Seitenwind Woche 5: Launisches Wetter

Gustav

Wie ich Volksfeste hasse! An einem sonnigen Spätsommertag wagten sie es wieder. Ich sage nur: Selbst schuld! Alles fing so friedlich an. Als laues Lüftchen mäanderte ich durch den Wald. Die Bäume kleideten sich farbenfroh, Früchte gab´s im Überfluss und den Gesang der Vögel untermalte ich mit dem Rascheln der Blätter. Doch während wir gemeinsam das Lied des Waldes musizierten, platzte plötzlich ein Tuten und Tröten in unser Konzert.

Wütend suchte ich die Quelle dieser unerhörten Störung. Auf einer Wiese wurde ich fündig. Mitten in die Blumen und Gräser hatte dieses renitente Pack eine Bühne, Bänke und Tische gesetzt. Schmatzend hockten sie da, die krachledernen Pausbacken und Dirndlplauzen und soffen aus Plastikhumpen ihre schäumende Plörre. Ich fegte ihnen das Grinsen aus dem Gesicht und ihre Seppelmützen von den Glatzen. Dann kippte ich ihnen ihr Gesöff in die Pappschalen und die Currywurst schwamm in schleimiger Soße. Einem Satz Trolle warf ich die Becher in den Schritt: sie sahen aus, als hätten sie sich eingenässt.

Nachdem ich das Publikum kräftig aufgemischt hatte, stürmte ich die Bühne und stürzte mich auf die Blasmusiker und ihre Sängerin. Ich pustete kräftig und wirbelte die Notenblätter wie Konfetti durch die Luft. Dann nahm ich alle Kraft zusammen und schleuderte von einem der Tische einen Pappteller in das geöffnete Maul der Tuba: Das Instrument furzte nur noch und auch Schwester Plazenta blieb das Jodeln im Hals stecken, denn ich hob ihren Rock und zeigte dem feixenden Publikum ihren schmuddeligen Schlüpfer.

Nein, ich bin mit euch noch nicht fertig, tobte ich und holte mir Wolke Holle zur Verstärkung. Zuerst tröpfelte sie ihr Nass auf die Glatzen. Als sie ängstlich in den Himmel blickten, öffnete sie weit ihren dicken Arsch und ließ einen Sturzbach auf die kreischenden Trolle klatschen. Beim Wotan, Blitz und Donner, ich gab alles und ließ noch ein paar Äste in das Festzelt krachen.

Panik brach aus. Eine Stampede blökender Besucher trampelte zu ihren stinkenden Blechkutschen. Bald war die Wiese leergefegt. Holle gab mir Fünf und sagte: Gut gemacht, Gustav, das werden die so schnell nicht vergessen. Zufrieden zogen wir uns in den Himmel zurück, der sich strahlend blau zeigte und über den Ruinen des Festplatzes lachte die Sonne.

Das Wetter

Darf ich mich vorstellen, ich bin das Wetter; unabhängig und doch beeinflusst vom Klima das wiederum von der Sonne, Atmosphäre, Ozeane und deren Verteilung und dem Festland gesteuert wird. Man kann auch sagen, ich werde gesteuert von diesem Planeten. Aber wir reden nicht von diesem Planeten, sondern von mir, dem Wetter!

Ich kann nett sein, sanft, aber auch wütend und zerstörerisch. Ich kann feinen Regen aber auch Überschwemmungen bringen. Ich sorge für klirrenden Frost aber auch für heiße Wochen oder Monate. Ich bin verantwortlich für Dürren und für Überschwemmungen.

Ganz nach meinen Wollen. Obwohl ich eigentlich nur nach den Maßstäben reagieren, die mir das Klima oder die Erde nach ihren geheimnisvollen logischen Standpunkten vorgibt. Nicht mehr und nicht minder.

Das aber schafft die Voraussetzungen dafür, wie ich agiere, obwohl ich eigentlich nur nach den Zuständen, die jetzt gerade herrschen. handle.

Ich erinnere mich an früher, damals vor langen Zeiträumen, die Erde war jung, das Klima entstand gerade. Es war sehr chaotisch. So konnte ich Stürme und Überschwemmungen auslösen, die heute noch unvorstellbar sind. Aber vielleicht, wenn die Menschheit so weiter macht wie bisher, kommen diese alten Zeiten wieder.

Aber etwas ist anders als damals, der Begleiter der Erde stand damals viel näher, als in der heutigen Zeit und wirkte so damals auch auf mich ein.

Meine Abkömmlinge werden Tier und Hoch genannt. Aber noch einige andere, die ich aber nicht näher erläutern möchte, da diese nur sehr selten auftreten.

Die Natur sorgt immer für Ausgleich, na ja, solange das zweibeinige Wesen nicht eingreift.

Leider haben sie ins Klima eingegriffen, schon lange vorher und auch jetzt noch obgleich sie es nun besser wissen.

Aber so vernichten sie die Basis allen Lebens und so auch selbst. Leider müssen aber darunter auch andere Lebensformen leiden und sterben.

Deshalb werden die Wettergeschehnisse immer heftiger.

Die Erwärmung der Meere sorgen dafür, das die Hochs und Tiefs immer mehr beeinflusst werden.

