Seitenwind Woche 2: Außerirdischer Aufbruch

Ihr Aliens müsst euch wohl oder übel wieder in eure UFOs zwängen, denn der Thread ist jetzt für Einreichungen geschlossen. Eure Tarnung ist öfter mal aufgeflogen, aber ihr habt auf jeden Fall das eine oder andere mitgenommen (manchmal Menschen).

Ihr habt aber noch eine ganze Woche Zeit, eure liebsten Beiträge mit Buch-Likes auszuzeichnen. :open_book: Den Text mit den meisten Likes feiern wir mit einer Vollversion von Papyrus Autor, eine weitere verlosen wir unter allen, die teilgenommen haben.

Am Freitag, den 03. November, erfahrt ihr, wer gewonnen hat. :star2:

Der exotische Blick von außen. Interessantes Thema.

Das Vorstellungsgespräch

Guten Tag, Frau Zwerg. Ich freue mich, Sie kennen zu lernen. Mein Name ist Frau Wohlgemut und ich bin die Direktorin der Günter-von-Wallraff-Schule. Ihr Lebenslauf hat uns beeindruckt. Sie schreiben in Ihrem Werdegang: Sie sind auf der Wurstbrühe hergeschwommen… möchten Sie das vielleicht genauer erklären?
Galdina: Nein.

Frau Wohlgemut kratzt sich am Kopf: Nun gut. Warum möchten Sie denn gern Lehrerin werden?
Galdina: Ich dachte halt, das wäre ne gute Idee.
Frau Wohlgemut nickt verständnisvoll: Ah ja. Und sie haben ja sicher Erfahrung mit Kindern und Jugendlichen.
Galina: Oh ja. Gerade vorhin habe ich einige gesehen. Sie wirkten sehr freundlich.

Der armen alten Dame schläft das Gesicht ein. Sie fängt sich aber schnell wieder.
Frau Wohlgemut: Wie steht es denn um Fachwissen?
Galdina: Damit kann ich auf jeden Fall punkten. Ich bin… boing oh wieso geht da jetzt ein Licht bei mir an… Expertin für extraterrestrische Sprachen. Ich kann den Kindern alles darüber beibringen.
Frau Wohlgemut: Hm ja. Schön und gut, aber wir sind ja eine Grundschule. Vielleicht etwas weniger Spezifisches?
Galina: Ich kann mich gut bewegen.
Frau Wohlgemut murmelt: Hm also vielleicht Sport.
Sie notiert etwas oder zeichnet verwirrt ein Strichmännchen. Man weiß es nicht.
Frau W: Sie haben ja gar kein Geburtsdatum im Lebenslauf angegeben. Wie alt sind Sie denn überhaupt? Man kann es bei Ihnen so gar nicht einschätzen.
Galina: 635 Jahre.
Frau Wohlgemut: Sie beabsichtigen also nicht, in naher Zukunft schwanger zu werden.
Galina: Schwanger?
Frau Wohlgemut: War nur ein Scherz.
Haben Sie denn Referenzen?
Galina: Klar, rufen Sie doch meine Freunde im Weltall an. Zum Beispiel Alois vom Mars oder Kristina vom Mond.
Frau Wohlgemut rückt ihre Gleitsichtbrille zurecht. So kann sie besser streng oben drüber schauen, was Galdina allerdings nicht im mindesten beeindruckt.
Frau W: Sie haben also keine.
Sie fangen am Montag um 7.30 an. Sie bringen der 1b lesen bei. Das kriegen sie doch hin, oder?
Galdina winkt ab: Klar. Ach… und Frau Wohlgemut… Hätten Sie wohl eine Buchstabiertafel für mich?

Mein Besuch auf der Erde

Ich werde mich dann mal zur Erde beamen. Halt die Augen gut offen. Ja das werde ich und wenn ich zurück bin, berichte ich euch von den Ereignissen.
Ich beame mich also vom Raumschiff aus, auf die Erde und lande mitten im Gedrängel. Panisch versuchte ich den Menschen aus dem Weg zu gehen aber, ständig stieß ich mit jemanden zusammen und stolperte vor mich hin, bis ich dann in einer Seitenstraße landete. Hier war es endlich ruhig und ich konnte mich orientieren. Na toll jetzt steh ich hier blöd rum und starre in das Gedrängel.
Mal sehen, was gibt es denn hier. Ich hole mein Buch mal zum Vergleich raus.
Das ist wie auf der Abbildung in meinem Buch und sollte eine Eisdiele sein, das ein Restaurant für Pizza, da ist die Post und was ist das, da kommen die Menschen mit Bechern raus.

