Schreiben to go

“Steh nicht hier rum und halte Maulaffen feil, Maria”, schimpfte die Köchin mit der schüchternen Magd. Diese lehnte am Mast und himmelte James MacLeod an, der den Bierhumpen absetzte und sich mit dem Unterarm den Mund abwischte. Sie hatte offenbar eine Schwäche für gut gebaute Schotten. “Los, an die Arbeit”, rief die Köchin. Seufzend löste Maria den Blick von James und begann, Essensreste von den Tellern zu kratzen.

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Es war weit nach Mitternacht, als sich die Feier dem Ende zuneigte. “Wir sollten Großvater in seine Kajüte bringen”, sagte Charlotte zu ihrem Vater.
Thomas rief zwei Matrosen herbei und deutete auf seinen Vater, der sternhagelvoll war. “Bringt ihn in seine Kajüte.” Die Zwei nickten und halfen Morgan auf, der sich kaum auf den Beinen halten konnte. “Ich ziehe mich jetzt auch zurück”, sagte Thomas zu seiner Tochter. “Gute Nacht, Liebes.” Er drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. “Gute Nacht, Vater.”
Charlotte fand Francis auf der Brücke, wo er gedankenverloren über das Meer blickte. Müde lehnte sie sich an ihn. Nur noch einige wenige Gäste waren da. Geraldine und Antoine waren schon seit Stunden verschwunden. Ebenso Aliena und Warlock. Beim Gedanken an Warlock lächelte Charlotte. Warlock hatte nur Augen für seine Liebste gehabt. Selbst bei der Trauung konnte er kaum den Blick von ihr lassen. Ihr Bruder und die Tochter Don Pedro’s. Wer hätte das gedacht. Sie schüttelte den Kopf. “Was ist?”, fragte Francis. “Es ist nichts”, antwortete Charlotte. Sie blickte über das Wasser, in dem sich das Mondlicht spiegelte. Francis strich Charlotte einige Haarsträhnen aus dem Gesicht, die sich aus ihrer hochgesteckten Frisur gelöst hatten, und küsste die zärtlich. “Glücklich?”, fragte er. “Sehr”, antwortete sie und erwiderte Francis’ Kuss leidenschaftlich, fordernd. Lächelnd löste Francis die Lippen von seiner Frau. “Zeit, ins Bett zu gehen”, sagte er und hob Charlotte hoch. Sie kicherte. “Willst du mich den ganzen Weg zum Riddler’s tragen?”
“Wir schlafen nicht im Riddler’s, sondern hier an Bord”, antwortete Francis. Charlotte öffnete den Mund um etwas zu erwidern, doch Francis verschloss ihren Mund mit einem Kuss. “Keine Widerrede, Mylady. Du bist jetzt meine Frau und hast mir zu gehorchen”, murmelte er an ihren Lippen. “Aye, Mylord.” Ihrer beider Herzschlag beschleunigte sich und sie konnten es kaum abwarten, in ihre Kajüte zu kommen.

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Jan und Dorothea waren die Einzigen, die noch tanzten. Eng umschlungen bewegten sie sich zur Musik eines Geigers aus Aliena’s Mannschaft. Jan nahm all seinen Mut zusammen und küsste Dorothea auf den Mund. Der einfache Kuss verselbstständigte sich zu einem langen, leidenschaftlichen Kuss. Sie lösten ihre Lippen voneinander. Dorothea sah Jan liebvoll an und faste seine Hand. “Komm”, sagte sie und führte ihn zum Riddler’s. Jan’s Herz kopfte wild in seiner Brust, beim Gedanken daran, was jetzt folgte.

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Kapitel 56

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Auf der Lale und auf dem Kai war Ruhe eingekehrt, oder soviel Ruhe, wie in einem geschäftigen Hafen eben einkehrt. Zwei struppige Katzen machten sich über die kümmerlichen Reste des Spanferkels her. Sie fauchten zuerst leise, dann richtig laut, als eine weitere Katze sich ebenfalls gütlich tun wollte.

