Seitenwind Woche 3: Schreib, was du siehst

Fahrkartenkontrolle

Reisen mit drei Kindern und der Mutti im Gepäck ist eine Herausforderung. Nach dreimaligem Umsteigen von der Regionalbahn, in den überfüllten Regionalbahnexpress und schließlich in den Intercity mit schwerem Urlaubsgepäck, braucht man definitiv Urlaub vom Urlaub und freut sich auf die gemütliche, heimische Sofalandschaft.
Unser Zielbahnhof wird endlich angezeigt als der Schaffner eine erneute Fahrkartenkontrollrunde durch den Zug startet: „Fahrkartenkontrolle! Ist jemand von Ihnen zugestiegen?“. Plötzlich wird der Schaffner lauter und verlangt wiederholt die Fahrkarte von einem Fahrgast, der nun in mein Blickfeld gelangt. Seine Hautfarbe ist sehr dunkel. Seine schwarzen, krausen Haare sind kurz geschoren. Die hagere Gestalt des Mannes ist unauffällig aber karg bekleidet. Sein Reisegepäck besteht lediglich aus einer kleinen Plastiktüte mit benutzten Imbissutensilien. Der Mann blickt weiterhin ungerührt zum Schaffner, der ihn bereits eindringlicher fragt, ob er überhaupt verstanden wurde. Schließlich weist der Schaffner den Weg zum Ausgang und macht ihm deutlich, dass er beim nächsten Halt auszusteigen hat. Der Mann nickt teilnamslos. Sein Gesicht ist schlicht ohne Emotionen. Ich kann nur Vermutungen anstellen, was seine Herkunft betrifft und wohin sein Weg ihn führt. Vielleicht durchquerte er bereits auf lebensbedrohlichen Pfaden die Sahara und floh auf einem schwankenden Fischerboot über das Mittelmeer. Ich bekomme ein schlechtes Gewissen, weil ich mit meinen Luxusproblemen, wie Umsteigen mit schwerem Gepäck schon überfordert bin. Der Schaffner führt seinen Kontrollweg weiter. Der Zielbahnhof ist erreicht. Mit einem letzten, rückwärtigen Blick erhasche ich den Mann ohne gültigen Fahrausweis, wie er in der Tür mit den Buchstaben WC über den Tührrahmen verschwindet. Insgeheim wünsche ich eine gute Weiterreise und hoffe für meine Familie und mich, nie in die Lage der ewigen Flucht zu geraten.

Zufallsbekanntschaften

Nach einigen trostlosen, grauen und verregneten Tagen zeigen sich heute wieder die ersten Sonnenstrahlen. Es hebt den Gemütszustand und lässt einen aktiver werden. Aus diesem Grund entscheide ich mich, heute nach Hause zu laufen. Da ich nun nicht an die Straßenführung gebunden bin, schlage ich den Weg durch den Park ein. An einem Teich befindet sich eine Lagerfeuerstelle, die von mehreren Steinbänken umschlossen wird. Viele Bänke sind bereits vollständig belegt, so dass ich mich auf eine Bank setze, auf der eine junge Frau sitzt. Neben ihr sitzt ein älterer Mann im Rollstuhl. Beide sind in ein Gespräch vertieft und bekommen mich zunächst nicht mit.

Wenig später steht auf einmal ein kleiner Junge vor mir. „Hallo“, sage ich und lächle ihn an. Das scheint er als Einladung in ein Gespräch zu verstehen und plappert munter drauf los. Leider verstehe ich kein Wort von dem, was er sagt, da er nicht meine Sprache spricht. Etwas hilflos fange ich an zu stottern, doch das ist ihm egal und er zeigt mir sein Spielzeugauto und redet einfach weiter. Nun haben wir auch die Aufmerksamkeit der beiden Menschen neben mir und das glockenhelle Lachen der jungen Frau lässt mich meine Anspannung etwas loswerden. “Entschuldigen Sie bitte”, sagt sie mit einem Akzent an mich gerichtet und spricht dann mit dem kleinen Jungen in seiner Sprache. “Ich bin Mikael", sagt er dann und zeigt auf sich, anschließend auf mich, “und du”?

Er gibt sich sehr viel Mühe bei der Aussprache und ich antworte ihm, dass ich Anna heiße. Er scheint mich zu verstehen und man sieht ihm an, dass er überlegt, was er als nächstes sagen kann. “Ich komme aus Ukraine” kommt nach einiger Zeit. “Aus der Ukraine” sagt die Frau neben mir zu ihm und Mikael wiederholt den Satz richtig. Mir ist bewusst, dass es sich hier um Kriegsflüchtlinge handeln muss und ich bin etwas überfordert, wie ich angemessen reagieren soll. Doch meine Sorgen sind umsonst, denn ein Lächeln reicht und ich komme mit den anderen beiden in ein Gespräch. Sie stellt sich mir als Yulia vor, die Mutter von Mikael und er sich als Mikael. Sie spricht etwas Deutsch, der alte Mikael sogar sehr gut. Der kleine Mikael verliert schnell das Interesse, uns zuzuhören und verschwindet wieder, um zu spielen.

Unser Gespräch ist zunächst sehr oberflächlich und ich traue mich nicht, nach Ihrer Geschichte zu fragen. Aus den Medien weiß ich, dass Männer in der Ukraine bleiben müssen, um das Land zu verteidigen. Ich möchte keine Wunden aufreißen, also frage ich nicht nach. Doch je länger wir uns unterhalten, umso mehr erzählen sie von sich aus. Yulia erzählt, dass sie und Ihr Sohn unmittelbar nach Kriegsausbruch von Ihrem Mann zur Grenze geschafft wurden und sie sich zu zweit über Polen nach Deutschland geschlagen haben.
Sie sind in Leipzig gelandet und haben in einer Erstunterkunft Mikael und seine Frau kennengelernt. Dank einer Familie, die eine ebenerdige Ferienwohnung betreiben, konnte der alte Mikael und seine Frau die Erstunterkunft verlassen. Da sich ein Band der Freundschaft geschlossen hatte, bat der alte Mikael die Familie, bei der sie untergekommen sind, auch Yulia und ihren Sohn aufzunehmen. Da es keine Einwände gab, konnten also auch die beiden die Erstunterkunft verlassen und Yulia wartet seither darauf, wieder zurück zu ihrem Mann zu reisen. Mikael selbst holt bei seiner Geschichte etwas weiter aus und erzählt davon, dass er aus Kiew kommt und zu Kriegsbeginn gerade im Urlaub war. Da er im Rollstuhl sitzt, wäre er nicht in der Lage, am Geschehen teilzunehmen und ist mit seiner Frau direkt nach Deutschland geflogen. Mikael war in seiner Firma für Außenkorrespondenzen zuständig und spricht relativ fließend 4 Sprachen, weswegen Ihm die Kommunikation sehr viel leichter fällt.

