Dinner für drei
Eine Verbeugung für Nathalie Henneberg
Schwerin, Sandstraße, November 1991
Vor meinem – hm, ich nenne es mal - „Unfall“ konnte ich achtundneunzig Meter ohne Luftholen unter Wasser schwimmen, ohne bewusstlos zu werden; unverletzt einen Sturz mit voller Gefechtsausrüstung aus fünf Metern Höhe überleben und in einer Stunde fünf Liter Bier trinken, ohne auf dem Weg zurück in die Kaserne schmutzige Lieder zu grölen. Eine Nacht hatte mir genügt, ein Buch mit der Taschenlampe unter der Bettdecke zu lesen, ohne das es der Unteroffizier vom Dienst mitbekam, und der folgende Tag, um zu verstehen, was der Autor in seinem Land hatte nicht in Worte gießen dürfen. Für die Chaostheorie brauchte ich etwas länger.
Ich wusste, welche Prozesse bei der Detonation eines Kernsprengkopfs ablaufen, warum das Butterbrot beim Herabfallen immer auf der falschen Seite landet und dass kein auch noch so perfekter Plan bis zum Ende funktionierte, weil immer der Zufall mitspielte. Ich hatte gelernt, ihn zu fürchten, und vielleicht war das der Grund, warum ich lieber in den Lauf einer Kalaschnikow blickte als in die Augen einer Frau. Bei der Maschinenpistole wusste ich, was in ihr vorging, wenn der Abzug gedrückt wurde.
Wer mich zu Hause besuchen wollte, hatte einen gefährlichen Weg über acht Halbtreppen vor sich, jede mit zehn Stufen aus Eichenholz und da war nicht eine darunter, in der nicht Würmer eine Party nach der anderen feierten. Aber es wollte mich keiner besuchen. Der Eine, auf dessen Rückkehr ich schon längst aufgegeben hatte, zu warten, kam nicht. Meine Mutter hatte immer gesagt: Schmerzen tun nicht weh und dass ich gefälligst die Zähne zusammenbeißen sollte. Sie hatte es wissen müssen. Als ich vierzehn war, hatte sie sich zu einem Zahnarzt davongemacht.
Von meinem Vater wusste ich genau so viel, wie auf einen Bierdeckel aus meiner Sammlung passte, so selten kam er nach Hause. Er hatte in Norwegen den Sozialismus verteidigt, ohne Uniform, im Auftrag der Hauptabteilung Aufklärung des Ministeriums für Staatssicherheit und unter falschem Namen. Jetzt hatte es die DDR gerissen, doch Major jetzt a. D. Sven Oldenburg war immer noch nicht nach Hause zurückgekehrt. Es ist mein letzter Auftrag, hatte er als handschriftliche Notiz zu den Unterlagen in der Stahlkassette hinzugefügt.
Das war achtzehn Monate her und mir blieb nichts anderes übrig, als anzunehmen, dass er jetzt die Freiheit statt des Sozialismus verteidigte, ganz sicher aber immer noch ohne Uniform. Immer noch schickte jemand regelmäßig Geld auf sein Konto, nur kam es nicht mehr von der Staatsbank der DDR, sondern von einer Bank auf den Caymaninseln. Es war immer ein maschinengeschriebener Brief, der Name des Empfängers mit Hand eingetragen, mit einer Handschrift, die nicht viel Unterschiede zu einem Druck aufwies und immer mit schwarzem Kugelschreiber: der Unterschrift von Oberst a. D. Bernard Müller. Es sah nicht so aus, als wäre die Einäscherung der DDR ein größeres ein Problem für ihn gewesen. Es war wie immer: Die kleinen Fische wirft man dem Zorn des Pöbels vor, aber die wirklich großen Haie suchen sich einfach einen anderen Teich zum Fressen.
Nachdenklich blickte ich auf die frische, angebissene Schrippe in meiner Hand. Ich liebe es, wenn ich lese, an irgendetwas zu knabbern. Sie war nicht nur Nahrung. Sie war Leben. Ihr Duft war wie ein Tunnel in eine Vergangenheit, in der ich sorgenlos jauchzend, die Hände an den Seiten ausgebreitet, als könnte ich jeden Moment abheben, durch Kornfelder gerannt war. Die Grannen der Ähren kitzelten wieder meine Handflächen, der trockene Duft des reifen Korns meine Nase und ich sah die Sonne, wie sie blutrot hinter dem flimmernden Dunst der Felder versank und erst, als sie ganz verschwunden war, nahm ich wieder die Rufe meines Vaters wahr, der sich die Kehle nach mir wund schrie, damit ich endlich zum Abendessen heimkam.