Bitte entschuldigt, aber ich bin heute nicht gut gelaunt, so werde ich euch einen Sturm zeigen. Genauso gut könnte ich auch einen schönen warmen Sommertag zeigen; die Vögel singen, Bienen und Wespen huschen herum und suchen Nahrung. Ameisen rennen am Boden umher und schöne weiße Wolken schweben von einem sanften Wind getragen über den blauen Himmel. Es ist warm und behaglich. Oder wollt ihr lieber eine Dürre erleben?

Habe mich aber schon entschieden. Ich zeige euch nicht alles, aber ihr habt sicher genug Phantasie in euren Gedanken dies weiter zu denken.

So zeige ich euch einen Sturm, der vom Atlantik nach Europa zieht.

Fangen wir mal an!

Ein Tief nähert sich, im Atlantik entstanden, dem Kontinent Europa genannt.

Ein zuerst sanfter Wind, wird immer schneller, heult über das Wasser des Meeres, das getrieben vom Wind immer höhere Wellen schlägt.

Noch toben sie sich auf dem Atlantik aus, das Azorenhoch wurde nach Süden gezogen und so hat die Wetterfront Raum sich auszubreiten.

Das Meerwasser, sehr warm verdunstet und wird von meinem Kind das Hoch aufgesogen und gespeichert. Da die Luft auch warm ist, kann sie noch mehr speichern, als üblich.

Das Tief wird immer stärker, sucht aber Ausgleich mit dem Hoch das über Osteuropa liegt.

Böen erzittern die Luft und Regenmassen peitschen auf das Wasser. Hoher Wellengang bringen Schiffe zum Rollen. Schwer stampfen sie in den Tälern und Bergen der Wellen. Brecher überschwemmen die Schiffsdecks und verzieren die Oberfläche des Meeres mit weißen Schaum.

Es dröhnt, es jault und es donnert.

Verästelnde Blitze zucken über den schwarzen Himmel, auf dem schwarze Wolken nach Osten jagen.

Langsam nähern sich die Wellen der Küste von Irland und der stürmische Wind zeigt die Richtung an.

Schwere, dunkle ja fast schwarze Wolken wälzen sich über dem brüllenden Meer. Blitz erhellen diesen stürmischen dunklen Tag, der Donner des Sturms, das Heulen Windes und den Brüllen des Wassers spielen ihre Sinfonie dazu.

Donnernde Brecher schlagen gegen die Küste, ihre Ausläufer überschwemmen das Land oder schmettern auf die Steilküste und Strände. Hoch steigt Gischt in den stürmischen Himmel, wird vom Sturm mitgerissen.

Bäume ächzen, trockene Äste brechen knackend und der Wind heult sein Lied dazu. Knorrige Äste jammern und brechen.

Dichter Regen fällt prasselnd. Flüsse und Bäche füllen sich schnell, verlassen ihr Bett und strömen über das Land.

Reißen mit, ob es will oder nicht.

Der Regen peitscht auf die Erde, auf die Dächer und den Straßen.

Auf den Fensterscheiben bilden sich Wasserschlieren . Schnell rinnen sie herunten oder werden vom tosendn Wind mitgerissen. Gluckernd fließt das Wasser schnell über den Boden, überschwemmt das trockene Land, es ist zuviel als daß sie einsickern würde.

Langsam verlässt der Sturm das Land, stürmt weiter in den Osten, wird auch dort das Land überschwemmen, bis es weit entfernt von hier langsam schwächer wird und vergeht. Der Sturm lässt weiter nach, nur die Wolken ziehen schnell am Himmel dahin. Letzte Blitze zucken über das Land während leise der Donner in der Ferne verhallt.

©️by Arno Westermann 2023

Frau Josten auf dem Dach

Es regnet, es regnet, die Erde wird nass
Rasch steigen die Pegel, Frau Josten wird blass
Früh ruft sie um Hilfe, sie kennt sich ja aus
Schon zigmal erlebt: „Die Ahr kommt ins Haus!“

Heut nacht lernt sie was Neues, ich zeige ihr die Angst
Behend dring ich durch Ritzen, in Wellen auf sie zu
Umspüle jede Sperre und gönn ihr keine Ruh
Und wenn ich sie erreiche, dann nur für einen Tanz

„Alles muss nach oben!“, hoch in den ersten Stock
Sie waten durch die Fluten, Frau Josten schürzt den Rock
Es bersten die Barrieren, „Die Fenster geben nach!“
Frau Josten bleibt besonnen und flüchtet sich aufs Dach

Die mag wohl noch nicht tanzen, dies greise graue Weib
„So wart doch!“, gurgle ich gar traurig hintendrein
Sie blickt sich nur kurz um und beginnt zu schreien
Dann springt sie froh ins Leben und rettet ihren Leib

Ich ziehe mich zurück, in mein altes Bett
Diese Nacht im Dorfe, die war doch wirklich nett
Frau Josten die trinkt Kaffee, sie kennt so dies und das:
„Und wenn’s genug geregnet hat, dann wächst auch wieder Gras“

REGENTANZ

Dürstender Boden
Tanz für mich, dann folge ich
Wiederbelebung

Aber habe ich schon erwähnt, dass ich ein launischer Regen bin?
Falle erst vom hohen Himmelsthron, wenn die Wolkenwelt sich meiner Last entledigt.
Es gibt trockene Zeiten, da beten die Erdenbewohner um mich, weil ich mich zu lange rar gemacht habe. Man beteuert: jeder Tropfen von mir wäre ein Segen für das ausgedörrte Land. So fleht man mich an und beschwört die Götter mit der Hoffnung um Erbarmen. Schließlich tanzen die Menschen für mich in farbenfroher Robe. Sie drehen sich im Kreise und wirbeln den Staub auf. Ihre Bittgesänge verhallen ungehört. Kein Wetterfrosch wagt es, eine sichere Auskunft über mein erlösendes Erscheinen zu geben. So halt ich ein, bis die Wolke unter mir platzt und mein ICH sich tröpfchenweise über die durstige Landschaft ergießt. Für den einen komme ich zu spät, den andern kann ich retten.

