Emma kam nicht dazu den doppelten auf den Tisch zu stellen. Der zweite brannte schon nicht mehr so doll, aber trotzdem überschlugen sich seine Gedanken
Charlotte. Er wünschte sich diese wundervolle Frau an seine Seite. Seine Gedanken verfinsterten sich.
Die Tür zum Riddlers ging auf, ein Junge in Arbeitskleidung trat herein, ging auf Mozy zu, wechselte ein paar Worte. Mozy zeigte auf Northwny. Der Junge Zimmermanns Lehrling ging an die Theke “Mr. Northwny, Sir”, sprach der junge Lehrling in fast einwandfreiem Englisch. “Senjor Salvatore lässt ausrichten, das er zum Sonnenaufgang die Arbeiten an ihrem Schiff vornehmen kann”. Tim nickte und bedankte sich bei dem Jungen. Der Lehrling machte sich wieder auf und Northwny drehte sich zu Murtagh um. “Hast Du gehört? Morgen wird unser Schiff repariert. Dann ziehen wir los, auf große Fahrt. Mensch Junge, reiß dich zusammen”.
Murtagh hob den Arm und wehrte seinen Freund ab. “Lass mich in Ruhe”, sagte er und bestellte sich noch einen doppelten.
Northwny überlegte kurz einzuschreiten, besann sich dann aber eines besseren und beschied sich damit abzuwarten und zumindest selbst einen klaren Kopf zu wahren, da sein Freund in Richtung unzurechnungsfähig abtrieb.
Northwny zahlte und verabschiedete sich von Emma. Dann klopfte er seinem Freund noch einmal auf die Schulter. Auf dem Weg hinaus grüßte er die Gäste am Tisch “Käpt´n Morgan, Francis”. Die frische Luft und die Stille taten ihm gut. Auf dem Weg zum Hafen wurde Timothy sehr nachdenklich. Diese Geschichte mit Charlotte ging seinem Freund sehr ans Herz. Sie mussten schnellstmöglich diese Insel verlassen. Diese Frauengeschichte könnte unter Umständen die ganze Mission in Gefahr bringen.
Nachdem Timothy das Riddler´s verlassen hatte schaute Charlotte etwas besorgt zu Murtagh hinüber. “Was ist mit dir, Liebes”, fragte Francis und griff nach ihrer Hand. “Der arme Kerl tut mir so schrecklich leid”, Charlotte griff nach Francis Hand. Francis war den ganzen Abend nicht wohl. Er wusste, was der Schotte für Charlotte empfand und er wusste, das er diesen Umstand nicht zu ändern vermochte. Einzig und allein Charlotte war in der Lage, Murtagh zur Vernunft zu bringen. “Dann geh und rede mit ihm”, sagte Francis und drückte ihre Hand. Charlotte stand auf und auch Geraldine verließ ihren Platz. Während Geraldine nach draußen ging um die Toilette aufzusuchen ging Charlotte zu Murtagh hinüber.
Murtagh wusste nicht ob er träumte oder halluzinierte, er sah Charlotte auf ihn zukommen.
Sie stellte sich neben ihn und bestellte einen Wein. Dann wendete sie sich Murtagh zu. “Murtagh McKinnley”, sagte sie. Er schaute von seinem Glas auf. “Oh Charlotte”, seine Worte kamen schwer über seine Lippen. "Murtagh, ich bin nicht die Frau, die du gefunden zu haben glaubst. Francis war seit meiner Kindheit immer schon an meiner Seite, er war schon immer in meinem Leben und in meinem Herzen. Charlotte griff nach seiner Hand “Du wirst die Frau deines Lebens finden, glaube mir”. Murtagh zog Charlotte zu sich heran. Charlotte konnte sich seinem starken Griff nicht entziehen. “Du gehörst mir”, rief Murtagh. Die Gäste wurden aufmerksam. Francis und Morgan sprangen von ihren Plätzen auf. Jan und Dorotea unterbrachen ihre Unterhaltung und schauten auf. Murtagh versuchte Charlotte zu küssen und noch bevor seine Lippen die ihren berührten traf ihn ein gewaltiger Faustschlag ins Gesicht und er fiel rücklings zu Boden. Mozy rieb sich die Hand und nickte Charlotte zu. Die Männer schleiften den besinnungslosen Murtagh hinaus und lehnten in an eine Mauer vor dem Riddler´s. Geraldine, die gerade aus der Toilette kam beobachtete die Männer, die wieder im Riddler´s verschwanden. Sie ging zu Murtagh, beugte sich zu ihm hinunter und betrachtet ihn. Er war völlig betrunken und blutete aus der Nase. Sie ohrfeigte ihn einige Male bis er wieder zu Bewusstsein kam. “Wann hast du sie in London gesehen?” fragte sie. “Hä?” antwortete Murtagh. Geraldine zog ihr Messer aus dem Gürtel und hielt es ihm an die Kehle “Sprich, wann hast du Laura gesehen?”. Murtagh streckte seine Hand und streckte vier Finger ab. “Laura, hä!” "Geraldine wurde wütend, “Wo?”. Er versuchte den Kopf zu schütteln. Geraldine verstärkte den Druck der Klinge auf seinem Hals “Wo?”. “Nicht ich, Timothy, Horse Lips”, krächzte er. Geraldine stand auf, spuckte aus, steckte das Messer zurück in den Gürtel und war bereits wieder im Ridddler´s als zufällig zwei Wachsoldaten der Enterprise von ihrem Landgang vorbeikamen. Sie halfen dem Betrunkenen auf die Beine und brachten ihn stützend hinunter zum Hafen.
