Es fühlte sich an, wie in einem Traum. “Wer seid ihr?”, fragte Warlock während sich alles um ihn herum wie in einem Schleier von Nebel umgab.
“Aliena”, mehr konnte sie nicht mehr sagen. Sie war diesem wundervollen Augenblick hoffnungslos verfallen.
“Aliena”, Warlock bekam weiche Knie. Er hatte das Gefühl, sich kaum noch auf den Beinen halten zu können. Dann nahm er allen Mut zusammen, streckte seine Hand. “Ich heiße Warlock, Warlock Herold”.
Aliena lachte zaghaft, “Warlock Herold”, und in Gedanken dachte sie, “Der Verkünder meiner großen Liebe”. Sie streckte ebenfalls ihre Hand und dieser Augenblick ihrer gemeinsamen Berührung war wie ein Feuerwerk, wie ein wundervoller Schmerz, der ihren ganzen Körper, ihr Herz, ihre Seele erfüllte.
Warlock´s Herz drohte beinahe zu kapitulieren, so schnell, so heftig schlug es durch seinen Körper. “Aliena”, hörte er sich von weitem sagen. “Aliena”. Als sich ihre Lippen einander berührten und er sich diesen wundervollen Küssen hingab flüsterte er leise und kaum hörbar, “Aliena, Aliena, ich liebe Dich, ich begehre Dich”.
Es waren die absolut köstlichsten Lippen, die er jemals küssen durfte. Warlock vergaß alles um ihn herum. Vergaß, dass sie die Tochter ihres ärgsten Feindes war und vermutlich ebenfalls gesucht wurde. Aliena löste ihre Lippen von seinen und schenke ihm ein Lächeln, dass ein nie gekanntes Feuer in ihm entfachte. „Komm mit“, sagte er mit rauer Stimme und fasste ihre Hand. Aliena verschränkte ihre Finger mit seinen und ließ sich im Schutz der Dunkelheit zur Lale führen. Mr. Jones hatte gerade Wache. Warlock warf ihm einen Gruß entgegen, den Davy brummend erwiderte. Warlock schaffte es, ungesehen mit Aliena das Deck zu überqueren. Als sie sich allein in Warlock‘s Kajüte gegenüberstanden, fühlten sie sich befangen. Warlock räusperte sich. „Möchtest du etwas Trinken?“ „Ja gern“, beeilte sie sich zu antworten.
Gebannt sah sie ihm zu, wie er Gläser und eine Flasche Madeira aus einem Schapp holte. Wortlos schenkte er ein und reichte ihr eines der Gläser.
“Auf …”, fingen sie gleichzeitig an zu reden und verstummten sofort wieder. “Du bist …”, “Ich bin …”, hoben sie wieder gleichzeitig an und hielten wieder inne.
Verlegen nippte sie an ihrem Glas und wunderte sich über sich selbst. Das war ihr noch nie passiert. Warlock hatte sie im Innersten berührt.
Während Warlock sie verliebt ansah, überkam Aliena eine tiefe Traurigkeit. Einerseits fühlte sie sich Warlock auf seltsame Weise verbunden, andererseits war sie ihrem Vater verpflichtet. Sie dachte an die Nachricht in ihrer Rocktasche. Sollte sie hingehen? Allein? Würde sie dort auf den Rest ihrer Mannschaft treffen? Oder ist es möglicherweise eine Falle? Aliena seufzte. „Was ist?“, fragte Warlock. „Nicht so wichtig“, antwortete sie lächelnd. Bis Mitternacht war noch genug Zeit, eine Entscheidung zu treffen. Sie stellte ihr Glas ab und legte ihre Hand auf Warlock‘s Brust. Fühlte, wie sein Herz ebenso schnell schlug, wie ihr eigenes. Plötzlich riss Warlock sie in seine Arme und verschlang sie mit einem alles verzehrenden Kuss.
