die klopperei zieht sich wie gummibärchen für 6 öre.
ich hab zwar keinen Appetiet bekommen, aber man fühlt sich mittendrin. Bin ganz mehlverstaubt…hüstel…
Schreiben: Wo immer Du willst.
Posten dann hier.
Einfach (vom Textprogramm Deiner Wahl, also im Zweifel Papyrus) hier reinkopieren…
warum man gutes ändern sollte? damit es besser wird, zur Essenz gelangt…auf den Punkt kommt. Nicht in der länge der Nudel liegt ihr Begehren, sondern im Geschmack. Vieles kocht auch einfach… viel zu lang…
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Toll geschrieben, ich habe auch ein Hasenbraten - Trauma, aber es war mein Hase, sagte mir aber erst nach dem Essen.
Ja, ich erinnere mich an Daktari. Und an Koteletts. Herrlich, danke schön!
Aber du könntest, wenn du wolltest!
Danke. Hab jetzt mal was gepostet.Mal sehen , ob es klappt.
Wer hätte das gedacht, dass ein Brötchen mit scharfer Soße so extrem patologische Reaktionen nach sich ziehen kann. Aber, warum nicht?
Weniger als ein „Fuchzgerl“
Einkaufen gehörte zu meinen Pflichten, wie auch das samstägliche Straßenkehren und das allabendliche Milchholen beim Nachbarn. Für die pünktliche Erledigung meiner Aufgaben bekam ich ein „Fuchzgerl“ als wöchentliches Taschengeld von meiner Mutter ausgehändigt. Ich achtete sehr darauf, dass ich mit einer fünfzig Pfennigmünze bezahlt wurde, diesem silbrig glänzenden Geldstück mit der Frau drauf, die einen Baum pflanzte. Das Bild erinnerte mich an die Besuche im Pflanzgarten mit Papa, dem Förster, der den „Kulturfrauen“ mehrmals wöchentlich seine Aufwartung machte.
Aus dieser Zeit – ich bin sicher – stammt meine Faszination für alle käuflich zu erwerbende Dinge, die weniger als ein „Fuchzergel“ kosten, denn die konnte ich mir zu dieser Zeit leisten.
„Du musst auch nicht alles ausgeben“, belehrte mich Papa. „Sparst du bei Zeiten, so hast du in der Not!“
Wenn etwas weniger als ein „Fuchzergel“ kostete, so blieb noch was übrig vom Taschengeld und ich befolgte brav den Rat meines Vaters.
Der kleine Kramladen und die Bäckerei lagen im Unterdorf. Das Forsthaus, in dem ich mit meinen Eltern und meinem Bruder wohnte, lag im Oberdorf. Auch wenn das Dorf recht klein war, 241 Einwohner, ich war noch viel kleiner und der Gang zum Bäcker fühlte sich wie eine Tagesreise an.
Wie gerne wäre ich mit meinem Kinderfahrrad gefahren, aber damit durfte ich nicht den steilen Berg hinunter ins Unterdorf rasen.
„Erste wenn du groß bist und schon mit meinem Radl fahren kannst!“, stellte mir Mama das Ende meiner erzwungenen Fußmärsche in Aussicht.
Unermüdlich hatte ich heimlich geübt. Ich war zu klein, um mich auf den Sattel setzen zu können. Die Füße hätten nicht bis zu den Pedalen gereicht. Aber es gelang mir, im Stehen zu radeln.
Egal, ich betrachtete die Bedingung als erfüllt, und fühlte mich berechtigt fortan zum Einkaufen zu radeln.
Ich liebte es, die Bäckerei zu betreten. Es duftete so gut nach frischem Brot. Die Eingangstür zum Laden brachte eine kleine Glocke zum Bimmeln und es dauerte nicht lange, da erschien der Bäcker mit weißer Schürze im Laden.
