Seitenwind Woche 2: Außerirdischer Aufbruch

Anders

Das vorliegende Exemplar hier überzeugt mich. Es fasziniert mich. Die Exemplare in einer Entfernung von 73,5 Metern lassen die Köpfe hängen. Gebannt schauen sie auf ihre Geräte und tippen darauf herum, als wäre es ein Wettlauf der Finger. Die Gesichter sehen im künstlichen weißen Licht unheimlich aus. Seltsame Schatten zeichnen sich ab. In 102,32 Metern ein ähnliches Phänomen. Warum scheint sich heute Nacht kaum jemand für die wunderschöne Sternenpracht zu interessieren? Das anvisierte Exemplar hier vor mir jedoch wirkt anders als die anderen. Ein faszinierter Blick in den Nachthimmel, auf den ich heute schon so lange gewartet habe. Ein ziemlich langer Blick sogar. Ich könnte ihm alles erzählen. Es scheint interessiert zu sein. Die Arme hinter dem Kopf verschränkt, meine Nachbarsterne glitzern in seinen Augen. Oh, was ist denn da los? Ein wirbelndes Blatt am Boden. Du bist ja weit gekommen. Vor genau 12 Minuten und 34 Sekunden ist es von dem Baum dort drüben gefallen. Es erinnert mich daran, wie ich hierher gekommen bin. Ich frage mich, ob das Blatt nach seiner turbulenten Reise den Weg zurück zum Baum finden wird? Oder wird der Baum nach ihm suchen? Oh, feuriger Meteoritenschauer, das Exemplar hat sich bewegt und vom Ort des geplanten Erstkontakts entfernt. War ich wirklich solange in Gedanken versunken? Ich habe meine Chance verpasst, aber vielleicht sollte es so sein. Im Licht der gelblichen Laterne kann ich dich ein letztes Mal sehen. Du schaust noch einmal in den Sternenhimmel. Moment mal, sehe ich dort etwa das, was man ein Lächeln nennt? Jetzt bin ich mir sicher, ich muss dich wiedersehen. Du bist anders.

Die intelligente Spezies

Ich muss zugeben, ich bin etwas aufgeregt.
Von all den hochrangigen Mitgliedern der Sternenbesatzung wurde ausgerechnet ich auserwählt Planet Erde aufzusuchen. Ich wurde zwar die letzten fünf Sternenzyklen mit unzähligen Erdlingsdaten gefüttert, doch jetzt wo es gleich so weit ist, zittern mir die Läufer. Immerhin lerne ich die intelligenteste Spezies im Umkreis zwischen Mond und Kryx kennen. Wer würde da nicht vor Aufregung Schleim produzieren?
Ich muss mich zusammenreißen. Von mir hängt einiges ab, um nicht zu sagen alles. Wenn ich erfolgreich bin, werden wir uns mit den Erdlingen fortpflanzen und somit unseren Fortbestand garantieren.
Ich sehe ein letztes Mal an mir herab. Zwei Hände, zwei Füße … Unverständlich, wie man sich damit elegant fortbewegen soll.
Mit erhobenem Kopf und einem Lächeln auf den Lippen, man ist das schwer, beame ich mich zur Erde. Ich lande hinter einem hohen Steingebilde, das unter den Erdlingen Haus genannt wird.
Aufgeregt folge ich den Stimmen in der Ferne und treffe auf einige Wesen. Sie laufen kreuz und quer. Konzentriert versuche ich ein System dahinter zu erkennen.
Da rempelt mich einer davon an. Sein Blick fällt unter die Kategorie wütend. Was ich nicht verstehe. Ich habe ihm nichts getan. Habe ich eine Regel übersehen? Erdlinge stehen auf Regeln. Sie haben massig davon.
„Digga, mach dich vom Acker!“
Verwundert starre ich ihn an. Acker? Ich durchsuche mein System nach Informationen.
Ein Acker, auch Feld genannt, ist ein landwirtschaftlich genutzter Boden …
Ich sehe mich um. Unsere Daten müssen falsch sein. Ich störe hier offensichtlich einen Landwirt bei seiner Arbeit.
Interesse zeigen, leuchtet in meiner Zentrale auf.
„Es tut mir leid, Bauer. Möchtest du mir deine Sau vorführen?“
Sein Gesicht wird rot. Ein Warnsignal. Ich verstehe nicht.
„Das ist meine Flamme, du Spast!“
„Ah, deshalb die Röte.“
Ich versuche zu schlussfolgern, doch es gelingt mir nur schwer. Irritiert weiche ich zurück. Mein System warnt mich. Es droht Gefahr.
Schnell wende ich mich ab und laufe vor dem fluchenden Erdling davon.
Irgendwann bleibe ich keuchend stehen. Mit Lunge zu atmen, ist schwerer, als ich erwartet hatte. Erschöpft nehme ich auf einer, wie sie es nennen, Parkbank Platz. Neben mir sitzt eine junge Frau. Sie hält ein kleines Ding in Händen und tippt mit ihrem Finger darauf herum.
„Das ist ein Handy.“, sage ich.
„Nein, in echt?“, gibt sie grummelnd zurück.
Es dauert eine Weile, bis mein System versteht. Sarkasmus. Die schwierigste Sprache der Erdlinge.
Sie hält es hoch und drückt darauf herum. Immer wieder. Dieses Ding scheint eine Momentaufnahme von ihr zu machen. Davon habe ich gelesen. Es gehört zum guten Ton dabei mitzumachen. Also lehne ich mich näher zu ihr und sehe mich in diesem Handy wieder.
„Was zum …?“, schreit sie auf und stößt mich von der Bank.
Ich knalle auf den Asphalt oder Acker oder was auch immer.
„Verpiss dich dahin, wo du hergekommen bist, du Assi!“
Mit großen Augen starre ich sie an.
„Ich möchte aber bleiben, ich habe so viele Fragen …“
„Bist du ein Stalker oder ein Psycho? Verschwinde!“
Irritiert rapple ich mich auf. Wir haben einige Blicke auf uns gezogen. Alle starren uns an.
„Ich möchte nur von dir lernen …“, versuche ich es ein letztes Mal.
„Oh, mein Gott. Geh ins Puff, du Perverser. Ich helfe dir sicher nicht …“
Wo finde ich das, will ich fragen. Doch da ist sie schon weg.
Immerhin habe ich jetzt einen Plan. Auf ins Puff …

Ich starrte fasziniert auf die fernen Sterne, als ich mich endlich auf die Erde begab. Als Außerirdischer war die Beobachtung der Menschen schon immer meine Mission gewesen, doch nun war es an der Zeit den Menschen näher zu kommen. Unter den vielen seltsamen Dingen, die ich studiert hatte, blieben besonders „Dabbing“ und „Selfies machen“ besonders in meinem Gedächtnis.

Meine Augen suchten die Menschenmenge, und schließlich entdeckte ich ihn: Ein junger Mann in seiner später Jugend, der scheinbar ein Meister des Dabbings und Selfie-Machens war. Seine Bewegungen waren fließend, und er strahlte vor Selbstvertrauen, als er sein Gesicht in verschiedenen Winkeln vor seiner kleinen, glänzenden Kamera positionierte. Dies war der Mensch, den ich ausgewählt hatte, um meine Annäherung zu versuchen.

Vorsichtig trat ich näher an ihn heran und versuchte, seine Gesten und Bewegungen zu imitieren. Ich hob meine Hand zum Kopf und versuchte, mich zu „dabben“. Doch anstatt der erwarteten Reaktion, erntete ich nur irritierte Blicke von den Umstehenden. Der junge Mann sah mich verwirrt an und stellte seine Kamera beiseite. Offensichtlich hatte ich es nicht ganz richtig gemacht.