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Skully lehnte mit seiner Pfeife an der Reling und beobachtete grinsend die streitenden Hafentiger.
Er ließ den Tag nochmal Revue passieren, das war alles so gut verlaufen. Seine Gedanken eilten voraus, in wenigen Tagen wollten sie auslaufen. Mit welchem Kurs, das würde sich auch bald klären, Übersee oder doch nach Nordeuropa, London oder Hamburg?

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Davy Jones kam zum Wachwechsel den Niedergang hoch, gefolgt von ein paar Männern seiner Morgenwache. Er sah noch sehr müde und ziemlich verknittert aus.
Skully nickte ihnen zu, übergab an Davy und verholte sich in seine Hängematte, um noch ein paar Stunden Schlaf zu bekommen.

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Kapitän Morgan wurde mit den ersten Sonnenstrahlen wach. Er stand noch etwas wackelig auf den Beinen, als er sich wusch und in frische Kleider schlüpfte. Er betrachtete sich lange im Spiegel. Es war eine wundervolle Hochzeit und er genoss die ausgelassene Stimmung unter all diesen fröhlichen und glücklichen Menschen. Er nickte sich zu und lächelte, dann setzte er sich an seinen Tisch, goss sich ein Glas Wasser ein, mischte es mit dem Saft einer Zitrone und trank es in einem Zug leer.
Morgan musste lachen, als er sich daran erinnerte, wie die beiden Matrosen Edward und Hughes ihn kurz nach Mitternacht in seine Kajüte und in sein Bett brachten, wie Edward sich rücklings anstellte, seinen linken Stiefel packte und Morgan ihm mit dem anderen Bein in ungestümer Weise so fest in den Hintern trat, das Edward mitsamt dem Stiefel durch die Kajüte stolperte. Den anderen Stiefel hatte er sich selbst ausgezogen und war betrunken und überglücklich in seine Kissen gefallen und sogleich eingeschlafen.

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Sie waren alle gesund und wohlbehalten wieder zurückgekehrt. Er nahm seine Notizen zur Hand. Nun wurde es Zeit, für die eigenen Pläne. Er würde in einigen Tagen zurück nach Madeira segeln und dort die Grundlage für sein Geschäft errichten. Er erinnerte sich an Charlottes Worte Sie hatte eine Entscheidung getroffen, wollte nicht nach Amerika auswandern. Sie wollte hier bleiben und ihm beim Aufbau seines Geschäftes helfen.

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Charlotte hatte noch nicht mit Francis darüber gesprochen. Sie hatte es sich einige Male vorgenommen, doch fand sie nicht die Gelegenheit und sie hatte ein wenig Sorge, ihn zu enttäuschen. Die Sonne drang durch die kleine Luke, Charlotte lag wach und schaute in Francis Gesicht. Er atmete ruhig und seine Gesichtszüge waren entspannt und sie glaubte ein Lächeln um seine Mundwinkel zu vernehmen. Dann öffnete er die Augen und sein Lächeln verzauberte sie. “Guten Morgen, meine Liebe”, flüsterte er. Sie beugte sich zu ihm und küsste ihn. “Guten Morgen, mein Liebster”. Francis streckte seine rechte Hand und betrachtete den Ring an seinem Finger. Es war wahr. Francis hatte so lange von diesem Augenblick geträumt. Er drehte sich zu Charlotte und erzählte ihr von dem Tag, als er ihr im Riddler´s seinen Antrag machen wollte, die Bernsteinkette in der Hand, kurz bevor die Lale Andersen anlegte. Charlotte musste lachen “Ach, darum warst du am Tag zuvor so aufgeregt”. Francis lachte, “Ich und aufgeregt?” Charlotte setzte sich auf “Ich erinnere mich noch genau, wie aufgeregt du warst. Tagelang hast du versucht, mich zu fragen, ob wir uns im Riddler´s treffen”.