Wer bist du denn und warum bist du so verkleidet?
Ich erschrak und drehte mich vorsichtig um.
Mein Name ist Woody und wie heißt du?
Ich bin Tom. Gehts du zu einer Kostüm-Party?
Kennst du eine Party, ich war noch nie auf einer.
Ich bin gerade auf dem Weg zu einer, aber da ist keiner so verkleidet. Du kannst aber trotzdem mitkommen. Die sind da alle etwas schräg.

Ich war also auf meiner ersten Party auf der Erde mit den Erdlingen und Tom stellte mich seinen Freunden vor und war dann mit ihnen auf der Tanzfläche verschwunden.
Ich habe mir das Ganze vom Rand aus angesehen und stellte nach einigen Minuten fest das ich selber mich zu der Musik hin und her bewegte. Bei den anderen Menschen schaute ich mir die Bewegungen ab und versuchte sie nach zumachen, was nach einer Weile auch klappte, und dann erwischte ich mich auch schon mitten auf der Tanzfläche und gab mich der Musik hin. Tom kommt zu mir rüber, was er wohl möchte. Du tanzt aber gut. Danke, was ist das für Musik Tom, die gefällt mir.
Hip Hop. Ja die ist wirklich cool. Los kommt, mach mit, ich zeig dir, wie Dabbing geht. Du must den Kopf nach unten senken, während die Arme nach oben links in die gleiche Richtung zeigen. Die Knie kannst d dabei etwas beugen, dann sieht es nicht so steif aus. Ist es so richtig? Ja cool, genau so.
Komm her, wir machen noch ein Selfie. Tom umarmt mich und plötzlich werde ich von einem Blitz geblendet und da zeigt er mir auch schon das Foto von uns beiden auf seinem Mobiltelefon. Das nennen die Erdlinge auch Handy, wie ich dann rausfand.Willst du ein Alkopop? Was ist das? Ein alkoholhaltiges Mischgetränk. Ja gut, ich probiere das. Und wie schmeckt es dir? Seltsam und lecker. Ich gewöhne mich von Schluck zu Schluck dran.

Tom, was machst du sonst so, wenn du nicht hier bist?
Wir treffen uns an der Skaterbahn zum skaten oder manchmal gehen wir Bowling spielen oder einfach nur einen Kaffee trinken. So wie wir Lust haben. Morgen Abend sind wir im Kino, das ist die Straße weiter runter. Komm doch auch, wenn du Lust hast. Ja, ich überleg es mir. Danke.
Wir müssen jetzt los. Woody bleibst du noch hier? Ja, ich bleib noch was. Ok, wir sehen uns. Ok.

Was hat er vorhin alles aufgezählt. Wahnsinn was die hier auf der Erde so alles unternehmen können. Also statt gefällt mir kann ich auch cool sagen, das muss ich mir merken. Auch wie das mit dem Selfie ging. Ab morgen mache ich Selfies von mir, wo ich überall war.
Oh man was ich heute alles gelernt habe. Ich sollte mir einen Platz zum schlafen suchen und das alles verarbeiten.

Ich war von da gekommen und geh mal in diese Richtung und schau mal, wo ich auskomme. Was ist das da vorne. In meinem schlauen Buch, heißt das abgebildete Bett, das es ein Hotel sein könnte und da steht ja auch noch Hotel dran. Super da frage ich mal nach einem Zimmer. Gemacht, getan und tatsächlich ist auch ein Zimmer frei, wo ich es mir für einige Tage gemütlich machen kann.

Oh man, die Sonne kitzelt mich schon am Vorhang vorbei in der Nase. Was mache ich heute als Erstes. Ah, ich weiß. Ich werde mir das mal ansehen, wo die Erdlinge mit den Bechern aus dem Laden raus kamen.
Hup, Hup, passt doch auf und guck bevor du über die Straße läufst. Oh wow ich machte einen Schritt zurück und erschrak. Beinahe wäre ich von einem Auto angefahren worden. Wie mein Buch mir erklärt hat. Man muss erst gucken, ob was kommt bevor man über die Straße geht. Ist ja klar.
Endlich am Laden angekommen, stelle ich fest, dass es ein Café ist, wo man Kaffee to Go bekommt, da hab ich schon wieder was Neues gelernt. Hier bekommt man Kaffee zum Mitnehmen, wie ich jetzt rausgefunden habe. Cool. Also habe ich mir erst mal einen Kaffee to Go und ein Cookie gekauft, das sind runde Kekse mit verschiedenen Stückchen drin, meiner ist mit Macadamia - Nüssen.
Damit mache ich mich jetzt auf den Weg zu dieser, Skaterbahn und schaue mir mal an, was skaten ist.

