Schreiben to go

“Na, Kinder, nun ist es aber gut, ja? Jan, du wirst sicher schon erwartet, oder? Und Dorotea, das Brot backt sich nicht von alleine!”, bemerkte sie vielsagend. Jan nickte etwas schuldbewusst, das würde sicher ein Donnerwetter von Skully oder sogar dem Käpt’n geben, das war ihm klar.
“Ich komme wieder, Dorotea, sobald ich kann. Versprochen!” Sie nickte verträumt.

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Jan sauste los und war in Rekordzeit am Hafen angekommen. Er hatte gehofft, sich unbemerkt an Bord schleichen zu können, aber Skully lehnte mit seiner Pfeife an der Reling und hatte ihn schon von weitem kommen sehen. Er grinste voller Vorfreude.
“Jan, du Schwerenöter, wo kommst du denn jetzt her? Bist du wenigstens auf deine Kosten gekommen?”, rief er ihm entgegen. Jan wurde rot.

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Alle Köpfe der Vormittagswache ruckten hoch und alle grinsten. Das hatten einige gar nicht mitbekommen, dass Jan und Dorotea zusammen verschwunden waren. Umso neugieriger waren sie jetzt und umringten Jan mit gutmütigem Gelächter. Skully schüttelte den Kopf. Junge Liebe, du meine Güte. “Jan, ab ins Vorschiff, saubermachen!”, rief er. “Und ihr anderen, weitermachen!”
Jan machte, dass er unter Deck kam.

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Morgan lächelte “Wir sollten dem Jungen jetzt eine neue Aufgabe geben”, sagte er zu Skully. “Hast Recht, Käpt´n,”. Skully hatte die Tage zuvor schon einmal mit Morgan über den Jungen gesprochen. Jan war während der gesamten Reise mit vollem Eifer bei seiner Arbeit und darüber hinaus hatte er sich auch in den schwierigen Momenten für die Gemeinschaft nützlich gemacht. Er war nicht sonderlich kräftig, dafür klug, flink und hatte eine gute Auffassungsgabe. Zudem konnte er lesen und schreiben. Wenn Morgan seine Pläne in die Tat umsetzte, konnte er einen Assistenten mit diesen Eigenschaften gut gebrauchen. “Schicke mir den Jungen in meine Kabine”, sagte er und ging nach unten.

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Jan sah erschrocken auf, als Skully mit ernstem Gesicht auf ihn zu kam “He, Du, Bursche, Jan” rief er “Lass das Schrubben, der Käpt´n will mit dir reden”. Jan stand im Nu auf, klopfte sich die Hosenbeine sauber und noch ehe er Skully nach dem Grund fragen konnte winkte dieser ab “Mach hin, Junge”. Jan eilte los und während er zitternd wie Espenlaub vor der Kapitänskajüte stand, hatte Skully alle Mühe sein Lachen zu unterdrücken. Jan klopfte zaghaft an. “Herein”, hörte er die tiefe Stimme von Morgan. Jan betrat die Kajüte “Käpt´n, Sir”, grüßte er. Morgan deutet auf den freien Platz gegenüber seinem Arbeitstisch. “Setz dich, Jan, ich habe mit dir zu reden”. Jan ahnte nichts gutes. Wahrscheinlich würde ihn der Kapitän wegen seiner Verspätung über Bord werfen.

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“Kannst du lesen und schreiben”, fragte Morgan. Jan war eigentlich auf eine Standpauke gefasst und verstand die Frage zuerst nicht. “Hat es dir die Sprache verschlagen?”, fragte Morgan. “Nein, Sir, doch ja, Sir, ich meine ja, ich kann lesen und auch schreiben”. Morgan schob Jan ein großes, rechteckiges Buch zu. “Schlag es auf”, sagte er. Jan öffnete den Umschlag und blätterte in den Seiten. “Was siehst Du, Jan”. “Die Seiten sind leer, Käpt´n”. Morgan zeigte auf eine Schreibfeder und ein Fass Tinte. “Dies, Jan, ist von nun an dein Handwerkszeug. Du bist ab sofort mein persönlicher Schreiber, über alles was sich auf der Lale Andersen ereignet wirst du von heute an Buch führen. Er deutete auf das Buch. Ich möchte, das du zunächst unsere Reise der letzten Monate zu Papier bringst”.

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Jan wusste gar nicht, wie ihm geschah. Morgan erhob sich. “Nimm deine Sachen, ich bringe dich in deine Kajüte”. Jan war wie gelähmt. Hatte Morgan eben gesagt, er bringe ihn in seine Kajüte? Seit er die Lale betreten hatte, war sein Schlafplatz in einer alten Hängematte im Mannschaftsquartier.

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Jans Mund stand immer noch offen und er klappte ihn hörbar zu. Er? Sollte die Geschichte der letzten Monate aufschreiben? Und seit wann hatte er eine Kajüte?