Entschlossen, einen weiteren Versuch zu tätigen, wagte ich mich an das Selfie. Ich hielt mein Gerät hoch und schoss ein Bild von mir. Als ich es ihm zeigte, schien der junge Mann immer noch verwirrt, aber dann begann er zu lachen. Er zeigte auf sein eigenes Selfie und sagte: „Du musst lächeln, Kumpel!“

Ich verstand zwar nicht ganz, warum das Lächeln so wichtig war, aber ich versuchte es dennoch. Ich lächelte so breit ich konnte und zeigte mein Bild erneut. Diesmal lachte der Mensch lauthals und reichte mir die Hand. „Du bist lustig, Kumpel! Wie heißt du?“

Ich war überrascht und erfreut über seine Reaktion. Wir begannen, miteinander zu kommunizieren, und ich erfuhr mehr über seine Welt. Wir sprachen über die Freuden und Herausforderungen des menschlichen Lebens. So begann eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen einem Außerirdischen und einem Erdling, und ich verstand, dass es viel mehr zu entdecken gab, als ich je gedacht hatte.

Strafe muss sein

Hätte ich den Müll nur nicht in die Galaxie geworfen. Jetzt habe ich den Schlamassel und muss auf die gruselige Erde, um dort soziale Stunden abzuleisten. Das überholte Taxi aus vergangenen Zeiten, was nicht einmal Lichtgeschwindigkeit fliegt, ist nun schon zwei Tage unterwegs zu diesem seltsamen Planeten.
Und jetzt das…… meine Lichthülle ist verblasst und stattdessen sehe ich wie ein Mensch aus.
Meine Aufgabe lautet mindestens 1000 Erdenlinge von der spirituellen Weisheit, dass es eine höhere Macht gibt, zu überzeugen.
Ah, da sehe ich ein paar freundliche Wesen und die Eine mit dem Andromeda Nebel im Haar, die winkt mir bereits mit beiden Armen zu.
Jetzt schreien alle und rennen auf mich zu. „Heidi, endlich bist du da ?“ Das Wesen mit den blau-lila Haaren kommt mit einer Horde Gleichgesinnter bedrohlich auf mich zu. Ich bekomme Panik und sende Milliarden grelle Lichtblitze in das Universum. Vielleicht hat meine Chefin Erbarmen und teleportiert mich zurück. Schon umkreisen mich zehn Terraner und werfen ihre Arme um meinen Hals. Das ist eine zu große Strafe für ein bisschen Müll in die Galaxie werfen. „Heidi dürfen wir ein Selfie mit dir machen?“ „Klar“, antworte ich, weil ich nicht weiß was das bedeutet. Schon schiessen aus ca 100 schwarzen Teilen Blitze und es gibt unzählige Klick Geräusche. Ein Homo sapiens fragt mich wann die nächste Staffel „Germany’s next Topmodell“ wieder beginnt. Aber da zerfalle ich bereits in unzählige Lichtpartikel und werde zurück in meine Spiralgalaxie M31 gebeamt. Nie wieder werfe ich Supernovaüberreste einfach so weg.

Seid ihr bereit?

Er stand alleine auf einem verlassenen Friedhof, der nur spärlich beleuchtet war, und hielt ein kleines Gerät in den Händen.

Ich konnte nicht verstehen, warum er an solch einem unheimlichen Ort war.

Neugierig beobachtete ich ihn aus sicherer Entfernung, während er immer wieder sein eigenes Bild aufnahm.

Ich konnte nicht verstehen, was er tat. Warum machte er ständig Fotos von sich selbst?

Als Außerirdischer hatte ich viel über die menschliche Kultur gelernt und wusste, dass der erste Kontakt behutsam erfolgen musste.

Vorsichtig näherte ich mich und versuchte, mein außerirdisches Aussehen so gut wie möglich zu verbergen. Ich wollte ihn nicht erschrecken oder verwirren.
Doch während ich mich ihm langsam näherte, spürte ich eine seltsame Präsenz um uns herum. Es war, als würde der Friedhof zum Leben erwachen und uns beobachten.
Ich ignorierte meine Angst und sprach ihn an: „Entschuldigung“, sagte ich freundlich und versuchte, meine Stimme so menschlich wie möglich klingen zu lassen. „Kannst du mir erklären, was du da tust?“

Der Mensch sah überrascht auf und musterte mich skeptisch. „Ähm, ja klar“, antwortete er zögernd. „Ich mache Selfies. Das sind Fotos von mir selbst.“

„Selfies?“, wiederholte ich verwirrt. „Warum machst du Fotos von dir selbst?“

Er lächelte leicht und zeigte mir sein Gerät. „Nun, es ist eine Art Selbstausdruck und eine Möglichkeit, Momente festzuhalten. Man kann sie dann mit anderen teilen oder einfach für sich behalten.“

Ich versuchte zu verstehen, was er mir da erklärte. Es schien, als seien diese Selfies eine Art Kommunikation, eine Möglichkeit, sich selbst und seine Erlebnisse auszudrücken. Ich war fasziniert von dieser menschlichen Eigenart.

Doch plötzlich schien etwas nicht zu stimmen. Seine Augen weiteten sich vor Schreck und seine Haltung wurde starr. Es schien, als hätte er mein wahres Wesen erkannt. Ich versuchte, ihn zu beruhigen und ihm zu erklären, dass ich keine Bedrohung sei. Doch seine Angst steigerte sich nur noch mehr. Er ließ sein Gerät fallen und rannte panisch davon, geradewegs auf das getarnte Raumschiff zu, bis er darin verschwand.

Verwirrt folgte ich ihm, doch je näher ich dem Raumschiff kam, desto unheimlicher wurde die Atmosphäre um mich herum. Die Grabsteine schienen zu flüstern und die Bäume bewegten sich im Wind wie lange Finger, die nach mir griffen.
Als ich das Raumschiff betrat, sah ich ihn in einer Ecke stehen. Doch irgendetwas stimmte nicht, denn bevor ich reagieren konnte, schloss sich die Tür hinter uns und das Raumschiff erhob sich in die Lüfte.
Plötzlich wurde es dunkel und kalt. Die Lichter im Raumschiff flackerten und ich hörte ein leises Lachen, das von überall her zu kommen schien. Ich drehte mich zu dem Menschen um, aber er war verschwunden.
Aus dem Schlaf hochgeschreckt und mit weit aufgerissenen Augen saß ich im Cockpit und flog an der Erde vorbei.

Die Menschheit war noch nicht bereit für außerirdische Wesen. Oder waren wir es noch nicht?

Vorschnelle Einschätzung

Meine Güte, wenn ich dass meinem Schwarm erzähle! Bestimmt wird mir niemand glauben, aber dieser Planet, diese Bewohner scheinen tatsächlich auf uns gewartet zu haben.
Wohin ich auch fliege, überall sitzen diese Wesen im hellen Schein ihrer hiesigen Sonne zusammen und nehmen Nahrung zu sich. Wahrscheinlich teilen sie genau wie wir gerne ihre Nahrung untereinander, um sich zu begrüßen und ihre Zusammengehörigkeit zu zeigen.
Die Wesen sehen zwar fremd aus, nicht so schön gestreift wie wir, und sind geradezu riesig mit zu wenigen Beinen, außerdem scheint der Translator ihre Sprache nicht entschlüsseln zu können. Doch da wir offenbar die gleichen Gebräuche teilen, sind sie uns sicher ähnlich genug und wir werden uns gut verstehen, wenn mein Schwarm sich auf diesem Planeten niederlässt.
Am besten stelle ich gleich den Kontakt her und nehme ganz traditionell einen Begrüßungsschluck aus einem ihrer Trinkgefäße mit der süßduftenden Flüssigkeit…

He! Lasst das, ihr könnt mich noch nicht einfach in ein Gefäß einsperren! Lasst mich sofort wieder raus!
Okay, ihr habt es nicht anders gewollt. Wenn ihr derartig unhöflich seid und eure Nahrung nicht mit mir teilen wollt, muss ich den Schwarm rufen. Der wird sich nicht mit einem einfachen Trinkritual zufriedengeben. Zur Strafe werden wir eure gesamte Nahrung beschlagnahmen und diesen Planeten in unser Herrschaftsgebiet eingliedern.

Andragia

„Ich bin Cin-X97AT.
Ein Cyborg des Typs „Weiblich“ so wie es hier auf der Erde genannt wird.
Gemeinsam mit meinem Weggefährten Talios-778BA flog ich vor einigen Wochen, im Atmosgleiter durch die Galaxie, um einem befreundeten Reich - Namens TaBeta außerhalb unseres Planeten - über unseren Erfolg der gemeinsamen Nahrungsfelder zu informieren.
Nach dreitägigem Aufenthalt, machten wir uns auf den Weg nach Hause.
Indirekt wurden wir dort bereits gewarnt - viele Geschichten erzählt man sich dort über den Planeten Andragia - oder auch „Erde“ wie ihn die Menschen nennen.