Auf einmal hörte ich eine Frau um Hilfe rufen, meine Tasche, der Dieb, hat meine Tasche, und sah sie an der nächsten Ecke mit ihren Armen wedeln. Ich warf den Becher im hohen Bogen, wie bei einem Basketballspiel in die Luft und traf den Mülleimer der einen Meter rechts neben mir Stand und lief los, so schnell ich konnte, in Richtung dieser Frau, um zu helfen. Ich sah den Kerl mit der Tasche und in welche Richtung er läuft, also nahm ich eine Abkürzung, um ihm den Weg abzuschneiden.
Das hat super funktioniert. Gleich hab ich dich, du Dieb. An der zweiten Kreuzungen nahm ihm die Tasche ab und befestigte ihn an einer größeren Regenrinne und lief zur Frau zurück. Danke, wie ist dein Name? Woody. Sagen sie der Polizei, dass der Taschendieb zwei Kreuzungen weiter an der Regenrinne befestigt auf die wartet. Ich muss weiter. Danke noch mal und einen schönen Tag.

Ich bin völlig fertig, man war das aufregend. Ich muss mich erst mal setzen und ausruhen. Ich glaube, ich habe erst mal genug von der Erde und werde ein andermal wider kommen.

Ich gehe um die Ecke und beame mich zum Raumschiff zurück um meine Ereignisse der Erde zu berichten.

Rülps!

Irgendetwas ist schief gegangen. Ich versuche, seit drei Mond- und Sonnentagen Kontakt aufzunehmen, aber es gelingt mir nicht.

Es ist alles treffend geplant, sorgfältig abgewogen, durchdacht und sogar vom Expertenrat unabhängig überprüft. Es ist unabdingbar, dass wir erfolgreich sind.

Rülps!

Verdammt! Dieses ständige Kauen und Aufstoßen bringt mich um meinen Verstand.

Die Transformation geschah – wie vorgesehen – außerhalb von den Ballungszentren, um kein Aufsehen zu erregen, innerhalb von kurzen Zeiteinheiten. Der Körper fühlt sich gut an, kraftvoll und schwergewichtig, ein wenig plump, behäbig, braunes zotteliges Fell, ein riesiger Kopf mit Spitzen oben drauf. Alles in allem sehr zufriedenstellend.

Rülps!

Statt meinen sieben flexiblen Saugarmen nur vier große klobige Stampfer mit komischen Enden, starre Dinger und nicht einmal zum Kratzen des Rückens geeignet.

Platsch!

Ein Fladen fällt mir aus dem Körper auf den Boden, übelriechend und feucht.
Okay, jetzt, Kontaktaufnahme: Hallo, ich bin ein Außenirdischer und komme vom Planeten Vulkan.

Hochlandrinder
ein Telefon klingelt
beständiges Kauen

Unter Erdlingen

„Dein Sprachtest war erfolgreich. Die Applikation für deinen Menschenanzug ist fertig. Er sitzt gut. Deine Antennenhörner sind in den Haaren versteckt. Schau in den Spiegel, sieh deine gebräunte Haut, deine schwarze Mähne. Damit wirst du nicht auffallen. Sie werden dich als einen der ihren halten. Wenn du raus gehst, musst du erst einmal beobachten und nicht auf erst beste Begegnung eingehen. Dich herantasten, das sie nicht merken, dass du vom anderen Stern kommst“, sagt ﴾﴿ 18.9.19.5.21.18.

Ausblenden muss ich, dass ich anders ticke wie die Erdbewohner. Wie abenteuerlich. Ich bin gewarnt. Viele Erdlinge benutzen nicht ihre Beine, sondern sitzen in rollenden Kästen, die sie Auto, manchmal Automobil heißen. Man soll mich vor ihnen in acht nehmen und mich an die weißen Streifen in den Straßen zu halten. Sie sind nach schwarz-weiß gestreiften Vierbeinern benannt, die sie Zebra nennen. Die Tiere hält man gefangen. Ihr Gefängnis heißt Zoo. Nach ihrer Fellzeichnung werden die Überwege Zebrastreifen genannt.

Die rollenden Kästen sind mit Tempo unterwegs und folgen festen Bahnen, die sie Straßen nennen. Laut sind sie. Viele stinken. Es gibt auch Karossen, die fast lautlos sind und nicht riechen, so benannte E-Autos. Aber am Zebrastreifen halten sie an und lassen Leute passieren, solange eine rote Lampe leuchtet.

Solche Ampeln wechseln dann ins gelb und werden grün. Alle gehen los, von zwei Seiten aufeinander zu, ohne Zusammenstoß. In den Lampenscheiben sind kleine Figuren eingelassen, mal eine mit Hosen, wie ich sie trage, mal mit einem Rock. Auch gibt es Dreiergruppen mit Hosenmann, Rockfrau und Kind.