Ich griff nach dem roten Buch, das vor ein paar Tagen mit der Post gekommen war. Es hatte einen langen Weg hinter sich, immerhin kam es aus Australien und der Absender war so unleserlich geschrieben, dass ich ihn nicht hatte entziffern können. Womit ich auch die Frage nie würde beantworten können, wer auf dem fünften Kontinent es für notwendig erachtet hatte, anonymerweise meine Leidenschaft für Reiseliteratur befriedigen zu müssen. Es war das Tagebuch eines Thore Wejndahl, eines norwegischen Antarktisführers. Nicht nur das Leder des Einbands sah aus, als hätte es einiges mitgemacht. Innen waren Eselsohren, eingerissene Seiten, überschriebene Absätze und ich meinte fast fühlen zu können, unter welch widrigen Umständen er darin manchmal seine Einträge gemacht hatte.
Eine Tür quietschte. Es konnte nur die unten zur Straße sein. Ich griff nach meiner Krücke, hinkte durch den Flur und legte ein Ohr an die Wohnungstür, doch keine der morschen Holzstufen da unten knarrte. Es gab nur einen außer mir, der wusste, welche Stufen knarrten und deshalb vermeiden konnte, darauf zu treten. Einer, dessen ganzes Leben darauf aufgebaut war, lautlos zu sein, unerkannt und unhörbar.
Ich holte tief Luft und wechselte den Krückstock in die linke Hand, damit die Rechte frei war für den Händedruck, den ich so lange vermisst hatte. Dann öffnete ich die Tür.
Ihr Gesicht war herzförmig und schmal, mit hohen Wangenknochen und leicht schrägen Augen. Der lange rote Zopf über ihrer Schulter ließ sie auf den ersten Blick mädchenhaft aussehen, auf den zweiten Blick machte sie der kühle Ausdruck darin zu jemandem, der zu viel von etwas erlebt hat, was er nicht hat erleben wollen. Der knielange, kornblumenblaue Mantel stand ihr, die rot geäderten Augen nicht. Trotz der acht Halbtreppen und der Reisetasche in ihrer linken Hand atmete sie nicht viel schneller als ich.
Ohne ihre sandfarbenen halblangen Lederhandschuhe auszuziehen, streckte sie die Hand aus und sagte mit starkem Akzent: „Johanna Brolin aus Norwegen. Ich kannte deinen Vater. Darf ich hereinkommen?“
„Das Letzte ist nicht unbedingt eine Eintrittskarte. Gewöhnlich melden sich die Verflossenen meines Vaters nicht hier.“ Kennen war eine ziemliche Untertreibung, wenn mein Vater ihr sogar gesagt hatte, auf welche Stufen sie nicht treten durfte, fand ich.
Sie blinzelte, als hätte sie bei klarem Himmel einen Regentropfen ins Gesicht bekommen. „Dein Vater wird nicht mehr kommen. Es tut mir leid. Lässt du mich herein? Ich kann nirgendwo anders hin.“
Plötzlich brauchte ich meine Hand, um mich am Türrahmen abzustützen. Erst als sie hinter mir sagte: „Christian, bitte komm herein“, gab ich meinen Halt auf. Ich hinkte in die Küche und nahm ein Bier aus dem Kühlschrank.
Sie ging durch die Wohnung, ließ die Tasche irgendwo zu Boden fallen, dann schlug die Badtür, als hätte sie es eilig. Ich hörte es. Ich schaute hinaus in den Garten im Hinterhof. Verwildert stieß der Kirschbaum seine kahlen Äste in den grauen Himmel. Er müsste wieder geschnitten werden, dachte ich und wusste doch, dass ich ihn nie mehr anfassen würde.
Hinter der Wand aus Milchglas in meinem Kopf fühlte ich, wie Johanna mir das Bier aus der Hand nahm; hörte, wie sie es öffnete und auch den harten Ruck, mit dem sie es auf die Tischplatte stellte. Sie kramte in den Schubladen, als wäre sie hier zu Hause und kam mit einer Kerze zurück, zündete sie an, stellte sie auf eine Untertasse in der Mitte des Tisches und setzte sich so, dass ihr Gesicht im Schatten blieb.
Irgendwann, die Kerze war schon halb herunter gebrannt, war die Mauer in mir stark genug, dass ich das Schweigen brechen konnte, und ich war erstaunt, wie sachlich meine Stimme klang: „Wer, wo, wann, was. Lass nichts aus.“
Ein Laut kam aus der Dunkelheit hinter der Kerzenflamme von dort, wo sie saß. „Das hat dein …“
„Ja“, sagte ich, und: „Das hat er gesagt und es hieß: keine Ausflüchte. Genau wie: Ich höre dir zu. Dann hat er jedes Wort registriert, jede Schwankung in der Stimme und hat auch das verstanden, was ich … nicht …“ Die Bierflasche war ein Rettungsanker. Ihr Glas war dick und es war gut so. Ich atmete ein paar Mal durch und stellte die Flasche auf den Tisch. „Also … ich höre dir zu … Johanna.“
„Nein.“ Sie beugte sich vor und berührte meine Hand mit einer Fingerspitze. Ihre Stimme war ein Hauch: „Ich werde hier sitzen und schweigen, während du dich von ihm verabschiedest. Alles andere kann warten.“
Es muss langweilig sein für sie, so hier rumzusitzen, dachte ich mit einem letzten Fetzen klaren Verstandes, der Rest war ein finster brodelnder Malstrom von Gefühlen. Hätte es eine Hölle gegeben, wäre ich hinabgestiegen, hätte dem Teufel die Scheiße aus dem Leib geprügelt und ihm die Seele meines Vaters aus den gichtigen Krallen gerissen.
