Silvester mit rauchigem Abgang

Ganz vorsichtige Heranpirschung an deine abstrakte Frage, die mich in der Tat neugierig macht …

Und ich wusste bis heute nicht einmal, dass die Korrespondenz zwischen LonessomeWiriter und mir für andere außer ihm und mir einsehbar ist.

Hier in der Schreibrunde/Schreibzirkel darf jeder mitlesen und auch mitschreiben! Auch wenn es nicht viele machen …

Hallo LonesomeWriter :smiling_face_with_three_hearts:,

ich hatte bisher immer angenommen, das nur Mütter und Katzenbesitzer „Sklaven“ sind, denen der Urlaub verwehrt bleibt. Allerdings habe ich eben mitbekommen, dass ihr auf der Arbeit unterbesetzt seid. Fühlst du dich gestalkt? :face_with_monocle:

Einladen auf eine Lesereise - irgendwie schon, ja. Auch gern zum Kaffee und Kuchen.
Ob es eine lustige Lesereise wird? Naja, wohl eher eine holprige.

Ich bin leider eine absolute Anfängerin :smiling_face:.
Man sagt ja, eine Idee, die dem Zeitgeist entspricht und nach einer Umsetzung schreit, sucht sich einfach jemanden Anderen, der sie aufschreibt, wenn man sich nicht ausreichend um sie kümmert. Ohne meine Idee schlecht reden zu wollen - ich liebe sie - irgendwie, aber irgendwie ist sie auch etwas „ausgelutscht“, sodass ich keine große Hoffnung haben kann, dass sich jemand anderes um sie kümmern wird. Daher muss ich es selbst tun. Und ich muss …

Den folgenden Text kannst du überspringen, er zeigt nur das Verhältnis von mir zu meiner Idee auf:

Und plötzlich war sie da, die Idee. Zunächst leise anklopfend, dann gelegentlich fragend, ob sie zur Tür hereinspazieren darf. Irgendwann fragte sie nicht mehr und setzte sich einfach neben mich. Dazu gesellten sich Weitere, bis mein Kopf zu schmerzen begann. Wir stritten unerbittlich.

»Eine Geschichte? Für Kinder? Ernsthaft? Ich? Ich kann doch nur zynisch, diabolisch, finster, dem Untergang entgegen!«, schallte es aus mir heraus.

Die Idee blickte mich nur fragend an.

»Wie um alles in der Welt soll ich eine Welt erschaffen, in die man sich hineinfühlen kann?«, wild fuchtelte ich mit meinen Armen umher. »Es war ein schöner Morgen im Frühling … Die Vögel zwitscherten… Fühlst du etwas?«

Die Idee kicherte.

»Kannst du nicht zu jemandem gehen, der schreiben kann?«

Sie schüttelte den Kopf.

Als sie weiter fröhlich und ungefragt zu expandieren drohte, versuchte ich sie zum Schweigen zu bringen, indem ich ihr eindringlich vermittelte, dass sie lediglich die billige Kopie bereits gedachter Gedanken sei. Sie war sichtlich enttäuscht und zog sich zurück.

Jedoch nicht für sehr lang. »Du wirst dafür sorgen, dass ich einzigartig bin«, platzte es plötzlich und unverdrossen aus ihr heraus. »Das ist deine Aufgabe!«, nickte sie.

Meine Versuche ihr entgegenzukommen, scheiterten fundamental. Als sie dies zumindest zur Kenntnis nahm, war sie davon überzeugt, dass ich Hilfe brauchte. Drei Ratgeber später, in denen sich zu meinem Leidwesen alles um mich selbst und meine Idee drehte, fragte ich sie erneut: »Bist du dir wirklich sicher, dass du nicht weiterziehen möchtest?«

»Ich bleibe bei dir«, versicherte sie mir drohend.