Aliena fiel es schwer, sich Warlock ganz und gar hinzugeben. Sie musste jetzt eine Entscheidung treffen. Sollte sie dieses wundervolle Gefühl mit einer Lüge beginnen? Wenn er sie wirklich so begehrte, dann sollte er auch die Wahrheit erfahren und ihr Schicksal teilen. Behutsam löste sie sich von diesen wundervollen Küssen, genoss noch einen Augenblick die Umarmung, fasste sich ans Herz und sah Warlock lange in die Augen. Dann spürte sie, das sie nicht mehr alleine war, das sie gemeinsam waren. “Ich muss Dir etwas sagen”, begann sie.
“Oh Warlock, was machst du?” flüsterte Jan oben aus dem Krähennest, er wollte eigentlich schon lange in seiner Hängematte liegen, aber er konnte sich nicht losreissen vom Anblick der Sterne an dem Wolkenfreien Nachthimmel. Gerade als er runterklettern wollte, entdeckte er zwei Gestalten, welche unter Deck huschten. Im ersten Moment dachte er an Meuchler, bis er sich auf das unbändige Haar von Warlock besann.
Frauen, was konnte jetzt wichtiger sein als ihre Lippen auf seinen, als sie in seinen Armen…
Aliena berichtete Warlock alles und ohne Umschweife. Dann nahm sie das zusammengerollte Papier und gab es ihm. Warlock las die Nachricht und schaute sie fragend an “Vielleicht dieser Ramirez?”. Sie nickte ihm zustimmend zu “Vielleicht”. “Ich werde Dich begleiten”, sagte Warlock, gab ihr einen Kuss und nahm sie in die Arme. “Wir haben noch Zeit”, sagte er “Zeit um Dir meine Geschichte zu erzählen”. Aliena schaute ihn neugierig an. “Ich weiß nicht, ob Dir das gefallen wird”, sagte Warlock mit einem fast traurigen Blick.
Warlock tat sich schwer, mit Aliena die ganze Wahrheit zu teilen und er spürte, wie sehr er sie verletzte als er über die Erlebnisse mit ihrem Vater berichtete. Wenn sie versucht war, sich seiner Hand zu entziehen, schwieg er für einen Augenblick und strich ihr die Tränen aus dem Gesicht.
Aliena war wütend. Sei weinte und schlug mit den Fäusten gegen Warlocks Brust. “Er hat mir immer versichert, er hat es mir immer wieder versichert, das er keinem Menschen etwas zu Leide tun würde”. Aliena stand auf, Tränen rannen ihr übers Gesicht “Und Du?”, sie schlug ihm mit der flachen Hand ins Gesicht, “Wie kannst Du mich lieben?, mich, die Tochter eines Verbrechers, eines Mörders”. Aliena brach völlig in sich zusammen. Warlock wollte nach ihrer Hand greifen, sie zu sich nehmen, sie beruhigen. Doch sie machte sich los und ging zur Tür. “Lass mich”. Dann ging sie hinaus an Deck. Einem der Wachen, der sie aufhalten wollte versetzte sie einen regelrechten Fausthieb. Dann verließ sie das Schiff.
Warlock war noch völlig benommen als Charlotte an der Tür erschien. “Was ist los, Bruderherz?”, fragte sie. “Ich weiß es nicht”, sagte er und Tränen rannen über sein Gesicht.
“Aber das werde ich herausfinden” rief er und nahm die Verfolgung auf. SO konnte er sie nicht gehen lassen.
Charlotte half der zum wiederholten Male niedergerempelten Wache auf und blickte genauso ratlos wie der Wachmann.
Die Schiffsglocke schlug an.
Als Warlock die Promenade erreichte war Aliena bereits nicht mehr zu sehen. Warlock erinnerte sich an die Nachricht, die der Unbekannte ihr zugesteckt hatte. Möglicherweise würde sie sich dort hin begeben. Es war schon kurz vor Mitternacht.
Närrisches,emotionales Weib, sich alleine in so eine Gefahr zu begeben. Und was für ein Feuer, wie konnte man sie nicht lieben? Er rannte los in der Hoffnung sie noch rechtzeitig zu erwischen.
Bis zur Igreja do Socorro war es nicht weit. Als er den Vorhof erreichte, sah er Aliena. Sie öffnete gerade das Haupttor und verschwand in der Kirche.