Was für ein Blödsinn! Eigentlich hatten wir uns nur noch gestritten seit dem Tag, an dem ich erfahren hatte, dass er sich auf einen Handel mit dem Ministerium für Staatssicherheit eingelassen hatte. Er hatte Marx studiert, Lenin, das Parteiprogramm und die Dienstanweisungen aus Berlin. Ich las Kant, Nietzsche, Heine, Novalis, Lem und Reiseberichte, vorzugsweise über Arktis und Antarktis. Mit jedem Wort darin hatte ich mehr verstanden, dass, als die Affen vor ein paar einhunderttausend Jahren aus den Bäumen geklettert waren, um Menschen zu werden, sie Knüppel in den Händen gehabt hatten und sie, obwohl sie es hätten längst besser wissen müssen, sie auch heute noch benutzten. Er hatte sich zu so einem Knüppel machen lassen. Dass ich nicht besser war als er, hatte ich erst nach der Katastrophe in den kalten Wassern der Ostsee begriffen. Nun konnte ich es ihm nicht einmal mehr sagen.
Irgendwann stand Johanna auf und kehrte kurz darauf mit einem verschlossenen Umschlag zurück. „Es ist die Sterbeurkunde von Jochen Detjen. Es war der Deckname deines Vaters. Der Schiffsarzt hat sie ausgestellt.“
Ich riss den Umschlag auf, warf einen flüchtigen Blick hinein und fragte mich, wie ich hier im Amt erklären sollte, dass dieses Dokument, das auf einen Jochen Detjen ausgestellt war, den Tod von Sven Oldenburg bezeugte? Ein bitteres Lachen stieg in mir auf.
Ich erinnerte mich an ihre Erschöpfung und ihre Worte in der Tür. Ich sagte: „Du kannst im Schlafzimmer übernachten, wenn du hierbleiben willst. Das Bettzeug ist frisch. Ich schlafe auf meiner Couch.“
Wenn sie in meinem Gesicht lesen konnte, musste sie wissen, dass sie besser nichts mehr sagte.
Sie konnte. „Danke“. Dann ging sie.
Ich war allein.
Am nächsten Morgen weckte mich der Geruch von frisch gebrühtem Kaffee aus meiner alten Emailletasse. Fröhlich dampfte sie vor sich hin, brauner Kaffeeschaum stand bis zu ihrem Rand, gerade so, dass er nicht überlief; gerade so, wie ich es mochte. Heutzutage nennt man das: türkisch. Was völliger Schwachsinn ist. Es ist einfach nur Kaffee, wie er sein soll: kräftig, duftend und so belebend, dass die Neuronen aus allen Rohren feuern. Alles andere ist Schicki-Micki-Plörre.
Die Frage, wer sie da platziert hatte, stellte sich für mich nicht wirklich. Höchstens, wie sie es geschafft hatte, ohne das ich es bemerkt hatte. Bis jetzt war ich davon ausgegangen, dass niemand an mich herankam, ohne dass ich es mitbekam. Nun, irren ist männlich.
Ich trank den Kaffee aus, stand auf, zog eine Sporthose an, ließ mich nach vorne fallen und pumpte Liegestütze.