Er erzählt, dass er nur mit dem hier ankam, was er im Urlaub dabei hatte und sie aufgrund der schlechten Kommunikationsmöglichkeiten nicht wissen, wie es um Ihr Haus steht. Mikael ist viel gereist und hat, wie es bei der älteren Generation üblich war, viele Fotoalben. Eines davon hatte er mit im Urlaub, da er einfach gern seine Geschichten erzählt. Beide sind sehr froh und dankbar, hier auf Großzügigkeit, Verständnis und Hilfsbereitschaft getroffen zu sein. Sie haben neue Freundschaften geschlossen und haben trotz des Umstandes nicht ihren Lebensmut verloren. Die Zeit vergeht viel zu schnell und die drei müssen bald schon aufbrechen. Was bleibt ist die Erkenntnis, dass man auch mit wenig glücklich sein kann. Wir verabschieden uns und vereinbaren, uns nächste Woche wieder zu treffen. Dann will Mikael sein Fotoalbum mitbringen.

Ruhepol

Es ist abends gegen acht Uhr in der Bahn. Der Zug ist bis auf wenige Plätze gut gefüllt. Eine Mutter wiegt das Kleinkind auf dem Arm. Von der Decke strahlt das grelle Licht auf das Gesicht des Kindes welches ruhig schläft. Ab und zu wird die graue Kappe zurechtgerückt. Vor allem wenn sie sich durch das Wenden des Kindes auf dem Arm verschoben hat. Das graue T-Shirt seiner Mutter und die graue Kopfbedeckung des Kleinkindes scheinen aus einem ähnlichen Stoff gearbeitet zu sein.

Irgendwann wacht das kleine Kind nach einer Schlafphase wieder auf. Für einen kurzen Moment öffnet es die Augen, bewegt den Mund und schläft dann wieder weiter. Die Mund- und Gesichtsbewegungen erinnern an Gähnen und sehen wie Grimassen aus. Es folgen weitere kürzere Wachphasen ohne dass es sich lautstark äußert und die Augen nur ganz wenig öffnet. Es liegt auf dem Arm der Mutter wie auf dem Ast eines Baumes. Der rechte Arm über den Arm der Mutter hängend und das grelle Licht im Gesicht schläft es ruhig bis es durch eine Störung wieder kurz wach wird und mit den Augen die Umgebung mustert. Langsam fallen nach einem kurzen Wachmoment seine Augen wieder zu und es schläft weiter. Auch das Geräusch beim öffnen der Türen kann es nicht aus dem Schlaf wecken. Jedoch reicht eine ungünstige Liegeposition aus um sich darüber lautstark zu beschweren.
Der Kinderwagen steht vollgepackt da. Es ist alles drin, was für eine Fahrt mit einem Kleinkind in der kälteren Jahreszeit nötig ist. Dabei passen noch eine Jacke und ein Rucksack in den unteren Bereich.

Vor dem Endbahnhof beginnt die Mutter die braune Jacke aus dem Kinderwagen zu nehmen und legt das Kleinkind auf den Rücken in den Kinderwagen. Nachdem Sie die Jacke angezogen hat ist aus dem Kinderwagen ein leises schreien zu hören. Als sie das Kind wieder auf den Arm nimmt und sanft wiegt schläft es nach kurzer Zeit wieder ein.
Jetzt wird aus dem Kinderwagen ein kleiner Rucksack aus dunkelbraunem Leder genommen und umgehängt. Das Kind wacht wieder auf und wird nach kurzem schreien durch vorsichtiges Wiegen wieder beruhigt. Mit einer Hand zieht die Mutter die Decken im Kinderwagen zurecht und legt das Kind wieder hinein. Dann bewegt sie sachte den Kinderwagen hin und her und das Kleine schläft ruhig weiter.

15.10.2022 Hochzeitstag von Sonja und Alexander

»Lass uns künftig nicht mehr so viel arbeiten. Wir dürfen nicht vergessen zu leben. Ich wäre dafür, jetzt ganz spontan Jive zu tanzen - nach all dem Reden möchte ich spüren, dass ich noch lebe!«

Alexander sucht nach einem passenden Song. Gleich darauf erklingen die ersten Takte »Two hearts« von Phil Collins. Der fröhliche Jive geht ihnen sofort in die Beine. Mit federnden Schritten führt Alexander Sonja voller Lebenslust und Freude an schneller Bewegung in eine Jive-Figur nach der anderen. Erst ein Teaser, dann dreht Sonja blitzschnell ein Spin Ending in seinen Spanish Arms und wirbelt danach in einem American Spin herum. Nach einem kurzen Hand- und Platzwechsel führt er sie ins Körbchen und danach in einen ausführlichen Side-by-Side-Flirt. Bevor sie Atem holen kann, geht es von den Toe Heel Swivels weiter in die Stalking Walks. Sonjas Augen glänzen vor Freude. Wie Alexander liebt sie diesen temperamentvollen Tanz.

Um noch weitere Figuren austanzen zu können, hat Alexander noch einen weiteren Jive angehängt. »Let’s Twist Again« ertönt es flippig aus der Musikanlage und so stürzen sich die beiden mit Chubby Checker in eine weitere Runde lebendigen Jive mit allerlei Kicks und Twists. Alexander führt sie mit swingender Leichtigkeit des Seins in den lustigen Dandy Walk, die Chicken Walks und nach einer schwungvollen Whip in die Promenade Twists. Das fetzige Ende bildet nach einem Katapult eine dynamische Figurenfolge namens Drunken Sailor.

Voll sprühender Lebendigkeit und völlig außer Atem lassen sie sich nach dem ausgelassenen Tanzen anschließend aufs Sofa fallen.

»Na, meine Liebste, fühlst du dich jetzt lebendig genug?«

»Eigentlich schon wieder halbtot«, lacht Sonja und pustet sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, »du heiße Sohle hast mir ganz schön eingeheizt. Was meinst du, Alexander, werden wir als 100-Jährige auch noch so flotte Alterssprünge aufs Parkett legen?«

»Hey, wir sind immer nur so alt, wie wir uns fühlen. Und wenn wir weiterhin im täglichen Tanztraining bleiben, sehe keinen Grund, warum wir nicht auch als Oldies noch eine flotte Sohle aufs Parkett legen können.«

»Das ist wahr, Alexander. Immer schön auf ein positives Altersbild konzentrieren, zumal noch eine lange Zeitstrecke vor uns liegt.«

»Definitiv, ich konzentriere mich gern auf das, was vor mir liegt«, betont Alexander, während ihm der Schalk aus den Augen blitzt, als er die weiblichen Rundungen seiner Frau begutachtet, »ich muss unbedingt sofort überprüfen, wie quicklebendig du noch bist … let’s twist again …«

Sie saß auf der grauen Couch und gestikulierte mit ihren kleinen Händen. Die kurzen Finger mit den abgeknabberten Nägeln zuckten. Ihre schlanken Beine steckten wie üblich in engen schwarzen Jeans, an deren Bund ihr Konzern-Ausweis hing und im Takt der Bewegungen ihres schlanken Körpers gegen eine Niete ihrer Jeans klackte. Ihre kleinen Füße mit den geraden kurzen Zehen erreichten kaum den Boden und wippten auf und ab. Die grauen Augen hinter den Brillengläsern blitzten, während die schmalen rosigen Lippen unter der kleinen Nase unablässig Worte formten und dabei ihre geraden weißen Zähne zeigten. Eine Strähne ihrer taillenlangen dunkelblonden Haare hatte sich aus dem strengen Dutt gelöst und strich über die glatte Haut ihres runden Gesichts. Eine ihrer schmalen blonden Augenbrauen zuckte nach oben.