Anfangs wunderte ich mich, dass der Bäcker an manchen Tagen freundlich und zum Plaudern aufgelegt war, an anderen dagegen blieb er recht kurz angebunden. Erst einige Zeit später erfuhr ich, dass das nicht ein Bäcker war, sondern zwei verschiedene. Die Dorfbäckerei betrieb ein Zwillingsbruderpaar, die beide das Bäckerhandwerk erlernt hatten.
„Zwei Schleus Semmeln und ein Brot bitte“, bat ich den Bäcker und legte das Geld auf den Tisch, das mir Mama mitgegeben hatte. Ein „Schleus“ ist eine Kette von vier zusammengebackenen Brötchen, das jeweils äußere war abgerundet und hatte eine Nahtstelle zum Nachbarbrötchen, die beiden Mittleren hatten auf jeder Seite eine Nahtstelle. So ein Schleus kostete 25 Pfennige. Das Brot gab es in zwei Sorten ein Längliches und ein Rundes. Das Längliche kostete 75 Pfennige und das größere Runde 90. Welche Sorte Brot musste der Bäcker gar nicht fragen, denn Mama wollte das hellere, weichere Längliche. Mir wäre eigentlich das dunklere „Bauernbrot“ lieber gewesen, denn ich liebte die würzige kräftige Kruste.
„Kannst du nicht mal ein Brot nur aus Kruste backen?“, fragte ich den Gesprächigeren der Zwilling eines Tages und er lachte.
Ungefähr ein Jahr später eröffnete mir der freundliche Mann bei einem meiner Besuche:
„Aber heute“, so sagte er, „habe ich für dich extra ein Brot gebacken, das fast nur aus Kruste besteht.
„Vinschgerl“ nannte er es.
„Das Rezept stammt aus Österreich“, meine er und brach mir ein Stück von einem Exemplar ab und ließ mich probieren.
Es war ein Fladenbrot, dunkel und würzig, duftete vielversprechend und schmeckte unvergleichlich. Ich bin bis heute ein Vinschgerl Fan, aber ein so gutes, wie das beim „Beck“ habe ich keines mehr gefunden. Es war im Vergleich zu denen, die man heute bekommt recht groß. Von der Masse her lag es zwischen einem Schleus Semmel und einem Brot und kostete 45 Pfennige.
Ab und an leistete ich mir so ein Vinschgerl, das im Rennen um mein Taschengeld ab und an gegenüber Schokolade und Bonbons Sieger blieb.
Jahre später, ich besuchte schon das Internat in Ettal und und war nur noch in den Ferien in Etzgersrieth, war der Preis für das Vinschgerl auf 50 Pfennige gestiegen. Obwohl mein Taschengeld es längst hergeben hätte: Luxusartikel wie Gebäck und Süßigkeiten, mussten bei mir immer noch der Anforderung „weniger als ein Fuchzgerl“ genügen. Das Vinschgerl war also aus dem Rennen!
Genau so ging es der „Leberkassemmel“, die ich Jahre später als Fahrschüler und Gymnasiast in Rosenheim mir gerne gönnte. Als die auf 50 Pfennige stieg, hat mich das sehr erbost. Noch nach Wochen bin ich demonstrativ in die Metzgerei „Buffler“ gegangen und habe gefragt, was denn eine „Leberkassemmel“ kosten würde. Als sie mir den Preis von 50 Pfennig nannten, meinte ich:
„Das ist mir zu teuer!“, und verließ den Laden. Genützt hat es leider nicht!
Als die Euro Umstellung kam und so manches wieder unter ein „Fuchzgerl“ sank, interessierte mich eine „Leberkassemmel“ nicht mehr. Ich war inzwischen Vegetarier geworden. Allerdings war das geliebte Vinschgerl hin und wieder zu dem geforderten Preis zu haben.
