(… der Alchimist öffnet die Tür…)
Mephos kehrt zurück
„Platz für die Nachtwache…“ Feei stolperte mit einem Teller voller Brote und einer Kanne Kakao in Alcors Büro.
„Oh, ´ne Flasche vom besten Wein? Wird´s romantisch zu Haus´?“ Foppte Feei.
„Und wenn?“ Alcor schob Feei zwinkernd einen Stapel Akten vor die Nase. „Damit Dir nicht langweilig wird, wenn es bei uns romantisch wird.“ Dann rollte er seinen Ärmel herunter, um die Einstichstellen zu verbergen.
„Herzlichen Dank. Sind das die aktuellen Notfälle?“ Feei warf sich in seinen Schreibtischsessel.
„Genau.“ Alcor verstaute die Flasche in seiner Tasche. „Meinst Du, dazu geht Pizza, oder soll ich lieber was aus dem Restaurant holen?“
Feei lachte schmatzend, die Füße auf seinem Schreibtisch.
„Also, das hier ist scharfes, rotes Zwiebelpüree auf Käsebrot. Lecker, nur anschließend hat man gewaltig Mundgeruch und furzt im Kreis. Nix für nen romantischen Abend mit Knutschen und so. Ansonsten ist das Nevia glaub ich egal, Hauptsache es wird - romantisch!“ Feei grinste.
„Ich werde mein Möglichstes tun.“
„Hast du ja offenbar schon.“ Feei deutete mit den Augen auf drei leere Spritzen auf dem Schreibtisch. „Musst Du Dich so zudröhnen, um einen Abend nicht aus der Rolle zu fallen? Oder macht sie Dich so nervös?“
„Wenn man so krank ist wie ich, muss man auf Nummer sicher gehen. Ich will ja keinen Rückfall bekommen, wenn sie mir zu nahekommt. Seelisch meine ich. Dafür – habe ich sie zu gern. Im Grunde liebe ich sie, soweit jemand wie ich zu sowas fähig ist. Kann gar nicht glauben, dass ich Dir das gerade erzähle. Ich muss zu viel Blaustern erwischt haben. Und seine volle Wirkung erreicht es erst in einer halben Stunde. Oh je…“ Alcor rieb sich peinlich berührt das Kinn.
„Gut, also, wenn Du um ihre Hand anhalten willst, solltest Du lieber was aus dem Restaurant holen, und ein paar Kerzen wären nicht schlecht. Und Kristallgläser- und hast Du ein hübsches Untergewand? Aus Seide vielleicht? Sowas Heißes hat Cyro zu unserem Einzug veranstaltet. Danach ging leider alles durcheinander - ich glaub, er hatte anschließend meine Socken an und er hat die ganze Nacht gekotzt, weil die Weinflasche schon ein paar Tage in der Badewanne geschwommen war. Die Kühlkammer war noch nicht wieder instand gesetzt - und er hat so einen verdammt empfindlichen Magen … “
„Ich nehm doch lieber die Pizza …“ stöhnte Alcor genervt.
„Deine Mutter ist durcheinander heute Abend. Faselte eben was von falschen Sternenkonstellationen am Himmel und so. Vielleicht schaust Du mal nach ihr, bevor Du gehst? Nachtdienst wird schwierig, wenn unsere Oberheilerin total neben sich steht.“
„Lieber nicht. Unser Chef besorgt das schon. Im Kräuterlager. Da würde ich gleich auf keinen Fall reingehen, wenn Du nicht dringend irgendwas brauchst, was nicht bis morgen warten kann.“
„Na, da wird Chef ja morgen wenigstens mal wieder gute Laune haben, was?“ Feei wippte anzüglich auf Alcors Sessel.
Alcor trat gegen den Sessel, auf dass der gewaltig schwankte.
„Oh, das hoffe ich doch! Ich hoffe, er kommt auf seine Kosten, und Mutter bekommt keine Gelegenheit, errötend wegzurennen und wieder mal zu singen „Ach, das wollte ich doch alles gar nicht, der Tyras ist ja so eine Naturgewalt, die fährt einem unters Gewand, blitzschnell, und zack, ist man hörig und willenlos…“
„Immer noch Stress mit Mutti, weil sie erwachsen ist?“ Kicherte Feei, während sie Umherschaukelte.