Auf unserer Heimreise überredete mich Talios nur einen kurzen Blick aus sicherer Entfernung, auf Andragia zu werfen.
Wir nahmen Kurs.
Als wir Andragia dann sahen, stockte uns der Atem.
Welch wunderschöner Anblick.
Glitzerndes Blau, üppiges Grün und Eine Planetenkostellation - wie wir sie nur aus Gute Nacht-Geschichten kennen.

Gefesselt von der Schönheit Andragias, bemerkten wir den Metallschrott nicht , der direkt auf uns zu flog.
Der Atmosgleiter wurde mit voller Kraft getroffen. Wir alarmierten unsere Heimatstation und hofften auf Hilfe - doch uns wurde befohlen unser Leben aufzugeben und auf keinen Fall Andragia anzusteuern. - Aller Leben stünde auf dem Spiel.

Während unser Atmosgleiter bereits in Richtung Mond zu fliegen drohte, waren Talios und ich uns einig: UNSER Leben steht auch auf dem Spiel und gerade jetzt nach unserer intimen Annäherung auf TaBeta, wollten wir unsere Leben auf keinen Fall aufgeben.

Die waghalsige Notlandung auf Andragia glückte und unser Atmosanzug, der unseren Körper per Trabit’Injektion jeder Atmosphäre anglich, konstruierte unseren Körper zu dem eines Menschen.
Wir waren auf einem Stück Andra…Erde gelandet welches sich Bali nennt.

Die Natur hier ist grenzenlos schön, doch der Mensch verhält sich sonderbar…
Sie tragen hier am Wasser fast keine Kleidung und ihr Blick ist stehts auf leuchtende Metalplatten gerichtet.
Es scheint als würden Sie damit ihr Überleben sichern.
Jedenfalls tippen sie ständig darauf herum.
Um uns anzupassen und nicht aufzufallen, haben Talios und ich uns dazu entschlossen auch so ein Gerät namens Smartphone zu beschaffen.
Wie ihr seht, haben wir uns bereits angepasst und Apps installiert.
Ich hoffe wir konnten euch mit unserer Geschichte, auch etwas über uns mitteilen.
6911c7 Over and Out. -“

„So…nur noch TEILEN drücken.“, murmelte ich.
Ich klickte das Licht des Smartphones aus und richtete mich an Talios, der neben mir saß und gerade einen Fisch über dem Lagerfeuer garte.
„Meinst du das klappt?“ , fragte ich ihn.
„Sicher“ ,sagte Talios, ,Mithilfe dieses Geräts können wir die gesamte Menschheit sowie die umliegend Galaxis erreichen. Das weiß du doch!
Mit ein bisschen Geduld und ein paar „Likes“, wird Andragia bald uns gehören."
Talios lächelte und zwinkerte mir zu.

Seine Augen funkelte siegessicher im Schein des Feuers.
Wie sehr ich ihn liebe und auch Andragia.
Gut, dass wir vor allen Anderen unseres Volkes hier gelandet sind -
Somit steht uns, sobald sie hier eingetroffen sind, die Planetenherrschaft zu.

„Fisch?“, bot mir Talios an und reichte mir unseren Fang des Tages.
Ich nickte zufrieden und legte meinen Kopf auf seine Schulter.
„Die Nächte hier auf Andragia, sind einfach wunderschön.“ , flüsterte Talios und schaute in Richtung Mond.

  • FIIPSHF! Artgenossen gefunden! Bereitet euch zur …
    (…)
  • FIIPSHF! Alarm! Keine Landung! Abbruch!
    (…)
  • FIIPSHF! Zerrottender Planet! Schnell weg!
    (…)
  • FIIPSHF! Artgenossen versteckt in zerrottender Lebensform mit Kugel!
    (…)
  • FIIPSHF! Permanente Verstörung überall! FIIPSHF! FIIPSHF! Gesamter Planet pure Zerrottung! FIIPSHF! Terrain weitläufig sperren! Keine Kontaktaufnahme! Ansteckungsgefahreinschätzung extrem! FIIPSHF!
    (…)
  • Schade! Sahen aus wie wir … [SHRUG!] Wohl lebensbedrohliches Umfeld! (FIIPSHF!)

Der Kontakt

„Wir haben es geschafft!“ – sagte ich.
„Sehr gut! Wen haben wir diesmal kontaktiert?“
„Die breite Bevölkerung, ein ziemlich großer Teil der Bewohner.“
„Welches Medium?“
„Digital, wie immer.“ - In dem Moment, wo ich „wie immer“ sagte, wusste ich, ich habe versagt.
Schweigen erfüllte den Raum zwischen uns.
Ich schluckte, setzte an, um etwas zu sagen.
„Wann können wir mit den ersten Reaktionen rechnen?“
„Jede Sekunde, wie immer, wenn es um digitale Medien geht.“

Wie immer, speicherte ich das letzte Protokoll unter dem neuen Namen. Viel musste ich nicht ändern, das Datum, die Programmierer-Liste mit acht weiteren Namen ergänzen, den Prozentsatz der betroffenen Bevölkerung. Und, wie immer, unter „Ergebnis“ die Zahl null ankreuzen. Im Textfeld für Ergebniserläuterung stand, wie immer, der gleiche Text:
„Unsere Anleitung zum Stoppen des Klimawandels auf der Erde wurde als Computervirus wahrgenommen und von deren Spezialisten in die Quarantäne gesperrt. Wir konnten niemanden erreichen, der sie verstand.
Unsere Mission ist gescheitert.“

Ich streifte durch die Geschichte der Erde. Wer war der Vatikan? Ich hielt meine Gedanken nicht mehr unter Kontrolle, da schaltete sie sich ein, ihre Stimme war drohend.
„Finden sie den Weg, die unterste Schicht der Erdbewohner zu erreichen!“
„Verstanden!“ – sagte ich, wie immer, nur dieses Mal, hatte ich eine andere Idee.

Mein Team war aufgeregt, ich war aufgeregt und sie, sie schaute mit uns die Meldungen der irdischen TV-Sender an. Sie alle sendeten die gleiche Nachricht:

„Meldungen zufolge, berichten immer mehr Kinder in unterschiedlichen Teilen der Welt, mit der Heiligen Maria gesprochen zu haben. Die UN und der Vatikan haben eine Expertenkommission zusammengestellt.“

„Wir haben es geschafft! Der Kontakt ist hergestellt. Sie scheinen uns zu verstehen.“ - sagte sie.

Eingedampft

Dampf steigt mir in die Nase, er riecht süßlich und mir wird ganz komisch, richtig flau. Frische Luft, ich brauche frische Luft; so nennen sie hier die unverseuchten Atemgase. Ich mache einen winselnden Laut. Kichernd und leicht schwankend öffnen mir die Erdlinge die Tür. Ich muss Gassi, glauben sie. Was für ein dümmlicher Begriff.
Ich sauge kalte Moleküle in den fremden Körper. Schon besser. Nach ein paar Atemzügen trotte ich hinters Haus, um die Erdlinge durch die große durchsichtige Platte zu beobachten. Als sie mich vor zehn Erdentagen an einer einsamen Straße einsammelten, weil ich so süß sei und unmöglich allein zurechtkäme, ahnten sie nicht, was sie sich ins Haus holten.

Bei früheren Expeditionen auf den Flüssigwasserball hatte meine Spezies alle möglichen Datenbanken angezapft, was zu einem überaus verwirrenden Eindruck führte. Deshalb beschloss der höchste Zirkel, eine weitere Expedition zu starten. Er wollte Informationen aus erster Hand und glaubte, dass man über die Menschen, wie sich die Zweibeiner nennen, am ehesten Genaueres erführe, wenn man bei ihnen lebt. Für körperlose Wesen ein heikles Unterfangen, also machten wir uns ihr Bedürfnis zunutze, das Haus mit einem oder mehreren Vierbeinern zu teilen. Offenbar bereitet es ihnen Freude, mit ihren Greifern durch deren Haarkleid zu wuscheln. Den Vierbeinern scheint es gleichfalls zu gefallen, wobei die eine Art sich durch Unterwürfigkeit anbiedert, während sich eine andere bedienen lässt, als wären die Zweibeiner ihre Domestiken.