„Der Kaffee hat geschmeckt?“
Ein paar halbhohe schwarze Damenstiefel mit Schnürsenkeln und ein Paar wohlgeformte Beine in gleichfarbigen Nylonstrümpfen erschienen in meinem Sichtfeld. Ich drückte mich hoch und warf mein T-Shirt über. „Moin erstmal.“
„Ich will mir die Stadt ansehen. Du hast Lust?“
Hatte ich. Immer. Auf einen Sonntag im Bett. Die Decke über den Kopf und nichts hören und nichts sehen. „Auf meinem Schreibtisch liegt ein Buch, das ich noch durcharbeiten muss.“
„Raymond Chandler: Lady in the Lake?“
„Weiterbildung. Mein Englisch ist schlecht.“
„Eher die Ausrede.“
Ich knurrte etwas Undefinierbares und mit einem Schlag verflog die Winzigkeit an Normalität, die gerade eben zwischen uns hätte einziehen können. Sie hatte ein falsches Bild von mir. Ich hatte zwei Menschen getötet. Vielleicht war ich nicht schuld gewesen, weil ich mich nur verteidigt hatte, vielleicht war ich zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen, vielleicht war ich auch mit den falschen Leuten zusammen gewesen. Es änderte nichts. Ich hatte Menschen getötet und dass schloss mich für immer aus ihrer Gesellschaft aus. Wenigstens das hatte ich in jener Nacht am Grund der Ostsee vor Warnemünde, dreißig Meter unter ihrer Oberfläche, begriffen. „Was hattest du mit meinem Vater zu tun?“
„Wir waren zusammen in der Antarktis. Er hat mir viel über dich erzählt. Sehr viel. Ich hatte gehofft …“ Sie nestelte mit gesenktem Blick an den Druckknöpfen herum. Schließlich hob sie den Kopf „Das nicht alles davon wahr ist. Ich meinte … deine Vergangenheit.“
„Was gestern war, ist erledigt. Ich lebe heute und ich werde nichts aus meiner Vergangenheit wiederholen.“
„Und wenn man dir diese Wahl nicht lassen kann?“
„Würde ich grob werden.“
„Auch gegen eine Frau?“
„Warum bringen Frauen immer dann, wenn es hässlich wird, ihr Frausein ins Spiel? Die Lüge, die dich hereinlegt; der Schuss, der dich trifft; das Messer in deinem Rücken – macht es einen Unterschied, wenn es eine Frau war?“
„Sag du es mir. Du bist der Mann.“
„Ja, aber kein netter. Behalt das besser im Hinterkopf. Nur für den Fall, dass mein Vater ein paar Details vergessen hat.“ Ich hätte ein Idiot sein müssen, um nicht zu verstehen, dass sie in demselben trüben Teich fischte, wie mein Vater es getan hatte.
Sie band ein Kopftuch so um ihre Haare, dass sie komplett darunter verschwanden, schob sich die Sonnenbrille vor die Augen, als ließe sie das Visier einer Rüstung herunter und ging. Ich wusste, dass sie wiederkommen würde. Sie hatte ihre Tasche nicht mitgenommen. Ob ich mich darüber freuen oder es fürchten sollte, dessen war ich mir allerdings nicht sicher. Nur in einem war ich es: Die Wunden, die eine Frau schlägt, hinterlassen Narben, die ein Leben lang schmerzen und ob sie von der Geliebten oder der eigenen Mutter stammen, macht nicht den Unterschied.
Ich verzog mich in mein Arbeitszimmer. Die ganze linke Wand nahm ein riesiges, übervolles Holzregal ein, das ich selbst gebaut hatte. Auf meinem alten Eichenholzschreibtisch davor, einem Erbstück von meinen Urgroßeltern, war kaum noch ein freier Platz zu finden. Er war vollgestapelt mit Studienunterlagen und Zeitschriften. An der Wand gegenüber hing über meiner Schlafcouch die Fotokopie der Seekarte von Piri Reis. Ich hatte sie auf einen Holzrahmen gespannt und ein paar kleine Lampen dahinter angebracht. Sie verbarg ein Geheimnis und weigerte sich standhaft, es herauszurücken.
„Lust auf einen Schwatz?“, fragte ich sie und setzte mich auf die Couch. Wie immer tat sie, als hätte sie nichts gehört. Ich war es gewohnt. Sie ist schon ziemlich alt, gut fünfhundert Jahre und hört schwer. Aber sie hatte mir wenigsten auch nie widersprochen. Es hieß, dass der osmanische Seefahrer die Karte fünfzehnhundertdreizehn gezeichnet hatte. Er war 1554 in Kairo geköpft worden. Ein Teil der Karte zeigte die Küste der Antarktis mit einem deutlichen grünen Rand, doch zu Zeiten von Piri Reis war die Antarktis schon seit mehr als fünftausend Jahren unter kilometerhohem Eis begraben gewesen. Außerdem wies die Karte eine sphärische Verzerrung auf, die in etwa der eines Fotos von der Erdoberfläche entsprach, das aus mehreren einhundert Kilometern Höhe aufgenommen worden war. Von der Kugelgestalt der Erde wusste man aber frühestens seit Magellan 1519, dementsprechend hatten alle Karten bis dahin eine flache Erde dargestellt. Außerdem war die Antarktis erst im neunzehnten Jahrhundert entdeckt worden, Piri Reis hatte von der Existenz des sechsten Kontinents gar nichts wissen können und selbst wenn es Gerüchte darüber gegeben hätte – um ihre Küstenlinie ohne Eis gesehen zu haben, hätte er sechstausend Jahre alt sein müssen, denn da war sie für immer unter Schnee und Eis begraben worden. Niemand auf der Erde damals hätte das Wissen haben können, um eine solche Karte zu zeichnen. Doch sie existierte, das Original lag in Istanbul im Topkapi unter Glas und spottete seit fast fünfhundert Jahren jedem Erklärungsversuch.