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Francis musste herzhaft darüber lachen, doch Charlotte wurde plötzlich still und ernst. “Francis”, sie nahm seine Hand “Ich muss dir etwas sagen”. Francis richtete sich auf und sah Charlotte fragend an. “Ich weiß”, begann sie “du hast den Traum mit mir nach Übersee zu gehen, dort ein neues Leben zu beginnen”, Charlotte atmete tief ein und presste die Lippen zusammen, dann senkte sie ein wenig den Kopf und setzte fort “Francis, ich kann nicht von hier weg. Ich träume davon, mein Leben hier, mit dir zu verbringen”, Charlotte war zu weinen zumute, sie strich sich eine Träne aus dem Gesicht “Hier sind meine Wurzeln, hier und gemeinsam mit dir”, sie legte eine Hand auf ihren Bauch, weinte und lächelte gleichermaßen “mit dir und vielleicht schon bald mit uns”.

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Francis war gerührt. Er hatte lange Zeit diese fixe Idee, ein neues Leben in Übersee zu beginnen, gemeinsam mit Charlotte, doch war es nie sein tiefster Wunsch und in den vergangenen Wochen war es ihm nach all den Abenteuern ebenso wie Charlotte ergangen. Er konnte es sich kaum vorstellen, seine Heimat zu verlassen und er fühlte sich erleichtert, das Charlotte ebenso empfand. Er schaute auf ihre Hand, die auf ihrem Bauch lag. Dann erst verstand er. “Was meinst du mit uns?, wir?”. Charlotte nickte “Ja, Francis, wir”.

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Francis bekam große Augen. Er legte seine Hand auf ihre. „Du meinst, du …“ Charlotte fuhr ihm mit der anderen Hand lachend durch die Haare. „Ja, Francis, ich bin schwanger.“ Ihre Augen strahlten. „Freust du dich?“, fragte sie. „Ja. Und wie“, antwortete er und sah sie voller Liebe an. Er faste mit beiden Händen ihr Gesicht und küsste sie innig. „Das ist das schönste Geschenk von allen“, flüsterte er.

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Kapitel 57

Die Arbeiten am Ruder der Enterprise gingen langsamer als gehofft voran. Salvatore war ein hervorragender Bootsbauer und er hatte fähige Zimmerleute, aber der Schaft und das Blatt des Ruders waren vollkommen verrottet. Alles musste neu gemacht werden, jede Aufhängung, das ganze Ruder mit allem drum und dran. Sogar das Steuerrad hatte bei dem Ruderbruch einen Schlag abbekommen und zwei der Speichen waren angebrochen.

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Timothy Northwny stand auf dem Achterdeck und beobachtete mit Argusaugen jeden Handgriff, jedes Teil, das aus und neu wieder eingebaut wurde. Die Zimmerer ließen sich aber nicht stören und arbeiteten stetig und sorgfältig weiter.

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Murtagh gesellte sich zu seinem Freund und grinste.
“Tim, auch wenn du noch so intensiv zuguckst, es geht nicht schneller voran, als es vorangeht. Altes afrikanisches Sprichwort: das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.”
Tim musste lachen. Natürlich hatte Murtagh recht, außerdem war das Ende der Arbeiten absehbar.

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“Ja, ja, läster du nur”, gab er ebenfalls grinsend zurück. “Ich will noch mal ins Riddler’s gehen und mich bei Emma verabschieden. Wer weiß, ob und wann wir nochmal hierher kommen”, ergänzte er nachdenklich.
Murtagh nickte etwas wehmütig. Seine große Liebe hatte gestern einen anderen geheiratet und er hatte keine Meinung, nochmal an Land zu gehen, und den beiden möglicherweise zu begegnen.

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“Mach das doch. Emma freut sich bestimmt, wenn du ihr freundschaftlich auf Wiedersehen sagst. Ich bleibe hier und übernehme deinen Beobachtungsposten”, schlug er vor. “Dann kann ich auch gleich die letzten Proviantlieferungen entgegennehmen, die müssten doch heute kommen.”
Tim dankte ihm und machte sich auf den Weg zum Riddler’s.

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Als er an der Lale Andersen vorbeikam, waren die Männer der Vormittagswache schon eifrig dabei, klarschiff zu machen. Die Bänke wurden ins Riddler’s zurückgebracht, genau wie die ganzen Töpfe, Pfannen und Teller.
Zwei der Seeleute waren auf die Masten geklettert, um die Wimpelleine einzuholen, andere hatten angefangen, das Deck zu schrubben.

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