Potzblitz

„Guten Abend, meine Damen und Herren.
Anläßlich der an diesem Wochenende stattfindenden Jahreshauptversammlung namhafter Wetter-Erzeuger in Windischgrätz bringen wir heute abend eine Sondersendung zum Thema:
Sind wir eigentlich angesichts des scharfen Windes, der uns seitens ausländischer Wettermacher so unverfroren ins Gesicht bläst, witterungsmäßig überhaupt noch konkurrenzfähig? Oder läßt uns nicht vielmehr die laue Landespolitik mit ihren windigen Ausflüchten im internationalen Vergleich gänzlich abblitzen?
Durch die Sendung führt das blitzgescheite Moderatoren-Team Anne Wind, Mayblitz Illner und Sandra Maischregner:“
„Ja, herzlich guten Abend, auch von unserer Seite zu diesem uns alle anwehenden Thema. Unsere Gäste heute abend sind:
Frau Regina Heiterbiß-Wollkich aus Regensburg,
Frau Dr. Wolke Nieselwind aus Windhagen, und last, not least:
Herr Prof. Thorwald Knallund-Aynschlach aus Donnerskirchen.“
„… last, but not least …! Alle Wetter, soviel Zeit muß sein, zum Donnerlittchen!“
„Verzeihung! Also: Herr Prof. Thorlast Battnotliest-Aynschlach aus Donnerskirchen. Zunächst aber zu Ihnen, Frau Heiterbiß-Wollkich. Geben Sie unseren Zuschauern doch mal einen Einblick in Ihre tägliche Arbeit!“
„Ja, also, wenn man üm Nüderschlagsgeschäft tätüg üst, kann man kaum ruhn, hat vüel zu tun. Hatschüüha …“
„Gesundhet! Brauchen Sie ein Taschentuch?“
„Neün, geht schon; schnüef. Heute früh stand jahresplanmäßüg an, eünen Wolkenbruch zu organüsüeren, pütsch-patsch paraplü. Da rückt mür doch tatsächlüch eün waschechter Meteorologe auf den Leüb und wüll, stellen Süe süch mal vor, mür meün Nüederschlagsgewerbe durchleuchten! Hatschüüpahaa! Dem armselügen Tropf träufel‘ üch eünen kalten Guß allerfeünsten Graupelregens ün den Kragen, büs er nur so trüeft, das kann er vertragen. Schnüüf! Dann verabreüch‘ üch ühm rechts und lünks, daß es süch gewaschen hat, eünen Hagelschauer grobkörnügster Art um düe verfrornen Ohren. Damüt’s ühm eüne Lehre fürs Leben seü, daß man ehrwürdügen Damen, hatschüüpa hatschüüpahaa, nücht unter düe Röcke schau‘, verpaß‘ üch ühm schlüeßlüch eünen zünftügen gefrüerenden Schneeregensturm. Da krabbelt er hülflos rutschend pütsch-patsch paraplü auf dem Eüse und kommt nücht von hünnen, wüe eün torkelnder Maükäfer üm Junü.“
„Ja, vielen Dank, Frau Heiterbiß-Wollkich für diesen interessanten Einblick in Ihr feucht-fröhliches Berufsleben. –
Eine kurze Frage in die Regie: Könnte vielleicht jemand mal eben um Frau Heiterbiß-Wollkich den Boden aufwischen? –
An dieser Stelle schalten wir nun, um den Blick etwas zu weiten, nach Übersee zu unserem Außenkorrespondenten Tom Gebührow: Hallo, Tom. Was kannst Du uns zum Thema von drüben berichten?“
„Ja, guten Abend in die Runde. Ich befinde mich hier auf Barbados, das ja zu den „Inseln über dem Winde“ zählt. Bei meiner Blitzrecherche auf den „Windward Islands“ bin ich von Ms. Gale Tie-Fun und Mr. Dizzy Hurry Cane bestürmt worden, sie doch auch mal ins deutsche TeeVee zu bringen.“
„Yeah, we’re gonna tell you the blowy truth of our stormy story …“
„He … heda, nich‘ so stürmisch, ich … ich kann kaum noch das Mikro halten … he, he, … so war das nicht abgemacht, nicht, he … he, he, … nicht das Haarteil …! Knarz, krächz …“
„Mh, soviel aus Amerika; da wurde uns wohl die Leitung vom Winde verweht.
Aber nun zu Ihnen, Frau Nieselwind …“
„… Frau Dr. Nieselwind …“
„… zu Ihnen, Frau Dr. Rieselgrind: Können Sie inhaltlich da den Aussagen Frau Heiterbiß-Wollkichs zustimmen?“
„Lassen Sie mich ruhig, haapüü, han dieser Stelle hauch heinmal feststellen, daß bezogen hauf die Work-Life-Balance hunser verantwortliches Tun hauch nicht nur harte Harbeit behinhaltet, huuibaa, sondern gelegentlich durchaus hauch Freiräume für Spiel, Scherz hund Schelmerei herhöffnet. Gerade neulich hatten wir hin heffektiver Kooperation, haapüü, mit den Kollegen vom Niederschlagsdienst heine ganze Landschaft, huuibaahü, gepflegt hunter Wasser gesetzt, da wurd‘ huns nach vollbrachter Harbeit doch hetwas fad. Da war mir, da wir zu dritt, nach heiner Runde Skat. Nur der Kollege der Blitz & Donnerei, huiabüü, zierte sich hetwas. …“
„Bitte unterlassen Sie doch Ihre böartigen Angriffe von der Seite, Frau Nieselwind …“
„… Frau Dr. Nieselwind! …“
„… Frau Dr. Pieselgschwind. Ich kann dann nämlich jedesmal stundenlang sehen, wie ich Haupt- und Barthaar wieder delabyrinthisiert bekomme.“
„Kurzum, wir waren bereit, nur fehlten huns die Spielkarten. Haber nicht lange gefackelt. Huibüü, hich nehme gewaltigen Hanlauf, blase mich lege hartis hauf hund nehme das Rathausdach hins Visier. Hei, was heine helle Freude, wie Dachziegel, zweihunddreißig han der Zahl, durch die Lüfte wirbeln. Hein wirklich herrlicher Grand houvert!“
„Ja wirklich sehr beeindruckend, Frau Nieselwind …“
„… Frau Dr. Nieselwind …“
„Ja, Frau Griebelspind, an dieser Stelle ist Zeit für einen Faktencheck. Kann die Regie mal unsere studentische Aushilfskraft Frank Blaswerk ins Bild nehmen?
Frank, diese Story mit den 32 Ziegeln, hat das Hand und Fuß?“
„Ja, es waren genau 32!“
„Sehr gut, Frank! Kein Grund, klamm rot zu werden!“
„Nun, zu Ihnen, Herr Knallund-Aynschlach.“
„Herr Prof. Dr. Knallund-Aynschlach, bitte sehr, zum Donnerwetter, potzblitz!“

