Schreiben to go

„Warum fragst, du? Ich denke, mit einem vierwöchigen Aufenthalt wäre alles erledigt. Allerdings könnte ich auch meinem Verwalter, Herrn Jakobson, den Auftrag erteilen, die letzten Aufträge zum Abschluss zu bringen. Die übrigen Gelder könnten per Bankanweisung an mich gesendet werden. In Funchal gibt es eine Filiale der Baring Brothers, das könnte gehen.“
„Dann gib diesem Jakobson Bescheid. Steig bei mir ins Geschäft ein, ich brauche Menschen, auf die ich mich verlassen kann. Was sagst du?“

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“Ist das dein ernst, Vater?”, fragte Thomas überrumpelt.
“Sicher, mein Junge”, brummte Morgan. “Wie du weißt, mache ich keine leeren Worte.”
“Ja, natürlich.” Thomas nickte und fragte: “Was für ein Geschäft ist das?” Morgan berichtete seinem Sohn von den Ereignissen auf Madeira. Thomas konnte kaum glauben, was er hörte. “Unglaublich”, murmelte er ein ums andere Mal.
“Na, was sagst du?”, fragte Morgan noch einmal, als er geendet hatte.
“Abgemacht”, sagte Thomas und schlug in die Hand seines Vaters ein.

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Laute Befehle drangen zu ihnen herüber. Die Enterprise lichtete den Anker. Die Männer in den Wanten ließen die Segel herab. Dann dauerte es nicht mehr lange und die Enterprise verließ den Hafen von Santa Cruz. Morgan dachte an Tim und die Umstände, die sie zusammengeführt hatten. Und an das Gold. „Er wird seinen Weg schon machen“, dachte er laut. „Wer?“, fragte Thomas. Morgan antwortete nicht. Stattdessen sagte er: „Komm. Wir teilen den anderen unsere Pläne mit. Dann heißt es auch bald Abschied nehmen.“

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Zurück auf der Lale trafen Morgan und Thomas auf Antoine und Geraldine, die gerade ihr Gepäck an Deck brachten. “Wir haben etwas mitzuteilen”, sagte Morgan zu den beiden. “Würdest du bitte Francis und Charlotte hierher bitten”, wandte er sich an Geraldine. “Und Peter”, er winkte den Schiffsjungen zu sich, “gehe zur Aurelia und hole Warlock und Aliena. Ich muss mit ihnen sprechen.”
Wenige Minuten später waren alle an Deck der Lale versammelt. Und Morgan und Thomas erzählten ihnen, was sie beschlossen hatten.
„Das ist eine großartige Idee!“, freute sich Warlock. Er umarmte seinen Vater und Großvater. „Wir bleiben alle mehr oder weniger in der Nähe. Können uns jederzeit besuchen …“ Warlock brach ab, als er das geheimnisvolle Lächeln seiner Schwester bemerkte. „Francis und ich haben euch auch etwas mitzuteilen. Aber rede erst du zu Ende, Warlock.“
„Wo war ich gerade? Ach ja“, fuhr er fort. „Aliena und ich reparieren das Haus. Wenn es fertig ist, laden wir euch alle zu einem Fest ein. Ich hoffe, bis dahin hast du deine Schwester gefunden,“ sagte er zu Geraldine. „Wir werden sie schon finden“, sagte Antoine und fasste Geraldine‘s Hand.

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Alle sahen jetzt Charlotte und Francis fragend an. Die beiden sahen so glücklich aus, dass Morgan ein Verdacht kam.
“Du machst mich doch nicht etwa zum Urgroßvater? So alt bin ich doch noch gar nicht!”, dröhnte sein Bass über das Deck.
Beide nickten nur wortlos und wieder flogen Mützen in die Luft und es erklangen vielstimmige Glückwünsche.

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“Und wir gehen auch nicht nach Übersee, sondern bleiben hier. Francis hat hier so viele Geschäfte und Ländereien, unsere Freunde sind hier und ich will Großvater helfen, auch wenn ich erstmal nicht so viel Zeit haben werde”, sagte Charlotte resolut. Thomas lachte herzlich.
“Das habt ihr ja klug eingefädelt! Vater hat mich ja gerade gefragt, ob ich bei ihm mit einsteige, das passt doch wunderbar!”

