Songtitel bzw. -zeilen zitieren erlaubt?

Ist es erlaubt (bzw. unter welchen Voraussetzungen), Titel und / oder einzelne Verse berühmter Songs in Fiktion zu verwenden, z. B. als Motto (ja - denn so als Leserin schon erlebt?), Kapitelüberschrift oder in einer Situation, in der der Protagonist z. B. im Zug sitzt und ihn eine bestimmte Songzeile an etwas erinnert?

Hat jemand damit Erfahrung, ggf. auch, sich - weil z. B. ein bestimmter Vers als wiederkehrendes Motiv über die ganze Geschichte hinweg zentral sein soll - die Rechte erkauft zu haben?

Ich denke, es ist nur erlaubt, wenn du denn Urheber zitierst. Also klar und deutlich zeigst, von wem es stammt

Warum sollte es nicht erlaubt sein, jemanden zu zitieren? Natürlich immer mit der Quellenangabe.

Schau mal ob du hier fündig wirst? Das oder zumindest ein ähnliches Thema wurde dort ziemlich breit diskutiert.

2 „Gefällt mir“

Oh danke, das ist sehr hilfreich!

Naja, es geht ja nicht um die Gedanken der Person, sondern Kunstwerke eines Autors, also vermutlich eben nicht Persönlichkeitsrecht oder Wissenschaftlichkeit, sondern Urheberrecht. Jedenfalls meine ich, einmal in einem (ausgeliehenen) Schreibratgeber gelesen zu haben, dass so etwas problematisch sein kann, weiß aber nicht mehr, wo und inwiefern.
Ich sehe aber gerade, dass mir jemand anders hier schon einen Thread verlinkt hat… mal schauen

Du darfst maximal Titel und Interpret nennen. Alles weitere muss beim Urheber erfragt werden. Und bei bekannten Songs wirst du zahlen müssen. Deswegen vermeiden das Verlage gerne. Ist zu teuer und zu heikel.

Ok, danke! immerhin, schonmal der Songtitel wäre auch nett.

Meines Wissens ist das so: Ein Werk mit fremden Texten „ausschmücken“ geht nicht so ohne Weiteres. Zitieren und sich damit inhaltlich auseinandersetzen geht aber schon.

1 „Gefällt mir“

Ich möchte dieses Thema, das ich jetzt erst entdeckt habe, nochmals aufleben lassen.

In meiner Geschichte ist die Protagonistin Sängerin, also singt sie gelegentlich. Das Problem mit dem Urheberrecht habe ich nicht bedacht, als ich mir die Story ausgedacht habe.
So zitiert ihr Gehirn in einer sehr verstörenden Situation den Anfang von Bohemian Rhapsody „Is this the real life? Is this just fantasy?“
Wenn ich alle vorhergehenden Threads richtig verstanden habe, könnte das Probleme geben, wenn ich mir das nicht offiziell von Queen erlauben lasse. Richtig so?

Jetzt habe ich mal etwas gestöbert und wollte herausfinden, wie andere Autoren das Problem gelöst haben. Marc Uwe Kling lässt das Känguru, das ja Nirwana-Fan ist, einige Textzeilen einfach auf deutsch zitieren. („Komm wie du bist, wie du warst“). In seinem Podcast sagt er, dass er keine Rechte von Nirwana habe, weil ihm das zu teuer war.
Offensichtlich hat er mit der Übersetzung das Urheberproblem gelöst.

Was meint ihr dazu?

Kein Rechtsberatung, aber meine Meinung:

  • Eine reine Übersetzung löst das Urheberrecht nicht ab. Wäre es anders, wäre die Welt voll von lizenzfreine Coverversionen erfolgreicher Liede r- und Bücher! (fändest du es ok, wenn ich dein Buch übersetze und dann als meins verkaufe?)

  • Damit du „Ziterrecht“ genießt, muss eine „geistige Auseinandersetzung“ mit dem Text vorliegen und es muss klar, sein, von wem das original stammt. Das mit der geistigen Auseinandersetzung ist so eine Sache. Ich persönlich denke, die Lieder, die deine Prota singt, müssten etwas für die Story bedeuten. Außerdem solltest du sie eher nur auszugsweise wiedergeben.

Ich gebe mal ein Beispiel aus einem eigenen unvollendetem Werk ohne Garantie, dass das so ok ist, es entspricht aber meiner Vorstellung davon, was ok ist:

image

1 „Gefällt mir“

Auch in meinem Roman kommen jede Menge Liedtexte vor (ua Got to get out of this place von den Animals und This boots are made for walking von Lee Hazlewood. In den ersten Versionen zitierte ich die Textzeilen noch im Original, aber ein Papyristo hier machte mich auf die Copyright-Geschichte aufmerksam. Ich glaubte ihm erst nicht, nahm aber Kontakt mit tatsächlichen Musikern auf. Einer von ihnen (kein Unbekannter) meinte: „Von mir aus darfst du, von meinem Manager aber nicht. Der klagt dich in Grund und Boden.“
Ich hatte weder Zeit die aktuellen Rechteinhaber der Songs zu eruieren, noch wollte ich Geld für die einmalige Verwendung ausgeben, also liess ich es dann und umschrieb die Texte, anstatt sie zitieren oder Wort für Wort zu übersetzen. (Bei den Liedtiteln ist das allerdings kein Problem, solange der Künstler auch angeführt wird - notfalls in einem eigenen Nachwort, wenn es mehr sind. Allerdings: Der Sänger ist oft nicht der Textverfasser! Also genau recherchieren, wenn du dich auf sowas einlässt.)