Es passte alles viel zu gut: Die Karte war meine Leidenschaft, mein Vater war an dem Ort gestorben, den sie beschrieb und auch Johanna war dort gewesen. Nicht zu vergessen das Tagebuch des Thore Wejndahl.
Ich ging zum Fenster und blickte hinaus. Der Himmel weinte. Dicke Tropfen klatschten gegen das Fenster, breitgedrückt rannen sie am Glas herab und wuschen den Staub ab. Ein Teil von ihm würde bleiben und als hässlicher, kaum sichtbarer Rand das Glas verunzieren. Alles im Leben hinterließ Spuren und meistens konnte man das, was geschehen war, nur anhand dieser Spuren vermuten. Aber nur, wenn man zur rechten Zeit am rechten Ort war. Doch war ich das, weil ich die Spuren deuten konnte? Oder deutete ich sie falsch? Man passte Theorien der Wirklichkeit an und verborg nicht die Wirklichkeit, damit sie zur eigenen Theorie passte. Wenn ich das gewollt hätte, wäre ich in die Politik gegangen. Einer meiner Ausbilder hatte das weniger prosaisch auf den Punkt gebracht: Wenn eine kerngesunde Person rein zufällig einem vorher nicht diagnostizierten Herzleiden erliegt, ist das meistens kein Zufall, sondern das Ergebnis perfekter Planung und entschlossener Ausführung.
Jemand wollte offenbar an meinen Fäden ziehen und die Auswahl der Kandidaten, die dafür in Frage kamen, war recht übersichtlich.
„Ich wollte dich nicht verletzen vorhin. Lass uns ein wenig plaudern.“
Es war eine schöne Stimme. Deutliche, fast ein wenig überbetonte Vokale. Ein rauer Samthandschuh und er streichelte die Seele. Jeden Morgen so aus dem Schlaf geweckt zu werden … Ich brauchte einen Moment, bis ich wach wurde. Es dunkelte schon draußen und Johanna stand in der Tür meines Arbeitszimmers. Ich war offenbar eingeschlafen und sie hatte sie so leise geöffnet, dass ich es nicht mitbekommen hatte. Wieder einmal …
Ich richtete mich auf und lehnte mich mit dem Rücken an die Wand. „Ich auch nicht. Plaudern tut man, wenn man seine Zeit gerne mit jemandem verbringt. Meinst du, dass das auf uns zutrifft?“
Ein paar Fältchen bildeten sich um ihre Augen, obwohl ihre Stimme eher amüsiert klang: „Was nicht ist, kann ja noch werden. Das sagt man doch bei euch, oder? Dass du dich nicht magst, habe ich schon verstanden, aber mit wem ich gerne meine Zeit verbringe, überlässt du bitte mir.“
„Bist du deswegen zurückgekommen?“
„Weil ich dich mag? Oh Gott, wovon träumst du nachts?“
„Von aufgedunsenen Wasserleichen. Willst du Details?“
„Nein. Ich will höchstens wissen, warum du so kalt und herzlos tust.“
„Weil …“, ich unterbrach mich. „Also gut. Sehen wir, ob uns Plaudern weiter bringt. Ich bin manchmal ein bisschen …“, mir fiel das passende Wort nicht ein.
„… sperrig?“, half sie mir.
„Hm …“, brummte ich.
„Das hört sich eher nach dem Mann an, von dem mir Sven erzählt hat.“
„Hat er? Ist nicht so seine Art.“
„Du kanntest deinen Vater nicht sehr gut, oder?“ Sie kreuzte die Arme unter ihren Brüsten.
Ich rutschte von der Wand nach vorne, fischte nach meinen Schlappen auf dem Boden, schlüpfte hinein und setze mich auf die Kante der Couch. „Reden wir hier über Major a.D. Sven Oldenburg? Den verdienten Spion der Stasi, der für die Verteidigung des nicht mehr existierenden Sozialismus heldenhaft sein Leben gegeben hat? Es war sein Beruf, nicht gekannt zu werden.“
„Nicht besonders originell.“
„Genau so wie dein nicht vorhandenes Anklopfen.“
„Das bist nicht du, der da spricht. Schon die ganze Zeit nicht. Es ist dein Schmerz.“
Unwillkürlich ging mein Blick zur Krücke, die neben der Couch lehnte. Mein Körper war okay. Es war mein Kopf, der sie brauchte. Ich knurrte wie ein Wolf mit Arthrose im Endstadium: „Kein Grund für dein Mitleid.“
Sie zuckte die Schultern. „Wenn du das sagst. Ich habe ein bisschen eingekauft. Dein Kühlschrank war nicht sehr voll. Dann fangen wir noch einmal von vorne an. So, als wäre ich nichts weiter als eine ganz normale Frau.“
Vielleicht war ich ja tatsächlich zu grob zu ihr. „Was solltest du sonst sein?“
„Gib mir noch eine halbe Stunde. Ich muss mich noch ein bisschen frisch machen.“ Sie lächelte und es war erstaunlich, was es aus ihrem Gesicht machte.