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Charlotte fiel ihrem Vater um den Hals. “Oh, das ist perfekt! Dann ist die ganze Familie ja wirklich hier oder nicht weit entfernt!” Sie strahlte.
“Nicht wie Grönland”, setzte sie dann noch hinzu.

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Geraldine und Antoine sahen dem fröhlichen Treiben etwas wehmütig zu. Sie hatten eine Passage auf einem der Schiffe gebucht, die im Hafen lagen. Am nächsten Tag sollte die HMS Endeavour schon ablegen. Knapp zwei Wochen später würden sie in Portsmouth anlegen und von dort weiterfahren nach London. Antoine hatte schon einige Ideen, wie sie die Suche nach Laura angehen könnten.

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Aliena bemerkte den Blick ihre Freundin und hakte sich bei ihr unter.
“Du wirst sehen, ihr findet Laura bestimmt.” Francis nickte zustimmend, er hatte Antoines Fähigkeiten als Ermittler schätzen gelernt in den letzten Jahren.
“Hör zu, Antoine, ihr könnt in meinem Stadthaus wohnen, wenn ihr in London seid. Ich gebe dir ein Schreiben für die Haushälterin mit. Mrs. Watson kennt dich ja auch. Und sie hat viele Kontakte in der Stadt, vielleicht kann sie euch helfen.”

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“Ah oui, bien sûr, das ischt sehrr freundlisch, Mylord”, antwortete Antoine in seinem weichen französischen Akzent, der ihm so in Fleisch und Blut übergegangen war, dass er es gar nicht mehr bemerkte. Geraldine fiel Francis um den Hals und küsste ihn herzhaft auf die Wange. Er wurde tatsächlich etwas rot und wehrte verlegen ab. Charlotte musste so sehr lachen, dass sie einen Schluckauf bekam.

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Antoine wusste das Angebot für die Unterkunft in Francis Stadthaus sehr zu schätzen, doch er und Geraldine hatten bereits alle Vorkehrungen für ihre Reise und ihren Aufenthalt in England getroffen. Sie würden für einige Zeit in einem der Häuser wohnen, die seiner Familie gehörten. Antoine hatte nie damit geprahlt und Francis konnte das nicht wissen. Antoine´s Familie war seit Generationen im Besitz einer Seifenmanufaktur und versorgte die Londoner Oberschicht mit den edelsten Seifen. Nach dem Umzug nach Frankreich gründete Antoine’s Vater eine weitere Manufaktur in Frankreich. Antoine´s Onkel führte die Geschäfte in London weiter. Antoine erinnerte sich gerne an seine frühe Kindheit. Sein Vater nahm ihn an den schulfreien Tagen und während der Ferien oft mit zu seinen Kunden. Er genoss die Besuche in den vornehmen Häusern und er war fasziniert von den Menschen, die darin lebten. Antoine beherrschte von klein auf ein gutes Benehmen. Wenn er seinen Vater begleitete, durfte er stets das kleine Päckchen tragen, woraus die wundervollsten Düfte strömten, während sein Vater eine lederne Tasche mit sich führte. Was sein Vater mit den vornehmen Damen und Herren besprach, hatte Antoine nie so richtig verstanden. Doch empfand er es stets als sehr geheimnisvoll. Leider änderte sich das alles mit dem Umzug nach Frankreich und Antoine´s Aufnahme im Internat. Nachdem Antoine seine schulische Laufbahn mehr schlecht als Recht zu Ende gebracht hatte, stellte ihn sein Vater einem Bekannten vor, dem Londoner Polizeiinspektor Sir Andrew Shawn. Der Witwer lebte bereits im Ruhestand in einem kleinen Häuschen in einem Londoner Vorort. In fast allen Zimmern stapelten sich Bücher, Akten und Papiere zu unterschiedlichsten Kriminalfällen. Antoine war fasziniert von diesem Menschen und er verbrachte die folgenden Jahre fast ausschließlich zusammen mit Andrew, der sich mit der Lösung von Verbrechen beschäftigte, die so heikel waren, das sie weder öffentlich bekannt, noch irgendwo gemeldet wurden. Antoine erinnerte sich an einen Fall einer entführten Adligen. Die Familie des Opfers hatte sich an Andrew gewandt und dem pensionierten Inspektor gelang es, die Angelegenheit schnell und diskret aufzuklären. So fand Antoine seine Leidenschaft, die er zu seinem Beruf machte. Geraldines Schwester Laura wieder aufzufinden, dürfte für ihn daher kein allzu großes Problem sein. Antoine freute sich darauf, nach England zurück zu kehren. Er hatte bereits einige Briefe verschickt und seine Ankunft angekündigt.
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Natürlich würde er Mrs. Watson einen Besuch abstatten, das verstand sich. Die gute Seele in Francis’ Stadthaushalt mochte er, sie hatte immer ein gutes Wort und noch viel mehr gute Tipps und Ratschläge für ihn gehabt.

