Da dies ein Autorenforum ist, fände ich ein Wortspiel à la “Tabu” spannend. Vor allem um andere Sichtweisen auf ein Thema zu bekommen. Ein vorgegebenes Wort wird in maximal 8 Sätzen dargestellt, ohne dass der Begriff selbst fällt. Habt Ihr Lust?
Wie wäre es z.B. mit “eifersüchtig”?
Der Aschenbecher zischte haarscharf an seinem Ohr vorbei, ließ Putz aus der Wand platzen, bevor er am Boden zerschellte. “Du mieses … erbärmliches … untreues … Schwein”. Ein Tellerhagel traf Brust und Schläfe. Er hechtete hinter den Sessel. Die Fleischwurst knallte ins Buchregal, gefolgt vom Suppentopf. Während ihn heiße Erbsen verbrühten und Atlanten auf ihn herabprasselten, wurde ihm klar, dass er seinen letzten Skype-Chat hätte löschen sollen."
“Schatz, Deine neue Mitarbeiterin, die ist aber schon immer sehr aufreizend angezogen.” “Findest du? Wäre mir nicht aufgefallen” Ihre Augen funkelten ihn wütend an: “Ich wette, dass Dir das aufgefallen ist! Sie ist doch genau Dein Beuteschema! Die beabsichtigt doch etwas, wenn sie mit so einem Ausschnitt bei Dir im Vorzimmer sitzt!” Er sah sie verständnislos an. Wusste er doch nicht, wovon sie eigentlich sprach.
Sie bekam den Lidstrich einfach nicht hin, der Lippenstift war ihr abgebrochen. Das Beben in ihrem Körper ließ die Hände nicht ruhig werden und so ging sie noch mal in die Küche, wo das Handy neben ihrem angefangenen Frühstück lag. Dumm wie er war, hatte er die Sperrfunktion noch nicht aktiviert. Zum sechsten Mal schaute sie sich das Bild an und fragte stumm: Warum Sie? Mit einem Knarren öffnete sich die Küchentür und schlaftrunken lehnte er am Türrahmen.
„Schatz, hast du mein neues I-Phone gesehen?“
„Hast du mit ihr geschlafen?“
„Nein, wie kommst du denn darauf?“
„Und wieso war deine Sekretärin bis vier Uhr früh im Büro?“
„Die Jungs und ich haben durchgearbeitet, und sie wollte eben auch dableiben.“
Sie sah ihn skeptisch an.
„Ich habe nicht mit ihr geschlafen, ehrlich.“ Er sah sie mit einem Hundeblick an. „Können diese Augen lügen?“
„Ja.“
Das kehlige Lachen der anderen Frau brannte sich in ihr Gehirn. Wer war sie, die er so liebevoll ansah, woher kam sie so plötzlich? Hoch gewachsen, schlank, braune Augen und eine wilde Lockenpracht - sie war der genaue Gegenentwurf zu ihrer eigenen kurzen, blonden, so normalen Erscheinung. Saßen in ihrem Lieblings-Café und unterhielten sich blendend, auch das noch! Er hatte sie entdeckt und winkte enthusiastisch. Ihr Atem stockte und ihr Körper versteifte sich, ihre Füße schienen am Boden zu kleben. Wie konnte er …
“Liebes, stell dir vor, wer es endlich geschafft hat, uns zu besuchen - meine kleine Schwester!”
Einatmen, Ausatmen. Lavaströme schossen vom Kopf in den Bauch, vom Bauch in den Kopf. Feuer speiende Wesen verbrannten jegliches Wohlgefühl, jegliche Sicherheit. Das Gefühl der Verliebtheit wandelte sich in Sekundenbruchteilen zu einem unerträglichen Schmerz. Der Boden unter den Füßen begann zu beben. Es blieben ihr nur noch wenige Augenblicke bis zur Katastrophe. Sie beschloss, sich in Sicherheit zu bringen. “Pack Deine Sachen und verschwinde”, sagte sie und wandte sich von ihm ab.
Es gefällt mir sehr gut, aber hast du hier nicht mehr Wut, Enttäuschung und einen sauberen Cut beschrieben, als Eifersucht? Zumindest kommt es bei mir so an.