Ich verstecke mich im Garten, damit ich meine Menschen besser beobachten kann. Sie sind anders als sonst, lockerer, lustiger, hängen in ihren Sitzmöbeln, als wäre ihr Gerüst weich geworden, lachen und albern herum. Dann nehmen sie ihre Kommunikationseinheit zur Hand, halten sie einen Moment soweit wie möglich von sich weg, drücken darauf und sehen sich dann das Ergebnis an. Vor zwei Tagen erst habe ich herausgefunden, dass sie so Abbilder ihrer selbst anfertigen, wohl um sich auf diese Weise in ihre digitale Welt zu transferieren und nicht mehr von Sterblichkeit bedroht zu sein.

Mir ist kalt. Ich tripple auf die Terrasse, drücke die kalte, nasse Nase meines Fremdkörpers an die durchsichtige Wand, sofort wird sie beiseitegeschoben, um mich einzulassen. Ich werfe mein Endstück hin und her, wie ich es mir bei dieser Spezies abgeschaut habe. Die Erdlinge richten ihr Gerät auf mich, wollen auch mich in ihr System integrieren. Das kann ich nicht zulassen. Ich springe auf sie zu, schnappe mir ihre Technik und zerstöre sie mit einem entschlossenen Biss. Böser Hund, rufen sie, und lachen eingehüllt in süßlichen Dampf.

»Entschuldigen Sie«, rief ich der jungen Frau hinterher. Sie hielt und sah mich fragend an. Ich verlangsamte den Schritt meines erschaffenen Körpers, einen männlichen, den ich sorgfältig entworfen hatte.
»Ja?«, erwiderte sie und zeigte fragend auf sich selbst. Ich nickte. Ja, genau du. Mein Körper schien den erwünschten Eindruck zu hinterlassen.

Alles wusste ich von ihnen, den Menschen, jetzt fehlte nur noch eines. Mein Hals brannte unter ihrem Blick. Ihr Augen ruhte wie Watte auf meinen Händen, meiner Brust - meine Hände, ungewohnt, erschaffen.

Sie kam näher, und wie sie mich so ansah, konnte ich nicht anders, als die Wahrheit zu sagen und nichts als die Wahrheit: Ich komme vom Mars und suche die Liebe.
Ihr Lächeln wurde breiter. »Und ich komme von der Venus.«

Mein Name ist Visor und seit über einer Stunde sitze ich in diesem altmodischen Gebäude und starre dabei den Inhalt des Plastikbechers an, was bei den Menschen als Bubble Tea bezeichnet wird. Ich kann mich einfach nicht überwinden dieses „Getränk“ zu mir zu nehmen. Neben mir schnattern unausgereifte Menschenjunge in einer schrillen Lautstärke über irgendwelche „crushes“. Ich runzele die Stirn, weil das Denken mir durch die aufdringliche Nähe dieser primitiven Wesen schwerfällt. Ein tiefer Seufzer entweicht mir, als ich mir meinen Auftrag in Erinnerung rufe.

Lerne die Kultur der Menschen kennen und entscheide anhand dessen darüber, ob sie eine Daseinsberechtigung verdienen oder nicht. <<

Kolonialisiert werden sie in jedem Fall, die Frage war nur, welche Freiheiten wir ihnen einräumen würden. Ich zwinge mich aufzusehen und entdecke mein Spiegelbild auf dem Handybildschirm eines jungen Mädchens mit fransiger Frisur und zu viel Make up. Es war auch so schon schwierig, das Alter eines Menschen einzuschätzen, doch an ihrem Gesicht wirkte nichts mehr natürlich. Ich höre das Klicken als die Kamera ausgelöst wird und ärgere mich. Alles an diesem elenden Planeten strapaziert meine Nerven. Die Mädchen kichern und fordern weitere „Selfies“. Die Geschichte der Menschen ist geprägt durch die Arroganz der Selbstverliebtheit. Einst nur ein Privileg der Hochwohlgeborenen, kann sich nun jedes unreife Geschöpf in der Dekadenz seines Abbildes suhlen.

Ich stehe auf und beuge mich über das Mädchen, dass gerade ein Bild von mir im Hintergrund geschossen hat. Die strahlende Sonne hinter mir lässt meinen Schatten wachsen. Die Mädchen sehen überrascht auf.

„Löschen! Sofort!“, befehle ich ruhig, doch die Mädchen glotzen mich nur an. Merken sie, dass ich einer anderen Spezies angehöre? Unmöglich! Ich bin vollkommen angepasst. Mein Erscheinungsbild entspricht den gesellschaftlichen Regeln, die als modisch und gepflegt definiert wurden. So zumindest die Aussage der Verkäuferin. Die Mädchen reagieren noch immer nicht. Ich nehme dem Fransenkopf, dass sich offensichtlich freiwillig für Experimente der menschlichen Kosmetikindustrie gemeldet hat, das Telefon aus der Hand und tippe auf der Glasoberfläche herum. Ich habe keine Ahnung was ich da tue. Die Bedienung eines solchen Gerätes ist für mich in etwa dasselbe, wie wenn ein Mensch ein Feuer mithilfe von Reibung entfachen müsste.

„Alter, gib mir mein Telefon zurück.“, keift das unreife Gör mich an.

Ich runzele die Stirn. Ihre Dreistigkeit ärgert mich. Wie kann sie es wagen derart respektlos mit mir zu sprechen? Ich könnte ihren kleinen dünnen Hals mit einer Hand zerquetschen. Mein Gesicht verfinstert sich und meine Faust schließt sich um das schmale Gerät. Sie kreischt auf, als das Display aus Glas hörbar bricht. Genüsslich zermalme ich den nutzlosen Gegenstand in meiner Faust und stelle mir dabei vor, dass ich dies mit dem einen oder anderen Menschen tun könnte. Ein befriedigendes Gefühl breitet sich in mir aus und das Mädchen wird bleich. Ich beuge mich weiter vor bis ich auf Augenhöhe mit ihr bin. Die zerschmetternden Worte liegen mir auf der Zunge, als ich ein zaghaftes Zupfen an meinem Ärmel spüre.

„Sssuldigung“, lispelt etwas hinter mir.

Ich wende meinen Kopf und sehe ein blondes kleines Geschöpf. Ihr Gesicht ist übersäht mit Millionen winziger kleiner Punkte. Interessant, diese genetische Mutation war ihm schon häufiger bei den Menschen aufgefallen. Das kleine Mädchen deutet auf meine Füße und lächelt dabei zaghaft, wodurch sie eine breite Zahnlücke in der oberen Zahnreihe entblößte. Eine sämige rosa Flüssigkeit fließt langsam mein Hosenbein hinab. Ich spüre die leichte Kälte und verstehe nicht was sie von mir will. Menschliche Kleidung war immer schmutzig und es störte niemanden, warum sollte seine schwarze Anzughose eine Ausnahme sein?