Beste Freundinnen

Heute ist es endlich wieder so weit. Nach über einem Jahr sehen wir uns endlich wieder. Aufgeregt öffne ich die Haustür. Dort stehst du, bepackt mit allerlei Dingen. In der Hand hältst du außerdem noch die Leine von Amica. Einem weißen, süßen, kleinen, flauschigen Wirbelwind auf vier Pfoten. Deine kastanienbraune Lockenpracht ist durchzogen von den ersten grauen Strähnen. Deine Augen strahlen vergnügt. Wir fallen uns in die Arme und drücken uns ganz fest, so lange hat es gedauert, bis dass wir uns wiedersehen und trotzdem ist sofort die Vertrautheit wieder da. Es gibt zwischen uns kein Zögern, keine Zurückhaltung. Der unverwechselbare Duft von Vanille steigt mir in die Nase, während wir uns begrüßen.

Da es heute besonders kalt ist, habe ich im Wohnzimmer den Kamin angemacht. Daher empfängt uns eine wohlige Wärme. Das Feuer im Kamin sorgt für ein zusätzliches Wohlgefühl. Du hast es dir sofort auf unserer alten, braunen Couch gemütlich gemacht und sitzt mir im Schneidersitz gegenüber. Du trägst dunkle Socken. Passend zu der schwarzen Jeans hast du eine rote Bluse mit weißen Blumen kombiniert. Dazu passend eine Uhr mit einem roten Armband. Edle, schwarze, Ohrringe runden das Outfit ab. Ein Hauch von Mascara und Puder unterstreicht die natürliche Schönheit.

Wir reden den ganzen Nachmittag. Es geht um lustige aber auch ernstere Themen.

Der Abschied rückt näher. Eine leichte Traurigkeit erfasst uns. So schnell ging die Zeit dahin. Wir umarmen uns ein letztes Mal herzlich und nehmen Abschied voneinander. Bis zum nächsten Treffen.

Paprus Schreibaufgabe 3

Nur eine alte Fußgängerbrücke

Träge zieht das aufgewühlte, schmutzige Wasser unter der Fußgängerbrücke hindurch. Herabgefallene Herbstblätter bedecken fast die ganze Oberfläche des Entlastungskanals. Es riecht nach Herbst, faulem Blattwerk, sumpfigem Wasser und einem Hauch von Pilzen. Wenige Enten suchen sich eine Furt durch die Blätterdecke, die auf dem Wasser schwimmt. Ab und an piepst eine Stockente, wenn sie den Anschluss zu ihrer Familie sucht. Am Rande steht, kaum erkennbar, unbeweglich, ein grauer Fischreiher und wartet auf eine Mahlzeit. Biberratten haben sich in die Böschung eingegraben und einen Baum zum Umstürzen gebracht. Einige Radfahrer auf der Brücke, finden die nasstriefenden Tiere spaßig und füttern sie. Eifrig kommen sie herangeschwommen, um einen Happen zu ergattern.
Auf der Brücke steht ein einsamer Angler, in tarnfarbiger Bekleidung mit seiner Angelrute und sonstigem Equipment. Sein Fischkorb ist noch leer. Mein wissbegieriges Fragen ermutigt ihn zu erzählen, dass er Barsche fangen will und wie viel ein Angelschein kostet. Ich sage: “Dafür kann ich ein Jahr lang, ohne viel Mühe, sehr viele Fische im Supermarkt kaufen.“ Doch das empfindet er nicht als Kritik an seinem Angelsport, denn die Freude daran motiviere ihn, auch stundenlang auf einen Fang zu warten.
Vom nahe gelegenen Seniorenheim finden sich einige Rentner ein. Manche zu Fuß, meist jedoch im Rollstuhl oder mit einem Gehwagen. Genüsslich genießen sie auf der Brücke die Herbstsonne, die durch die blattleer gewordenen Baumwipfel scheint. Ein kleiner Plausch mit anderen Senioren fällt in dieser Umgebung leicht.
Eine Brücke zur Natur, zu unbekannten Menschen ermöglicht diese Umgebung, was sonst schwerer fällt. Eine alte Fußgängerbrücke wird wertvoll.

Hier kommt dein Titel hin (lösch die Zeile wenn du keinen hast)

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Sie kamen von links und von rechts. Kein Durchkommen möglich. Dennoch blickte sie zuversichtlich drein. Ihre Schritte, erst zögernd, die Augen zu den beiden Seiten der Straße sehend, brachten sie auf die andere Seite. Regen setzte ein, nieselte in ihr Gesicht, auf die Haare und die Haut. Fröstelnd zog sie ihre Jacke enger, die feinen Härchen an ihrem Nacken stellten sich hoch.
Menschen gingen an ihr vorbei, lachend, sich unterhaltend, neben ihr heulte ein Motorrad auf. Erschrocken blieb sie stehen, wich aus.
Dann hörte sie eine Stimme, die sie zu kennen glaubte. Sie bog auf den Parkplatz ein und erkannte ihn - ihre große Liebe!
Ihr Herz pochte vor Aufregung, abrupt stand sie still. Da stand er, blaue Augen, dunkelblonde Haare, schlanker Body.
Er zog an seiner Zigarette und schloss die Tür seines Wagens.
Flugs warf er sich die Kapuze seines Hoodies über die Locken und schaute grimmig nach rechts. Sein hübsches Profil traf sie erneut mitten ins Herz.
Amor schlug zu, wie schon vor Jahren, als sie ihn zum ersten Mal erblickte. Ihre Augen konnte sie nicht mehr von ihm lassen. Wie ein Hund von seinem Knochen.
Er hatte sie damals noch nicht einmal bemerkt - genauso wie jetzt. Die Liebe war noch immer da, so frisch und seidig wie das Glitzern des Morgentaus in der Sonne.
Neben ihm lief seine Mutter und beklagte sich über das Wetter.

Im Dunkel

Ich rieche Blut.

Meine Augen…!?
Ich will sie öffnen, aber die Wimpern kleben aneinander.
Mein Kopf tut fürchterlich weh… Etwas brennt und pocht in meinem Hinterkopf wie hundert Bienenstiche.
Ich schneide schmerzhafte Grimassen, presse Brauen und Wangen zusammen, so fest ich kann, und ziehe sie dann ruckartig auseinander. Nach mehreren Versuchen lockert sich der Schorf an einer Stelle. Zäh reißend lösen sich die Wimpern eines Auges voneinander.
Ich sehe… nichts!?
Bin ich blind?
Oder ist es stockdunkel um mich herum?