Hoppla, aufpassen an der Spur, wo die Erdlinge auf zwei Rädern daher balancieren und mit einer Tretkurbel über Zahnrädern eine Kette bewegen und schnell ankommen. Auf dem Radweg unterscheiden sich die Fahrradbilder. Die Zeichnung mit einer Stange in der Mitte und einmal ohne ist ihnen wichtig, nach Damen- und Herrenrädern zu differenzieren. Aber fahren dürfen beide auf dem gleichen Weg.

An der nächsten Ampel komme ich neben einer rothaarigen Erdlinging zum Stehen. Sie lächelt mich an. Ihre strahlenden Augen fesseln. Sie hat merkwürdig rote Lippen. Ich traue mich nicht, zu reagieren. Doch folge ich dem Rotschopf mit Abstand. Meine visierte Erdlinging tritt vor eine Glastür und öffnet sie. Ein Klingelton Ding-Dong ertönt.

Ich bleibe draußen vor dem Schaufenster mit den Frisuren stehen und schaue auf lauter Haarschöpfe, die künstliche Köpfe schmücken. Mal sind die Haare kurz bubihaft, mal lang und strähnig oder lockig, in schwarz oder braun, blond oder rot.

Durch die Scheibe sehe ich, wie die Eingetretene plötzlich ihre roten Haare vom Kopf zieht. Hervor kommt ein kahler, bleicher Schädel. Sieht fast aus, wie bei Verwandten von mir. Nur hat sie keine Empfangshörner. Mit Haartracht gefällt sie mir besser.

Die Frau im Laden bringt einen neuen Haarschopf in dunkelbrauner Farbe und hüllt den frei gewordenen Kahlschädel neu ein. Jetzt dreht die Frau ihren Kopf vor dem Spiegel und erhält einen zweiten Spiegel gereicht, um sich von hinten zubetrachten. Sie lächelt sich an. Wie sie den Zweitspiegel zur Seite legt, sagt sie etwas und reicht eine Zahlkarte rüber, so eine wie ich eine bekommen habe. Sie tippt eine PIN, wie man es mir auch gesagt hat und aus einem kleinen Gerät schiebt sich ein Zettel, den die Frau einsteckt.

Die roten Haare werden ein eine Plastiktüte gesteckt. Von der Tatsache, sich Haare zu tauschen, hat mir vorher niemand berichtet. Geschweige denn, dass Erdlinge Haarmützen tragen. Wie sich so ihr Anblick wandelt.

Die Verwandelte kommt mit einem Ding-Dong wieder heraus. Ich trete zurück und warte, wohin sie sich begibt. Ich entdecke eine Inschrift über dem Fenster: „Perücken“.

Ein Stück weiter bleibe an einem Schaufenster hängen. Ich sehe Frauen hinter der Scheibe, die sich ihre Kopfbedeckung behandeln lassen. Keine von ihnen zeigt einen Kahlkopf. Eine Blondine zieht meine Blicke an. Ihre Haare werden mit einer Bürste glattgestrichen und zugleich in einem Luftstrom bewegt. Der Kopf wirkt mächtiger. Wie sie das so geduldig aushält. Die Behandlerin trägt in der Nase einen Ring. Ihre Arme sind filigran gemustert. Auch am Ohr glänzt es.

Auf der andern Raumseite sitzen ein paar Gestalten in bequemen Sesseln und haben ihren Kopf in runden Korbhauben stecken. Sie halten Papier in ihren Händen. Sie schauen Bilder an und lesen. Verstecken sie hier ihre Kahlköpf?

Eine Erdlingin kommt heraus. Eine süßliche Duftwolke, kräftig und lockend, umschwebt sie. Die Haarfrisur sitzt wie angeklebt. Auf dem Außenschild steht „Damenfriseur“.

Was für ein Duft, so intensiv und süß, wie er ström. Im Dunkeln würde ich die Spur halten können. Ach, da ist schon wieder so ein Erdling mit so einen Stengel im Mund, den er zum Glimmen bringt. Gleich stößt er weißen Rauch aus, der scharf riecht, den vorherigen Duft ablöst. In seinen Ohren stecken kurze Stangen. Er spricht in die Luft.

Der Mundstengel ist kurz geworden. Da wird er weggeschnippt. Aus einer kleinen Schachtel nimmt er sich einen neuen. Die Behältnis fliegt auf den Gehweg. Darauf lese ich: „Rauchen kann tödlich sein.“ Ich sollte mich von diesem Duftmacher fernhalten. Er zieht ein Teil aus der Tasche und macht damit Feuer. Der Stengel beginnt zu qualmen. Unerwartet biegt er ab. Dieser unangenehme Geruch verfliegt und ich überlebe. Ich nehme den blumigen Duft von vorhin wahr.