Hier ein Beispiel von mir (der Songtext ist massgeblich für die gesamte Geschichte!):

Hendrix hatte uns mal einen Song von einer Band namens The Animals vorgespielt, er hieß »We Gotta Get Out of This Place«. Ich mochte die Musik auf Anhieb, vor allem den wummernden Bass am Anfang, den ich mehr mit dem Bauch wahrnahm als mit dem Kopf. Ich achtete nicht sehr auf den Text. Ganz anders Robert. Als wir an diesem Tag von der Schule nach Hause fuhren, sagte er: »Habt ihr das mitbekommen, was uns Hendrix heute beigebracht hat? Dieses Lied. We gotta get out of this place!«
»Der Song war toll, ja, aber was genau meinst du?«
»Den Text! Habt ihr denn nicht den Text verstanden?«
Wir sahen ihn blöd an und er sagte den kompletten Text auf, obwohl er ihn nur ein einziges Mal gehört hatte: von einer dreckigen Kleinstadt, in der die Sonne nie scheint, und wo nichts einen Sinn ergab, weil man tot sein würde, noch bevor die Zeit um war.
Er sah uns an, wir ihn. Ich hatte keine Mühe, die Worte, die er in Englisch gesagt hatte zu übersetzen, kapierte aber nicht, worauf er hinauswollte.
»Versteht ihr denn nicht?«, flehte er fast, »Das sind wir, von denen die Animals singen! Der Song ist für uns!« Und dann sang er den Refrain, dass man wegmusste von diesem Platz, selbst wenn es das letzte war, was man tat und dass es einen besseren Platz gab für sein Mädchen und ihn.
Er brach ab und für eine Sekunde oder ein Jahrhundert stand die Welt still, weil ich dachte, er meinte mich, mit seinem Mädchen. Vielleicht war das auch so, doch ich sagte: »Wo soll denn der sein, dieser bessere Platz? Und wie soll das gehen, rauskommen von hier?«

1 „Gefällt mir“

So, ich hab jetzt mit meiner Lektorin darüber gesprochen. Sie ist freie Lektorin und Übersetzerin mit 30 Jahren Berufserfahrung und arbeitet unter anderem für radom house, Heyne und Goldmann.

Sie sagt, dass „Songschnipsel“ wie in meinem Beispiel oben kein Problem sind. Das gleiche gilt auch für Filmzitate, die ich auch sehr gern verwende, weil es manchmal witzig ist und wenn man den eigentlichen Film kennt, auch schon mal sauwitzig. So habe ich in einer Geschichte, als eine Mutter morgens nach einer wüsten Teenagerparty fassungslos die komatösen Kids findet, sagen lassen: „Ich sehe tote Menschen. Und so riecht es hier auch.“ Die Lektorin fand es witzig.

Vor allen so bekannte, aber im Kern triviale Sätze, wie „Ich bin dein Vater“, „Ich komme wieder“, „Hasta la vista, Baby“, „Flieht, ihr Narren“ - nur um mal ein paar zu nennen, die wohl jeder kennt, das wäre absolut absurd, wenn man die genehmigen lassen müsste. Wahrscheinlich gibt es sowieso keinen Satz, der nicht schon mal aufgeschrieben oder ausgesprochen wurde.

Meine oben erwähnte Sängerin wird später noch einen kleinen Teil eines Song eines deutschen Liedermachers singen. Dafür werde ich ihn dann anschreiben und um Erlaubnis bitten. Das sind dann auch keine Schnipsel mehr, sondern mehrere Zeilen.

Zur Untermauerung ihrer Aussagen und Beruhigung meiner Nerven, hat sie noch ein paar gute Links dazu geschickt, die ich hier gerne reinstelle.

Zitatrecht für Selfpublisher: Zitate in Buch und Blog

Das Zitat im Urheberrecht - Alles was es rechtlich zu beachten gibt

Zitate im Urheberrecht: Was gilt? - Urheberrecht 2025

1 „Gefällt mir“

Dieser Link besagt aber das Gegenteil.
Die reine Übernahme zur Illustration oder Unterhaltung ist nicht zulässig
Eine Geschichte ist Unterhaltung. So klar ist die Sache nicht.

Ich kann jetzt nur wiedergeben, was mir meine Lektorin erklärt hat.
Reine Übernahme zur Unterhaltung wäre, wenn ich eine Zitatensammlung, ohne eigene Geschichte, herausbringen würde. Oder ein Songbook mit den Texten und / oder Noten verschiedener Interpreten.

In meinem Beispiel habe ich aber eine eigene Geschichte und ich verwende nur Schnipsel. Wie ich oben schon geschrieben habe, mehrere Zeilen muss ich mir genehmigen lassen.

Ich mach das jetzt mal so, und hoffe, dass ihr mich alle im Knast besucht :slight_smile:

Keine Rechtsberatung.

Habe es früher schon in einer relativ großen Buchreihe gesehen. Dort wurde walk on water gesungen/gespielt.
(In Seawalkers von Katja Brandis)

Hast du im Impressum gesehen, ob sie dafür eine Erlaubnis vom Urheber hatte?

Nein. Leider nicht.

In einem meiner Romane kommen sehr viele Lieder vor, da wird am Lagerfeuer gesungen, auf dem Handy oder im Radio die Musik lauter gedreht, rechtssicher ist es, nur Titel und Interpreten zu nennen, so hab ich es gehandhabt und der Verlag hat es veröffentlicht.
Am Ende habe ich die Titelliste angegeben und für Leute, die es interessiert, als Playlist auf meinem Youtube-Kanal. Theoretisch gibt es die Möglichkeit von Kleinzitaten, klang für mich auch gut, aber mir war das Risiko letztlich zu hoch.

1 „Gefällt mir“