Sehr geehrte Zuschauer, wir müssen leider die Sendung unterbrechen, wir haben plötzlich Probleme mit der Elektronik. Nun das Wetter …

Befreiungsschlag

Er sprach die Worte noch einmal klar und deutlich aus und legte dann auf. Er wartete ihre Reaktion nicht mehr ab. Zu oft hatte genau dieses Zögern ihn wieder in ihre Fänge getrieben, ihn wieder weich werden lassen und er war wieder durch die Hölle gegangen. Diesmal ließ er das nicht mehr zu. Er hatte es endgültig abgehakt, verstanden, dass sie niemals der Mensch sein würde, den er in ihr sehen wollte, es nie gewesen war. Sie würde es immer wieder tun und er würde es immer wieder ertragen, bis er daran endgültig zerbrach. Genau deshalb hatte er heute aufgelegt, ohne ihr eine weitere Chance auf eine Antwort zu gewähren.

Getrieben von der Unruhe, die dieser Befreiungsschlag in ihm ausgelöst hatte, lief er nun durch den Wald nahe seiner Heimatstadt. Er kannte ihn aus Kindheitstagen, hatte hier etliche Stunden verbracht als er noch ein kleiner Junge gewesen war, unbedarft und unbeschwert. Doch heute sah er ihn mit anderen Augen. Er hatte etwas Beruhigendes, gab den Weg klar vor. Er musste ihm nur noch folgen.

Die Dämmerung schritt unterdessen unaufhaltsam voran, war beinahe abgeschlossen und er wusste, dass es unvernünftig war, jetzt noch tiefer in den Wald zu gehen, doch er konnte nichts dagegen tun. Seine Beine trugen ihn von ganz allein. Schlimmer allerdings als die Erlebnisse der letzten Jahre, konnte ohnehin nichts mehr sein. Er war der Hölle auf Erden entkommen.

Endlich kam er an der Stelle an, zu der er, ohne es zu wissen wohl die ganze Zeit über gewollt hatte und es überwältigte ihn. Mit seiner rechten Hand schob er die dünnen Äste zur Seite, die ihm den Weg versperrten und schritt aus dem Wald auf das angrenzende Feld hinaus. Es lag auf einer Anhöhe und wurde von allen Seiten vom Wald eingerahmt.

Obwohl es Nacht war, konnte er dank des hellen Mondlichtes das ganze Feld überschauen. Er machte noch ein paar Schritte vorwärts, fing an, ein Stück zu rennen, wurde dann jedoch schnell wieder langsamer, bis er schließlich einige hundert Meter feldein stehenblieb. Er war nun beinahe am höchsten Punkt angelangt und da begann er zu schreien. Er schrie aus ganzem Herzen all den Schmerz und die Hilflosigkeit, die sich in den letzten Jahren wie ein schwerer Mantel um seine Schultern gelegt hatten, hinaus. Er spürte, wie sich das Gewicht von seinen Schultern löste, von ihm abfiel und sich alles auf einmal viel leichter anfühlte. Er hatte es geschafft, hatte überlebt.

