Kennt ihr das auch: Es gibt Stellen im Manuskript, da quält man sich ein bisschen rum. Irgendwie fluppt die Sache nicht richtig. Und dann gibt es die Stellen, die schreiben sich wie von selbst. Ich liiiebe diese Szenen. Sie machen schon beim Schreiben Spaß, sie gefallen mir beim Korrekturlesen (wo ich sie dann noch ein bisschen besser mache) und auch beim späteren Wiederlesen. Sie sind einfach rund. Mit solchen Stellen kann man übrigens auch gut einsteigen, wenn man gerade eine Schreibblockade hat, aber eigentlich dringend schreiben müsste.
Damit ihr wisst, was für Szenen ich meine, präsentiere ich euch hier mal den Kapitelchen-Anfang aus „Hugs & kisses“ - mehr dazu findet ihr in Band 3 meiner autobiografischen Hannah-Trilogie. Viel Spaß beim Lesen!
Hugs and kisses
Hannah hatte – schon mangels größerer Alternativen – beschlossen, zweimal täglich zum Strand zu gehen. Vormittags ausgerüstet mit Badezeug, Lektüre, Sonnenmilch, etwas zu trinken und Notizbuch, später dann zu einem Abendspaziergang. Ihre Kamera hatte Hannah immer parat. Bei dem wunderbaren Abendlicht, das alle Farben verzauberte, würde es ganz einfach sein, gelungene Aufnahmen zu machen.
Als sie am späten Vormittag das Meer erreichte, saßen an der Strandbar bereits einige Paare, die ein paar Drinks nahmen oder bereits ein frühes Mittagessen, die sich unterhielten und hier und da miteinander lachten. Hannah spürte das unerfreuliche Gefühl von massivem Neid in sich aufsteigen. An Maltes Seite wäre es mir gewöhnlich, ja fast langweilig erschienen, nun auch dort zu sitzen, dachte sie. Nun aber, da er weg ist, täte ich nichts lieber. Verdammte Scheiße!!! Wann wird diese erdrückende Trauer endlich nachlassen. Ich bin so furchtbar müde. Des Lebens müde? Irgendwie schon. Am liebsten würde ich jetzt einfach einschlafen und nie wieder aufwachen …!
Im nächsten Augenblick riss eine menschliche Stimme Hannah aus ihren Gedanken. Ein Rastafarian, vielleicht Ende zwanzig, bot ihr Liegestuhl und Sonnenschirm an. Hannah hatte keine Lust, auf das erstbeste Angebot einzugehen, und wollte sich erst einmal selbst umsehen. Links lag die vernagelte Strandbar, nun wollte sie sich nach rechts orientieren. „Over there“ stieß sie hervor, deutete mit einer bestimmenden Handbewegung voraus und machte große Schritte.
„No umbrellas, no chairs over there“, sagte der Typ.
Hannah glaubte ihm nicht. Der will nur ein Geschäft machen, dachte sie, doch bald schon musste sie feststellen, es ging tatsächlich nicht weiter. Keine Stühle, keine Schirme, dafür ein verwahrloster Strandabschnitt und eine abbruchreife Hotelruine. Wie peinlich! Zerknirscht machte Hannah kehrt. Schon sah sie den dunkelhäutigen Boy, der mit verschränkten Armen breitbeinig da stand und sie angrinste.
„You were wrong, weren’t you, Miss?“
„I was“, sagte Hannah verärgert.
Er deutete auf seine Wange. „Now you give me a big hug and kisses.“
Umarmung und Küsse? Der hat ja wohl nicht mehr alle Latten am Zaun. Was will der denn von mir? Ich bin eine einsame, alte, unglückliche Frau - sieht der das nicht? Sie versuchte, einfach weiterzugehen.
„No“, sagte er, „you promised me kisses“.
„I promised you nothing“, sagte Hannah im besten Denglisch.
Der Schwarze lachte und zeigte strahlend weiße Zähne. „I wanna have a ki-hiss.“
…
Ihr möchtet wissen, wie’s weitergeht. Guckt doch einfach mal hier.