Show, don't tell ... Wortspielereien

„Ich bin dir nie untreu gewesen. Nie.“ Mit versteinerter Miene blickte er über den Platz zur Kathedrale.
Sie hob die Kaffeetasse zu ihrem Mund und blickte ihn kurz von der Seite an.
„Wie geht es deiner Frau?“, fragte sie sanft und trank einen Schluck.
„Ich habe dir gesagt, du sollst nicht über meine Frau reden“, fuhr er sie gereizt an, ohne dabei die Augen von der Kathedrale abzuwenden.
„Und du hast kein Recht zu erwarten ich hätte dir treu zu sein“, erwiderte sie und leckte sich Milchschaum von der Lippe.

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Der Zettel in ihrer Hand zitterte. Quer über den Abdruck eines knallroten Lippenstift-Kussmundes stand: “Was für eine Nacht! Ruf mich an! Chantal” und eine Handynummer. Seit sie diesen Fetzen beim Vorbereiten der Wäsche aus seiner Hosentasche gezogen hatte, konnte sie keinen klaren Gedanken mehr fassen. In ihrer Brust flatterte ihr Herz wie ein gefangener Vogel. Heiß stieg die Wut in ihr auf. Wie konnte er ihr das antun?

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Ihre zitternden Finger umklammerten die Notizzettel – zwei Namen.
“Schatz, denkst Du heute an die Blumen für Mutti?”, rief Sie ihm noch zu.
“Natürlich, mein Hase. Ich hab mir extra eine Notiz ins Portemonnaie gesteckt.”, erwiderte er augenzwinkernd beim Hinausgehen.
“Aber für Natalie kauf gefälligst einen Kaktus, Du Mistkerl!”
Die Tür krachte zu, Farbe blätterte vom Türrahmen und rieselte friedlich zu Boden.

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Sie starrte die Nachricht an: „Du kannst Dir ja einen neuen Trainingspartner suchen - einer der langsamer ist“.
Seine ewigen Sticheleien. Sie atmete tief durch. Langsam begann sie zu tippen: „Vorsicht bei dem was Du sagst…oder ich such mir einen neuen Partner der weniger Scheiße redet“. Sie zögerte einen Moment: „Einer mit mehr Haaren auf dem Kopf.“
Dann tippte sie auf „Senden“ und legte das Handy lächelnd beiseite.

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Liebe Nina,
Du bist nicht dafür verantwortlich, dass ich glücklich bin, aber ich kann so nicht weiter machen. Du hast mich nie belogen und hast von Anfang an mit offenen Karten gespielt, doch ich bin nicht bereit dich zu teilen. Vielleicht bin ich altmodisch, aber für mich bedeutet eine Beziehung auch Loyalität und das, was du mit uns tust, empfinde ich als Verrat an unsere Liebe. Wenn sich ficken lassen, am Ende des Tages dazu führt, dass du dich besser fühlst, ist das okay, aber in mir löst es schreckliche Verlustängste aus. Es war naiv, zu glauben, wir könnten uns reichen. Ich liebe dich, doch ich muss gehen.

Lieben Gruß.
Tom

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»Er hat halt seine eigene Meinung. Das ist doch auch mal erfrischend, findest du nicht? Also ich mag Querdenker ja einfach. Es geht nicht darum, ob er recht hat oder nicht.«
Na klar doch. Sobald der Typ aussah, als würde er nebenberuflich für Lacoste über den Catwalk laufen, mochte sie ihn für seine Klugheit. Womöglich auch für seinen Charakter und Feingeist. Bei schönen Menschen offenbarten sich ihr die inneren Werte besonders schnell.
»Dir ist schon klar«, fragte ich, »dass ich das Zeug jahrelang studiert habe und der Fatzke dort drüben nur ein Bauchgefühl ins Feld führt?«
»Herrgott! Ja. Natürlich hat der feine Herr wieder recht und weiß es einfach besser. Ist gut. Warum mäkelst du immer gleich rum? Ich meinte nur, es gibt eben oft mehr als eine Sichtweise und Meinung. Er hat seinen Standpunkt. Eine Haltung!« Sie wickelte noch immer ihre Locken mit dem Zeigefinger auf.
Ich ersparte uns jegliche Diskussion, wie Mathematik im Allgemeinen funktionierte. Bizeps-Klaus würde Fakten durch Haltung schlagen. Ich zog den Bauch ein und versuchte diszipliniert wenig Ketchup neben die Bratwurst zu kippen.

Das hat viel Tell neben dem Show. Ich glaube daran, dass es oft die Mischung macht und vermeide Perma-Show genauso wie Perma-Tell, wenn es klappt. Das ist der Punkt: “Wenn” es klappt.

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Hart und klar und traurig :thumbsup:

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Tom schwebte verzückt auf mich zu und säuselte dem vermutlich bei Victoria’s Secret entführten Engel an seinem Arm ins Ohr: “Larissa, darf ich vorstellen: meine Frau Carla, Carla: meine neue Arbeitskollegin Larissa.”
Das Blond dieser Bitch war niemals echt! Und der Busen sowieso nicht. Die war mit Sicherheit komplett runderneuert: gebleacht, gebotoxt, geliftet, haarverlängert, abgesaugt und das Geburtsdatum im Pass mit viel Schmiergeld geschönt.
Wieder einmal kam mir die Frage aller Fragen in den Sinn: Warum muss eine Frau nur gut aussehen, aber nicht besonders intelligent sein? Antwort: Weil Männer besser sehen können als denken.
Ich fletschte die Zähne zu einem mörderischen Lächeln und flötete giftsüß, mindestens eine Oktave höher als normal: “Larissa, wie schön dich endlich persönlich kennenzulernen, Tom erzählt jeden Tag von dir.”
Während Larissa mit rollendem R irgendwelche dümmlichen Floskeln zwischen ihren aufgespritzten Lippen hervortirilierte, tastete ich in meiner Handtasche nach dem Fläschchen mit den Abführtropfen.