Ein Gefühl von Glück durchströmte ihn. Als sein Schrei verklungen war, spürte er auf einmal eine solche Energie, dass er nicht mehr länger an sich halten konnte. Er musste sich bewegen, fing an sich mit weit ausgebreiteten Armen, um seine eigene Achse zu drehen. Er hatte das Gefühl als würde er vor Glück platzen, sollte er jetzt aufhören und in seiner Bewegung innehalten. Dennoch tat er es, denn in diesem Moment spürte er, wie sich Tränen ihren Weg über seine Wangen bahnten. Er war überglücklich, diesem Albtraum endlich entkommen zu sein.

Ohne dass er es gemerkt hatte, hatte sich der Himmel über ihm verdunkelt. Der Mond war nun von einem riesigen Wolkenmeer verdeckt und schlussendlich brach ein gewaltiger Regenschauer über ihn herein. Doch nichts konnte sein Glücksgefühl jetzt noch trüben, nicht einmal die Launen der Natur. Es kam ihm eher vor als feierte sie ihn für seinen mutigen Schritt. Der Regen ging auf ihn nieder, wie das Konfetti auf den Sieger eines bedeutenden Wettkampfes und so fühlte er sich, wie ein Sieger. Mehr noch, er fühlte sich wie ein Held, der Held in seiner eigenen Geschichte. Noch nie in seinem Leben hatte er sich so frei gefühlt wie in diesem Moment.

Wie er jetzt herumsprang und tanzte, nachts inmitten eines Feldes auf einer Anhöhe, umgeben von Wäldern und im strömenden Regen, musste von außen aussehen als habe er seinen Verstand verloren, aber ganz im Gegenteil. Zum ersten Mal seit Jahren spürte er seinen freien Geist und wie dieser von dem Fakt, dass er all das nun Vergangenheit nennen durfte, beflügelt wurde. Er würde es nie wieder ertragen müssen. Es war endgültig vorbei. Er hatte die Kontrolle zurück und der Himmel schien ebenfalls Freudentränen für ihn zu vergießen. Diese Nacht und diesen Regen würde er niemals vergessen, denn er hatte ihn reingewaschen von all dem, was ihm die letzten Jahre widerfahren war.

Über der Stadt spannt sich der Morgen, als das goldene Licht sanft durch die Fenster der Hochhäuser gleitet. Menschen eilen durch belebte Straßen, ihre Schatten auf den Gehwegen tanzen im Rhythmus des Tagesbeginns. Der Duft von frischem Kaffee und aufblühenden Blumenmärkten erfüllt die Luft.

Plötzlich verdunkeln sich die Himmelsgewölbe, und ein gewaltiges Donnergrollen kündigt die Ankunft eines ersehnten Regens an. Die Straßen werden zu einem lebendigen Spiegel, während die Menschen zwischen Regenschirmen und Überdächern Zuflucht suchen. Doch die Natur segnet die Stadt, erfrischt die Hitze der vergangenen Tage und lässt die Blumen in den Parks aufatmen.

Ein sanfter Wind streicht durch die Gassen, trägt das Rascheln der Blätter und das Murmeln der Straßencafés mit sich. Die Stadt atmet auf, die Hektik des Alltags verblasst für einen Moment, während die Natur ihre Melodie spielt.

Die Sterne enthüllen sich erst in der ruhigen Nacht, wo die Stadt zur Kulisse für Träume wird. Lichter erhellen die Straßen, und die Geräusche der Stadt werden zu einem leisen Hintergrundrauschen. Ein ewiger Kreislauf von Tag und Nacht, von Regen und Sonnenschein, webt sich durch das Gewebe des städtischen Lebens, während die Zeit unaufhaltsam voranschreitet.