Meinem „weniger als ein Fuchzgerl“ – Tick bin ich bis heute treu geblieben, wenn das Eurocent-Fuchzgerl auch nicht mehr die edle Schönheit des Pfennig-Fuchzgerls hat. Aber die Auswahl ist dünn geworden. Beim Nahkauf hier im Dorf in Thüringen, wo ich seit 12 Jahren lebe, muss ich schon Glück haben, dass eine interessante Leckerei auf dem „stark verbilligt“ Tisch landet, weil der Ablauf des Haltbarkeitsdatums unmittelbar bevorsteht. Ein Artikel allerdings ist noch zum regulären Preis erschwinglich. Es gibt eine sehr leckere Haselnuss – Vollmilch Schokolade der Hausmarke „Ja“, die für 49 Cent zu haben ist. Die leiste ich mir noch einmal die Woche und genieße sie dann Stückchen für Stückchen auf der Zunge schmelzend, hin und wieder genüsslich saugend, um die sich verflüssigende Schokolade schneller von den Haselnusssplittern zu trennen, die ich dann mit den Zähnen ganz fein zermahle, bevor ich sie aus dem Mundraum in Richtung Magen entlasse.
Die Frau an der Kasse, die von meinem Tick weiß, erklärt mir dann:
„Lange wird er Preis nicht mehr halten!“, und ich weiß das. Auf dem Zettel für das Saatgut steht schon „Zuckerrüben“. Nachdem dieses Jahr der Poppkorn-Mais gelungen ist, werden auch ein paar Zuckerrüben gedeihen, um einen Ersatz für den kurz bevorstehenden Verlust der letzten kommerziellen Leckerei zu kreieren.
Ein viel größerer Einschnitt steht bevor: noch kostet mich die Kilowattstunde Strom als langjähriger Kunde bei meinem Ökostrom Lieferanten 31,6 Cent. Aber es gibt wenig Hoffnung, dass der Preis über das Jahresende hinaus unter einem „Fuchzgerl“ bleibt. Die Erweiterung meiner Solaranlage ist schon bestellt. Die Planung für den Ausbau des Speichers ist im Gange. Bald werde ich den Bezug des Netzstromes aus dem öffentlichen Netz einstellen. Ein „Fuchzgerl“ ist die Schmerzgrenze!
Ich male das letzte Feld auf meinem Ausmalbild aus und lasse den Stift auf den Tisch fallen. Zufrieden betrachte ich mein vollendetes Werk und grinse. Das muss ich sofort Papa zeigen. Schnell springe ich auf und renne durch den langen Flur nach vorne in die Küche. Kurz vor der Tür bremse ich ab. Noch bevor ich durch die Tür trete steigt mir ein warmer, süßer Duft in die Nase. Papa kocht! Aber was kocht er?
Neugierig stecke ich mein Nase durch die Tür. Es stehen zwei große Töpfe und ein kleiner auf dem Herd. Ich lasse mein Bild fallen und schleiche vorsichtig zu Papa an den Herd.
„Na Würmchen. Hast du Hunger?“ Ich nicke, halte mich an der Kante von der Arbeitsplatte fest und versuche in den kleinen Topf zu spähen. Doch ich bin zu klein. Papa lacht und hebt mich auf den Arm. Von hier oben kann ich durch die Glasdeckel die Baseball großen Klöße sehen, welche sanft vom leicht köchelnden Wasser hin und her geschaukelt werden. In dem kleinen Topf ist eine Gelbe Flüssigkeit. Ihr fettiger Geruch kommt mir bekannt vor. Ich schaue Papa mit Großen Augen an.
„Das sind Zwetschgenknödel. In den Knödeln ist eine Zwetschge und ein Zuckerstück. Das Gericht hat deine Oma immer gemacht wenn es draußen geregnet hat. Als ich so klein war wie du, habe ich dieses Gericht geliebt.“
Fasziniert von dem treiben schmiege ich mich an Papas Schulter und atme den Duft noch einmal ein. Doch dann bemerke ich wie aus einem der Knödel etwas lila-farbendes raus läuft und sich mit dem Wasser vermischt.
