Seitenwind Woche 2: Der perfekte erste Satz

Beitrag

Gott, das kann doch nun wirklich nicht wahr sein. Warum zum Henker noch mal stolpere ich hier mitten in der Nacht bei zehn Grad unter null über einen stockfinsteren Friedhof, wo ich doch so schön zu Hause vor dem warmen Kaminfeuer sitzen und meinen Drehbuchtext lernen könnte?

1 „Gefällt mir“

Beitrag

Als Holly Kaluppa an diesem kalten Januarmorgen vor die Haustür trat, fiel direkt neben ihr ein Mann auf den Gehweg.

4 „Gefällt mir“

BEITRAG

Die ersten 10.683 Tage meines Lebens war ich ein ruhig laufendes Zahnrad, das seinen Beitrag zu unserem Gemeinwohl leistete und ich hätte mir nicht vorstellen können, einmal der Schraubenschlüssel zu sein, der das ganze Getriebe zum Stillstand bringt.

5 „Gefällt mir“

Mich wundert, dass hier gefühlt jeder Zweite das und dass nicht richtig verwendet.

2 „Gefällt mir“

Hallo T.McJones.

Kinder-Aussprache? Eine fantastische Methode für phonetische Verschieb- und Verfremdungen … das Experimentieren mit Namen macht mir auch einen Riesenspaß beim Schreiben. Viel Glück.

Doch, natürlich: Man kann auch in der Tür stehen bleiben. Oder auf der Türschwelle.

Hallo @DirkT .

Ich frage mich, ob es irgendeinen Schriftsteller gibt, dem das anders geht… Sogar Journalisten haben dazu ja extra einen Chefredakteur, der bei Textabgabe seiner Kulis den Rotstift rauszerrt und das Konvolut gnadenlos auf 1/4 seiner ursprünglichen Länge zusammenstreicht :crazy_face:

Mir hat zu Beginn sehr geholfen, was Andreas Eschbach in seinem Blog darüber schreibt, und zwar ab:

Wenn man den Roman fertiggeschrieben hat, schickt …

… bloß dass ich oft noch länger brauche, bis ich „die Schreibblase verlassen“ und meine Texte emotional so „loslassen“ kann, dass ich sie (ansatzweise) mit fremden Augen wahrzunehmen in der Lage bin.

Good Luck :smiley:

Beitrag

„Doch die Liebe ist der größte Kampf von allen“, Bonadea schob das Glas etwas zurück, drehte sich Richtung Tanzfläche und lies ihren Blick gravitätisch über den wogendenden Inhalt des plutonischen Musiktanks wandern.

Beitrag

Verliebt, verlobt, verbuddelt.

5 „Gefällt mir“

*** nordatlantische presse-agentur (napa) 25.10.2022 12:46 ***

Hemingway in Berlin?

Wie heute nacht einer Eilmeldung des AIT (Artist’s Investigative Telegram) zu entnehmen war, wird in Berlin derzeit Spuren des möglicherweise überhaupt nicht verstorbenen Schriftstellers Ernest Hemingway nachgegangen.

Per Eileinspruch vor dem Obersten Verwaltungsgericht von Idaho war heute früh ein Antrag abgeschmettert worden, das Grab von Ernest Hemingway auf dem Ketchum Cemetery öffnen zu lassen, so dass jeder Zweifel ausgeräumt werde könne. Ein Vertreter vor Ort des deutschen Boulevardblattes, das diesen Antrag gestellt hatten, war vor dem Gerichtsgebäude mit knapper Not einem Lynchmob von Hemingway-Fans entkommen. Er konnte sich gerade noch ins örtliche Polizeirevier retten.

Woodward Bernstein vom „Washington Doubter“, selbst bekannt als skeptischer Kenner der Branche, tat die aufgestellte Vermutung, dass Hemingway möglicherweise noch lebe, als Hirngespinst ab. Das sei eher ein „schriller Versuch einiger Boulevardblätter, im Herbstloch die Auflage zu steigern durch Aufmerksamkeit bei Flacherdlern“. Er verwies im Gegenzug auf die viel naheliegenderen Verdächtigungen des Deutschen Vereins gegen die kulturelle Aneignung fremder Textideen e.V. (VGkdAFT e.V.), meinte jedoch gleichzeitig, „… die Deutschen nehmen das alles ein bisschen zu ernst. Wer keinen Spaß versteht, sollte eben nicht schreiben …“

Der Vorsitzende des VGkdAFT e.V. hatte heute früh bei der Berliner Staatsanwaltschaft Antrag auf Hausdurchsuchung gestellt und gleichzeitig die Aufdeckung der mysteriösen Identität einer Person gefordert, die unter dem Pseudonym „DerSchreiberling“ ein verdächtiges Textfragment veröffentlicht hatte. Das Fragment war kurz vor Mitternacht den Webcrawlern des AIT ins Netz gegangen.