„Oh, bitte verzeihen Sie. Elize hat Sie versehentlich bekleckert.“

Ich zucke mit den Schultern, richte mich auf und schaue die Frau hinter dem Kind an. Flammendrotes Haar lockte sich so wild und unbändig, dass die Spitzen in alle Richtungen abstanden. Die Augen so grau wie ein Nebelverhangener Morgen an der irischen Küste sahen mich unsicher an. Die Pubertären Pharma-Versuchskaninchen waren vergessen und damit auch der primitive Gegenstand in meiner Hand. Achtlos lasse ich es fallen und beuge mich nun interessiert zu der Frau vor. Ich komme ihr so nah, dass sich unsere Nasenspitzen beinahe berühren. Die Frau weicht zurück und ich sehe wie die Iris ihrer Augen in Sekundenbruchteilen von der Pupille verdrängt wird. In der Regel meide ich jegliche körperliche Nähe zu Menschen, die Gefahr das sie mit etwas undefinierbarem infiziert oder verseucht waren, war zu groß. Ich sollte eine Ausnahme machen, zu reinen Forschungszwecken versteht sich. Ich wische mit der Fingerspitze über den Sensor an meinem Handgelenk. Ein Ton in kaum messbarer Frequenz ertönt und die Menschen in meinem unmittelbaren Umkreis werden Ohnmächtig. Noch während die Frau im Begriff ist zu fallen, fange ich sie auf und hebe sie auf meine Arme. Ihr genetisch defekter Abkömmling lehnt an meinem Bein. Ich denke kurz darüber nach und entscheide beide mitzunehmen. Das defekte Menschenkind wird die Kooperation der Mutter sichern. Ich hebe das Kind auf den Körper ihrer Mutter und trage sie hinfort ohne ihr Gewicht dabei zu spüren. Die Vorfreude darauf seine Studien zu vertiefen ließ seine Augen wie flüssiges Gold strahlen. Das Schicksal der Menschen liegt nun in den zerbrechlichen Händen dieser beiden kleinen Menschen.

Kontakt Emma

Ich esse meinen dritten Milchstraßenriegel mit Galaxiegeschmack. Lecker. Ich habe ihn beobachtet, den Erdling. Echt amüsant. Die machen komische Sachen. Aber jetzt wird es Zeit, Kontakt aufzunehmen.

Ich schalte in den Energiesparmodus und gehe unverkrampft auf den Erdling zu. Oder Erdline? Es scheint ein weibliches Exemplar zu sein. Sie lächelt mich an: „Na, kleiner Mann, hast du dich verlaufen?“

„Ich bin nicht klein.“

„Schon gut, ich verstehe, du bist ein Großer. Du hast ein echt geiles Kostüm an, hast du das bei `Happy Party´ gekauft?

„Was ist ein Kostüm? Und was ist Häppi Bardy?

Sie schüttelt sich vor Lachen. „Du spielst in einem Film mit, gibs schon zu. Na, wo ist die Kamera?“

„Komm, wir machen ein Selfie“ ruft sie und ich bin erleichtert. Das habe ich oft beobachtet. Sie hält ihr Handy hoch und ich stehe ganz nah bei ihr. Mir wird plötzlich warm und meine Stecker fangen an zu glühen. Hastig nehme ich wieder Abstand.

„Wie heißt du eigentlich?“ Fragt sie.

„Klumbum, der Vierte. Und dein Name?“

Sie lässt wieder ihr herzliches Lachen hören. „Klumbum der Vierte! Du bist süß! Ich bin übrigens Emma. Wie heißt denn nun Euer Theaterstück? Nimmst du mich mal mit?“

Theaterstück? Was ist denn das schon wieder? Ich bin neugierig geworden. Auf Emma und die vielen anderen, die hier so rumlaufen.

Der große Preis.

Macht euch bereit, Menschenweltler.
Heute ist euer Tag.
Denn ihr seit die Auserwählten!

Ich nickte meinem Copiloten Manbgl54 zu und wir leiteten die Landung ein. Noch etwa vier Minuten Erdzeit, und wir würden aufsetzen.
Hinter uns begannen die Delegierten des Preiskommitees, sich auf den großen Moment vorzubereiten.
Übersetzungsmodule wurden gecheckt, Augenfahnen nachgezogen, Umhänge abgeschüttelt, um sie von Krümmeln zu befreien - schließlich war der Flug lang gewesen und die eine oder andere Nascherei hatte geholfen, ihn zu verkürzen.
Ich hörte, wie Xxyc85 hinter mir einen Fluch ausstieß, weil sie wegen der Einleitung des Bremsmanövers ihr Getränk verschüttet hatte.
alskj98 übte noch einmal seine Begrüßungsrede.
Ich hörte nur mit halben Ohr hin. Es war ja schließlich nichts Neues. Wir Parfoutaner pflegten diese Tradition schon seit Jahrtausenden. Alle 100 Jahre, in Erdenzeit gemessen, besuchten wir Lebensformen, die wir zuvor lange Zeit beobachtet hatten und die sich in unseren Augen als würdig erwiesen hatten. Würdig, von der fortgeschrittensten und mächtigsten Zivilisation der vereinigten Galaxien mit dem großen Preis von Parfout bedacht zu werden. Ein Preis, der für jede auserwählte Zivilisation einen gewaltigen Entwicklungs- und Wohlstandssprung bedeutete.
Was die Erde betraf, handelte es sich um ein Mittel, das die von den Menschenweltlern „Krebs“ genannte Krankheit in allen ihren Erscheinungsformen heilen und verhindern konnte. Außerdem um einen Parfouter Energie-Kubus, eines unserer Standard-Präsente, mit dessen Hilfe der komplette Energiebedarf eines Planeten - erst recht eines so kleinen und untertechnisierten wie der Erde - über mehrere Jahrhunderte gedeckt werden konnte. Weiterhin sollte den Menschenweltlern ein Telekommitter überlassen werden, damit sie ab sofort mit dem Hohen Rat der Galaxie in Austausch gehen konnten, um künftig nicht nur vom Fortschritt anderer Zivilisationen direkt zu profitieren, sondern auch ihre Handelsbeziehungen erweitern zu können.
Im Allgemeinen führte unser plötzliches Erscheinen zu großer Begeisterung bei den Auserwählten.
Man umjubelte uns, bedachte uns mit Geschenken und gab uns zu Ehren große Feste.
So würde es, nahm ich an, auch heute sein.
Zum Glück gelang mir eine echte Prachtlandung.
Dank unseres Energiefeldes war der Landeplatz, der inmitten einer großen Menschenweltlingsstadt gelegen war, rechtzeitig vorbereitet. So vermieden wir Kollisionen mit Fortbewegungsmitteln und ähnlichem, wenn wir plötzlich auftauchten. Das Energiefeld sorgte ganz einfach für eine Erweiterung des vorhandenen Raumes.
Hinter mir gab der Kommandant unseres Raumschiffes, der hohe und mächtige jhwelr45, den Befehl, uns sichtbar zu machen.
Die Menschenweltler wussten nun, dass wir da waren.
Wie üblich warteten wir eine kurze Zeit, damit sich die Aufregung draußen legen konnte. Dann öffneten wir die Luke und ließen uns von der Lichtrampe zum Erdboden hinuntertragen.
Doch statt eines Begrüßngskommittes erwartete uns - Chaos.
Das erste, das mir auffiel, war der ohrenbetäubende Lärm.
Unzählbare Fortbewegungsfahrmittel, die Erdenmenschlinge sprachen glaube ich von Autos, standen auf den uns umgebenden Straßen und sendeten langgezogene, unangenehme Geräusche aus. Es lärmte unerträglich. Der Grund dafür waren offenbar Erdenmenschlinge, die auf der Straße kauerten und beide Hände auf die Fahrbahn pressten. Andere Erdenmenschlinge, alle gleichartig kostümiert, einige von ihnen sogar behelmt, bemühten sich, die auf der Straße kauernden Menschlinge wegzuzerren, was aber nicht gelang - offenbar konnten sie ihre Hände nicht vom Untergrund lösen.
Wieder andere waren aus ihren Fahrzeugen gesprungen und beschimpften die Kauernden. Einige traten sogar mit ihren Füßen nach ihnen.
„Scheiß Klimakleber!“ hörte ich einen Schrei aus meinem Übersetzungsmodul.
Plötzlich nahm ich ein Zischen war, gleich darauf ein platzendes Geräusch hinter mir. Ich blickte mich um. Von der Hülle unseres Raumschiffs tropfte orange Flüssigkeit.
„Verpisst euch, ihr Umweltverbrecher!“ erklang es aus meinem Übersetzungsmodul. „Was glaubt ihr, wer ihr seit? Fahrt gefälligst Fahrrad, wie wir alle! Oder mit der Bahn!“
Wieder flog ein Beutel mit oranger Flüssigkeit an mir vorbei, verfehlte mich nur knapp, und platzte direkt auf der Rampe.
Ich drehte mich um und bemerkte Unruhe unter den Parfoutaner Würdenträgern. Die sich noch steigerte, als plötzlich mehrere der behelmten Erdenmenschlinge auf uns zukamen. Der erste, der uns erreichte, baute sich vor uns auf und brüllte etwas, das mein Übersetzungsmodul erst mit Verzögerung ausgab.
„Das hier ist eine nicht genehmigte Aktion! Bringen Sie dieses Ding sofort von hier weg, sonst lassen wir es abschleppen! Und das wird teuer, darauf können sie sich verlassen! Sie haben genau eine Minute! Bewegung! Zack-Zack!“
Der hohe jhwelr45 trat nach vorne, um das offenkundige Missverständnis mit dem Behelmten zu klären. Um ihm kundzutun, in welcher Mission wir die Erde besuchten. Welche Gaben wir an Bord hatten.
Doch in diesem Augenblick wurde auch er von einem Beutel mit oranger Farbe getroffen.
Ich nahm aus dem Augenwinkel war, wie jhwelr45 von zwei der Delegierten ins Innere des Schiffes zurückgezogen wurde. Sofort folgten wir anderen ihm nach.
Wir verließen die Erde mit etwas, das man dort „Kavalierstart“ nennen würde.
„Was für ein verdammter Haufen unterentwickelter Hinterwäldler!“ schimpfte alskj98, der sich gerade wieder in seinen Liegesitz begeben hatte. „Wer ist bloß auf die bescheuerte Idee gekommen, diesen Wichtelplaneten für den großen Preis von Parfout auszuwählen?!“
Ich grinste still in mich hinein.
Ich halte den großen Preis von Parfout sowieso für Verschwendung von Steuergeldern.
Aber ich bin ja auch nur der Pilot.