Das war gut. Brilliant geschrieben. Toll formuliert. Fesselnd. Mitreissend. Und trotzdem so simpel. Und das hatte er einfach so aus dem Ärmel geschüttelt. Warum fiel ihm alles immer so leicht? Warum flog ihm alles zu? Und dann noch dieses dichte volle Haar in dem Alter. Er hätte kotzen können.
«Wie konntest du mir das nur antun!» Hedwig stand den Tränen nahe in Agathes Wohnzimmer. «Da fahre ich sechs Wochen zur Kur und vertraue dir meinen Liebling an, und du nutzt das derart schamlos aus.»
«Was habe ich denn bloß falsch gemacht?» Agathes ratlose Blicke wanderten zwischen Hedwig und einer prachtvollen Grünpflanze hin und her. «Dein Philodendron war kurz vor dem Eingehen, als du ihn mir gebracht hast, ich dachte, du freust dich, wie toll ich ihn aufgepäppelt habe.»
«Bei mir ist er noch nie so schön gewesen, und geblüht hat er schon gleich gar nicht. Ich hasse dich!»
Er war in den Augen ihres Vaters immer das bessere Kind gewesen. Immer machte er alles perfekt.
Er spielte besser Fußball als sie, liebte es, Eis zu essen und das wichtigste war, er wurde geliebt.
Sie nicht.
Während ihr Bruder mit ihren Vater Fahrrad fahren dürfte, wurde sie in den Keller gesperrt. Sie machte immer alles falsch.
“Na, warte.” Dachte sie, während sie mit leeren Augen auf die Wand starrte “Morgen werde ich mit meinem Bruder Fahrrad fahren.
Das wird bestimmt lustig. Mal sehen, ob er wirklich besser ist, als ich!”
“Wessen Höschen das ist? Schatz ich dachte, du hattest Besuch von deiner Freundin.” In diesem Moment schlug der Aschenbecher hinter ihm im Schrank ein.
“Du Schwein, du vögelst hinter meinem Rücken und vergisst danach aufzuräumen.”
Schatz, ist nicht von mir."
“Schon klar, ASU ist hier eingestickt, willst du mir sagen, du hättest bei deiner Schlampe die Abgase geprüft?”
Eigentlich gehören sie zusammen, weiß er, aber seine Weltanschauung interessiert sie nicht.
Und doch sind sie in diesem Augenblick hier zu zweit und suchen nach einem freien Tisch.
Sie setzen sich und fangen ein ungezwungenes Gespräch an, während ihre Blicke von einem Gast zum nächsten wandern, bis zu diesem Typen…
„Oh, Du hast es rausgefunden. Das tut mir wahnsinnig leid. Ich weiß nicht, warum ich mit ihm geschlafen habe. Ein Ausrutscher. Ist halt passiert. Ich wollte gar nicht. Du bist ja nie zuhause. Wo warst Du eigentlich? Wieder arbeiten? So wie Du riechst, wohl eher im Motel 6 mit Hanna. Das Du Dich nicht schämst. Meine beste Freundin. Das stelle man sich mal vor. Hinter meinem Rücken. Hätte ich nicht von euch gedacht. Sie ist bestimmt schwanger. Denkst Du gar nicht an unsere Kinder? Nun gut … trotz allem … ich verzeihe Dir! Was guckst Du so blöd?“
Es geht darum, dass man nicht einfach “heruntererzählt” (“tell”), also sich in direkten, ggf. sogar langen Beschreibungen ergeht und damit die Wirkung vorwegnimmt und festzimmert.
Die Wirklichkeit wird bei der spannenderen Variante präzise gezeigt (“show”), die Situation OHNE INTERPRETATION mit Fakten wie ein Bühnenbild dargestellt, idealerweise mit spannenden Details - und der Effekt, auf den der Autor hinaus will, stellt sich von alleine im Kopf des Lesers ein.
Plattes, aber griffiges Beispiel:
Ein Mann wird von einem Straßenräuber bedroht:
(A) ‘Er hatte Angst!’ ← hier ist alles vorweggenommen und platt beschrieben.
(B) ‘Trotz der kühlen Brise rann ihm ein Schweißtropfen die Stirn herunter, seine Augen waren weit aufgerissen’. ← Hier werden nur Details gezeigt. Trotzdem erahnt man, dass die Details durch Angst ausgelöst werden. Sogar das “Trotz” kann schon zu viel sein, denn es interpretiert und stellt nicht nur simpel dar.