Unheimliche Geräusche…
Kalte, modrige Luft.
Und der klebrige Gestank von Blut, stechend und übel, stark wie beim Ausbluten und Zerlegen einer großen Jagdbeute, vermischt mit dem Geruch von verspritzten Körpersäften, von rohem Fleisch und Innereien.

Der Stein!
Ich erinnere mich…
Sie haben mir einen Stein auf den Kopf geworfen, dann bin ich umgekippt…
Nein… Da war noch etwas…
Der Anführer! Der Große!
Er war plötzlich hinter mir und hat mir noch einen Schlag versetzt…
Der Erinnerung treibt den Schmerz jäh in den Vordergrund meines Bewusstseins. Er strahlt pulsierend vom Kopf in den Nacken und sendet brennende Wellen durch meinen Körper. Sie werden stärker und schwächer… stärker und schwächer… ziehen mich nach unten, in eine Region von dumpfem, schwerem Druck… und noch weiter hinab… in ein tiefes, empfindungsloses Dämmern…

Die Geräusche…
Schaben und Knacken.
Reißen und Malmen.
Schmatzen. Grunzen. Stöhnen.
Fressgeräusche!!
Quengeln und Quieken… von hungrigen Jungtieren?
Murren und Knurren.
Knuffen. Fauchen. Jammern.
Was frisst hier? Und was wird da gefressen??

Ich halte die Luft an. In der Dunkelheit nehme ich Bewegungen wahr, mit dem Gehör nur… oder sind da feine Luftbewegungen auf meiner schmerzenden, klebrigen Haut? Mit der Zeit meine ich, auch etwas zu sehen, ganz schwach hinter dem Rauschen der wolkigen Netzlinien, die die Schwärze meiner Wahrnehmung durchziehen, auch wenn ich die Augen geschlossen habe. Etwas ändert sich, wenn ich sie öffne: Das Dunkel wird eine Spur weniger dunkel.
In einiger Entfernung von mir gibt es einen fahlen Fleck… Von Zeit zu Zeit wird es dort kurz heller… Als ob irgendwo weit weg vor dem Eingang der Höhle – ich bilde mir ein, dass ich mich in einer Höhle befinde – ein Wetterleuchten flackert.
Vage Formen, die weniger dunkel sind als das restliche Dunkel, bewegen sich – kaum wahrnehmbar, so dass ich es nur bemerke, wenn ich nicht direkt hinsehe. Aus den Augenwinkeln spüre ich einen schwachen, düstereren Schein, der von diesen Formen ausgeht. Die gleiche Art von Leuchten, die ich an den Gestalten über dem Hohlweg bemerkt habe… und zuletzt an der Faust, die mich zu Boden geschlagen hat.
Wie lange ist das her? Augenblicke? Tage?
»HUNGER!«
Ich zucke vor Schreck zusammen. Der Laut war kehlig und tierisch – aber ohne Zweifel gesprochen!
»Hunger!«
»hunger – mehr essen!«
Da sind mehrere Stimmen! Laute und leisere, wild fordernde und unterwürfig flehende.
Eine Mischung aus Erstaunen und Abscheu lässt mich keuchen. Sie reden!
Noch nie war ich diesen Wesen so nahe, und noch nie habe ich sie sprechen gehört. In meiner Vorstellung waren sie bis jetzt primitive Ungeheuer, die sich – wenn überhaupt – nur mit angsteinflößenden Urlauten verständigen…
»Hunger!«
»Mehr ESSEN!«
»Noch anderer Mensch! ESSEN!!«
Etwas nähert sich, langsam, zögernd. Etwas schnüffelt…

Wo bleibt das Leben?

Mein Freund, vor wenigen Jahren warst du ein begnadeter Faustballspieler, nun bewegst du dich im Rollstuhl. Du warst unwidersprochen Boss. Nun musst du für kleinste Handreichungen deine Frau um Hilfe bitten. Du erzähltest hunderte fesselnder Geschichten und Anekdoten, heute sind es noch drei, die sich in schneller Folge wiederholen. - Wo bleibt da das Leben?

Halte sie fest, deine Bruyère-Tabakpfeife, die du, wie ehedem, bedächtig stopfst und dann anzündest. Geblieben sind dir die bläulichen Dunstkringel, die unaufhaltsam davon schweben und sich im Nichts auflösen.

Aber Freunde bleiben wir!