»Hm…«, begann ich meinen letzten Versuch sie zu überzeugen. »Wenn Erinnerungen nicht mehr sind als auf Emotionen basierte Abfolgen von Bildern, die losgelöst von einer objektiven Wirklichkeit lediglich dazu dienen, sich als einheitliches Ich zu verstehen und Geschichten jene Erinnerungsprozesse simulieren, bei mir jedoch nur Erinnerungsfetzen existieren, die eine mehr oder minder sich den Gegebenheiten anpassende Persönlichkeit mit wechselnden Eigenschaften und Bedürfnissen zeigt, so ist anzunehmen, dass meine Geschichte nicht stringent sein wird. Nicht stringent sein kann. Ein Protagonist mit sich wechselnden – nicht sich entwickelnden! – Eigenschaften, das wird der reinste Albtraum.«

Unbeeindruckt lehnte sich die Idee zurück. »Fang einfach an und lass das Geschwätz weg«, sagte sie und lächelte mir aufmunternd zu.

Hier gehts weiter mit dem Wesentlichen:
Ich habe Probleme bei der Perspektive, den Dialogen, bei der Beschreibung von Dingen, dem Tempo, der Rhythmik und irgendwie funktioniert einfach gar nichts in meiner Geschichte. Das was in meinem Kopf passiert will einfach nicht aufs Blatt. Und irgendwie hört sich alles so lächerlich an, weil es eben nach einer Handlung verlangt und das ist so gar nicht mein Ding ist. Ich schwätz lieber.

Um zu meiner Ursprungsfrage zu kommen, ich habe den Eindruck gewonnen, dass du sehr geduldig, einfühlsam aber auch ehrlich und hilfreich bist. Ich brauch zwar noch ein paar Wochen um mal ein bisschen Ordnung in meine Schreibschnipsel reinzubringen, aber ich wollte dich schon mal psychisch auf mich vorbereiten :smiling_face:.
Nur für den Fall, dass du dann Zeit haben solltest und … vielleicht magst du ja auch Kuchen. :slightly_smiling_face:

@Leah - Ich lese alles mit! :hugs: Und ich bin auch schon gespannt auf deine neue Idee. Leider kann ich dir nicht groß weiterhelfen, außer dir zu sagen, du schreibst schön :smiling_face:. Du kannst halt tatsächlich eine Geschichte erzählen und Dinge beschreiben - da möchte ich auch irgendwann mal hin kommen.

…und nein, einen Mord wird es bei mir nicht geben! Bei mir stirbt niemand! :open_mouth:
Hasenherzen, Hasenherzen, Hasenherzen…

naja… zumindest nicht vor der letzten Seite :face_with_hand_over_mouth:
Obwohl ein totes Kind in der Mitte gibt es schon :face_with_peeking_eye: aber das lass ich einfach im Nebel verschwinden :grimacing:

Sorry, dass ich euch vollgeplappert habe. Ich muss mich mal jetzt um meine Idee kümmern gehen …

Liebe Grüße
Hiltrud

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Hallo @Hildtrud ,
ich fühle mich nicht gestalkt. Immerhin habe ich selber davon erzählt. Ich würde mich eher gestalkt fühle, sähe ich dich vor meiner Türe sitzen und auf mich wartend.
Huch, ich war gerade nachsehen und habe festgestellt, dein Sessel ist leer und kalt!

Es wäre bestimmt eine lustige Lesereise. Es spielt keine Rolle, ob du ein Anfänger bist oder nicht. Wichtig ist es, dass dass du eine Idee hast und sie weiterentwickeln möchtest. Wenn dann dein Leser in der Lage ist dir Dinge so zu sagen, dass sie dir weiter helfen, dann kannst auch du dich weiterentwickeln!

Ich möchte dich nicht entmutigen. Es gibt wohl kein Wort, das nicht schon einmal seinen Weg in ein Buch gefunden hat. Auch die Chance ist gross, dass deine Idee sich nicht schon im einen oder anderen Werk eingenistet hat. So weit so schlecht, aber noch wurde deine Idee nicht von dir in ein Buch gekleidet und in deinen Worten erzählt und das macht sie einzigartig, schreibenswert und vielleicht auch am Ende lesenswert.
Wenn ich den Dialog zwischen dir und deiner Idee so lese, bekomme ich das Gefühl, ihr habt eine intime und einzigartige Beziehung zueinander aufgebaut.
Ich denke, es wird interessant sein diese Geschichte zu lesen! Also lass mal raus und dann findet sich sicher auch ein Weg, deine Gedanken zu fassen. Niemand kann deine Geschichte schreiben, aber es gibt sicher genug Menschen, die dir wertvolle Tipps geben können. Und ich würde mich freuen, wenn ich auch einmal probelesen darf :wink: Immerhin liest sich deine Beziehungsgeschicht recht humorig.