Unstillbare Wut

Es ist schöner Tag. Die Wärme von oben schenkt mir Kraft und treibt mich an. Ich überquere die weite Ebenen und mit schnellen Schwüngen durchstreife ich die Bäume. Das Kitzeln der Nadeln erheitert mich. Ich fühle mich so lebendig wie lange nicht mehr. Ich ziele auf die Felsen vor mir. Mir macht es Spaß mich an ihnen zu reiben, diese zu formen und Skulpturen zu erschaffen.
Doch plötzlich durchzieht ein beißender, giftiger Gestank meine Bahn. Stickiger Rauch kräuselt sich empor und mir wird übel. Es ist kein einfaches Feuer. Diese unerträglichen Kreaturen verbrennen tatsächlich ihren Unrat. Wie können sie es wagen mein Luft zu verpesten.
Seit Jahren breiten sie sich immer weiter aus und stören meine Ruhe.
Als die Hitze und der Gestank zunimmt, steigt auch meine Wut. Ich werde Ihnen eine Lektion erteilen.
Langsam schraube ich mich immer weiter in die Höhe, bäume mich dabei auf und sammele mehr und mehr Kraft. Schließlich, angefüllt mit Wut und Energie, schieße ich hinab. Ein lautes Tosen umgibt mich, die Luft gefriert und Blitze schießen um mich herum. Ich bin die pure Zerstörung. Diese Kreaturen sollen vor mir erzittern und auf ewig in Angst vor mir leben.
Ich spüre wie die Eisbrocken auf sie niedergehen. Wie wild rennen sie in ihre Hütten. Die gewaltigen Hagelkörner zertrümmern deren Gefäße und durchschlagen selbst die Dächer.
Jetzt bin ich dran.
Mit ganzer Kraft reise ich an den Hütten, stemme mich gegen die Tüten und Fenster. Immer fester drücke ich dagegen, bis diese endlich nachgeben. Ich stoße hinein, schleudere alles herum und Genugtuung überkommt mich.
Ich bäume mich noch einmal auf, drücke nach oben und reise das Dach auseinander. Staub, Dreck und Trümmer fliegen durch die Luft. Die Angstschreie der Wesen übertönen mein Heulen. Verzweifelt klammern sie sich aneinander, um nicht mitgerissen zu werden.
In meiner ungezügelten Wut, würde ich sie am liebsten in die Luft schleudern. Ich steige wieder empor, um noch einmal Anlauf zu nehmen, da bemerke ich das helle Flackern um mich herum. Ich habe die Kontrolle verloren. Meine Tosen hatte dafür gesorgt, dass sich die Feuer ausgebreitet haben. Nun standen die Hütten und der Wald in Flammen. Überall züngelte es und Rauch stieg empor. Mir wird schlecht und Angst überkommt mich. Was habe ich nur getan.
Verzweifelt rase auf die Flammen zu und versuche sie zu ersticken, doch diese sind schon zu groß und es mag mir nicht gelingen.
Vom Qualm wird mir übel und ich kann mich nicht orientieren. Hilflos stemme ich mich gegen die Bäume und versuche sie von den Flammen fernzuhalten. Mit letzter Kraft drücke ich auf die Flammen, um diese zu zerquetschen, doch auch dazu fehlt mir die Energie. Meine ganze Energie habe ich dazu benutzt die Hütten zu zerstören, sodass mir die Kraft fehlt mich gegen das Feuer zu wehren.
Ich bemerke wie unter mir die Kreaturen wuseln. Sie spritzen Wasser in die Flammen und beißender Dampf schießt in die Höhe. Meine Sinne sind getrübt und meine Kraft verlässt mich.
Langsam spüre ich wie es kälter wird und die Flammen vergehen. Die Anstrengungen der Kreaturen scheinen zu fruchten. Ich kann ihre Erleichterung spüren und auch mir wieder wohler.
Ich lasse mich nach oben gleiten und sehe die Zerstörung die ich angerichtet habe. Mich überkommt Abscheu und Scham vor dem was ich getan habe. Nie wieder will ich so eine Verwüstung anrichten.

Kind der Elemente

Feuer und Wind sind meine Eltern. Wenn sie sich auf ihrem Liebesbett, der ausgedorrten Erde, vereinen, werde ich manchmal geboren. Ein seltenes Kind, mächtiger und schöner als jeder Elternteil für sich. Und zerstörerischer. Unerbittlich verschlinge ich alles und jeden in einem roten, ewig hungrigen Strudel zusammenfließender Flammen. Bin heißes Verderben. Unkontrollierbar und unabsehbar fege ich über die Landschaft, trage glühende Asche und zerfetze Trümmer in meinem Inneren. Sofern ich gewaltig genug bin, wagen es die Menschen nicht, mich zu bekämpfen. Dann fliehen sie, bestaunen ehrfürchtig meine Schönheit aus sicherer Entfernung und lassen mich sein. So lange, bis mich mein schneller Tod von selbst ereilt und meine Eltern allein auf dem Feld der Zerstörung zurückbleiben.

Haiku

Regentropfen
klatschen ans Fenster tanzt
Ballerina im Saal

Wasserkarussell

Ich fühle die Wärme vom Meer heraufsteigen. Die Wärme, die es braucht, um mich aus der Taufe zu heben. Gierig sauge ich den aufsteigenden Wasserdampf auf, forme ihn zu Gewitterwolken und spüre, wie das Luftdruckgefälle seine Arbeit aufnimmt. Luftmassen strömen von außen in meine Mitte, die Zeichen stehen gut für mich. Ich lasse mich von der Erdrotation ein wenig hin und her schaukeln. Sie tut das Ihre, um mich in Schwung zu bringen. Die erste Drehbewegung lässt mich das Licht der Welt erblicken, setzt mich in Gang. Schneller und immer schneller lasse ich mich kreiseln, nehme alles mit, was sich mir anschließen will. Ich wachse und wachse. Ob mein Ausmaß einen Rekord erzielen wird? Der warme Ozean füttert mich. Windstärke 12 habe ich längst erreicht. Kein Hindernis in Sicht. Ich kann mich nach Herzenslust ausbreiten.
Besonders schnell bin ich nicht unterwegs, vielleicht schaffe ich 20 Kilometer in der Stunde, vielleicht weniger. Wer will sich bei der Hitze schon hetzen lassen? Mit 16 km Höhe und einem Durchmesser von weit über 1000 km darf man mir eine gewisse Behäbigkeit wohl nachsehen. In meinem Inneren herrscht Ruhe, während meine Kreiselbewegungen bald die 200 km/h erreicht haben.