›Tommy Gun‹

Als ich an jenem Montag in meinen türkischen Stammfriseursalon reinkam, freute ich mich, dass es nicht voll war. Ich setzte mich in den Sessel und betrachtete die Geschehnisse.
In einem Friseurstuhl wurden bei einem Jungen die Haare geschnitten. Als der Friseur die Haarschneidemaschine abstellte, fragte er seine Mutter: »So gut, Madame?«
Die Mutter eilte zu ihm.
Der zweite Friseur verabschiedete sich von seinem Kunden und zündete bereits die Zigarette einem anderen an. Als ich es merkte, suchte ich mit dem Blick den Raum nach einer Feuerlöscheinrichtung ab.
Nun wurde auch ich in den Friseurstuhl gebeten, in dem kürzlich der Junge frisiert wurde. Ich setzte mich vor einem kleinen Bildschirm, welcher über dem Bedienungstisch an den Spiegelrahmen angebracht war. Gelangweilt von den abgeleierten türkischen Musikvideos von dem USB-Stick, welcher im Bildschirm steckte, schielte ich in Richtung des rauchenden Mannes auf dem Nachbarstuhl. Er hatte große ovale Nasenlöcher und eine kleine Schramme rechts von der Nase. Der junge, Anfang zwanzig Friseur rasierte seinem Landsmann den Kopf kahl.
»Ein Haarschnitt. Sechs Millimeter. Danach bitte die Augenbrauen zupfen«, sagte ich meinem Friseur.
Der Friseur machte sich unverzüglich ans Werk. Ich beobachtete es im Spiegel. Das sanfte Summen des Haartrimmers in m0einem Ohr wirkte irgendwie beruhigend.
Das Handy des rauchenden Mannes mit großen ovalen Nasenlöchern klingelte. Es war ein Klingelton, der sich wie Schüsse aus jener Maschinenpistole aus den Gangsterfilmen anhörte. Er schnappte sich sein Handy, das auf dem Spiegeltisch mit den Friseurutensilien lag und brüllte kurze, aber schlüssige Sätze hinein. Dem Gespräch nach konnte man entnehmen, dass er mit seiner Freundin oder der Geliebten telefonierte. Sein Friseur wartete so lange, bis er auflegte und führte ihm die Kahlrasur zur Perfektion. Danach bereitete er sich zum Barbieren vor. Währenddessen betrachtete sich der Gangster im Spiegel. Er saß leicht geneigt zur Seite und drehte seien Kopf hin und her. Er gefiel sich! Vielleicht schaute er sich einfach ganz genau an – als ob zum letzten Mal in seinem Leben – wie er mit dem Dreitagebart aussieht oder wie dieser mit der frischen Glatze harmoniert.
Als der Haarschnitt fertig war, lehnte der Friseur meinen Kopf in die Kopfstütze. Er nahm einen Faden mit einem Ende in die Hand und das andere in den Mund. Mit ruckartigen getakteten Bewegungen drehte der Akrobat mit der Schlinge die Augenbrauenhärchen ein und zupfte diese heraus. Seine Hände rochen nach Tabak und Haarwasser. Mit jedem Zug schossen die Tränen in die geschlossenen Augen.
»Alles gut? Nicht im Stress?«, fragte mich der Friseur.
»Alles gut. Nicht im Stress«, versicherte ich.
Denn ich war fasziniert von dieser Fadentechnik. Um sich von den Schmerzen abzulenken, überlegte ich, ob diese Technik bei Intimenthaarung prinzipiell anwendbar wäre. Es gibt bestimmt eine Technik, bei der man die Schlinge ausschließlich mit den Händen bedient. Ob es genauso schmerzhaft ist? … Als mir kein überlegenswertes Thema mehr einfiel, lauschte ich einfach der Kundenschar, um die Tortur erträglicher zu machen.
»Bruder, lange nicht gesehen. Wo wohnst du?«, wollte ein Mann von seinem alten Bekannten wissen, welchen er offensichtlich seit vielen Jahren nicht gesehen hat.
»Im Nordviertel.«
»Was machen deine Brüder?«
»Die Arbeiten mit mir. Alle vier. Es ist immer gut, wenn eine Familie zusammenarbeitet.«
»Ja«, bestätigte der Mann.
»Es sind gute Jungs. Du weiß. Es ist wie bei dir.«
»Ja«, bestätigte sein Bekannter.
»Es sind gute Jungs.«
Der Friseur korrigierte mit Pinzette nach und befreite mich von dem Umhang. Ich gab ihm Trinkgeld, bezahlte an der Kasse und verließ den Salon. Der Mann mit großen ovalen Nasenlöchern muss den Barbier auch bereits verlassen haben. Leider erfahre ich wohl nie, wie dieser Mann ohne Haare und ohne Bart aussieht. Aber ich war mir sicher, dass er sich gefallen wird.

Familie

Nach seinem Gespräch mit Felix und Anna machte sich Ole auf dem Heimweg zu seiner Familie. In Gedanken an die anstehende Reise ging er schnellen Schrittes durch die gut besuchten Straßen der Stadt, in denen es nur so von Bewohnern wimmelte.
Aus dem Inneren eines zweistöckigen Hauses gelegen am Rande des inneren Bereiches der Stadt klangen die sanften Töne einer zarten Frauenstimme unterstützt von gelegentlichen Singsang kindlicher Stimmen sowie dem klappernden Geräusch hin und her geräumten Geschirrs.
“Wirbelnd schön das Rauschen im Rücken
Der Fluss am Eingang des Dorfes zu Brücken
Sind wir gar fröhlich im Werden und Scheinen,
Fleißig gar fleißig im Bohnern und Weißen.
Das Warten wird gar bald sein zu Enden
Das Warten auf den ganz bestimmten Tag
Liegt Sehnsucht und Liebe doch in meinen Händen
Integror, Integror, erleuchte das Leben ich so mag.
Wirbelnd schön das Rauschen im Rücken
Der Fluss am Eingang …“
Ein Lächeln umspielte die Züge Oles als er langsam aber mit leichten Schritten die Treppe zum Eingang emporstieg und das Singen verstummte. Bevor er die Tür erreicht flog diese bereits auf und seine Kinder, Lyra, Jara und Lanus, stürmten mit strahlenden Gesichtern auf ihn zu. Ole nahm die drei in seine Arm und trug sie auf seinen Armen lachend ins Haus, wo sie bereits von Mara erwartet wurden.

Der Morgen

Die frische Luft am Morgen, nach einer Trockenheit und regenreicher Nacht, einzuatmen, ist wie das erste Glas Wasser nach einer großen Durststrecke zu sich zu nehmen. Magic!
Der Rundweg beginnt am Ahrsteig mit Blick auf das kleine Dorf Sierscheid und seine umliegenden hügeligen Wiesen und Weiden rund um Dümpelfeld. Die Täler stehen im Nebel, die wie qualmende Schornsteine aufsteigen. Niederadenau kan man unten im Tal erspähen. Im Hintergrund thront verschlafen auf 596 Meter die kleine Nürburg. Pauline joggt langsam den asphaltierten Weg entlang. Ihr Blick zieht schweift über die Hügel, die einst mal unbekannter Meeresboden waren und jetzt lieblich bewachsen mit Wäldern und dawischenliegenden Weiden und tiefer liegenden Tälern, welche durch den Nebel verdeckt, aber wissend, dass sie existieren. Weiter rechts, an der Reifferscheider Höhe, wird ihr Blick vom Ahremberg, der aussieht wie Pan Taus Melone, angezogen. Hier oben, ziehen sorgenvolle Gedanken mit den Nebelschwaden davon.

Der Tag an dem du dich einsam fühltest …Eine morgentliche Begegnung mit der Welt :wink:

Wenn du denkst du bist alleine auf der Welt, dann möchte ich dich zu meinem täglichen Morgenritual einladen…Da wo nichts los zu sein scheint, eröffnet sich dir die Welt, wenn du bereit bist all deine Sinne einzusetzen. :index_pointing_at_the_viewer:
Es ist 7h morgens , und ein Blick aus dem Fenster verrät das sich heute wieder ein wunderschöner Tag anbahnt… :sunflower:
Von hier aus scheint sich nichts zu bewegen …Es sieht so aus als würden alle Bäume und Sträucher auf unser erwachen warten: " Komm hinaus und teile unser Glück " , scheinen sie zu rufen … :four_leaf_clover:

So gibst es diesen „flüchtige“ Schauen , wo sich nichts zu regen scheint . Es gibt aber auch die Kontemplation : Ein eher meditatives sehen, das sich wünscht, sich in jedes Detail tief hinein zu begeben. Genau diese Sicht soll dich begleiten, an Tagen wo du dich einsam fühlst, denn durch Sie erfährst du, dass dem niemals so ist…
Das satte Grün der Wiese, zeigt sich von weit als sehr eintönig ; doch sobald du dich in diese Wiese hinein begibst, explodiert eine fantastische Welt der Sinne. Das Gras zeigt von nahe betrachtet viele verschiedene arten von Grün. Es eröffnet sich beim hinsehen, besonders im Herbst, eine riesige Palette an diversen Farben und Eindrücken, die jedes Künstlerherz :artist: jubbeln lassen kann :heartpulse:
Da ist die schwarze Wald - Ameise :ant:, die sich bei dem noch viel zu warmen Wetter zwar etwas wundert, aber ihrer Arbeit trotzdem weiterhin fleissig nachkommt. An einem gleichfarbenen Strauch hängt eine hellbraune Gottesanbeterin. Sie baumeld in dem leichten Wind hin und her und ist erstaunt das die aufgehende Sonne noch so sehr wärmt. Der noch immer grüne Haselstrauch :leaves: :fallen_leaf: weiß nicht so recht ob er nun seine Blätter abwerfen möchte oder nicht.Er lässt sich dabei noch ein wenig Zeit, so sehr das ich ernsthaft in betracht ziehe, mir noch ein paar Blätter davon zu holen…
Es gibt weisse Pilze und bunte Kolchis :tulip:, überall verstreut…
Unten am Tor huscht gerade noch die rot getiegerte Katze :cat: des Nachbars vorbei… Sie scheint es eillig zu haben denn sie möchte die graue Maus :mouse2: die sie erbeutet hat , in einer ruhigen Ecke verspeisen. Die Farbenpracht erfreut die Augen von Nah und Fern, doch nicht nur sie kommen heute, an diesem schönen Ort zum Zuge.
Meine Haut an den Füssen :walking_woman:geniesst beim morgentlichen Taulaufen das angenehme kitzeln der Gräser und es ist eine wahre Wohltat in dem noch feuchten Grün, barfuß zu gehen…Der Wind streichelt auch die Haut von Hände und Gesicht … erstaunlich so viel wärme und feinheit im Oktober noch zu spüren. :sunny:
Auch das Gehöhr wird in dieser Ruhe plötzlich achtsamer . Je länger mann lauscht :shushing_face: ,desto mehr ist wahrzunehmen… Nachdem der eher laute Rabe sich berühigt hat , hört mann plötzlich auch das lustige Summen einer Hummel :honeybee:, die mit Ihrem dicken Bauch in einer der letzten Blüten festzustecken scheint :wink:
Es riecht nach moos und die frische Luft erfreut die Lungen…Mit all meinen Sinnen versuche ich noch etwas essbares zu finden , denn ich möchte auch meinen Geschmack, früh am morgen, mit einem sinnes Eindruck erfreuen. Ich werde fündig als ich bei dem noch nicht ganz nackten Feigenbaum ankomme. Der fast kahle Baum, der beim letzten kälte Einbruch fast alle Blätter fallen ließ :leaves:, offenbart in seiner Mitte noch eine schöne reife Frucht…
Um halb Acht entdecke ich schon die ersten menschlichen Wesen :farmer: , die sich auch so gerne früh am Morgen in ihren Gärten beschäftigen. Nun habe ich die Wahl…Falls ich mich nach dieser Sinnesvielfallt immer noch einsam fühle , kann ich auf sie zugehen und den Tag mit einem netten Gespräch beginnen… :raising_hand_woman:
Du sagst du lebst in der Stadt ? Auch dort gibt es am Morgen früh viel zu entdecken… :city_sunrise: Ich weiß das, weil ich auch einmal dort gelebt habe…
Sei nicht einsam…Betrachte die Welt um dich herum ganz genau …Sei der Erste der auf andere zugeht , besonders in der Stadt. Die meißten Menschen dort, haben ihr vertrauen verloren…
:woman_standing: :man_walking:
Die Welt :world_map:aber, ist voller liebe :orange_heart: zu uns Menschen und wir können immerzu wählen, wie wir unsere Zeit hier auf der Erde gerne verbringen …Wähle das Leben und wähle die Liebe zu allem was ist …und du wirst nie wieder einsam sein… :partying_face: :smiling_face_with_three_hearts: :sun_with_face: :rainbow: :musical_note: :notes:

Der Balkon

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„Ist das eine Aussicht.“ Mario Kröger stand auf dem Dach eines der Hochhäuser am Leuchtenbergring und genoss den Blick über die bayerische Landeshauptstadt. Ein laues Lüftchen wehte um seine Nase, einfach wunderbar. Abgesehen vom Olympiaturm konnte diese Fernsicht nichts und niemand toppen. Unterföhring, Arabellapark, Allianz-Arena, Frauenkirche bis hin zu den Bergen. Langsam bewegte er den Kopf von rechts nach links, fixierte er die Sehenswürdigkeiten der Stadt.
Neben ihm hatte es sich ein Mann in einem der Liegestühle bequem gemacht. Es kam selten vor, dass der Veranstalter dieser Ü 30, bei der überwiegend Hard Rock gespielt wurde, die Dachterrasse öffnete. Zumeist sprach das Wetter dagegen, aber heute passte alles.
Daheim sterben die Leut, hatte sich Kröger gedacht, und war früher als üblich ausgegangen. Den Sonnenuntergang genießen, mit Bekannten quatschen, gute Musik hören und tanzen. Das war doch ein schönes Abendprogramm!
Er ging auf die andere Seite des Daches, sah nun nach Osten. Allein die Laternen am Mittleren Ring, die nach Einbruch der Dämmerung das Bild prägten, waren es wert, hier hochzukommen. München war eine tolle Stadt.

Gegen 22.30h stieg er die Treppe zum 14. Stock hinab und gab seine leere Flasche an der Bar ab. Er bediente sich an der Schale mit den Erdnüssen, blickte sich in der Rock-Area um. Es war noch nicht so voll wie sonst, die meisten Gäste ließen sich noch oben den Wind um die Nase wehen.
Der DJ spielte Policy of Truth, nicht von Depeche Mode, sondern in der rockigen Version von Terry Hoax.
Ein Grund zu tanzen, der Song gehörte zu seinen Lieblingsliedern. Gekonnt bewegte er sich zum rockigen Takt, drehte er sich um die eigene Achse. Was ihn zugleich in die Lage versetzte, zu prüfen, ob ihn nicht eines der weiblichen Wesen interessierte.
Die Blonde gegenüber dem Mischpult könnte ihm gefallen. Nicht zu klein, was für ihn wichtig war, ein hübsches Gesicht. Dazu eine sportliche Figur, echt knackig. Wenn sie jetzt noch etwas auf dem Kasten hatte … O Gott, jetzt wurde sie von diesem fetten Möchtegern- Casanova angemacht. Ein Typ, der im Raum umherlief, und Frauen ansprach, indem er seine Pranke in die Luft hielt und sie aufforderte, High Five mit ihm zu machen. Ging die Auserwählte darauf ein, begann er, sie zuzutexten. Da mochte man sich auch als Mann nur schämen.
Kröger sah auf seine sich im Rhythmus der Musik bewegende Füße. Wenn du auf solche Typen stehst, bist du eh nicht die Richtige für mich. Doch kaum hatte er den Kopf gehoben, hatte der Kerl schon seine Abfuhr bekommen. Respekt.
Um nicht aufdringlich zu wirken, drehte er sich um 180°, sah eine Zeitlang zum anderen Fenster hinaus. Du scheinst Niveau zu haben. Wenn du nur nicht so jung wärst! Bestimmt zwölf Jahre, vielleicht sogar 15 Jahre jünger als ich! Er spürte, wie seine Gesichtszüge trauriger wurden.
Als er in seine Ausgangsposition zurückgegroovt war, sah er, wie sich ein weiterer Herr, nicht mehr der Jüngste und bereits ergraut, an die Neue heranwagte. Was willst du junges Madel mit einem so alten Sack? Da bist du mit mir tausend Mal besser bedient! Lächelnd musterte er die Lady von oben bis unten.
Als ob sie seinen Blick gespürt hatte, lächelte sie zurück.

