Schreiben to go

Tim wusste, dass er diesen Ausdruck stummen Erstaunens nicht so schnell vergessen würde. Nervös fuhr er sich durch die Haare. Er hatte einen Leutnand der britischen Krone ermordet, was bedeutet … “Ist alles in ordnung, Sir?”, fagte jemand vor der Tür.

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Es war die Stimme von Thomas Cooper. Tim atmete erleichtert auf. Ohne Tim’s Antwort abzuwarten, trat Cooper ein. Mit einem Blick sah er, was geschehen war. “Aber, Sir, was …”, fing er an. Tim bedeutete ihm zu Schweigen und die Tür zu schließen. Er erklärte kurz die Situation. Da Cooper ein Mann war, den so schnell nichts erschütterte, nickte er nur. “Nun, Sir, es kommt ein Sturm auf und Stewart’s Männer wollen zurück zu ihrem Schiff. Sie haben nach Mr. Stewart gefragt”, sagte er.
“Dann sagen sie ihnen, Thomas, dass Stewart betrunken ist und in meiner Koje seinen Rausch ausschläft”, wieß Tim ihn nach kurzer Überlegung an. “Wir werfen ihn später von Bord. Er ist betrunken. Vielleicht ist er ja gefallen?”, sagte Tim. Cooper nickte nicht sehr überzeugt. “Ach ja”, sagte Tim noch, “geben sie Button Bescheid, etwas Abstand von der Küste zu nehmen, damit wir nicht auf die Felsen gespült werden.” Cooper nickte erneut und machte sich auf, Northwny’s Befehlen nachzukommen. Tim setzte sich wieder und starrte vor sich hin.

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Smarty’s Männer waren auf ihr Schiff zurückgekehrt, als das Unwetter hereinbrach. Northwny und Cooper warteten bis nach Einbruch der Dunkelheit, dann machten sie sich an die Arbeit, ihre Last zu beseitigen. Regen peitschte Timothy ins Gesicht. Bis auf die Wachen und den Steuermann befand sich niemand mehr an Deck. „Können wir Kurs halten“, rief er dem Steuermann zu. „Aye, Sir!“, kam die knappe Antwort. Cooper schleppte unterdessen unbemerkt eine fünf Fuß lange rostige Ankerkette herbei und befestigte sie mit starken Seilen um die in Sackleinen eingewickelte Leiche des Leutnants. Northwny stand nun etwas abseits bei den Wachen. Mit der nächsten Welle packte Cooper das Bündel. Die Neigung des Schiffes kam ihm dabei zugute und er wäre beinahe mit über Bord gegangen. Der leblose Körper verschwand in einem Wellental. Cooper ging in die Hocke, zwang sich zur Ruhe. Dann ging er zur Schiffsglocke und gab mit wiederholt langen Schlägen Alarm. „Mann über Bord!, Mann über Bord!“.

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Kapitel 31

Es war fast Mitternacht als El Torso mit einem Ochsenkarren auftauchte. Es regnete in Strömen. Leon verharrte seit Stunden mit dem halb besinnungslosen, kränkelnden und jammernden Don Pedro hinter einer Kaimauer im Hafen von Arrecife. Er war müde, erschöpft und völlig durchnässt. “Etwas anderes war nicht aufzutreiben?”, fragte er ärgerlich. El Torso wischte mit einem modrig feuchten Lappen über die blutverschmierte, nasse Sitzbank und spuckte seinen Kautabak aus. “Glotz nicht so und maul nicht herum, das mag ich nicht. Dieser alte starrköpfige Bauer wollte mir die Karre nicht so einfach überlassen. Ich musste ihn einen Kopf kürzer machen”, sagte er beinahe entschuldigend und sah zu Don Pedro, “Das wird dich einiges kosten, alter Freund, das wird dich einiges kosten”. Sie hoben den Patrone auf und luden ihn auf den Karren. Leon stieg widerwillig auf den Bock. El Torso klatschte dem Ochsen auf das Hinterteil. “Bis Tequise ist es nicht weit”, sagte er und gab Leon die Zügel in die Hand. Der Karren setzte sich langsam und quietschend in Bewegung. Er wählte die Route über Tahiche hinauf nach Nazareth. Hinter Los Cerros legten sie eine kurze Rast ein. Der Regen ließ nach. Don Pedro hatte hohes Fieber und schien zu phantasieren. “Mama?, Carmen?, ich bin ein guter Mensch, Carmen? heilige Carmen, rette mich. Gold, mein Gold”. Er griff fest nach Leons Hand, seine Augen waren plötzlich weit aufgerissen, das Gesicht verzerrt, von Hass erfüllt und Speichel rann aus seinem offenen Mund, “Francis, verflucht, du verfluchter Hund, wo ist mein Gold?”. Leon riss sich erschrocken los.