Sie haben mich längst bemerkt, die Erdenbewohner. Haben mir einen Namen gegeben, wie sie es mit jedem Hurrikan tun. Beobachten mich, messen, bewerten, rechnen meinen Weg aus. Sie bereiten sich vor, evakuieren, flüchten. Dabei habe ich es gar nicht auf sie abgesehen. Dort, wo sich bei ihnen Panik vor der Verwüstung ausbreitet, wehe ich meinem natürlichen Tod entgegen.
Das Festland bietet mir zu wenig Feuchtigkeit, bringt meine Luftströmungen durcheinander, bis das Karussell in sich zusammenstürzt. Dann ist es vorbei mit mir. Mir sind maximal wenige Wochen Lebenszeit vergönnt, dann lasse ich meine Wassermassen, wo ich gerade bin und löse mich in Luft auf. Wenn ich Glück habe, sind meine Zahlen einen Eintrag in den Büchern der Erdenbewohner wert.

Und wenn der Regen niederschlägt…

Die Schleusen öffneten sich, Leute schrien auf.

Es war zu warm für Schneeflocken, aber zu kalt für den Herbst. Menschen wurden krank, weil sie mit meinem Regenschauer nicht gerechnet hatten und pitsch nass zur Arbeit kamen. Genau wie heute. Doch diesmal versuchte ich wenigstens den Regen, soweit es ging, bis zur Mittagszeit inne zuhalten. Niemand war mir dafür dankbar. Ein Mann eilte über die Straße und war im Begriff, in eine Frau zu rennen, die just in dem Moment um die Ecke bog. Ihre Handtasche bot keinen Schutz gegen den Regen, als auch noch ein Bus in die Pfütze neben ihr fuhr, war das Dilemma perfekt. Nein, nicht ganz. Jetzt kam der Zusammenstoß mit dem Typen, der über die Ampel gerannt kam. Wäre ich ein Mensch, würde man mich vor Schadenfreude lachend vorfinden. So konnte ich wenigstens in dem Gewitter, das ich war, einen kleinen Lichtblick finden, während alle anderen um mich herum über den Regenschauer fluchten.

„Pass doch auf!“, motzte er.

Wer trägt denn bei dem Wetter eine weiße Hose, wunderte ich mich, als der Mann vom Boden aufsprang und wie ein begossener Pudel aussah. Böse starrte er auf die Dame herunter, welche immer noch am Boden saß.

„Muss denn heute wirklich alles schief gehen?“, hörte man sie schluchzen.

Für einen Moment verschlug es dem Mann die Sprache, als er ihre Stimme hörte. Ich wurde neugierig.

„Tamy?“ Bestätigte er meinen Verdacht, dass ihm die Dame bekannt vorkam. Umständlich richtete sie sich auf. Wenn es einen Wettbewerb geben würde, wer mehr abbekommen hatte, dann war es definitiv die Frau, auch wenn der Mann wegen seiner nun mehr gräulichen als weisen Hose schlimmer aussah.

„George“, kam es genervt von ihr.

„Was machst du denn hier?“ Er schien erfreut zu sein sie zu sehen, doch beruhte es nicht auf Gegenseitigkeit.

„Ich hab ein Vorstellungsgespräch. Aber so wie ich jetzt aussehe, kann ich da nicht hin.“ Sie blickte an sich herab. Ich konnte nichts mehr am Wetter ändern, aber leid tat sie mir dennoch.

„Ähm…ich wohne in der Nähe, wenn du dich da zurecht machen willst und deine Klamotten trocknen magst…also ich hab einen Trockner…und naja…also…“ Bot er ihr an, merkte, dass er zu viel plapperte und stoppte sich. Sie presste ihre Lippen aufeinander, dachte kurz nach, bevor sie sein Angebot annahm.

Zwei Tage später waren die Temperaturen endlich so niedrig, dass ich die Stadt zuschneien konnte. Tamy und George traten Hand in Hand aus einem Apartment, in welchem sie Zuflucht vor mir gesucht hatten.

„Du schaffst das!“ Umarmte sie George, bevor er ihr einen Kuss gab.

Hm…mein Regenschauer hat wohl zwei Menschen zusammengebracht, freute ich mich.

„Nachdem ich das Gespräch verschieben musste, hoffe ich, dass das keinen schlechten Eindruck hinterlassen hat und ich sie von mir Überzeugen kann“, gab sie zweifelnd zurück und schloss ihren übergroßen Mantel.

„Das wirst du!“ Er klang dabei sehr überzeugend. Sie schmunzelte.

„Sagst du das nur, um mir Mut zuzusprechen, oder weil du willst, dass ich den Job bekomme, damit ich hier herziehe?“

Sein Grinsen wurde so breit, dass man seine Augen leuchten sehen konnte.

„Beides“ gestand er ihr. Sie erwiderte sein Lachen kopfschüttelnd und meinte:

„Nach dem Vorstellungsgespräch werde ich wirklich shoppen gehen müssen, wenn ich noch länger hier bleibe“, lachte sie auf. „Dein Mantel ist mir viel zu groß.“

Familientreffen

Zuerst komme ich, der Wind, und wehe durch die Bäume. Auch die Wolkenkratzer werden durch mich nicht verschont. Zwar kann ich sie nicht so leicht biegen wie die Bäume, jedoch können es die Bewohner in den höheren Etagen manchmal merken wenn sich die Spitze des Hochhauses bewegt. Je höher die Gebäude gebaut werden, umso einfacher ist es für mich sie zu verbiegen. Inzwischen wird mir bei den Hochhäusern ein gewisser Spielraum bei der Bewegung eingeräumt. Wenn die Bewohner dennoch aus dem Haus gehen, dann begleiten Sie in Bodennähe Blätter und andere Gegenstände, die meine Begleiter werden.