„Papa, der ist kaputt!“, rufe ich entsetzt. „Schmeckt er jetzt nicht mehr?“
Papa lacht und setzt mich auf dem Boden ab: „Nein Würmchen. Das bedeutet nur das sie jetzt fertig sind. Hol deine Mama und deine Schwester, ich stelle alles auf den Tisch.
Ich nicke, renne erneut durch den Flur und hole Mama und Liz. Dann flitze ich wieder nach vorne, denn ich will den ersten Knödel probieren den Papa aus dem Wasser holt.
Als wir alle gemeinsam am Küchentisch sitzen, staune ich über den großen runden Knödel den Papa mir auf den Teller legt. Er sieht so viel größer aus als im Topf. Als Papa ihn aufschneidet, steigt eine süß riechende Dampfwolke aus dem Knödel heraus. Der Saft der Pflaume läuft auf den Teller und das Zuckerstück von dem Papa vorhin noch gesprochen hat ist nicht mehr zu sehen. Staunend schaue ich wie er mir geschmolzene Butter, ein bisschen Zucker, Semmelbrösel und Mohn über den einzelnen Stücke streut.
„Vorsicht, er ist heiß“, warnt Papa mich und setzt sich hin um sein essen zu schneiden. Ich staune und sehe zu wie der Zucker sich langsam auflöst. Vorsichtig steche ich ein Stück Knödel mit Pflaume auf und puste kräftig. Der Pflaumensaft spritzt auf den Teller und als ich das Stück in den Mund stecke, schmecke ich all die verschiedenen Geschmäcker. Den Pflaumensaft der dank dem Zucker noch süßer ist, der Mohn mit seiner körnig leichten Bitterkeit, die Semmelbrösel die den Geschmack von selbst gebackenem Brot mitbringen und die leichte Butternote. In diesem Moment wurde mir klar, das diese Knödel für immer mein absolutes Lieblings Gericht sein werden.
Froschaugen oder die dunkle Seite meiner Schwester
Meine Schwester Manuela ist schon ein Biest. Sie ist fünf Jahre älter als ich und nichts macht ihr mehr Freude, als mich zu piesacken oder wie sie es sagen würde: Mich auf mein bevorstehendes schweres Leben vorzubereiten. Schon im Kleinkindalter fühlte sie sich dazu verpflichtet, mir die Welt zu erklären und einige Dinge geradezurücken, die mir noch in meinem kindlichen Hirn herumschwirrten. Ob ich wollte oder nicht! Ich wollte nie!
„Ich kann Dich einfach nicht belügen!“, sagte sie immer als lächelnde Entschuldigung.
Beispiel: Ich war gerade vier Jahre alt geworden. Wir lagen eines Abends wie immer im gemeinsamen Zimmer in unseren warmen Betten, Weihnachten stand kurz bevor. Draußen war es kalt und schneebedeckt. Ich war schon total aufgeregt, denn mein Wunschzettel war riesig. Kein Fleck auf ihm war leer geblieben, alles mit feinsäuberlich ausgeschnittenen Bildern zugeklebt. Der Weihnachtsmann würde schwer zu tragen haben!
Wir flüsterten uns in den Betten liegend noch Dinge zu, die wir am Tag zuvor erlebten hatten und uns immer noch beschäftigten. Offensichtlich langweilte sich Manuela dann bei meiner grandiosen Erzählung des heutigen Schneemannbauens mit meinem besten Freund Maik, denn sie haute plötzlich und unerwartet die nächste Lebensweisheit heraus: „Weißt Du was, es gibt gar keinen Weihnachtsmann! Das ist nur Onkel Dieter! Das sieht man doch! Deinen Wunschzettel kannst Du wegschmeißen, dafür haben unsere Eltern kein Geld!“ PENG! Ich war in Schockstarre. Manuela log nie, das wusste ich aus Erfahrung. Wenn man die Zunge an eine gefrorene Eisenstange hält, hat man es wirklich schwer weiterzugehen, Feuer ist tatsächlich heiß, ich sehe wirklich untenherum anders aus als sie und eine Zwiebel schmeckt komischer Weise nicht wie ein Apfel, obwohl beide rund sind! Verrückte Welt!