Die Frau steuert auf Reihen von Korbwagen zu. Und dann seh ich sie, die mich anlächelte und sich so verwandelte. Ihre Tüte mit der Perücke hängt sie gerade an so einen Wagen´, schiebt ihn durch eine breite Tür, die sich automatisch öffnet. Soll ich folgen, ohne Wagen?

Sie bleibt beim Grünzeug stehen und greift Blätter und runde Früchte, legt sie in den Korb. Was holt sie jetzt aus der Tasche? Ein Gestell mit zwei Gläsern und Bügeln, setzt es vor die Augen. Sie nennen es eine Brille. Von Regalen nimmt sie Verpacktes, starrt darauf und liest, sammelt und sammelt Teile in ihren Korbwagen. Es sind Dinge zum Essen.

Oh, sie nähert sich einer Sperre, wo sich Körbe stauen. Die Sachen werden von dort auf ein Band gelegt, dass sich zur Kasse bewegt. Jedes Teil wird in die Hand genommen und über ein rotes Licht gezogen. Dann piept es. Der ewig gleiche Ton nervt. Das mit den Karten kenne ich. Aber die eine Person neben der Kassiererin zieht einen Beutel hervor und entnimmt ihm buntes Papier und kleine runde Scheiben. Bezahlen nennen sie das. Die Kasse klingelt und zeigt Ziffern an. Am Ende wird etwas zurückgeben.

Was jetzt? Ich habe weder einen Korb noch etwas genommen. Bezahlen könnte ich mit der Karte. Plötzlich werde ich angestoßen und ein Erdling drängelt sich an mir und der Kasse vorbei. Nichts wie hinterher, denke ich. Er tritt durch die sich automatisch öffnende Tür hinaus. Wie ich dort ankomme, setzt ein grell pfeifendes Signal ein. Ich erschrecke, höre eine Stimme laut rufen: „Halt, stehen bleiben“.

Gilt das mir? Warum? Ich beame mich schnell weg. Sie dürfen mich nicht in ihre Fänge bekommen. Mir ist eingeschärft worden, ja keinen Anlass zu geben, dass sie mich greifen.

Jemand ruft: „Haben sie das gesehen“.

„Was?“

„Nein, ein Kerl der einfach davon saust.“

Es tu mir leid, ich habe nur den Alarm gehört.“

„He, ﴾﴿ 18.9.19.5.21.18. , melde mich von meinem Ausflug zurück“.

„Ich sah, dich kommen, habe dich am Monitor begleitet. Was war das am Schluss, als du flohst?“

„Es wurde so laut und Leute waren aufgebracht“.

„Ah, es sieht so aus, die Applikation weist Mängel auf. Sie reagiert auf bestimmte Strahlung. Die Erdlinge haben offenbar schon mehr Wissen, als es uns bekannt ist. Gut, dass das aufgedeckt wurde. Das muss nachgebessert werden. Wie war sonst dein Ausflug?“

„Alles sehr merkwürdig. Wusstest du, dass manche ihre Haare als Perücke tragen und sie auswechseln können, weil sie darunter einen Kahlkopf verstecken? Jetzt so, nachher so. Dann kann man dieselbe Person nicht mehr so einfach erkennen.

Mein Abenteuer war energieverzehrend. Ich will aufladen, um für den nächsten Ausflug wieder fit zu sein.“

„Speichere dich voll. Aufgeladen kannst du dich zu Neuem aufmachen. Später musst du ausführlich uns über deine Beobachtungen und Erlebnisse berichten. Wir müssen die Verhaltensmuster der Erdlinge kennen lernen. Deine Ausflugsdaten sind in der Box gespeichert.