Am Horizont kündigen sich schon die anderen Familienmitglieder an. Dunkle Wolken und der Blitz machen sich vor dem Donner bemerkbar. Laut wie der Donner kann ich nicht sein, doch durch die schmalen Ritzen in Gebäuden wehe ich durch und erzeuge viele Töne. Manche Töne wirken auf die Bewohner beängstigend.

Jede Ordnung, vor allem die von Menschen gemachte, zerstören wir. Einzeln oder gemeinsam wird die Natur wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzt.
Was die Menschen im Laufe der Zeit nicht selbst zerstören, wird mit der Zeit verändert. Wenn der Regen nicht genug Wassermassen erzeugen kann und der Blitz überwiegend in Bäume einschlägt und diese spaltet, dann werde ich zum Wirbelsturm und fege über die Landschaft. Dann nehme ich von einigen Dächern die Dachziegeln, Fensterläden und andere nicht ausreichend befestigte Gegenstände, mit und verteile sie in der Landschaft. Auch die durch den Regen entstandene Flut verändert die von Menschen gestaltete Umgebung.

Häufig höre ich die Menschen „Wehe mir“ sagen. Dann erfülle ich ihnen manchmal den Wunsch und wehe Ihnen ins mit voller Wucht ins Gesicht. Manchmal den Regen oder den Schnee, je nach Jahreszeit oder Region. Wenn ich besonders in Form bin, dann ist jeder Widerstand gegen mich zwecklos. Wie in Zeitlupe ist dann die Fortbewegung wenn mir Widerstand geleistet wird. Besonders Hüte und andere Kopfbedeckungen nehme ich mit. Im Sommer bin ich an heißen Tagen stets willkommen, wenn Getränke in meinem Luftzug gekühlt werden sollen. Auch wenn die Wäsche auf der Leine getrocknet werden soll, nehme ich das Wasser mit und trage es in die Wolken hinauf.
Vor allem wenn die Menschen nach einem heißen Tag abends die Erfrischung suchen. Dann gibt es häufig ein kurzes Treffen mit Regen und vielleicht auch mit Blitz und Donner, mit denen ich dann weiterziehe bis sich unsere Wege wieder für eine Zeit lang trennen.

In einer Welt aus Tränen, Himmel schwer und grau,
tanzend durch die Stille, ein leiser Schmerz im Tau.
Die Winde weinen leise, ihr Lied so voller Not,
Ein Sturm, der Herzen bricht, ein trauriger Komplott.

Die Blitze tanzen wild, ein flammendes Ballett,
Die Sonne flieht entsetzt, der Wind lädt zum Roulette.
In jeder kleinen Träne, zeigt sich das schlimme Leid,
ein jeder ohne Pläne, in dieser dunklen Zeit.

Nur einer weiß noch weiter, der Spreu vom Weizen trennt
es ist ein kleiner Schimmer, den man als Hoffnung kennt.
Wer weiter glaubt an Gutes, an Wahrheit und an Liebe,
wird finden, was er suchte, gelobet sei der Friede.

Schlafregen

Ich arbeite als Assistent am Institut für integrative Schlafforschung. Ich bin der Regenmacher vom Dienst.
Schlaflose können im Internet Regengeräusche aller Art abrufen.
Regen prasselt auf eine Zeltplane, trommelt auf ein Blechdach oder rieselt auf Blätter im Park. Ich biete Gewitterregen am Meer oder fernes Donnergrollen in den Bergen.

Am beliebtesten ist derzeit der sanfte Regen mit Blackscreen.
Das klingt langweilig, aber ich habe mich im Dienste der Wissenschaft im Geheimen weiterentwickelt.
Ich höre und sehe jetzt die Schlaflosen und schwebe unsichtbar in ihren Räumen und ihren Träumen. Am Anfang gab es Probleme mit einer Probeschläferin, sie ist nicht mehr aufgewacht, obwohl ich nur den Regen abgestellt hatte. Inzwischen habe ich das im Griff.
Ich befinde mich gerade im Raum einer üppigen Blondine, meiner bevorzugten Testperson. Sie hat die Augen fest geschlossen und träumt von vergangenen Sommertagen. Ich lasse sanft dicke Tropfen auf ihre nackten Arme fallen. Die Bettdecke rutscht zu Boden.

Das Experiment kann heute nicht fortgesetzt werden, ein Bericht folgt.

Damit seid ihr vorübergezogen! Mit der Schneise der Verwüstung können sich andere abrackern, eure Arbeit ist getan. Der Thread ist für Beiträge geschlossen. :zap:

Eine ganze Woche lang könnt ihr eure Lieblingsstürme noch mit Buch-Likes verzieren. :books: Der Beitrag, der uns am meisten umgepustet hat, gewinnt Papyrus Autor 11. Unter allen Wetterhexen und Schamanen verlosen wir eine weitere Version!

Am Freitag, den 24. November, küren wir die Gewinner. :sun_behind_rain_cloud:

B. Weber,
Das war Absicht, daß ich die fragliche Stelle wiederholt habe. Aber danke für den Hinweis.