Tote Kinder, die im Nebel verschwinden klingt mir verdächtig nach einem Moorroman. Ich hoffe, ich habe nicht zu viel von deinem ersten Bestseller gespoilert. Nicht, dass du mir Ullis Papyrus Schergen an den Hals hetzt.
Liebe Grüsse
LonesomeWriter

PS: wann und wo gibt es Kuchen und Kaffee - wenn ich denn auch um eine Tasse starken Tee bitten darf?

Wenn er ihr eine Münze hinhält, muss die Tür offen sein. Beim Testen würde er in der offenen Tür stehen. Deshalb passt es nicht, dass er dann die Tür aufreisst.

Wieso schreibt die Mutter ein Telegramm, wenn sie nur einen Test gemacht hat?

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Hallo Milar,
ja, du hast recht: die Unlogik mit der Tür und der Münze … und hielt seine hoch. Lieben Dank.

Und nochmals Ja: Der unwichtige Sachverhalt mit dem Allergietest ließ bei der Protagonistin das Fass überlaufen. Kein normaler Mensch würde wegen einer solchen Nichtigkeit ein Telegramm geschickt haben. Eine histrionische und kontrollsüchtige Mutter schon, die wie ein Hurrikan durch das Gemüt ihres Kindes wütet. „Du rufst mich ja nie an!“, ist der typische Vorwurf solcher Frauen, die bestrafen wollten, wenn sie nicht täglich angerufen - und damit für wichtig befunden - wurden. Hättest du gestern angerufen, hätte ich dir kein Telegramm schicken müssen … Diese Mutter wird mit Gewissheit gewusst haben, welch wichtiger Tag es für die Tochter war, aber deren Gefühle wurden grundsätzlich negiert. Am Ende der Geschichte kommt sie drauf, dass die Mutter aus einem Pups einen Donnerschlag machte und dass sie ein Leben lang eine Co-Abhängige einer Narzisstin war. Wie peinlich für eine Psychologie-Studentin …

Liebe Hildtrud,
die Idee mit der Idee ist einfach klasse! Der Eingangssatz ist perfekt. Ich hatte sofort Lust, weiterzulesen. Der Handlungsablauf der ersten drei Sätze ist perfekt für mich / dich. Kopfkino war sofort eingeschaltet.
Ich bin mir sicher, dass du eine ganz wundervolle Geschichte daraus machst.
Personifizierungen von Dingen, die man anfassen kann oder nur spüren wie den Wind, machen eine Geschichte oft lebendig und heiter. Aber du steigerst das mit der Personifizierung der Idee. Nicht anfassbar, nicht spürbar, dennoch existent. (Hierzu habe ich eine Idee für uns beide, ein Projekt, das ich schon angefangen habe. Ich würde dich gern mit an Bord holen. Dazu später etwas.)
Die Ich-Form passt. Damit rückst du die Leserschaft als Vertraute an dich heran. Die guckt nicht nur durchs Schlüsselloch, sondern steht hinter deinem Stuhl.
Es gäbe auch die Variante, der Idee eine geheimnisumwitterte Verzögerung durch Nachstellung anzutun: " Und plötzlich war die da. Zunächst […] setzte sich einfach neben mich. Die Idee." Je nach Gusto, was dir besser gefällt.
Ich persönlich habe es nicht so mit Partizipien: anklopfend, fragend. In meinen Geschichten würden sie die Dynamik ausgebremst haben. Vorschlag: "Zunächst klopfte sie leise an. Sie wurde energischer und fragte eines Tages, ob sie eintreten dürfe." Zu der frechen Idee, die sich einfach unaufgefordert neben dich setzt, kommen bei dir weitere hinzu. Hiervon möchte ich abraten. Du unterhältst dich schließlich ja nur mit der 1. Idee, nicht mit den dazugekommenen.
… setzte sich einfach neben mich. Ich schwieg sie an. Das ärgerte sie, weshalb sie mit mir zu streiten begann. „Du schreibst nur zynisch, diabolisch, finster, dem Untergang entgegen. Das schlägt auf dein Gemüt. Schreib stattdessen etwas Schönes, Heiteres, Sonniges! – Schreib für Kinder!“
„Eine Kindergeschichte?! Ernsthaft?! Für Kinder?! Dass ich nicht lache!“
Die Idee blitzte mich an. (die ist ja selbstbewusst, beharrlich, sie drückt ihren Willen durch → erst klopft sie dann, dann setzt sie sich unaufgefordert neben dich)
"Wie um alles in der Welt soll ich eine Welt erschaffen, in die sich ausgerechnet kleine Menschlein hineinfühlen können?! - Es war ein schöner Morgen im Frühling … Die Vögel zwitscherten … - Fühlst du dabei etwas?
Die Idee kicherte.
(Warum kicherte sie? Wusste sie schon im Voraus, dass du schreiben wirst und kannst, dass sie siegen wird?)
Ich verdrehte die Augen. "Dir ist schon klar, dass du nur eine Kopie bereits gedachter Gedanken bist, oder? Du bist bekannt wie ein bunter Hund.
Sie kicherte wieder. „Klar, aber du wirst dafür sorgen, dass ich einzigartig verpackt bin. Es ist deine Aufgabe, mich einzigartig zu machen.“