„Die studiere ich nach dem Aufladen intensiv.“

                                                                                                                  © Willi Volk

Liebe bis in fremde Galaxien

Endlich war es so weit. Monate hatte ich mit der Vorbereitung verbracht. Immer nur starrte ich auf meinen Monitor. Stunde um Stunde hatte ich jede kleinste Regung meiner Zielperson beobachtet. Wann sie aufstand, was sie gern anzog, an welchen Tagen sie es hasste aufzustehen – offensichtlich standen anstrengende Vorlesungen an oder wie diese Erdbewohner das nannten. Was sie aß, wie sie es aß – und dabei verflüssigte sie ihre Nahrung nicht, um sie zu schlürfen, sehr suspekt. Was sie gern tat, was sie hasste, wann sie wieder schlafen ging. Und ich sage euch, diese Erdlinge schliefen wirklich viel. Wer bitte brauchte schon acht Stunden Schlaf? Zumindest meistens. All ihre Gewohnheiten hatte ich studiert, damit ich genau wusste, wie man sich als „Mensch“ zu verhalten hatte, damit ich auf keinen Fall auffiel. Zoe war meine Zielperson. Sie sollte mir helfen, in dieser Welt Anschluss zu finden.
Zittrig vor Aufregung – ja auch wir können nervös werden – schloss ich die Augen und stellte mir den Wald hinter ihrem Haus vor. Als ich sie wieder öffnete, stand ich mittendrin. Es war noch sehr dunkel draußen, aber jeden Moment würden die ersten Sonnenstrahlen die Spitzen der Bäume berühren. Ich lehnte mich an einen der Stämme.
Es dauerte nicht lange, da trat Zoe aus der Eingangstür. Sie trug ihren Sportdress und so wie nahezu jeden Morgen, war sie bereit joggen zu gehen. Die ersten Meter ließ ich sie allein laufen, dann lief ich zwischen den Bäumen hindurch und direkt neben ihr her.
Als sie mich bemerkte, zuckte sie erschrocken zusammen und wäre beinahe gestolpert.
„Oh Quark, das tut mir so leid. Alles Miranda?“ Sie sah mich so verwirrt an, dass ich wohl befürchten musste, etwas Falsches gesagt zu haben.
„Wo kommst du her?“, fragte sie und beäugte mich misstrauisch.
„Na von dort drüben“, ich zeigte vage in eine Richtung. „Ich habe dich laufen sehen und dachte, ich könnte mich dir anschließen. Bin gerade neu in die Gegend gezogen und allein fällt er mir immer schwer mich für Quaktox zu motivieren.“ Nun war sie am Waldrand stehen geblieben.
„Bitte was?“ Eindeutig hatte ich das falsche Wort benutzt. Quark aber auch.
„Ich meine das Laufen hier und die anderen Dinge, die mit Bewegung zu tun haben. Allein macht mir das keinen Spaß.“ Sie sah mich einen Moment lang an, dann stellte sie ein Bein auf einen Baumstamm und begann sich zu dehnen. Ich tat es ihr einfach nach.
„Ich bin … Ira“, sagte ich schnell. Immerhin war es eine sehr starke Abkürzung meines Namens, den sie eh nicht würde aussprechen können.
„Nett dich kennen zu lernen“, antwortete sie und lächelte unsicher. „Ich bin Zoe.“ Sie reichte mir ihre Hand. Das hatte ich auch schon gesehen. Zur Begrüßung gab man sich hier die Hand. Allerdings hatte ich andere Dinge bei Menschen beobachtet, die Freunde waren und ich wollte, dass Zoe meine Freundin war. Deswegen ergriff ich ihre Hand, zog sie nah an mich heran und drückte meine Lippen fest auf ihre. So machten die das doch. Ein Küsschen zur Begrüßung oder wie sie das nannten. Zoe jedoch riss vor Überraschung die Augen weit auf und blieb stocksteif stehen. Im ersten Moment bewegte ich mich auch nicht. Aber dann stieg so ein Gefühl in mir auf. Es kribbelte an meinem gesamten Körper und mir wurde bewusst, dass meine Tarnung gleich dahin sein würde. Dieses Gefühl hatte ich seit Jahren nicht mehr erlebt. Zuletzt bei einem Jungen, mit dem ich vor Jahrzehnten zur Schule gegangen war. Wir waren eine Weile miteinander ausgegangen. Und egal in was ich mich auch verwandelte, immer wenn er mich küsste, nahm ich meine ursprüngliche Gestalt an, da konnte ich gar nichts machen. Und offensichtlich hatte Zoe dieselbe Wirkung auf mich. Denn das Kribbeln kam ganz sicher nicht von meiner Rückverwandlung. Der Kuss hielt noch eine ganze Weile an und ich fragte mich, was hier vorging. Bei Mädchen hatte ich das öfters gesehen und auch bei manchen Jungen, was ich schon ziemlich schräg fand, aber bisher hatte ich mir nie viele Gedanken darüber gemacht. Bei uns war sowas nie vorgekommen und auch wenn ich mich damals am College hin und wieder gefragt hatte, wie es wohl wäre, wenn ich meine Mitbewohnerin küssen würde, so war das nur ein Hirngespinst gewesen.
Zoe schob mich ein Stück von sich weg. Sie blickte mich an. Meine grüne Haut funkelte dabei im Licht der aufgehenden Sonne. Als sie weder weglief, noch schrie, verschlug es mir erst mal die Sprache. Sie blickte mich einfach an und sagte schließlich:
„Deswegen hat es sich so komisch angefühlt, als ich mit Juan zusammen war. Ich konnte es nie benennen, aber ich bin lesbisch.“ Sie schien etwas überrascht, ob dieser Erkenntnis, aber nicht allzu geschockt.
„Du bist was?“, fragte ich.
„Lesbisch, ich mag Frauen lieber als Männer. Du ja offensichtlich auch.“
„Ich glaube schon. Da wo ich her komme, ist das alles ein bisschen anders. Und nicht so intensiv.“ Sie nickte verstehend.
„Das glaub ich gern. Du kommst wohl nicht von diesem Planeten, aber anhand deines Kusses nehme ich an, du kommst in friedlicher Absicht?“
„Was?“ Ich blickte sie verdattert an. Was sollte das wieder bedeuten? Friedlich.
„Ich meine, dass du mir nicht wehtun willst, nichts Böses vorhast, wie zum Beispiel der Erde zerstören oder so.“
„Ach so, nein. Das machen eure Film- und Buchschreiber nur gern. Ich weiß zwar nicht, was sie daran finden uns so böse und fies darzustellen, aber dieser Eindruck geht auf ihr Konto.“
„Verstehe. Wieso bist du dann hier?“
„Vermutlich aus dem selben Grund, aus dem die meisten Erdlinge aufs College gehen. Weg von Mum und Dad. Ich will ihnen beweisen, dass sie nicht in allen Dingen recht haben und nicht mehr über mich bestimmen können. Ich bin jetzt zweihundertsiebenundvierzig Jahre alt, wird wohl Zeit auf eigenen Beinen zu stehen. Und ich glaube, dafür hab ich mir den richtigen Planeten ausgesucht.“ Ich lächelte Zoe an und sie lächelte zurück. An diesem Morgen kam weder ich noch sie zum Joggen, wie die Erdlinge es nannten. Es gab so viele interessantere Dinge, die wir besprechen und auch tun konnten. Auch wenn es keine drei Minuten gedauert hatte, bis ich enttarnt worden war, so war das hier doch ein sehr gelungener erster Kontakt mit fremden Lebensformen geworden und ich konnte es gar nicht abwarten, die Gesichter meiner Eltern zu sehen, wenn ich ihnen Zoe irgendwann vorstellen würde.