Da von mir keine Reaktion kam und sie im dunklen nicht meine Tränen sah, erzählte sie mir im gleichen Atemzug auch noch fix, dass sie eigentlich nicht meine Schwester sei. Meine Mutter sei nicht ihre Mutter, wir hätten nur den selben Vater. „Du bist nur mein halber Bruder!“ Zweites PENG!
Ich wusste zwar nicht, was der halbe Bruder für mich zu bedeuten hatte, immerhin lag sie ja trotzdem neben mir, aber an Schlaf war in dieser Nacht nicht mehr zu denken!
Unsere Kindheit war schon komisch. Einerseits sehr liebevoll und behütet, andererseits auch mal das ganze Gegenteil. Wir hatten einen sehr dominanten Vater, der es sich ab und an nicht nehmen ließ, uns mit Ledergürtel und Fäusten auf den richtigen Weg zu lenken. Gut, es war jetzt nicht die Regel, aber wenn dem alten Herrn die Argumente ausgingen, musste auch mal eine härtere Gangart seinen Willen durchsetzen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Aber so ergab es sich eines Tages zur Mittagszeit folgendes: Es war Wochenende, schulfrei und mein Vater hatte in seiner unendlichen Gnade etwas für unsere Familie gekocht. Angeblich hatte er das schon früher bei Oma, also seiner Mutter, immer gern gegessen und es würde total lecker schmecken! Mama und Manuela würden es schon kennen und auch sehr mögen. Kinder sind ja so leicht manipulierbar.
Ich saß erwartungsvoll mit hungrigen Bauch am Essenstisch in der Küche und starrte auf unsere noch leeren tiefen weißen Teller. Meine Schwester saß am Tisch mir gegenüber und bekam die erste Kelle „Milchsuppe!“, wie der alte Herr stolz tönte. Okay, dachte ich: ich liebe Milch, ich liebe Suppe. Das muss gut sein! Ich konnte kaum erwarten, dass meine Kelle endlich angeflogen kam. Der Magen bestätigte hastig den Wunsch nach etwas Essbarem. Meine erste Kelle kam! Etwas irritiert rührte ich in der Suppe herum, um herauszufinden, was da so noch rumschwamm. „Was ist denn da drin?“ fragte ich irritiert und stocherte mit forschendem Blick weiter in der weißen Flüssigkeit vor mir. Ich sah deutlich, dass mit der Suppe etwas nicht stimmen konnte. Komischer Glibber war in der Suppe. Ich schaute meinen Vater fragend an. Er kam mit der nächsten Kelle in meine Richtung.
„Sago!“ antwortete mein Vater schon etwas missgelaunt über meinen abwehrenden Gesichtsausdruck und füllte den Teller bis zum Rand. „Iss jetzt und halt den Mund!“
„Das sind Froschaugen!“ antwortete Manuela triumphierend wissend. Ich kannte Frösche aus dem Teich bei uns um die Ecke. Die hatte ich bisher aber nicht mit Essen in Verbindung gebracht, sondern sie waren eher glitschig und schleimig. Man konnte allesmögliche mit ihnen veranstalten, Froschrennen, Froschweitwurf, Froschhochsprung, Froschweitsprung und noch so einiges mehr. Aber die Augen herausnehmen und essen? Mein Magen drehte sich um. Im Leben würde ich keine Froschaugen essen!
„Das esse ich nicht!“ stieß ich entsetzt heraus.