Auf der Tanzfläche wurde es voller. Kröger wich zwei Schritte zur Seite aus. Was ihn nicht daran hinderte, die Blonde ab und zu freundlich anzuschauen. Der Grauhaarige war inzwischen weitergezogen, jetzt stand sie allein am Fenster. Willst du sie ansprechen? Lieber nicht. Bei deinem derzeitigen Glück bei Frauen lässt sie dich bestimmt abblitzen.
Kröger überlegte, die Tanzfläche zu verlassen, als er bemerkte, dass sich seine Auserwählte im Takt der Musik auf ihn zubewegte. Ein Grund zu bleiben.
Bis sie neben ihm tanzte. „Du hast mich so schön angelächelt“, sprach sie ihn zwischen dem Fade Out des aktuellen und dem leisen Beginn des neuen Stücks an.
„Du hast mir halt gefallen.“
War das eine gute Antwort? Er konnte ja nicht gestehen, dass sein Lächeln ein abfälliges Grinsen, bezogen auf den ergrauten alten Knacker, gewesen war. „Du bist ja auch eine ganz Hübsche!“, fügte er deshalb hinzu.
Der Sound aus den Boxen wurde immer lauter. „Gefällt dir das Lied?“
„Was hast du gesagt?“
Mario Kröger beugte seinen Mund zu ihrem Ohr hinunter: „Magst du den Song?“
Die Blonde schüttelte den Kopf.
„Ich auch nicht“, schrie er. „Deswegen mach ich jetzt Pause.“ Er lächelte. „Magst mitkommen und dich mit mir unterhalten?“
Ohne zu zögern, folgte sie ihm durch die Enge an der Bar in die ruhige Zone nahe dem Eingang.
„In meinem Alter muss man sich seine Kräfte gut einteilen.“
„Stimmt!“
Das kann ja heiter werden, schmunzelte Kröger im Stillen. Aber das schalkhafte Blitzen in ihren Augen gefiel ihm. „Sorry, ich hatte mich noch gar nicht vorgestellt, ich heiße Mario.“
„Angenehm, Franzi.“
„Bist du zum ersten Mal hier?“
„Ja, ich bin neu in München, ich hab vorher in Augsburg gewohnt. Von Skyrock habe ich auf Facebook gelesen. Ich dachte, das schau ich mir einfach mal an!“
„Und wie gefällt’s dir?“
„Bestens. Der Ausblick ist ne Wucht! Dazu gute Musik und nette Leute.“ Franzi sah Mario Kröger in die Augen, lächelte verschmitzt.
„Dieser Meinung kann ich zu hundert Prozent zustimmen. Wobei das Publikum heute Abend besonders charmant ist.“ Anschließend erkundigte er sich, ob die Dame etwas trinken wolle.
„Ja, gerne.“ Franzi wehrte sich nicht, als Kröger auf dem Weg an die Bar ihre Hand ergriff. Sie bestellten zwei Desperados.

Am Mittwochabend habe ich bei den Senioren mit Claus unserem Torhüter Torschussübungen gemacht. Unser Keeper ist Ende 50 und war sehr fokussiert. Wir hatten so viel Spaß, das ich den Erlkönig für ihn umgeschrieben habe :slight_smile:

„Der Fußball- Erlkönig“ für den weltbesten Torhüter seines Jahrgangs!

Wer spielt am Abend bei Regen und Schnee?

Es ist der Claus, wie schee!

Er hat den Ball wohl in dem Arm!

Er fasst ihn sicher, er hält ihn warm.

Mein Ball was birgst du so bang dein Gesicht?

"Siehst Claus, du den Stürmer nicht?

Den Stürmer, mit Schuss wie einen Kometen Schweif!

Mein Ball, es ist ein Nebelstreif.

Du lieber Ball, komm geh mit mir!

Gar schöne Tore schieß ich mit dir.

Manch schöne Tore schieß ich aus dem Stand

Mein strammer Schuss bringt den Claus um den Verstand.

Mein Claus, mein Claus, und hörst du nicht,

Was der Stürmer mir leise verspricht?

Sei ruhig, bleibe ruhig mein Ball;

Der Stürmer hat einen Knall.

Willst feiner Ball du mit mir gehn?

Meine Sturmkollegen sollen dich flanken schön

Meine Sturmkollegen schlagen dich rein,

Und ich versenk dich, in das Tor hinein.

Mein Claus, mein Claus, und siehst du nicht dort,

Das gegnerische Team am Strafraum dort?

Mein Ball, mein Ball, ich seh es genau,

Die Stürmer zielen sehr ungenau.

Ich liebe den Ball in seiner schönen Gestalt,

Und ist er nicht willig, so brauch ich Gewalt.

Mein Claus, mein Claus jetzt fasst er mich an!

Der Stürmer hat mir ein Leids getan.

Dem Claus grauset, er hält die Schüsse des Stürmer akkurat.

Er hält in den Armen das Spielgerät.

Erreicht den Abwurf mit Mühe und Not.

In seinen Armen, der Ball war fort!

Ein Beschrieb der Menschheit

Vor 2000 Jahren gebaren vor den Toren mit Fanfaren und Fahnen die Gesetze, die lichtvoll und für alle da waren: Tötet nicht! Keine Hetze!

Das wurde und wird nicht gehört und aller Frieden wird hässlich und grässlich gestört. Doch war es geschrieben und ist am gelten. Toll.

Seither wird mit Kriegen aus Welten vertrieben. Kein Brot, Flucht, Not, Tod. Selber auf der Flucht - weil man nicht Frieden für alle sucht.

So haben Menschen ihr Glück gemieden. Wir Menschen schenken keinen Frieden. Nicht denen, die ihn wirklich brauchen: Pflanze und Tier.

Die uns darum auch aushauchen. Bleiben tut nur, uns vertreiben. Statt uns im eigenen Leben verbleiben lassen, bleibt nur uns zu hassen.

So viele Menschen auf der Flucht. Jeder sagt, dass er neues Glück sucht. Die Heimat verlassen zum sich im fremden Heim niederlassen.

Müssten sie sich nicht wehren und fremden Lebenden erst selber ihren Frieden gewähren? Sie könnten heimkehren und Heimat beehren.

Sie könnten alle in der Heimat bleiben, würden sie anderen nicht ihr Glück vertreiben. Macht Frieden! Oder werdet in Fallen getrieben.