„Magst du den Wein öffnen?“, fragte sie, als ich in die Küche kam. Sie hatte für drei Personen gedeckt und es waren auch drei brennende, schlanke Kerzen in großen Kristallhaltern, die bis jetzt noch nicht zu meinem Hausstand gehört hatten, die meine Küche in ein warmes Licht tauchten. Nur sie.
Ein blütenweißes Tischtuch lag auf dem Tisch und darauf standen ein Teller mit frischem Lachs, ein Laib Weißbrot in einem Flechtkorb und eine Flasche Tokayer.
Sie hatte sich abgeschminkt und trug ihre Haare offen. Wie eine rote Flut wallten sie über ihre linke Schulter hinab bis zur Hüfte. Sie trug ein Paar elegante Pumps, einen halblangen schwarzen Rock und eine weiße Bluse, unter der sich deutlich ihre Brüste abzeichneten.
Möglich, dass ich einen Augenblick zu lange darauf starrte. Sie zuckte entschuldigend die Schultern. „Ich hatte nichts anderes, dass dazu passt.“
Dazu – es dauerte, bis ich es begriff. „Nein. Ich muss mich entschuldigen. Gib mir fünf Minuten.“
Ich brauchte nur viereinhalb, dann hatte ich mich rasiert, umgezogen und mein Lieblingsshirt gegen ein weißes Baumwollhemd getauscht. Die schwarzen Halbschuhe, die ich jetzt anhatte, hatte ich das letzte Mal in Kühlungsborn im Ausgang getragen und die dunkle Tuchhose hatte sich seit Jahren in meinem Schrank zu Tode gelangweilt.
Etwas leuchtete in ihren grünen Augen auf, als ich so in die Küche zurückkehrte. Ich entkorkte den Wein, verhielt mitten in der Bewegung, weil mir auffiel, dass ich meine Krücke im Bad vergessen hatte, schenkte in alle drei Gläser ein und nahm ihr gegenüber Platz, das leere Gedeck zwischen ihr und mir.
Fast synchron, als wären unsere Gedanken in diesem Moment verbunden, griffen wir nach unseren Gläsern.
„Auf Sven“, sagte Johanna.
„Auf meinen Vater.“
Der Klang unserer Gläser schwang durch die Küche, als hätten wir eine Glocke angestoßen. Wir aßen fast wortlos und immer wieder hob ich zwischendurch den Kopf und musste zum Platz meines Vaters blicken. Natürlich änderte sich nichts da. Der Fisch wurde ebenso wenig weniger, wie der Inhalt seines Weinglases abnahm. Er war nicht anwesend, er würde es nie mehr sein, und doch …
Ein feuchter Fleck breitete sich auf dem Tischtuch vor mir aus, noch einer kam hinzu, dann noch einer. Ich griff nach der Serviette, trocknete mir die Augen ab, sagte „Danke“ zu Johanna, die die ganze Zeit nur still dagesessen hatte, griff nach meinem Besteck und aß weiter, bis ich das letzte Stück Brot und den letzten Happen Lachs verzehrt hatte. Dann stand ich auf, löschte die Kerze am Platz meines Vaters, stellte unser Geschirr und das Besteck in die Spüle und das halbvolle Weinglas meines Vaters auf das Bord über dem Fenster.
Nach einem kurzen Schwall Wasser ins Gesicht nahm ich wieder Platz. „Danke.“
„Nichts zu danken“, antwortete sie.
„Warum bist du hier?“
Sie ließ sich Zeit mit der Antwort und als sie kam, fiel sie ein klein wenig anders aus, als ich erwartet hatte.
„Es würde nichts ändern, wenn ich es dir sagte. Die Antworten, die du suchst, kann ich dir nicht geben. Nicht einmal die, warum ich so vertraut mit dir bin, als würde ich dich schon ein ganzes Leben lang kennen.“ Sie erhob sich. „Es tut mir wirklich leid, aber es geht nicht. Ich gehe jetzt besser ins Bett. Gute Nacht.“
Ich knurrte etwas nicht besonders Druckreifes, wusch das Geschirr ab, duschte mich und warf mich dann auf die Matratze. Ich hatte Knöpfe, auf die man drücken konnte, wenn man sie kannte … oder wenn man eine verdammt gute Ausbildung gehabt hatte. Wenn jemand sie benutzte …
Bevor mir ganz die Augen zufielen, stand ich noch einmal auf und prüfte, dass ich die Tür zu meinem Arbeitszimmer richtig geschlossen hatte. Der Griff knarrte zuverlässig, als ich ihn herunterdrückte. Lautlos würde mich heute Nacht nur noch ein Geist im Schlaf überraschen können.