Von Invasion wird abgeraten

Bei den terrestrischen Humanoiden handelt es sich um eine immer noch unterentwickelte Spezies, die dabei ist, sich selbst in verschiedenen Allianzen gegenseitig auszurotten und den Planeten zu zerstören.

Sie alle huldigen gemeinsam verschiedenen Göttern, die Namen wie TicToc, Internet und YouTube tragen. Mit ihnen kommuniziert diese Spezies mithilfe primitiver Transmitter. Einer der Götter, der Ka-Ieh genannt wird, scheint der Vermittler zu sein, er antwortet den Terrestren. Ohne diese Transmitter scheinen die Menschen nicht lebensfähig. Deshalb stellt sich die Frage, ob schon versucht wurde, diese zu implantieren?

Die Reproduktion der Menschen ist noch nicht weiter erforscht. Es ist mir nicht gelungen, Nester oder andere Brutstätten aufzuspüren. Vermutlich vermehren sie sich durch Teilung oder Sprossung, was ich erstens durch die voluminösen Ausmaße vieler Exemplare schließe und zweitens durch das Fehlen von Reproduktionsstätten erkläre. Allerdings haben die Terrestrischen das binäre System aufgebrochen und sich zumindest in dieser Form seit unserer letzten Mission weiterentwickelt.

Von den Menschen, die ich mir vertraut gemacht habe – was durch das Anlegen eines sogenannten Insta-Kanals ohne näheren Kontakt gelungen ist – habe ich erfahren, dass sich eine höher entwickelte Kreatur in der sogenannten „Area fifty-one“ angesiedelt hat, die aber extrem abgeschottet existiert und jeglichen Außenkontakt ablehnt. Was es mit in den anderen fünfzig Areas auf sich hat, konnte ich noch nicht in Erfahrung bringen.

Ich werde versuchen, Kontakt zu den anderen Extra-Terrestrischen Lebensformen aufzunehmen, um mehr in Erfahrung zu bringen.

Aufgrund meiner momentanen Erfahrungswerte würde ich von einer weiteren Invasion, sowohl zur Übernahme wie auch zur Ko-Existenz, abraten, da dieser Planet wenig Erfolgsaussichten hat.

Auch ist zweifelhaft, ob bei einem weiteren Beschuss mit Kometen die Ausbeute in Millionen Jahren produktiver wäre.

Weiterhin möchte ich darum bitten, die Mission vorzeitig beenden zu dürfen und durch eine Forschungssonde ersetzt zu werden. Auch wenn mein Erscheinen die Menschen scheinbar näher zu ihren Göttern bringt – sie nennen diese Opfergabe Selfie – ängstigt es mich, das mein Antlitz ohne mein Zutun überall auf diesem seltsamen Planeten abrufbar ist und es verstärkt meine – zugegebenermaßen unwissenschaftliche – Einsamkeit, da es mir bisher nicht gelungen ist, dieses positive Gefühl bei einem „Like“, wie die Humanoiden es nennen, herzustellen.

Gezeichnet

Zeta-Beta, Entwicklungs-Forscher

Brautschau

438ewsjgfik 4w t8 piiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiep jdsjoi4wutusjgjsjgpiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiep.
So oder ähnlich verstanden die Menschen die Sprache von meinem Heimatplaneten 2183u8rpiiiiiiiiiep.
Ich erhielt den Auftrag 89ulkm9ipiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiep üiüiüiüiü wow. Der beinhaltete die Rekrutierung einer geeigneten menschlichen Bewohnerin für die erneute Neubesiedlung eines unserer erdähnlichen Nachbarplaneten. Leider verzeichneten wir bisher einige tragische Fehlversuche. Der Mensch neigte zu problematischen Zügen, sobald er zu zweit an einem Ort weilte. Bei der Rinderzucht hatten wir bis dato deutlich bessere Resultate.
Die Zeit drängte, denn der hier als Erde bekannte Planet wird unseren Berechnungen zufolge alsbald dem „Erdboden“ gleichgemacht. Das Ende ist unausweichlich.
Wir würden den unumkehrbaren Verlust der Menschheit in unserer Galaxis sehr bedauern. Mit dem Menschen entfiele ein wichtiger CO2 Lieferant, der für all unsere Lebensstadien von immenser Bedeutung ist. Die kleinen menschlichen CO2 -Fußabdrücke sind für uns von größter Wichtigkeit, um unsere Naturkreisläufe in Gang zu halten.
Daher nahm ich meine Mission auf der Erde sehr ernst. Mein Beobachtungszeitraum entsprach 10 Stunden Erdenzeit, in der ich meine Entscheidung treffen sollte. Meine aktuelle Körpergestalt gleicht einer hiesigen Kellerassel und als solche kletterte ich unbeobachtet in die Kittelbrusttasche der vielversprechenden Kandidatin Heike R. um sie körpernah zu begleiten. Sie saß mit mir an der von ihr selbst bezeichneten „Oldikasse“ und konnte überraschend schnelle Handbewegungen vollziehen. Heike schien hier eine machtvolle Position innezuhaben, denn zeitweise wurde sie von zahlreichen Menschen umringt. Die Erdlinge warteten sogar in langen Schlangen, um Heike zu besuchen und sie mit Gütern zu beehren, die sie scheinbar einzeln segnete und dafür sogar entlohnt wurde. An der „Oldikasse“ saß Heike vornehmlich in sitzender Position. Bei der ersten Entdeckung der menschlichen Rasse waren wir äußerst erstaunt über die Körperhaltung der Erdlinge und die ausgeprägte Freude am sitzenden Zustand, der zum Ende des menschlichen Lebens immer länger ausgeübt wird. Unsereins begibt sich viel lieber in eine bequeme Kringelposition. Die sitzende Lage passt dennoch gut in unser Konzept, dann müssen die Menschenherden auf dem neuen Planeten nicht dauernd hin und hergetrieben werden.
Ich gab Heike abschließend ein jopieeeeeeeeeeeeeep üiüiüiüiü wow go. Sie wird zeitnah von den Einsammlern zur neuen Heimat geleitet.