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Morgan hatte einen der kleinen Verschläge vom Zimmermann umbauen lassen, sodass eine Koje, ein schmales Regal und eine klappbare Platte Platz gefunden hatten. Und eine Tür hatte er auch eingebaut. Jan machte große Augen. Das sollte sein Reich sein? Für ihn ganz allein?

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Jan strahlte über beide Ohren als er seine Kajüte betrat. Er legte das Buch und sein Schreibzeug in das schmale Regal, beugte sich hinunter zur Koje und befühlte das Bettzeug.

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Plötzlich hatte er einen dicken Kloß im Hals und die Augen gingen ihm über. Er, der kleine Jan aus einer der ärmsten Gegenden Amsterdams, bekam eine eigene Kajüte und einen verantwortungsvollen Posten. “Käpt’n, ich weiß nicht, was …”, stotterte er und schniefte leise.
Morgan lachte nur. “Glaub man ja nicht, dass das ein einfacher Posten ist, mein Junge. Du wirst ganz schön Schwitzen, nur auf andere Art.”

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“Von jetzt an bist du den Tagwachen zugeteilt. In der Vormittagswache und der Nachmittagswache schreibst du. In der Plattfusswache machst du normal Dienst, damit du nicht aus der Übung kommst. Bis du dich daran gewöhnt hast, werden sicher ein paar Tage vergehen”, meinte Morgan launig. “Wenn ich dich brauche, kommst Du mit auf meine Rundgänge und machst auch Besorgungen für mich.” Jan nickte eifrig.
Dann zog Morgan ein Paket unter der Koje hervor. “Hier sind zwei neue Hemden und zwei Hosen. Als Bordschreiber und Kapitänsassistent musst du ordentlich aussehen. Und du wäschst dich jeden Morgen und Abend gründlich, verstanden?”

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“Eye Sir”, sagte Jan voller stolz und gab sich Mühe eine aufrechte Haltung einzunehmen. “Nun will ich dich nicht bei deiner Arbeit aufhalten und Ich selbst habe auch noch einiges zu tun. Richte dich erstmal ein und dann begib dich an Deck zur Wache”. Morgan verließ die kleine Kajüte und schloss die Tür.

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Jan war zu Tränen gerührt. Er kam aus ärmsten Verhältnissen, verbrachte seine Kindheit in einem Heim im Armenviertel. Seine Eltern hatte er nie kennen gelernt. Er wusste vom Hörensagen, das er Im Alter von acht Monaten eines Morgens in einem Bündel vor dem Heim aufgefunden wurde, mit einem schmutzigen Tuch um den Hals, worauf in groben Stichen sein Name eingenäht war. Er versuchte die trüben Gedanken zu verdrängen, denn heute war sein großer Tag. Er nahm Hose und Hemd und verließ die Kajüte, konnte es kaum erwarten, frisch gewaschen in neuem Gewand zu erscheinen. Er ging hinaus und schloss die Tür. Dann fiel sein Blick auf das Schild, das der Zimmermann angebracht hatte. “Schiffschreiber. Jan de Groot”.

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Kapitel 58

Thomas stand an der Reling seines Schiffes und schaute hinaus auf das Meer. Er war überglücklich, das Charlotte endlich ihren Francis gefunden hatte. Warlock, der ihm noch vor wenigen Monaten als trotziger und aufmüpfiger Heranwachsender das Leben schwer machte, war so plötzlich erwachsen geworden und fand in Aliena die Liebe seines Lebens. Thomas spürte die Veränderung und er wusste noch nicht so recht, wie er damit umgehen sollte. Er fühlte sich auf einmal so leer und einsam und wanderte nun ziellos auf dem Deck auf und ab. Immer vier Schritte hin und vier zurück.

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“Darf ich an Bord kommen”, rief Morgan hinauf zu Thomas.

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“Erlaubnis erteilt”

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„Was willst du jetzt unternehmen, Sohn? Hast du schon Pläne, gehst du zurück nach Grönland?“, fragte Morgan, als er sich bei Thomas an der Reling eingefunden hatte.
„Die Geschäfte im Norden laufen nicht sonderlich gut. Ich bin schon lange am Überlegen, ob ich nicht alles auflöse und wieder zurück nach England gehe. Seit Catherine´s Tod läuft nichts mehr so, wie ich es plane. Mein Ärger mit Warlock hat mich zusätzlich noch abgelenkt vom Geschäft. Vielleicht sollte ich etwas völlig Neues beginnen. Jetzt, wo die Kinder in ihrem eigenen Leben angekommen sind, sollte ich die nötige Konzentration wohl wieder finden.“

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„Junge, das wirst du. Deine Kinder sind wohlgeraten. Charlotte ist zu einer starken Frau herangewachsen, glaube mir. Und was Warlock betrifft, der geht seinen Weg. Er weiß jetzt worauf es ankommt im Leben.“
Morgan betrachtet seinen Sohn nachdenklich. Thomas bemerkte dies.
„Was ist, Vater. Was denkst du?“
„Wie schnell kannst du deine Geschäfte in Grönland beenden?“

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