„Ach, sie soll mit dem ganzen Gejammer aufhören. Mephos ist angeblich posthum auch der Vater meiner kleinen Schwester Risa, obwohl sie aussieht wie Celo! Ja, sie hat teeiische Züge, schön, aber meine Mutter ist Halbteeiische! Sie macht Risa damit völlig verrückt. Die Kleine versteht sich gut mit Celo und er will ihr ein liebevoller Vater sein. Angeblich hat aber Mephos nur durch den Körper von Celo gewirkt, als er tat, was er tat. Und dann noch ihre Affäre mit Tyras. Ich weiß nicht, ob die da selber überhaupt noch durchschaut, ehrlich!“
„Scheiße, DER hat sich gerade bewegt!“ Feei deutete auf den Schädel auf Alcors Schreibtisch, auf dem eine brennende Kerze klebte.
„Ja, dann ist Vatti im Jenseits jetzt sauer, weil Mutti im Diesseits alle möglichen Liebhaber hat, soll vorkommen. Ich würde ja sagen, er wird´s überleben, aber-“Alcor zuckte süffisant die Achseln.
„Alcor, im ERNST!!“ Feei krallte sich an Alcors Arm, brachte den Sessel zum Stehen und deutete auf den Schädel seines Vaters. Der vibrierte.
„Ach, verdammt…“ stöhnte Alcor. „Das kommt von der Wärme, die die Kerze ausstrahlt, Feei. Du bist echt so empfindlich geworden, seit dieser Sache mit Noros. Nicht jeder hinter Ecke lauert ein mordlüsterner Geist. Hallo Papa, sag „Guten Tag Feei!“ Alcor nahm den Schädel auf den Arm und bewegte den Kiefer wie bei einer Marionette.
„Guten Abend, Feeia…“ krächzte der Schädel auf Altteeiisch.
„Du Idiot!!!“ Feei schleuderte ärgerlich ihren Zuckerstreuer nach Alcor. „Das ist nicht lustig!“
„Das war ich nicht“- murmelte Alcor, der zur Seite gesprungen war und den Schädel fallenlassen hatte. Die Kerze war erloschen.
„Du bist so ein blöder, verlogener, gemeiner- wenn DU Noros gesehen hättest, mit seinem Morgenstern, Dir wäre Dein Herz in Dein verdammtes Untergewand gerutscht! Du kannst überhaupt nicht genug Blaustern nehmen, Du -“
„Entschuldigt mal bitte…“ Risa hüpfte im Nachtgewand durch das Büro, über Feei und Alcor hinweg, die sich verdutzt vom Boden aufrappelten, und schnappte sich den Schädel.
„Guten Abend, geliebter Vater. Ich wusste, Du würdest einen Weg finden…“ Risa küsste den Schädel und schlang ihre Arme um ihn herum. Dann riss sie sich mit den Zähnen die Adern am Gelenk auf und presste die blutende Wunde auf den Schädel.
„Bei allen Heiligen von Teeiis …“ murmelte sie andächtig.
Alcor sprang auf und ergriff seine kleine Schwester am Arm.
„Ich versohle Dir gleich bei allen Heiligen unserer Heimat Teeiis den Hintern, verdammt noch mal. Du gehörst ins Bett, und das da gehört sofort verbunden“- Alcor erstarrte, als sich der Schädel aus Risas Händen löste, in die Höhe schwebte, und sich darum Gewebe materialisierte. Dann folgten zwei leuchtend grüne Augen und ein schlanker Körper. Alcor fing sich eine schallende Backpfeife.
„Beleidige nicht meine Geliebte, beleidige nicht meine Tochter…“ knurrte Mephos auf Teeiisch und stapfte nackt aus der Tür.
Risa nahm die Hand ihres Bruders. Der rieb sich das schmerzende Kinn. Blut rann aus seiner Nase.
„Tut mir leid, das wollte ich nicht“ stammelte er. „Habt- habt IHR das gerade auch gesehen???“
„Wo will der hin?“ Feei war aufgesprungen.
„Na, zu unserer Mutter?!?! Wohin würdest Du gehen, wenn Du rastlos durch die Unterwelt gewandelt wärst, immer auf der Suche nach einem Weg, um zurück zu Deiner ewigen, großen Liebe zu gelangen?“ Risa musterte Feei verständnislos.
„Scheiße, wir müssen den Chef warnen!“ Feei stürmte aus dem Büro.