Seelsorger beim plötzlichen Kindstod

Hi,
ich habe eine Figur, bei der gerade die Polizei zu Hause ist, weil ihr Sohn tot im Bettchen liegt. Zugegen ist auch ein Bestatter.
Frage: Ist dann auch ein Seelsorger zugegen?
Wenn ja: Wer bringt den Seelsorger mit? Also, wer verständigt einen solchen?
Zusatzinfo: Die Mutter steht nicht unter Verdacht. Es ist eine routinemäßige Untersuchung, weil die Mutter ihren Sohn leblos vorgefunden hat und nichts auf Misshandlungen hindeutet.

Was ich nicht erzählen möchte, ist wie es überhaupt dazu gekommen ist, dass die Polizei im Haus ist und wer gegebenenfalls den Notarzt verständigt hat und wann und wie der Tod festgestellt worden ist. Das spielt für die Geschichte überhaupt keine Rolle. Mich interessiert nur, ob die Polizei einen Seelsorger mitbringt oder nicht.

Rein gefühls,äßig würde ich sagen, dass die Polizei die Mutter fragen wird, ob sie psychologische / seelsorgerische Hilfe haben will

Ich habe überhaupt keinen Seelsorger erwähnt und eine meiner Testleserinnen meinte, sie würde einen Seelsorger vermissen. Der wäre in solchen Fällen immer dabei. Zum Glück kenne ich persönlich keinen Fall in dieser Richtung. Ich würde auch meinen, dass nicht zwingend einer dabei ist, weiß es aber nicht.

Ich meine mal gehört zu haben, dass in solchen Fällen die Polizei Seelsorger, Psychologen etc. an der Hand hat und anbietet an, ob sie jemanden holen sollen. Genau weiß ichs aber nicht.

Dann lasse ich es am besten wie es ist. Sonst muss ich wieder eine völlig neue Figur erschaffen, die nur an dieser einen Stelle vorkommen würde und ansonsten überhaupt keine Rolle spielt. Das verwirrt vermutlich nur.

Ja, würde ich auch so machen, wenn die Sache für die Story eh nicht weiter wichtig ist.

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Wir hatten einen recht ähnlichen Fall in der Nachbarschaft.

Die Polizei war ohne Seelsorger da, hat diesen auch nicht angefordert, sondern einen Krankenwagen gerufen, mit dem die Mutter in eine psychiatrische Einrichtung gefahren wurde. Die Beamten haben auch da erstmal telefoniert, um einen freien Notfallplatz zu finden.

Soweit ich (!) weiß, werden Notfallseelsorger nur bei Großeinsätzen sofort zum Ort des Geschehens gebracht.

Aber: hier ist auch Großstadt mit guter Klinikabdeckung.

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Seelsorger sind unter anderem auch von Anfang an dabei, wenn eine Leiche gefunden wird ohne genaue Todesursache, wenn die Polizei den Angehörigen die Nachricht vom Tod überbringt.

Dieser ruft auch bei den Angehörigen an, die u.a. noch in der Arbeit sind… :pensive:
… allerdings hätte ich diesen speziellen Kandidaten damals fast durch’s Telefon gezogen, nachdem er mir dreimal gesagt hat „Normalerweise machen wir sowas ja nicht telefonisch…“ und auf wiederholtes Nachfragen nicht mitteilen wollte was passiert ist. DAS was passiert war, war ja schon direkt nach den ersten Worten klar. Erst als ich gedroht habe aufzulegen, wenn er nicht endlich sagt was los ist, hat er endlich die Nachricht überbracht. - sorry, ich schweife ab, aber das regt mich heute noch auf :triumph:

Im Falle eines plötzlichen Kindstodes würde ich ebenfalls davon ausgehen, dass durch die Polizei/Notarzt nach Feststellung des Todes und je nach Zustand der Eltern sowie Möglichkeit Familienangehörige als Stütze für die trauernden Eltern hinzuzuziehen, entweder ein Seelsorger hinzugezogen wird, oder die Betroffenen in eine entsprechende Einrichtung zur weiteren Betreuung gebracht werden.

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Die Polizei reagiert in meiner Geschichte wenig empathisch. Sie macht ihren Job, stellt Fragen, macht Notizen.

Also relativ nüchtern und nach Lehrbuch?

Genau so.

Die Polizei erfragt, ob ein Seelsorger hinzugezogen werden soll. Falls ja. Wird er über die Leitstelle hinzugerufen.

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Okay. Also noch eine Bestätigung dafür, dass ich den Seelsorger weglasse.

ich musste diese Situation berufsbedingt leider einige Male miterleben - grauenvoll. Ein Seelsorger wird nicht automatisch hinzugezogen. Wir (das Notarzt-Team) haben uns immer bemüht, möglichst lange vor Ort zu bleiben, auch bis die Polizei da ist (die immer hinzugezogen wird, weil auf dem Todesschein „unklare Todesursache“ angekreuzt wird). Den Eltern wird angeboten, dass man Freunde, Verwandte, Nachbarn informiert und fragt, ob jemand zur Unterstützung kommen kann - und man fragt auch, ob man einen Seelsorger holen soll (aber wie gesagt: nicht „automatisch“. Aber das hat @Rey oben ja auch schon gesagt - völlig korrekt.

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M.E. ist das unabhängig von der Todesursache. Es gibt das Kriseninterventionsteam, Psychologen oder ggf. Theologen, ob regelhaft bei jeder Todesnachricht-Überbringung ein Mitglied des KIT dabei ist, weiß ich leider nicht. Ich habe es aber erlebt, dass mich die Polizei einmal gebeten hat, mitzufahren und im Auto zu warten für den Fall, dass eine ärztliche Intervention nötig würde.

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Ich denke auch, dass es auf die Situation ankommt. In unserem Fall war mein Vater damals joggen und kam nicht zurück. Ein Waldarbeiter hat ihn dann auf einem Waldweg gefunden - plötzlicher Herztod. Er hat zum Glück nicht leiden müssen.

Allerdings kann ich mir kaum eine Situation vorstellen in der nicht entsprechende Hilfe benötigt wird. Egal wie, es ist für die Angehörigen traumatisch.

Das sehe ich auch so. In meinem Roman wird die Figur jedoch allein gelassen. Mich hatte interessiert, ob das realistisch ist. Offenbar ist es das.

Die Vorstellung in einer Situation, wie Du es beschreibst, völlig ohne Beistand und Halt zu sein ist mehr als beängstigend. Die Nornen durchtrennen einen Lebensfaden und nehmen die Eltern im freien Fall mit. Ohne Netz und ohne Hoffnung.

Ich will mir die Auswirkungen für Deine Protagonistin gar nicht vorstellen.

Es gibt eine Figur, die das ausnutzt. Davon handelt der Roman, von einem, der skrupellos ist.

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Ich ahne wohin das führt … und meine Nackenhaare feiern grad ne Stehparty :flushed:

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