Auch in meinem Roman kommen jede Menge Liedtexte vor (ua Got to get out of this place von den Animals und This boots are made for walking von Lee Hazlewood. In den ersten Versionen zitierte ich die Textzeilen noch im Original, aber ein Papyristo hier machte mich auf die Copyright-Geschichte aufmerksam. Ich glaubte ihm erst nicht, nahm aber Kontakt mit tatsächlichen Musikern auf. Einer von ihnen (kein Unbekannter) meinte: „Von mir aus darfst du, von meinem Manager aber nicht. Der klagt dich in Grund und Boden.“
Ich hatte weder Zeit die aktuellen Rechteinhaber der Songs zu eruieren, noch wollte ich Geld für die einmalige Verwendung ausgeben, also liess ich es dann und umschrieb die Texte, anstatt sie zitieren oder Wort für Wort zu übersetzen. (Bei den Liedtiteln ist das allerdings kein Problem, solange der Künstler auch angeführt wird - notfalls in einem eigenen Nachwort, wenn es mehr sind. Allerdings: Der Sänger ist oft nicht der Textverfasser! Also genau recherchieren, wenn du dich auf sowas einlässt.)
Hier ein Beispiel von mir (der Songtext ist massgeblich für die gesamte Geschichte!):
Hendrix hatte uns mal einen Song von einer Band namens The Animals vorgespielt, er hieß »We Gotta Get Out of This Place«. Ich mochte die Musik auf Anhieb, vor allem den wummernden Bass am Anfang, den ich mehr mit dem Bauch wahrnahm als mit dem Kopf. Ich achtete nicht sehr auf den Text. Ganz anders Robert. Als wir an diesem Tag von der Schule nach Hause fuhren, sagte er: »Habt ihr das mitbekommen, was uns Hendrix heute beigebracht hat? Dieses Lied. We gotta get out of this place!«
»Der Song war toll, ja, aber was genau meinst du?«
»Den Text! Habt ihr denn nicht den Text verstanden?«
Wir sahen ihn blöd an und er sagte den kompletten Text auf, obwohl er ihn nur ein einziges Mal gehört hatte: von einer dreckigen Kleinstadt, in der die Sonne nie scheint, und wo nichts einen Sinn ergab, weil man tot sein würde, noch bevor die Zeit um war.
Er sah uns an, wir ihn. Ich hatte keine Mühe, die Worte, die er in Englisch gesagt hatte zu übersetzen, kapierte aber nicht, worauf er hinauswollte.
»Versteht ihr denn nicht?«, flehte er fast, »Das sind wir, von denen die Animals singen! Der Song ist für uns!« Und dann sang er den Refrain, dass man wegmusste von diesem Platz, selbst wenn es das letzte war, was man tat und dass es einen besseren Platz gab für sein Mädchen und ihn.
Er brach ab und für eine Sekunde oder ein Jahrhundert stand die Welt still, weil ich dachte, er meinte mich, mit seinem Mädchen. Vielleicht war das auch so, doch ich sagte: »Wo soll denn der sein, dieser bessere Platz? Und wie soll das gehen, rauskommen von hier?«