Lisa und die wichtigste Frage

Nun erforsche ich die Erdlinge schon drei Jupiter lang und es drängt sich mir stets nur eine Frage auf -
„Entschuldigung, wissen Sie wie spät es ist?“
Die Frau mit dem quengeligen Winzling auf dem Arm starrt mich erwartungsvoll an und ignoriert dabei die Tatsache, dass das Logbuch in meinen Händen außerdirische Töne von sich gibt.
Ignorante Spezies.
Ich sehe auf den holografischen Display und antworte in meiner Alien-Stimme, wie einst mein treuer und eingeweihter Menschengefährte sie genannt hatte. Die Frau erschrickt und läuft davon. Danke.
Dass diese Wesen stets ein Gerät brauchten, um sich durch den Tag zu navigieren, bringt meine nutzlosen Augen zum Rollen. Nicht einmal durch Wände können sie sehen. Aber nur fast nutzlos. Das Rollen der Kugeln bewegt immerhin die meisten Erdlinge dazu, mich nicht mit weiteren stumpfsinnigen Sätzen zu behelligen.
Mein Logbuch vibriert, um mich an meine Konzentrationsarbeit zu erinnern. Es merkt, dass ich abgelenkt bin. Künstliche Intelligenz. So nennt man das zumindest auf Erden. Eine Technologie, die mein Volk schon seit 367.544 Jahren nutzt.
Das Vibrieren wird stärker und drängt mich dazu, meinen Satz zu beenden.
Nun, meine Frage.
Ich fahre damit fort, telepathische Signale an das Gerät zu senden, da klingelt mein Smartphone. Dieses elende Ding. Ich möchte es direkt zertrümmern, da entdecke ich einen Namen auf dem Display.
Lisa.
Ich lächele unwillkürlich und da ist auch wieder dieser seltsame Rhythmus meines Herzens. Dieses Ding ist noch elender als mein Smartphone.
Lisa.
Wieso nur geht mir dieses weibliche Wesen nicht aus dem Kopf? Wieso drängt mich jede Faser meines Körpers dazu, ihr zu begegnen, sie lächeln sehen zu wollen, ihren Körper zu berühren? Ich habe noch zwei Tage auf dieser Erde und wünsche mir sehnlichst, meinen Clan wieder zu sehen, unsere Tentakel zu verankern. Aber da ist diese Frau. Der Gedanke, sie nie wieder zu sehen, zerreisst mich förmlich. Was hat dieser irdische Körper in sich, dass er dieses seltsame Gefühl produziert? Es macht mich wahnsinnig und wahnsinnig vor Glück. Soll ich es wagen? Bleibe ich?
Mein Logbuch tanzt vor meinem Gesicht, fordert meine Aufmerksamkeit ein, blinkt, summt. „Deine Frage, Ky227x, vollende den Satz, um deinen letzen Eintrag einzureichen.“
Ich starre auf das klingelnde Smartphone.
Mein Logbuch sendet schmerzliche Impulse in mein viel zu weiches Gehirn.
Es hilft nichts.
Ich nehme den Anruf an, genieße Lisas Stimme, und vergesse meine Frage für den Rest meines Erdenlebens.

Der erste Kontakt
Der folgende, aus dem asturianischen übersetzte Text, wird bis heute, über sieben Millionen Jahre, nachdem er verfasst wurde, als heiliges Dokument verehrt.

Logbuch der „Darm mit Charme“
Intergalaktischer Erkundungsflug
Datum: 1734(H)42+187

Wir haben wie vorgesehen den Planeten TrXX745 erreicht und unser Erkundungsschiff „Darm mit Charme“ im Schatten seines Mondes geankert. Zwischenzeitlich wurden eine Vielzahl von Erkundungsexkursionen erfolgreich abgeschlossen. Die Ergebnisse sind ermutigend, zumindest einerseits:

TrXX745 verfügt über eine Atmosphäre mit einem angemessenen Anteil an Sauerstoff, die klimatischen Bedingungen sind hervorragend, Wasser und Nahrung ausreichend vorhanden. Von daher würde einer Besiedelung grundsätzlich nichts im Wege stehen.

Andererseits gibt es leider ein Problem. Wir mussten feststellen, dass eine Spezies, die sich selbst „Mensch“ nennt, die Macht auf TrXX745 übernommen hat. Rein äußerlich unterscheiden sie sich wenig von uns, verfügen jedoch über lediglich fünf Sinnesorgane. Die anderen sind so stark verkümmert, dass diese „Menschen“ nicht in der Lage sind, mit teilweise deutlich höher entwickelten Arten zu kommunizieren.

Zudem befinden sie sich auf einem Entwicklungsstand nur wenige tausend Jahre nach der Steinzeit. Überall herrscht Leid und Krieg, Mensch gegen Mensch mit primitivsten Waffen wie in den dunklen Tagen des gromoischen Mittelalters.

Ihre stark ausgeprägte Eigenschaft „Gier“ hat dazu geführt, dass sich TrXX745 in einem erbarmungswürdigen Zustand befindet. Rohstoffe werden ausgeplündert und sinnlos verschwendet, der gesamte Planet steht kurz vor einer endgültigen und unwiderruflichen Zerstörung.

Ich habe die Situation mit unserem hochgeschätzten, ehrwürdigen Wissenschaftsrat diskutiert und wir sind zu folgenden Ergebnissen gekommen:

(1) Ein Weiterflug nach BrYY289, dem nächsten Zielplaneten, würde dazu führen, einen für die Übersiedelung hervorragend geeigneten Ort, ohne den Versuch weiterer Maßnahmen, für immer aufzugeben.

(2) Naheliegend ist deshalb die Vernichtung der Spezies Mensch, was sicher zu einer raschen Erholung führen würde. Über entsprechende Möglichkeiten verfügen wir. Leider sind in diesem Fall Kollateralschäden zu befürchten, was Artikel 1, Absatz 1: „Lebe! Wesen!“ der höchsten galaktischen Charta entgegensteht.

Deshalb hat der hochgeschätzte, ehrwürdige Wissenschaftsrat einen anderen Lösungsansatz erarbeitet und in ersten Versuchen beachtliche Erfolge erzielt. Es wurde ein Virus entwickelt, der ausschließlich die Spezies Mensch befällt und sich extrem schnell verbreitet. Bei den bisherigen Mutationen gab es deutliche Symptome und unerwünschte Nebenwirkungen. Bei der inzwischen fertiggestellten Variante fallen diese weg.

Der Virus kann sich damit völlig unbemerkt verbreiten. Befällt er das menschliche Gehirn, führt dies zu einem raschen und unumkehrbaren Wachstum der präfrontalen Kortex. Der Mensch wird in die Lage versetzt, vernünftig und logisch zu denken und zu handeln, entwickelt Mitgefühl für seine Art und alle anderen Lebensformen.

Darüber hinaus zeigen die ersten Versuche, dass sich die verkümmerten Sinnesorgane, zwar nur langsam, aber beständig regenerieren.

Von daher können wir davon ausgehen, dass in wenigen Jahren der Kontakt aufgenommen und die Menschheit auf die Ankunft der Besiedelungsflotte vorbereitet werden kann.

Wir wünschen Ihnen eine angenehme Reise.
Commander X-Ram 1848

„Bist Du Gott?“
„Nein, bewahre!“
„Aber warum weiß ich dann, dass es Dich gibt? Ohne Dich zu sehen?“
„Das liegt nur an Deinen Sinnesorganen. Aber das wird schon!“
Nach einer längeren Pause: „Ich freu mich auf Dich!“
„Wir freuen uns auch auf Euch.“

Heute schon gedabbt?

