir. Dir ist es gut gelungen, seine Traurigkeit darzustellen.
Mir gefällt der Stil, es ist aber auch klar, dass man die Geschichte noch nicht greifen kann. Es klingt spannend und ich würde mir wünschen, dass du sie zu Ende schreibst.
Nicht auszumalen, alle kommen zum Treffpunkt und es geht nicht weiter…:wink:

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