Alien - das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt

Ich sitze mit genau 51 Menschen eingepfercht in einem dunklen Raum und frage mich, wie ich hier am besten wieder rauskomme. Wenigstens sind die Sitze schön breit und bequem. Beinahe zu bequem. Perfekt um einzuschlafen, würde die Menschenfrau neben mir meine Hand nicht fast zerquetschen. Sie hat Angst, das kann ich spüren und wovor sollte sie Angst haben, wenn nicht vor mir? Könnte es eine Falle sein? Wusste sie, wer ich war? Warum ich hier war? Der Erstkontakt war immerhin weder so gelaufen wie erwartet noch wie geplant. Ich hatte die Frau angesprochen, wie mein Chef befohlen hatte. Er war sich sicher, dass mir nichts passieren würde. Es sollte ein einfaches, harmloses Gespräch werden. Stattdessen war es schnell aus dem Ruder gelaufen. Wer hätte ahnen können, dass sie ihn gleich verschleppte?

„Wie gefällt dir der Film?“, fragt die Frau und beugt sich in mein Sichtfeld. Eine laute, nervige Musik ertönt und erneut drückt sie meine Hand, als wäre ich ein Dreh & Trink. Zu meiner Verwunderung gibt es so etwas auch auf der Erde. Wenigstens etwas machten die Menschen also richtig.
Film? „Oh, großartig. Wirklich großartig. Der Bildschirm ist nur etwas klein“, erwidere ich.
Daraufhin entspannt sich die Frau etwas und lacht. „Du bist wirklich lustig, weißt du das? Das ist der größte Kinosaal im Land.“
Kinosaal? Was sollte das sein? Etwa ein Geheimversteck? Wieso hatte sie ihn genau hierhergebracht?
„Danke?“, sage ich fragend und sehe mich um. Der Saal hat nur einen Ausgang, der von einem schmächtigen Mann bewacht wird. Scheinbar kein großes Hindernis aber vielleicht hat er irgendwelche besonderen Tricks drauf.
„Weißt du. Alien ist mein Lieblingsfilm. Ich schau den immer, wenn sie ihn wieder mal im Kino spielen.“
„Alien?“, frage ich schockiert. Sie weiß also, zu welcher Spezies ich gehöre?
„Genau. Magst du ihn etwa nicht?“, fragt sie unschuldig und zeigt auf den Bildschirm.
Das Geschehen vor mir zeigt ein ziemlich veraltetes Raumschiff. Mehrere Menschen essen zusammen, bis einer plötzlich anfängt zu husten. Er windet sich, bekommt kaum noch Luft und bricht dann zusammen. Einige Menschen im Raum zucken zusammen. Mit einem unheimlichen Knacken bricht ein unheimliches Wesen aus seiner Brust. Der Mensch ist sofort tot. So etwas widerliches habe ich jedenfalls noch nie gesehen. Ist das möglicherweise eine neue Art der Foltermethode der Menschen, sich so etwas anschauen zu müssen? Ist die Frau vielleicht auch nur ein Opfer dieser Grausamkeit? So oder so beschließe ich, dass ich sofort hier raus muss. Ich springe aus dem Sessel hoch und drücke mich an die Wand des Saals - dort wo es dunkel ist. Die anderen Menschen schauen weiterhin gebannt auf den Bildschirm vor ihnen. Vielleicht sind sie hypnotisiert und können nicht wegsehen? Ein Glück, dass ich noch rechtzeitig entkommen konnte. Ich harre herzklopfend im Dunkeln aus, bis das Bewachungspersonal für einen Augenblick wegschaut. Dann sprinte ich mit schnellen Schritten an dem Mann vorbei. Egal, welche Tricks er vielleicht drauf hat - es konnte nicht schlimmer sein als das hier. Ich öffne die Türe. Licht strahlt mir entgegen. Hinter mir höre ich die Frau verzweifelt etwas rufen. „Warum gerate ich eigentlich immer an die falschen Kerle? Nicht einmal einen lausigen Film halten sie es mit mir aus“, ruft sie verzweifelt, bevor die Tür hinter mir ins Schloss fällt.
Ich atme erleichtert aus. Ich habe es geschafft. Ich bin der Falle im letzten Moment entkommen.

