Die Formalitäten mit den Behörden zur Freigabe der Aurelia hatte Aliena im Laufe des Vormittags recht schnell erledigt. Da Don Pedro und seine Schurken zur Strecke gebracht waren und Aliena sich nichts hatte zuschulden kommen lassen, gab es keine Notwenigkeit mehr, das Schiff unter Arrest zu halten. Die Soldaten wurden abgezogen und die Aurelia lag verwaist am Hafen.
Am späten Nachmittag begaben sich die Mannschaften der Beagle und Victorius zum abendlichen Landgang. Jan stand mit Aliena am Kai und sie beobachteten die vorbeigehenden Männer. “Der da ist es”, deutete Jan auf einen recht unscheinbaren Mann mit dunklen mittellangen Haaren und einem kurz rasierten Bart. Aliena lies Jan zurück und folgte dem Mann, der eine kleine Gruppe von Seeleuten begleitete. An der Taverne angekommen, gab Aliena ein Zeichen, Geraldine folgte dem Mann und sie betraten gemeinsam den stickigen, von Rauch und Schweiß erfüllten Raum. Aliena hielt sich im Hintergrund auf, während Geraldine sich sogleich zu den Männern gesellte. “Trink mit mir”, forderte sie den Seemann auf, der Geraldine begierig musterte und eine Runde bestellte. Aliena ließ Geraldine nicht aus den Augen und so entging es ihr nicht, wie Geraldine nach jeder Runde ihr Glas lediglich annippte und den Rest unbemerkt auf auf dem Boden vergoß. “Wie heißt Du”, fragte sie, beinahe taumelnd und gab sich Mühe dabei betrunken zu wirken. “Ich heiße Brian, Brian Steward”. Geraldine schlug Brian auf die Schulter “Brian, wenn Du mich willst, dann trinke mit mir” und sie bestellte eine weitere Runde. Nachdem sich Brian Steward kaum noch auf den Beinen halten konnte, entblößte Geraldine ihre Schultern, zwinkerte Brian Steward zu. “Bist Du ein Offizier oder ein Seemann?”, fragte sie. “Isch bin ein Offizier, der Majestät des Königs”, lallte Steward. “Für mich bist Du Kapitän, Sir!, Brian Steward”, Geraldine salutierte vor Brian. “Noch nisch, aber bald”, gab der betrunkene Steward zur Antwort “aber bald, Mylady”. “Aye Sir!”, gab Geraldine zur Antwort und küsste Brian auf die Wange. Er umklammerte sie und Geraldine musste einiges an Kraft aufwenden um sich aus seinem Griff zu lösen. “Aye Sir”, widerholte Brian Steward “Isch bin Kapitän der Victorius, nicht Northwny, und auch nisch McKinnley”, er taumelte und Geraldine fing ihn auf. Er ging beinahe in die Knie und Geraldine hob ihn auf. “Timothy ist doch ein netter Kerl”, sagte Geraldine “Ich mag ihn”. Steward griff Geraldine an den Schultern und richtete sich auf, drehte den Kopf und spuckte auf den Boden “Myladie, diesem Northwny ist nicht zu trauen, er ist ein Mörder”, er sackte wieder in sich zusammen und Geraldine half ihm hoch “Ein Mörder. Ich bin Zeuge”, er erhob den rechten Arm “Ich bezeuge, das der ehrenwerte Northwny den Kapitän Smarty Stewart erschossen hat, in seine Kajüte, seiner Kapitänskajüte, ich habe sein Blut aufgewischt. Und er steckt mit diesem McKinnley unter einer Decke, Meuterei, verstehst Du?”, er wandte sich von Geraldine ab und erbrach sich über die Theke. Dann nahm er sein Glas und warf es auf den Boden und schrie “Meuterei!” Geraldine drehte sich weg und verließ mit Aliena die Taverne, Brian Steward folgte ihr.
Draussen wartete bereits Aliena und als Brian Steward die Taverne verließ streckte sie ihn mit einem Fausthieb nieder. Gemeinsam mit Geraldine zerrten sie den völlig betrunkenen und besinnungslosen Brian Steward auf eine Handkarre und beförderten ihn zur Aurelia. Jan warteten bereits in heller Aufregung und sie sperrten ihren Gefangenen unter Deck ein.