„Das wirst Du jetzt essen! Das sind keine Froschaugen, verdammt nochmal!“ kam es bestimmend von meinem Vater. „Manuela, hör auf mit dem Quatsch!“. Meine Schwester schob sich den ersten Löffel in den Mund und machte sofort einen quakenden Laut während sie dabei die Suppe gekonnt von einer Wange zu anderen schaukelte. „OH!“ schoss es aus ihr heraus und etwas Milch flog aus ihrem Mund in meine Richtung. „Die bewegen sich noch!“ lachte sie blubbernd weiter. Beinahe wäre noch mehr weiße Flüssigkeit aus ihrem Mund gequollen. Sie freute sich über ihren Spaß an meinem Ekel. Mir wurde immer übler und ich hatte schlagartig keinen Hunger mehr. Wenn Manuela sagt, dass sind Froschaugen, dann waren es auch welche! Erfahrungen sind etwas Tolles!
„Nein!“ traute ich mich vorsichtig aber bestimmt noch einmal zu erwidern.
„Und ob!“ erwiderte mein Vater. Die Familie schaufelte sich genüsslich die Suppe rein. Nur mein Teller blieb unberührt. Sind die verrückt? dachte ich. Wie eklig! Alle aßen diese furchtbare Froschaugensuppe. Ich aber blieb stur und verweigerte zu essen.
Nach einer ganzen Weile, die Teller der Familie waren schon fast leer, schaute mein Vater zu mir rüber. „Und wenn Du den ganzen Tag hier sitzt, der Teller wird leer gegessen!“ Mein Vater kannte keine Gnade! Meine Mutter schaute dennoch flehend zu meinem Vater und bat mit Blicken, er möge mir diese Tortur doch bitte ersparen. Vergeblich!
Nachdem meine Familie aufgegessen hatte und sich langsam wieder vom Mittagstisch erhob, blieb ich allein zurück. Mutter streichelte im Vorbeigehen meine Schulter und flüsterte noch schnell zu mir. „Probiere es wenigstens, dann gibt er vielleicht Ruhe.“
Es war sinnlos. „Der Junge isst den ganzen Teller auf!“ bestimmte er abermals. Wenn mein Vater etwas anordnete, war es ein unumstößliches Gesetz!
Meine Freunde warteten bereits draußen, denn an der Wohnungstür klingelte es. Ich hörte nur Fetzen des Gesprächs: „…isst noch schnell auf…“ Von wegen! Wir waren nach dem Mittag verabredet und wollten eine eigene Eisbahn bauen. Ich hatte Sehnsucht nach Freiheit, Schlittern und nach einer dicken Käsestulle! Mir blieb aber leider nur, entweder den ganzen Tag an diesem mittlerweile verhassten Tisch zu sitzen oder eben die Froschaugen zu essen. Was sollte ich tun? Vater würde mich nie im Leben zu meinen Freunden lassen, wenn ich ihm nicht bedingungslos gehorchte und diese Froschaugen schluckte.
Mittlerweile saß ich allein am Tisch, völlig verzweifelt und ratlos. Ab und zu kam jemand vorbei und schaute auf den Teller. Natürlich war er weiterhin unberührt und ich immer hilfloser. Nach einer gefühlten Ewigkeit, es waren mit Sicherheit zwei Jahre vergangen, nahm ich meinen Löffel widerwillig in die Hand. Mir blieb kein anderer Ausweg. Langsam und vorsichtig nahm ich den ersten Löffel Milchsuppe in den Mund. Ich versuchte, den Mund so wenig wie möglich zu bewegen, um nicht mit den Froschaugen in Berührung zu kommen. Würgend bekam ich den ersten Löffel herunter, ohne wirklich etwas zu schmecken. Der bloße Gedanke an lebende Froschaugen, ließ mich alles andere verdrängen. Ich war wie in Trance. Anders kann ich mir nicht erklären, wie ich damals einen ganzen Teller Froschaugen irgendwie herunterbekam. Immer wieder würgend schob ich einen nach dem anderen Löffel in meinen Mund. Nach gefühlten weiteren zwei Jahren war der Teller leer. Endlich! Schweißgebadet saß ich vor meinem vollendeten Werk. Nicht wirklich stolz, sondern eher angewidert.