Es wacht Macht und Allmacht - wer hätte das gedacht - in jedem Lebewesen, ob’s geht oder steht, ob’s weint oder lacht. Gut Nacht.

Leben im Ganzen gehört Tieren und Pflanzen. Sind das denn Menschen, die so stören und darum nicht ins Licht von Heimatfrieden gehören?

Wenn sich Gäste unter Gästen nicht wie Gäste benehmen, sich zähmen, das wird lähmen. Zum schämen, grämen, zum Leben nehmen.

Entsetzt, wie man sich über Rechte Schwächerer hinwegsetzt. Echte Schlechte. Ächte Schlächter. Als Dichter und Richter, als Denker und Henker.

Mir und dir.
Von Pflanze und Tier.

Dies ist eine Personenbeschreibung meiner künftigen Hauptfigur, KK Susanne Frank. Ich möchte keine übertriebene, wie ich finde, völlig realitätsfremde Person „entwerfen“, sondern jemanden, den man sich so durchaus im richtigen Leben vorstellen kann; deswegen hat sie auch einen „normalen“ Namen. Findet ihr das zu wenig inspirierend oder was meint ihr dazu? Danke Devine2

Sie warf die Tür des Taxis zu, drehte sich in seine Richtung und er erkannte sie sofort wieder. Groß gewachsen mit knapp 1,80 Meter, schlank, beinahe drahtig, exakt wie das Bild in seiner Erinnerung. Inzwischen musste Kriminalkommissarin Susanne Frank fast fünfzig Jahre alt sein, aber sie war nicht erkennbar gealtert. Noch immer trug sie ihr schulterlanges rotbraunes Haar offen, mit langem Pony hinter den Ohren, zurzeit modern, für sie vor allem praktisch, wie er wusste. Susanne erinnerte ihn, seit er sie kannte, an eine Kreuzung aus Simone Thomalla mit einem guten Schuss Dakota Johnson, der ihren Alterungsprozess scheinbar außer Kraft zu setzen schien. Ihre Kopfform und Gesichtszüge waren wohlproportioniert, mit einer geringfügig zu groß geratenen Nase und wie ehedem etwas zu blass; er führte das auf ihre nordischen Wurzeln und ihre Kindheit in Hamburg zurück. Ihre Schuhgröße 44-Füße steckten in flachen, weißen, geschnürten Segeltuchschuhen, vor allem um nicht noch größer zu wirken; Understatement war eines ihrer Arbeitsprinzipien. Darüber trug sie eine beigefarbene Stoffhose, eine weiße Bluse, einen bordeauxroten Blazer und, auch das kramte er schmunzelnd aus seinem Gedächtnis hervor, keine Handtasche oder sonstigen damenüblichen Schnickschnack, wie sie es immer genannt hatte. Folglich suchte man Tätowierungen, Piercings, Bodypaintings, aber auch Schmuck oder Ringe vergebens an ihr mit einer einzigen Ausnahme. Sie trug eine auffällige, dominant in Marineblau gehaltene Luxusuhr der Firma Adolf Lange & Söhne, ein Geschenk eines amerikanischen Milliardärs aus Dankbarkeit für die Aufklärung der Entführung und Aufsehen erregenden Rettung seiner Tochter. Sie hatte damals Ende der Neunzigerjahre nach Abschluss ihres Psychologiestudiums als Profilerin in den USA gearbeitet. Als sie sich ihm bis auf wenige Schritte genähert hatte und ihm die Hand zum Gruß entgegenstreckte, wurde sein Blick unwillkürlich von ihrem seltenen biometrischen Merkmal angezogen, einer Iris-Heterochromie. Diese war in ihrem Fall nicht angeboren, sondern die Folge eines Segelbootunfalls in ihrer Kindheit, bei dem sie schwer gestürzt und Blut in die Regenbogenhaut ihres linken Auges eingedrungen war und das Auge unwiederbringlich grün färbte. Dieses und ihr tiefblaues rechtes Auge strahlten ihn nun an, als sie unmittelbar vor ihm stand und er in ihrer kräftigen Umarmung versank.

Dumpfer Schmerz im Morgen
Als er die Jalousie seines Schlafzimmers hochzog, blinzelte er, als die Sonnenstrahlen seine Augen trafen und die Nebelschwaden über den Baumwipfeln des Wilzenbergs dahin schmolzen. Ein heftiger Schmerz traf ihn, als er mit seinem Fuß auftrat und seinen verstauchten Knöchel spürte.

„Verdammt, wäre ich vorgestern bloß langsamer die Treppe runtergegangen“, schimpfte er, nahm die auf dem Nachttischchen stehende Tube Pferdesalbe und öffnete sie. Der wohlige Duft frischer Kräuter und Minze stieg ihm in die Nase.

In kreisenden Bewegungen schmierte er die betreffende geschwollene Stelle seines rechten Fußknöchels ein, erhob sich vorsichtig von der Bettkante und verspürte gleich einen leichten Rückgang des Schmerzes.

„Nützt ja alles nichts, zur Arbeit muss ich trotzdem…“, dachte er.

Sein T-Shirt tauschte er gegen einen Pullover, zog bedächtig die Socken und eine Jeans an. Die Jalousien im Wohnzimmer und Arbeitszimmer öffnete er, schaute auf den Wilzenberg und träumte von einer Radtour, die er wegen dem lädierten Fußknöchel nun eine Weile nicht mehr fahren könnte. Seit seiner Jugend leidenschaftlicher Radfahrer, kroch in ihm Bedauern, Enttäuschung und Wut alles zur gleichen Zeit hoch. Nein, was ein Desaster!

Aufgewühlt führte ihn sein Weg in die Küche, wo er sich missmutig einen Bananen-Haferflocken Smoothie mit Schokoladenstreusel als Topping zum Trost zubereitete. Der schokoladige Geschmack zauberte ein sanftes Lächeln auf sein Gesicht und schaute auf die Uhr, die bereits 9:27 Uhr geschlagen hatte.

Er packte seinen Rucksack, schlüpfte vorsichtig in seine Sneaker, verließ die Wohnung und stand jetzt vor seiner nächsten Herausforderung, dem Treppenhaus. Vorsichtig wie ein Storch setzte er einen Fuß vor dem anderen bis er die letzten Treppenstufe überwunden hatte, die Kellertür öffnete und sein Fahrrad, einen Beachcruiser, hervorholte. Der Vorteil dieses Radtyps ist die Sitzposition, die einer Harley ähnelt.

Schnell die Handschuhe angezogen und Helm aufgesetzt, nahm er den Drahtesel und schob ihn den Kellerausgang hinauf auf den Parkplatz vor dem Haus. Zuerst setzte er seinen gesunden linken Fuß auf das Pedal, gefolgt von seinem rechten Fuß auf das andere Pedal, einen dumpfen Schmerz spürend und fuhr im leichtesten Gang zu seiner Teilzeitstelle im Nachbarort.