Wenn das eine Anregung für dich ist, dann nimm es, schreibe es mit deinen Worten um oder verwirf es. Dein Bauchgefühl muss dich leiten. Ich rate dir auch an, die Ich-Erzählerin nicht als gänzlich verunsicherte Person darzustellen, denn sie hat ja Ideen und den Willen für Kinder zu schreiben. Es muss keine autobiografische 1-zu-1-Geschichte sein. Künstlerische Freiheit …

Und nein, es hört sich nicht im Mindesten lächerlich an, was und wie du schreibst und nein, deine Szenerie verlangt mitnichten nach einer Handlung. Die Auseinandersetzung mit sich selbst ist schon beeindruckend genug.

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Brief an Andy: In der Tat, Hildtruds Idee von der Idee ist ein Klassiker, den sie wie kein anderer mir bekannter Schreiber anging. Tolle Idee, dass die Idee zart anklopft und dann fordert. Damals, bei der Buchentwicklung meiner Freundin Marianne, begann ich ein heiteres gesellschaftskritisches Projekt für einen erwachsenen Leserkreis.
Ein Mann, kurz vor der Rente, bekam er den Gnaden-Hof-Auftrag, eine Kindergeschichte zu schreiben. Er hasste jedoch Kinder (zu laut, zu ungezogen, zu respektlos). Weil er nie selbst Kinder hatte und seinen Auftrag (infolge mangelnden Selbstwertgefühls) perfekt (Frage des Krankheitsbildes des Perfektionismus) erledigen wollte, macht er sich zur Aufgabe, Kinder in life zu erleben und zu erkunden. Klar kommen nun Vergleiche wie „Zu meiner Zeit hätte das nie gegeben.“ Es wird eine Gegenüberstellung voller Missverständnisse und - im Nachhinein - voller Kuriositäten, spiegelt aber auch das Gesellschaftssystem wieder.
Ich würde gern eine Partnerschaftsarbeit mit Hildtrut, Gabrielle und dir daraus machen.

Wenn das Leben seine Geschichte schreibt, sind wir als Interpreten nur das Werkzeug in den Händen des Meisters.

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Leah ich danke dir für deine Anregungen :pray: :heart:
Ich werde das ganze nochmal in einer ruhigen Minute durchgehen!

Liebe Grüße
Hiltrud

Mir gefällt Deine Geschichte, so wie sie ist.

Vielen Dank. Wenn du dazu noch ein bisschen schmunzeln konntest, würde mich das freuen.

Liebe Leah, ich finde dass Deine Geschichte gut klingt und ich nichts daran auszusetzen habe.

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Danke Hab vielen Dank für deine freundliche Unterstützung
LG Leah