Währenddessen teilte der Sprecher der Buddhistischen Gemeinde von Berlin auf einer eilends einberufenen Pressekonferenz mit, Untersuchungen zum Fall des sich 1961 in Idaho mit seiner Jagdflinte nachweislich selbst getöteten E.Hemingway seien zu keiner Zeit Gegenstand ernsthafter Überlegungen gewesen. Die heute früh aus Tibet am Berlin Brandenburg Airport (BER) eingetroffene Delegation des Buddhistischen Arbeitskreises Reinkarnation (BAR) sei zu einem Gedanken-Austausch mit deutschen Philosophen im Hotel Mandalai angereist. Die Koinzidenz der beiden Ereignisse sei „reiner Zufall“, so der Lama.

*** napa.hf ***

1 „Gefällt mir“

Schade, der originalbeitrag war super! Nehm doch die ersten drei, das darf man doch😉oder lass den ersten weg

1 „Gefällt mir“

Hallo @Papyrus7 .

Fänd’ ich einen prima ersten Satz: Diese leise Renitenz im Tonfall … :yum:

1 „Gefällt mir“

Hallo @Wosch.

Erinnert mich spontan an Charlie Chaplin:upside_down_face: Wäre sehr gespannt zu erfahren, in welche Richtung (und welchem Genre) sich deine Story bewegen würde …

2 „Gefällt mir“

Ameisen in den Fingern? :rofl:

1 „Gefällt mir“

Beitrag

Ich kann den Punkt, an dem meine Ehe zerbrach, mit Datum und Uhrzeit bestimmen. Es war der 12. März um 17.43 Uhr.

2 „Gefällt mir“

wie stellt man sich gravitätisch vor. Sinkt der Blick da ständig zu Boden (oder ist auf dem Pluto die Schwerkraft geringer und deswegen wandert der Blick zum Firmament? Oder ist das eine Mischung aus majestätisch und bedeutsam? Oder baust du hier neue Welt auf, was sich auch sprachlich manifestiert (gravitätisch, plutonisch, Musiktank)?

Liebe Grüsse
LonesomeWriter

1 „Gefällt mir“

Für einen Moment hält sie inne, bevor sie vollständig aus der Haustür tritt. Sie genießt diese Stille, dann setzt sie den ersten Schritt auf dem Gehweg.

Ich wollte damit andeuten, dass ich das Wort ‚vollständig‘ verzichtbar finde – es erklärt sich durch den Folgesatz. Entweder man tritt aus der Haustür oder eben nicht (in der Tür oder auf der Schwelle stehen bleiben ist nicht identisch mit hinaustreten). Ganze Menschen treten auch ganz heraus :joy:, nur Teile müssten wohl herausgetragen werden.

1 „Gefällt mir“

Beitrag

Der Mann, der sich mit hochgeschlagenem Mantelkragen an den Gaffern vorbeidrängte, war von ausgesuchter Hässlichkeit. Doch heute interessierte das niemand.

2 „Gefällt mir“

Beitrag

Der Unterrock fehlte. Wie ihre Großmutter hatte sie Unterröcke geliebt doch nun lag sie hier, im feinen weißen Zwirn. Die Hände gefaltet, ein Hauch Rosé auf den Lippen - und trotzdem leblos, tot.

Der erste Satz hätte schon ausgereicht, um mich neugierig auf den weiteren Text zu machen, denn ich vermute sofort, dass du etwas zu verbergen hast …
Im zweiten Satz kann „wie ich hoffte“ weggelassen werden. Dann hast du nicht zwei Mal „hoffte“ in dem Satz und auf das „nur“ kannst du ebenfalls verzichten. :blush:

2 „Gefällt mir“