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Herrlich, das mit den Tropfen! Das macht lustige Bilder im Kopf. :thumbsup:
Nur eines: Ursprünglich war mal angedacht möglichst alles in 8 Sätze zu packen. :slight_smile:

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Nein, das haut ja hin, habe mich verzählt. :scream: Schäm :cry::frowning:

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Ich musste dafür aber auch ganz schön tricksen. :kissing:

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Jap, das kann ich gut.

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Hmmm - ich komme auf elf?
Trotzdem gelungen, und die Tropfen … :kissing::cool:

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Danke fürs Lob. :slight_smile:

Wenn es in der Welt der Zahlen hart auf hart kommt, strecke ich die Waffen, bevor es losgeht. In dieser Welt verliere ich regelmäßig. Und siehe da, es ist wie immer: Egal wie ich zähle, ich komme nicht auf elf. Blöd ist, in der Welt der Worte und Sätze bist Du mir ebenfalls überlegen. Noch. Ich übe … (Hier traue ich mich nicht, eines von den vorhandenen Emojis zu verwenden, denn das kann leicht ins Auge gehen. Stell Dir bitte ein liebevoll neckendes Emoji mit winzig kleinen Teufels-Hörnchen vor!)
Also gebe ich einfach klein bei, zwinkere mit meinem Auge, lächle so charmant wie möglich und bitte um ein wohlwollendes Zählverfahren. Wenn das auch nichts hilft, bitte ich um Entschuldigung für mein Regelbrechen. Bis gerade eben war ich in dem guten Glauben, zwar mit Tricksereien, aber im Endergebnis eben nur acht Sätze produziert zu haben. Dass das womöglich in die Hose gegangen ist, möge man mir als Anfänger nachsehen. An dieser Stelle fehlt mir ein Emoji mit entwaffnendem Lächeln.

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Wenn du die Regel kanntest und sie dann brachst, gilt das unter Autoren gerne als Kunst :slight_smile:
Ich hingegen kannte die Regel vor meinem Posting nicht. Das, ich gebe es zu, ist mangelnde Vorbereitung (oder ggf. schon ein Stück Ignoranz, da ich selbstverschuldet die Bedingungen nicht zuvor las).
Aber ich bin mir sicher es wird verziehen. Dir ganz sicher und mir unter Schmerzen :smiley:

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Ich hab total wohlwollend gezählt! … beim zweiten Mal. :scream:;):rofl::laughing:

Alles gut, lieber Stolpervogel! Das gibt halt 'ne Lokalrunde! :laughing: :rofl::p:D

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„Lilly, warte“, sagte Philipp und packte mich am Arm. „Wir könnten uns das nochmal überlegen.“
„Was gibt es jetzt noch zu überlegen? Seitensprünge sind nun mal total inakzeptabel!“
„Ja, tut mir leid.“
„Unsere Ehe schieb dir in den Hintern. Ein für alle mal!“ Ich riss mich los und betrat die Kanzlei des Scheidungsanwaltes.

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Lieber Stolpervogel, diese Entschmerzungs- und Verzeihungsrunde teilen wir uns, wenn Du magst. Und Bloodhound bekommt fürs wohlwollende Zählen auch zwei oder drei. Drinks. Nicht Lokal-Runden.

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Schon zum achten Mal durchpflügte er die Kommentare und Rezensionen an diesem Tag. Vier Sterne, fünf Sterne, nur lobende Worte: „Ein Meisterwerk“ oder „Wahnsinn, ich konnte gar nicht aufhören zu lesen“ ließen ihm das Blut in den Kopf schießen. Er startete sein Schreibprogramm; eine schneeweiße Seite und ein höhnisch blinkender Cursor leuchteten ihm entgegen. Seine Finger zitterten über der neuen Tastatur, dem Spitzenmodell für Autoren, wie es hieß. Dann zündete er sich eine Zigarette an und betrachtete die farbigen Icons der Software. Nachdem er den Stummel im Aschenbecher ausgedrückt hatte, wechselte er zurück in den Browser und las die Rezensionen ein neuntes Mal durch. „Verfluchter Glückspilz“, entfuhr es ihm. Er erstellte ein neues Benutzerkonto unter dem Namen Kritiker76, wählte zwei Sterne und begann zu tippen: „Liest sich für ein Erstlingswerk ganz nett, aber …“

… geht es in meinem Mini-Text um Neid und nicht um Eifersucht, wie ich gerade selbst bemerke :zipper_mouth_face: Na ja, ich lasse das Ding aber mal so stehen und hoffe, dass mir das niemand übelnimmt :wink:

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Wie böse!
VorVergnügenimKreishüpf.
Ich hätte gerne die Möglichkeit, mit zehn Daumen zu liken.

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