Was für eine Frage! Würde ich sonst hier rumstehen? Natürlich nicht! Ungläubig schaue ich den Pinguin an.
»Geiles Kostüm! Gehst als Außerirdischer! Sieht echt aus.«
»Danke! Habe mir Mühe gegeben.«
»Jo, das sieht man. Schließlich ist heute Halloween.«
»Was du nicht sagst. Kanns endlich losgehen?«
»Nicht so schnell, wir warten auf Pit und Patte. Die haben das Zeug.«
»Verstehe!«
»Dein erstes Mal, oder?«
»Kann schon sein.« Langsam werde ich ungeduldig. Ich stehe am berühmten Pier 54, in New York am Hafen, dazu mitten in der Nacht, und habe das Gefühl, die Zeit würde mir unter meinen Tentakeln davon rennen. Warum dauert das nur so lange? Müssen sie das Zeug erst noch extrahieren?
»Deine Freunde lassen sich aber Zeit.«
»Nur Geduld, die kommen schon.«
Genau in diesem Augenblick biegen zwei schräge Gestalten um die Hausecke, der eine im Matrosenkostüm, der andere als Pirat verkleidet und steuern auf uns zu.
»He, Pingu! Ist das der Typ? Wow! Wahnsinns Kostüm!« Der Pirat lässt einen Goldzahn blitzen und grinst über beide Backen.
»Dann lasst uns loslegen.« Der Pinguin dreht sich um und watschelt vor mir her.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite erkenne ich eine düstere, abgewrackte Spelunke. Quietschend öffnet der Matrose uns die Tür und mit einer tiefen Verbeugung wie bei Hofe, bittet er uns hinein.
Erdiger Krautgeruch von Cannabis schlägt mir entgegen und vermischt sich mit den schweißigen Ausdünstungen der Menschen. Der schummrige Raum ist mit Kostümen jeglicher Couleur gut gefüllt. Ich staune! Wer kommt bloß auf die närrische Idee, sich als William Howard Taft zu verkleiden? Ich starre den Typen an, der an einer Wasserpfeife zieht und anschließend den Rauch von sich genüsslich wegbläst. Sofort fühle ich mich zurückversetzt ins Jahr 1912, der Tag, als die Carpathia am 18. April mit den Überlebenden der Titanic hier am Pier 54 einlief. Damals war ich schon einmal hier. Es war reiner Zufall. Das Sternentor hatte sich zu schnell geschlossen und so musste ich auf eine andere Gelegenheit warten, die Erde wieder zu verlassen. Um die Zeit zu überbrücken, bummelte ich durch die Gassen der Hafenanlage. Hunderte Menschen säumten Pier 54 und warteten auf die Ankömmlinge. Darunter auch der damalige Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, William Howard Taft.
Schon irgendwie verrückt, den damaligen Präsidenten, nach über hundert Jahren hier wiederzutreffen.

Wir wählen eine Nische aus und fläzen uns in die Polster.
Der Pirat beginnt, ein Ledertuch vor sich auszuwickeln. Darin, ein bernsteinfarbener geschieferter Stein.
»Das hier nennt sich Shatter! Du kannst kleine Stücke herausbrechen.«
Jetzt zieht der Matrose eine abgegriffene Schatulle aus seiner Jacke und öffnet sie.
»Das ist Live Resin. Es ist cool im Geschmack. Zur Extraktion wird nur frisches Cannabis verwendet.«
»Aber jetzt kommt das Beste!« Pingu lächelt verschmitzt, und so langsam fühle ich mich wie auf einem Basar. Dabei rennt mir wirklich die Zeit davon, denn die Botschaft, die mich heute Morgen erreichte, war eindeutig und unmissverständlich: »Cannabis ausgegangen! Brauchen dringend Ersatz! Haben keine Energie mehr! Benötigen deine Hilfe!«
Cannabis ist auf meinem Planeten eine normale Nahrung, so wie Salat und Gemüse hier auf der Erde. Für uns ist es lebenswichtig.
Pingu präsentiert auf seiner Hand weiße Kandisstücke.
»Das sind Crystalline. Es ist das reinste Extrakt und es besitzt den höchsten THC – Gehalt. Ein Zug davon und ich verspreche dir einen Flug durch das Universum und noch weiter hinaus.«
Ich muss grinsen. Was weiß Pingu schon vom Universum. Netter Versuch!
Während ich überlege, für welche Probe ich mich entscheiden soll, baut der Pirat die Wasserpfeife zusammen. Es zischt, als er die Flamme des Brenners entfacht und damit beginnt, den Nagel zu erhitzen. Kurz darauf glüht das Metall feuerrot auf. Dann bricht er ein kleines Stück vom Shatter ab, wartet ein paar Sekunden bis der Nagel die richtige Dabbing – Temperatur erreicht hat und platziert das abgebrochene Konzentrat geschickt auf dem Nagel.
Tief inhalierend nickt er zufrieden. Dann reicht er die Pfeife an mich weiter. Ich nehme einen tiefen Atemzug von dem konzentrierten Dampf. Schlagartig fühle ich mich wohler, ausgeglichener und entspannter. Gutes Zeug!
»Was brauchst du für den Anfang?«, fragt Pingu und reibt sich die Hände.
»Alles was hier auf dem Tisch liegt und einiges mehr.«
»Guter Witz!«
»Sehe ich so aus, als würde ich Witze machen? Kommt, erzählt es mir. Wo habt ihr den Rest von dem Zeug versteckt?«
»Das ist alles, mehr haben wir nicht.« Ich fixiere ihn mit starrem Blick. Pingu ist verunsichert. »Ehrlich, du musst uns glauben.«
»Euch glauben? Warum soll ich ein paar Nieten wie euch glauben? Gebt mir den gesamten Stoff, dann bin ich sofort verschwunden.«
»He Mann, das kostet dich aber ´was! Der Tod ist auch nicht umsonst.«
»Doch, für euch schon!« Blitzartig schießen meine Tentakeln vor. Bohren sich metallisch glühend in die Leiber der drei Männer. Kein Schrei ist zu vernehmen, nur blankes Erstaunen spiegelt sich in ihren Gesichtern wider.
Ich schaue mich um. Niemand hat von der Aktion etwas mitbekommen. Alle sind zugedröhnt und träumen von einer besseren Welt dort draußen, die nicht existiert. Ich lache in mich hinein. Wie naiv die Menschen doch sind. Sie kiffen sich den letzten Verstand weg.
Rasch taste ich ihre Körper nach weiterem Stoff ab. Unter der Mütze des Matrosen, in der Weste des Piraten und unter dem Frack des Pinguins werde ich fündig.
Dann entschwinde ich, unbeachtet und unerkannt.
Es ist Halloween …

Strandsparziergang

Auf einer Insel gelandet, streife ich nun an der Küste entlang.

„Ein schönen Fleck haben die Menschen hier“, staune ich und lasse meinen Blick über das Meer gleiten. Es funkelt in der Sonne. Obwohl ich eher Wasser meide, finde ich den Anblick schön.

„Josh“, höre ich eine Stimme rufen. „Josh, sieh was dort vorne am Wasser steht!“

Mein Ohr zuckt und ich drehe mich um. Das Herz rutsch mir fast hinunter… irgendwie so ne Redewendung haben die ja. Ich atme durch, drehe mich um und will mich gerade aufrichten, als mich der langhaarige Mensch, ein Frau, hochhebt und begutachtet.

Irritiert lege ich den Kopf zur Seite, während mein eines Ohr zuckt. Ich hänge in der Luft, gehalten von einem Menschen. Was für ein Erstkontakt, denke ich bei mir und schließe die Augen.

„Emma, schau in die Kamera“, höre ich den … äh … Mann sagen. Kurz um dreht sie sich, mich weiter halten, herum und lächelt. Ich hänge weiter in der Luft. „Was für ein Foto!“

Jetzt legt sie einen Arm unter meine Füße und ich finde Halt. Gut, denke ich und atme durch. Mit einem Mal gleitet die Hand des Mannes drohend über meinen Kopf hinweg. Doch statt mir Leid zu zu fügen, gleitet sie anschließend sanft über meinen Rücken.

Es fällt mir schwer, mich zu konzentrieren. Kontaktaufnahme! Denk an die Kontaktaufnahme! Verdammt, sag etwas!

„Miau“, kommt aus meinem Mund, als ich diesen öffne. Verdammt, falsche Sprache denke ich bei mir und schüttle mich etwas. „Bitte entschuldigen Sie, junge Frau. So sehr Sie sich über meine Gesellschaft zu freuen scheinen, ist es mir doch etwas Unbehagen, dass Sie mich auf dem Arm tragen.“

Ich schaue den beiden Menschen ins Gesicht und weiß nicht, ob das nun gut lief oder nicht. Sie sind wie versteinert. Dann kommt das Gesicht der Frau näher an meines heran.

„Ja, Sie dürfen schreien, ich habe mit Ihnen gesprochen. Bitte setzen Sie mich vorher nur ab.“

Schweigend tut Sie, worum ich bat und fällt ohnmächtig nach hinten. In dem Moment kommt dieser Josh zu sich und fängt sie auf.

„Du kannst reden?“

„Ja, du doch auch!“

Für den ersten Strandsparziergang gar nicht mal schlecht.