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Morgan unterbrach die Stille “Dann werden wir mit Antoine und Geraldine heute Abend einen gebührenden Abschied feiern”.

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Kapitel 59

Morgan erhob sein Glas “Erinnert ihr euch noch an die Rauferei vor dem Riddler´s, als Antoine aus dem Fenster rief, hinunter stürmte und Geraldine aus dem Tumult befreite?” bemerkte er lachend. “Ja”, sagte Warlock “und es ist mir nicht entgangen, wie liebevoll sich Antoine um sie gekümmert hatte”. Morgan erhob sich von seinem Platz "Geraldine, ich stand dir damals sehr mißtrauisch gegenüber. Dafür entschuldige ich mich bei dir. Du bist mir, uns sehr ans Herz gewachsen und du bist ein Teil unserer Familie.

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Alle erhoben ihre Gläser und Geraldine schossen Tränen der Rührung in die Augen. Morgan ging zu ihr hin und nahm sie in die Arme.
“Ist gut mein Mädchen.”
Geraldine schniefte und erhob wieder ihr Glas.
“Auf die Familie”

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Wieder hatten sich alle im Riddler’s versammelt. Emma und Mozy freuten sich sehr, dass Charlotte und Francis bleiben würden. Morgan und Thomas, Warlock und Aliena waren auch nicht allzu weit weg, und Geraldine und Antoine würden sicherlich auch wiederkommen.
Charlotte folgte Emma in die Küche.
“Emma, ich muss dir etwas erzählen”, fing sie an, aber Emma lachte nur. “Dass du schwanger bist, Liebes? Das weiß ich schon ein paar Tage, und ich freue mich so für Euch. Dann werdet ihr bald eine richtige Familie sein. Sieh nur zu, dass Francis dich nicht in Watte packt, die Männer denken immer, wir wären plötzlich aus Glas!” Sie blinzelte Charlotte verschwörerisch zu und drückte ihr zwei Krüge mit Wein in die Hände.

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Charlotte war erleichtert. Emma war in den letzten Jahren ihre Freundin und mütterliche Vertraute geworden. Sie konnte sich auf sie verlassen.
Leichten Schrittes ging sie durch den langen Flur wieder in den Gastraum. Als sie an dem großen Spiegel vorbeikam, warf sie einen Blick hinein, aber sie selbst erkannte noch keine Veränderung an ihrer schlanken Mitte. Woran hatte also Emma das erkannt? Das musste sie sie bei nächster Gelegenheit mal fragen.

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Den ganzen Abend und die halbe Nacht verbrachten sie mit essen, trinken und erzählen. Die Erlebnisse der letzten Monate wurden wieder lebendig. Sie waren dankbar, dass sie es geschafft hatten, den Gefahren zu trotzen, denn es stand oft auf Messers Schneide, ob sie davonkamen oder nicht. Und Warlock und Geraldine waren fast ertrunken. Sie hatten verdammtes Glück gehabt, dass sie von Davy und Jan gefunden wurden. Es wurde auch derer gedacht, die nicht so viel Glück hatten. Wie zum Beispiel der Junge, der von Don Pedro’s Männern ermordet wurde.

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Dann wurde es allmählich Zeit, voneinander Abschied zu nehmen.

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