Herr Dübel
Dreimal klopft es höflich an der Tür. Auf ein mißmutiges
„Herein!“ tritt ein distinguierter Herr ein:
„Gestatten, Dübel mein Name. Gottlieb Dübel.“
„Und? Was wollen Sie?“ kommt es barsch zurück.
„Habe eine Erklärung abzugeben …“
„Dann nutzen Sie bitte die üblichen Formulare. Oder laden Sie es über Elster hoch! Wie lautet denn Ihre Anschrift?“
„Bin nicht von dieser Welt. Komme vom Algol, gleich im Perseushaufen zweimal links, Sie können es gar nicht verfehlen.“
„Ja, also das ist gar nicht unser Zuständigkeitsbereich! Da wenden Sie sich doch bitte an die örtliche Behörde!“
„Also, …“
„Also ich kann Ihnen da gar nicht weiterhelfen. Hier jedenfalls sind Sie falsch!! Und ich muß jetzt hier auch weitermachen! Sie wissen ja, wo’s hinausgeht!!“
„Verzeihen Sie, aber die Erklärung …“
„Ich wiederhole mich ungerne: Sehen Sie zu, daß Sie weiterkommen und stehlen Sie mir hier bitte nicht meine Zeit!!“
„Die ist abgelaufen …“
„Wie bitte …?!“ überschlägt sich die Stimme, während Herr Dübel leicht errötet:
„Nun, der universale Lebenszeit-Ermittlungsausschuß hat einstimmig Ihre irdische Daseinsfrist mit Ablauf des heutigen Tages für beendet erklärt.“
„Der … bitte, was??“
„Die heilige Allianz der Cherubim & Seraphim sieht sich für Ihre Verbringung nicht in der Pflicht. Sie wissen schon: Ihre ganzen Fisternöllchen und der ‚zuvorkommende‘ Umgang mit ihren … Kunden.“
„Was, … was geht Sie das denn an??“
Herrn Dübels Teint wird dunkler:
„Ihre Bilanz entspricht dann schon eher unserem infernalen Anforderunsprofil und fällt damit in unser Ressort: Und so bleibt es an mir, Ihren Abgang ins Schattenreich zu gestalten. Wenn Sie dann die Güte hätten mitzukommen?“ und streckt ihm seine krallenartige Pranke entgegen.
„Bilanzen! Kommen Síe mir nicht dámit! Hier kriegen Sie Bilanzen!!“ Und ein schwerer Aktenordner trifft Herrn Dübel frontal an der Stirn, wo sich augenblicklich eine riesige Beule bildet. Eh‘ er sich versieht, fliegt auch schon das Amtsstuben-Kruzifix ihm entgegen. Den Schwanz einziehend kann Herr Dübel gerade noch so unter Anrufung seiner Frau Großmutter durch die Türe hinfortgaloppieren.
„Sehen Sie zu, daß Sie das Weite finden!“ schlägt die Türe hinter ihm zu:
„So ein ungehobelter Flegel! Sachen gibt’s! Also wirklich!“ Und setzt sich wieder an seinen Aktenvorgang.
Und so kommt es, daß Herr A. aus B. noch immer das Land mit seinen Bescheiden beglückt.