Gefühl schlägt den Verstand, immer. Lass dich nie bei deinen Hoffnungen und Träumen packen! Sie machen dich angreifbar! Mein Unterbewusstsein riss mich aus dem Schlaf. Das hätte es nicht müssen. Um das zu wissen, musste man nur in einen Automatenspielsalon gehen, dazu hätte ich auch keine Ausbildung gebraucht. Allerdings … um zu erkennen, dass es gerade jemand versuchte, aber schon … also blieb dann nur die Frage, aus welchem Grund man einen Profi auf mich angesetzt hatte.
Der Geist kam mitten in der Nacht und wie üblich, hatte ich sein Erscheinen verpennt. Bis heute weiß ich nicht, wie sie das gemacht hat. Ich hob nur leicht meine Augenlider, gerade weit genug, um im Schummerlicht der Laternen von draußen zu erkennen, dass Johanna nur einen halben Meter von mir entfernt in dem Sessel neben meinem Arbeitstisch ein Buch las. Wie sie das bei dem Licht hinbekam, war mir ziemlich unklar.
Sie ließ das Buch in ihren Schoss sinken. „Guten Morgen“, hauchte sie so leise, als wäre ich nicht schon längst wach.
„Moin,“ gab ich zurück.
Sie trug noch die gleichen Sachen wie beim Abendessen. Aus meiner liegenden Position hätte ich ihr bis zum Bauchnabel schauen können. Von innen. Also kam jetzt Sex. Wenn der so werden würde wie das Feuerwerk, das sie seit gestern in meinem Kopf abzubrennen versuchte, konnte das … hm … interessant werden.
Mit einem leisen Lächeln, als könnte sie meine Gedanken erraten, knickte sie eine Ecke der Seite, auf der sie gerade gelesen hatte, ein und legte das Buch auf meinen Arbeitstisch, schlug die Beine übereinander und schloss brav die Hände in ihrem Schoß.
Ich fragte mich, wie sie es anfangen würde. Dass sie sich so einfach in mein Bett schmeißen würde, glaubte ich keine Sekunde. Jedenfalls nicht, bevor sie mit mir verhandelt hatte, was sie wirklich von mir wollte.
„Ich will mich nur verabschieden.“ Sie erhob sich. Einen Moment blieb sie so stehen, als dächte sie über etwas nach. Dann beugte sich nach vorne, nahm meinen Kopf in ihre Hände und küsste mich auf den Mund. Nur einen Sekundenbruchteil, dann hatte sie sich wieder aufgerichtet. „Auf Wiedersehen, Christian.“ Sie sagte es mit einer seltsamen Betonung, so als wäre es keine Verabschiedung, sondern genau das, was diese Worte tatsächlich bedeuten: Ein Wunsch. Und war schon an der Tür, bevor ich überhaupt begriffen hatte.
Am nächsten Morgen war sie verschwunden. Und dass, wo ich mir doch ganz fest vorgenommen hatte, ihr gleich nach dem Frühstück die Daumenschrauben anzulegen, damit sie endlich Tacheles redete. Aber wahrscheinlich hätte sie mich sowieso nur wieder mit einem Blick aus ihren grünen Augen um den Finger gewickelt und ich hätte mir die Dinger selbst angelegt.
Der Rest ist schnell erzählt. Ich brauchte eine Weile, bis ich die Puzzlesteine richtig zusammengesetzt hatte. Ich flog erst einmal nach Norwegen, in der Hoffnung, dass man die Leichen dorthin überführt hatte. Hatte man auch, aber die meines Vaters war, wie einige andere auch, nicht geborgen worden. Dafür aber die einer Frau, die eine verblüffende Ähnlichkeit mit einer mir gut bekannten Rothaarigen hatte, soweit man das an Hand eines Fotos einer Wasserleiche noch feststellen kann.
Nach ein paar Wochen Laufarbeit in Oslo wusste ich, dass bei der Expedition einiges nicht mit rechten Dingen zugegangen war. Das Schiff, das sie alle hatte nach Hause bringen sollen, war im antarktischen Ozean mit einem Eisberg kollidiert und gesunken. Johannes Hakonsen, der Organisator und Leiter, war der Einzige, der es in ein Rettungsboot geschafft hatte, dass dann nach zwölf Stunden von einem Schiff, dass dem Konzern gehörte, der die ganze Expedition finanziert hatte, gefunden wurde.
Er wollte nicht mit mir reden und auch die Polizei reagierte zunehmend genervt auf meine Versuche, sie auf den Fall aufmerksam zu machen. Aber ich kann ziemlich penetrant sein und irgendwann setzte Hakonsen ein paar Leute auf mich an, die in der Wahl ihrer Mittel nicht eben zimperlich waren.