Gerade in dem Moment kam mein Vater in die Küche. Er hatte mit Sicherheit vor der Tür auf der Lauer gelegen. Völlig erschöpft präsentierte ich meine Heldentat, indem ich meinen Teller hochhielt. Zwar war mir speiübel, aber Held bleibt Held!
„Na, wenn Du den Teller geschafft hast, dann gibt’s zur Belohnung noch einen!“ Erwähnte ich, dass mein Vater ein Sadist sein konnte?
Noch bevor die neue Kelle meinen Teller erreichen konnte, füllte ich ihn von allein. Ein großer Schwall schoss aus mir heraus, direkt auf meinen leeren Teller. Plötzlich war er wieder voll. Einfach so. Verrückte Welt!
Auf einmal durfte ich mit einer dicken Käsestulle zu meinen Jungs nach draußen… Geht doch!
Ich habe bis heute keine Froschaugen mehr gegessen!
Dankeschön oha, das ist dann noch heftiger.
Der Apfelbaum steht einsam und verlassen mitten auf dem Pachtland. Er sieht dort schon etwas verloren aus. Einige Äste neigen sich aufgrund der vielen Äpfel fast bis zum Boden. Die könnte selbst ein Kleinkind pflücken.
Mein Mann hat mir die große Leiter zum Baum gestellt. Chriss und ich sind mit je einem Eimer bewaffnet und wollen zur Tat schreiten. Ich klettere die Leiter hoch und Chriss sichert mich unten. Innerhalb von einer Stunde sind beide Eimer randvoll mit Äpfeln.
„Was willst du mit den ganzen Äpfeln machen, Mama?“ fragt Chriss mich.
„Ich dachte da an nen leckeren Apfelkuchen oder auch Apfelmus.“ erwidere ich. Er nickt zustimmend. Schweigend gehen wir den Garten hoch zurück ins Haus.
„Haben wir eigentlich alles für Apfelkuchen da, Mama?“ fragt Mina mich. „Dann können wir ja gleich loslegen, ich helf dir auch“ sagt sie mit leuchtenden Augen.
Ich schaue in der Küche nach. Tatsächlich habe ich alle Zutaten für Apfelkuchen da. Gemeinsam schälen und schneiden wir die Äpfel und rühren den Teig fertig. Ich fette die Springform ein und fülle den Teig ein.
„Darf ich Teig schlecken?“ fragt Mina. „Natürlich, aber pass auf, dass du kein Bauchweh bekommst“ erwidere ich.
Ich geniesse diese gemeinsame Zeit mit meinen beiden Jüngsten, besonders jetzt, wo sie beide elendige Pubertiere sind.
Nach einer Stunde ist der Kuchen fertig. Wir sitzen alle am Küchentisch und essen den lauwarmen Apfelkuchen. „Mama, der ist echt super lecker, den müssen wir bald wieder backen!“ ruft Mina.
Der Rest der Bande nickt zustimmend.
Wie einfach es doch manchmal ist, alle Familienmitglieder gleichzeitig glücklich zu machen, siniere ich still vor mich hin.
Super Formulierung. Nicht nur das gefällt mir, sondern ich sitze bei den Leuten mit den unaussprechlichen Namen und koste von ihrem Essen mit.
Na klar, auf jeden Fall. Hab’s auch schon ab und zu gemacht. Ist einfach zu lecker!
Ja, da hast du recht, besonders hinsichtlich der Länge der Kochzeit, mit Ausnahme von den üblichen Pilzen. Da empfehle ich als PSV der DGfM immer eine längere Garzeit als 5 Minuten, damit hitzelabile Gifte verschwinden. Bei hitzesstabilen Giften nützt eine lange Garzeit eben nichts. Da droht Krankenhaus. LGF
Danke
Ja, der Berg spielt eine zentrale Rolle in der Geschichte…
Danke liebe Sandra, ja, es war oft ein Sisyphus Kampf zwischen Genuss und Verdruss… Ich hab mich aber schlussendlich für Genuss entschieden… Und das war die glücklichste Entscheidung meines Daseins lg Evelyn