Murtagh schimpfte, fluchte, jammerte und weinte. Seine Beine konnten ihn kaum tragen. Die beiden Männer zu seiner Seite hatten alle Mühe, ihn auf das Schiff zu tragen. Sie brachten den völlig betrunkenen Murtagh in seine Kabine, legten ihn in seine Koje und zogen ihm die Stiefel aus. Dann fiel er in einen tiefen Schlaf.
Nachdem sich im Riddler´s alles wieder beruhigt und Charlotte den Schreck überwunden hatte, kam eine ausgelassene und fröhliche Stimmung auf. Es wurde geredet und gelacht, es wurde getrunken und gefeiert und die Vorfreude auf das, was bevorstand ließ die vergangenen Ereignisse völlig in Vergessenheit geraten. Thomas erhob sein Glas zu einer Rede. Liebe Gäste, Freunde", es wurde still im Gastraum “Ich bin kein Mann großer Worte. Charlotte, Warlock, meine Kinder und Catherine, meine geliebte Frau, die diesen wundervollen Augenblick von dort miterleben darf, wo wir sie eines Tages wiedersehen werden”. Thomas trank einen Schluck, dann setzte er fort “Charlotte, Francis, ich wünsche euch alles Liebe und Gute auf eurem Lebensweg. Warlock, mein Sohn, ich bin stolz auf dich”, dann prostete er der Reihe nach zu und sie tranken gemeinsam auf das Wohl aller.
Es war weit über Mitternacht, als sich alle herzlichst voneinander verabschiedeten und auf ihre Zimmer gingen. Thomas teilte sich sein Zimmer mit Warlock, Francis und Charlotte schliefen im Zimmer nebenan, gegenüber Antoine und Geraldine und Morgan teilte sich sein Zimmer mit Jan, der sich nur schweren Herzens von Dorotea verabschiedeten konnte.
“Es war ein schöner Abend”, sagte Dorotea lächelnd “Du weist ja, wo du mich findest”, sie küsste Jan auf die Wange und ging die Treppen hinauf, unters Dach in ihre kleine Stube.
Jan stand noch eine Weile einfach da und Morgan musste ihn zweimal ansprechen bis er überhaupt reagierte.
“na komm Jan, es ist spät und wir haben noch viel vor.”
“Ja Käptn, natürlich. Habt ihr das gesehen? Sie hat mir einen Kuss gegeben.”
“Ja, Jan. Habe ich. Kommst Du jetzt mit?”
“Kann ich noch ein wenig hier sitzen bleiben Käptn?”
Morgan versuchte ernst zu bleiben und nicht zu grinsen.
“Natürlich Jan.”
Grinsend ging er in sein Zimmer und dachte an die Zeit zurück wo er noch so jung und unbedarft und voller Hormone war. Es war auch für ihn eine tolle und wilde Zeit gewesen, aber er war auch froh diesen Zirkus verlassen zu haben. Seine Braut war die See.
Jan saß da und fragte sich wie Dorothea das gemeint hatte. Du weißt ja wo du mich findest. Meinte sie vielleicht das er jetzt noch in ihre Stube kommen sollte? Warum waren Frauen so kompliziert? Was sollte er tun? Er wusste ja wo ihre Kammer war. Dorothea hatte es ihm ja erzählt.
Wer nichts wagt der nichts gewinnt sagte zu sich selber. Vorsichtig stieg er die TReppen hinauf. Vielleicht würde er noch einen Kuss bekommen.
Doch als er vor ihrer Tür stand verließ ihn der Mut. Er lauschte kurz. Nichts rührte sich. Sie schläft bestimmt schon, dachte er und lief zu dem Zimmer, dass er mit Morgan teilte. Nur nichts überstürzen, sagte er sich. Schließlich hatte er sie ja heute erst kennen gelernt.
Zufrieden mit dem Tag kuschelte er sich in sein Bett und war mit dem Gedanken Zimtschnecken und Küsse rasch eingeschlafen.
Schon bald war der Rest der Nacht vorbei und das Riddler’s erwachte wie jeden Morgen zuerst geruhsam, bis die ersten Gäste kamen. Heute lag eine freudige Erwartung über dem Haus und den Stallungen. Emma und ihre Küchenmannschaft waren extra eine halbe Stunde früher als sonst aufgestanden, um mit den Vorbereitungen für die Hochzeit und dem normalen Frühstücksbetrieb fertig zu werden. Emma hatte gestern noch drei weitere Köchinnen und Küchenmädchen engagiert.
Jan war auch schon wach und räkelte sich noch ein paar Minuten im Luxus seines Bettes, so warm, trocken und weich. Und so breit, dass er fast quer darin liegen konnte. An Bord der Lale schlief er wie Peter und die einfachen Matrosen in einer Hängematte im Mannschaftslogis. Da unten im Vorschiff war es immer dunkel, feucht und stickig. Bei Seegang kam immer mal wieder Wasser über den Niedergang. Oder es war drückend heiß.
Er reckte und streckte sich genüsslich. Dann forderte die Natur ihr Recht und er stand schnell auf, klatschte etwas Wasser in sein Gesicht und zog sich an. Morgan schnarchte noch und rührte sich nicht, als er auf Zehenspitzen an ihm vorbei zur Tür schlich.
Jan sauste die Treppe hinunter und konnte gerade noch bremsen, bevor er Dorotea beinahe wieder über den Haufen gerannt hätte.