Ich verdarb den Jungs die gute Laune – so eine Ausbildung bei den Kampfschwimmern hat so seine Vorteile - und saß danach ihrem Boss gegenüber. Er saß auch, allerdings gefesselt an einen Stuhl. Ich erklärte ihm so von Monster zu Monster, was ich von ihm wollte.
Er lachte mich glatt aus. „Sie sind ein Idiot,“ schnaubte er. „Sie hat sie besucht, oder?“ Er hatte sich vorgebeugt, soweit es seine Fesseln zuließen: „Ich möchte Sie jedoch darauf hinweisen, junger Mann, dass kein hinlänglicher wissenschaftlicher Beweis existiert, dass Intelligenz, weiche Haut, verführerische Stimme, funkelnde Augen, Schmerzempfinden und logisches Denkvermögen; ja selbst die Fähigkeit zu Mitgefühl und Liebe genügen, um der Definition ‚Mensch‘ gerecht zu werden. Nur, falls Sie nicht kapiert haben, wer - nein – was Sie da besucht hat. Hingegen ist es völlig ausreichend, von eben diesen Menschen geboren worden zu sein. Meine Eltern waren das und damit bin auch ich es Zeit meiner Existenz, selbst wenn keine der von mir vorgenannten Eigenschaften zutreffend sind oder ich es für notwendig erachte, sie im Laufe meines Lebens in ihr Gegenteil zu transformieren, weil sie ein Ballast sind, auf den ich gut verzichten kann, wenn ich vorwärtskommen will. Also weg damit! Fühlen wird völlig, zumindest für diese Einstufung, überbewertet. Ich bin Mensch! Ich bin es durch Geburt und das wird sich niemals ändern. Niemals! Nicht mal, wenn ich im Interesse der Wissenschaft zehntausend Menschen umbringen muss! Wie viel wollen Sie?“
Er war ein Arschloch. Die Leute mit der lautesten Stimme haben meistens nur die leiseste Ahnung. Ich brach ihm den rechten Oberarm. Die Geräusche, die er danach von sich gab, hörten sich ganz danach an, als wenn ihm Fühlen dann doch nicht zehn Meter am Hintern vorbeigehen würde. Wenigstens nicht, was seine Eigenes anging. Aber er war ein ziemlich harter Hund, ich musste das Gleiche auch noch mit seinem linken Arm tun, bevor er mir die ganze Geschichte erzählte und dass er selbst dafür gesorgt hatte, dass niemand der Expeditionsteilnehmer mehr erzählen konnte, auf was sie in der Antarktis gestoßen waren.
Was das war? Ich könnte es Ihnen sagen, natürlich, aber dann müsste ich Sie hinterher besuchen kommen und sie wollen doch nicht enden wie Hakonsen, oder? Klar, Sie sind ja die Ausnahme, die es immer geben soll, wenn es um Macht und Reichtum geht. Sie würden keinen Krieg in der Antarktis anzetteln, niemals, schließlich sind Sie ja ein Mensch. Menschen tun so etwas nicht.
Und der Mond ist aus grünem Käse.
Darum musste Hakonsen beseitigt werden und das war es, was mir Johanna nicht sagen konnte. Wahrscheinlich sollte ich besser in der Mehrzahl reden. Weil SIE die Menschen sind, die keine Menschen töten können, nicht einmal dann, wenn es um ihre eigene Existenz geht. Ich hoffe, ich habe ihren Auftrag richtig interpretiert. Allerdings würde ich, nur um mir ein Danke abzuholen, nicht bis in die Antarktis reisen. Der Grund warum ich es doch tue, ist wesentlich profaner und rein persönlich. Eine Flasche Tokajer habe ich auch dabei. Zu DDR-Zeiten wurde er einem an jeder Ecke für einen Apfel und ein Ei nachgeworfen, heute, im besten Deutschland aller Zeiten ist er nicht einmal mehr für Geld und gute Worte zu bekommen. Eigentlich stehe ich nicht so auf gegorenen Traubensaft, aber das Zeug ist schon etwas Besonderes, ein Gefühl, als ob dir ein Engel auf die Zunge pinkelt und genau daran und an dieses Abendmahl musste ich in den vergangenen Jahren immer denken, wenn ich die Flasche ansah. Und an das schelmische Lächeln, mit dem Johanna das Buch auf meinem Schreibtisch abgelegt hatte, zufälligerweise auch noch mit dem Eselsohr auf der Seite 102:
„Wir anderen, die Mondfischer, die den Fluss der Zeit aufwärts segeln, ziehen die Bilder und die Lebewesen in unsere Netze. Jemand hat das gesagt. Küsst mich, und Ihr werdet verstehen.“
Nathalie Henneberg: Mondfischer