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„Lass uns weiter nach San José fahren.“, er sah zu El Torso. „Sollen sich die Schwestern um das Fieber kümmern.“
„Zur Ermita?“, brummte El Torso. „Schauen wir, ob der Weg nach dem verdammten Regen nicht zu verschlammt ist.“, er schnalzte mit der Zunge, um die Ochsen ein wenig mehr anzutreiben.
„Denk an den guten Wein, den die Nonnen haben. Wir warten zwei Tage ab, bis es Don Pedro besser geht. So stecken wir uns nicht an und können vielleicht mehr erfahren. Von dem Gold hat er nicht das erste Mal im Fieberwahn geschwafelt, da muss was dran sein.“
„Schon recht, Leon.“, der Karren sprang unsanft in die Höhe, El Torso hatte alle Hände voll zu tun, nicht vom Weg abzukommen. „Verfluchter Regen, hat die Steine freigelegt.“
„Also noch ein Grund dort Rast zu machen.“, meinte Leon. „Außerdem laufen mir zuviel Soldaten in der Hauptstadt rum. Mir soll´s recht sein, wenn Arrecife bald den Titel bekommt. Wird ruhiger in Teguise, glaub´s mir.“
„Schon recht.“, El Torso wurde müde. An Teguise vorbei, steuerte er den Karren Richtung Los Valles. Der Abzweig zur Ermita San José war nicht weit.

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Wenig später klopfte Leon an das hölzerne Tor des Konvents. Er wartete eine gefühlte Ewigkeit, bis die Pforte endlich geöffnet wurde. Eine alte Nonne bat ihn stumm herein. Leon lenkte das Ochsengespann in den Innenhof und hielt vor einem Brunnen an. Eine Schwester eilte herbei. „Was können wir für euch tun?“, fragte sie. „Er hat Fieber“, sagte Leon und deutete auf Don Pedro. „Folgt mir“, sagte sie. Leon zerrte Don Pedro von der Karre und schleppte ihn den Kreuzgang entlang.

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“Wir brauchen Lampen und ein Beiboot Mann über Bord” brüllte Tim panisch!
“So helft mir doch. Ich kann ihn nicht mehr sehen.” die pure Verzweiflung klang in seiner Stimme mit. Er zeigte auf irgendeine Stelle und musste aufpassen nicht zu sehr zu übertreiben oder laut loszulachen. Der Bastard hat bekommen was er verdiente. Blasierter Fatzke.

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Cooper trat an Timothy heran. “Wir haben ihn verloren, Sir”. Der junge Leutnant war nahe daran, die Kontrolle über sich zu verlieren. Cooper fasste ihn am Arm “Kommen sie mit nach unten, Leutnant”.

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“Wir haben ihn verloren …, das haben sie gut gesagt, Cooper! Sie spielen mit, warum eigentlich? Sie hätten mich auch verraten können.”, Timothy musterte den Matrosen, während sie die Kapitänskajüte betraten.

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“Sir!”, Cooper zog seinen durchnässten Mantel aus, “Ich will mich so ausdrücken”, er nahm die Mütze vom Kopf, krempelte sie nervös zwischen den Händen “Sie haben mir eine große Last von der Seele genommen”.

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Don Pedro wurde von den Gottesbräuten gepflegt. Sie wuschen ihn, kleideten ihn in einfaches Leinen und betteten ihn auf einer Holzpritsche im Hospiz. Unter Aufsicht der Schwester Oberin kümmerten sich zwei Novizinnen um die Pflege des Kranken, der immer wieder ruhig gestellt werden musste, wenn die Fieberkrämpfe aufloderten.
Heilende Kräuter wurden entzündet, kühlende Wadenwickel angelegt. Ein mehrmals am Tag gereichter Sud aus Knoblauch, Hühnerbrühe und weiteren Gaben des Kräutergartens taten den Rest.
Am dritten Tag erwachte Don Pedro aus tiefem Schlaf.

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El Torso und Leon hatten sich ebenfalls zwei Tage Ruhe gegönnt. Sie nahmen sich jeder ein Zimmer in einem Gasthaus, schliefen am Tage und verbrachten die Nächte mit viel Wein und noch mehr Weibern. Nachdem am dritten Tag ein Novize Nachricht über Don Pedro´s fortschreitende Genesung überbrachte, gingen sie zum Kloster und standen eine ganze Weile hilflos und verloren an seinem Krankenbett. Wenige Sekunden, nachdem der Patrone die Augen geöffnet und die beiden erkannt hatte kamen ein Wortschwall von Order über seine Lippen. El Torso und Leon hatten sich daraufhin eiligst zwei Pferde geliehen und machten sich auf den Weg nach El Golfo zu Don Pedros Anwesen. Das kleine Fischerdorf lag an der Westküste. Durch das unwegsame Gelände waren sie beinahe einen halben Tag lang unterwegs.

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Leon beklagte sich in einer Tour über das Wetter und Schwielen an verschiedenen Stellen seines Körpers. El Torso war kurzzeitig am überlegen vielleicht lieber alleine weiter zu reiten.

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Sie erreichten die Küste und das kleine Fischerdorf El Golfo. In einiger Entfernung lag ein Schiff vor Anker. Auf einer kleinen Anhöhe, kurz vor Don Pedros Sitz kamen sie an einen Wachposten. El Torso stieg vom Pferd. “Den Alten hat es ziemlich erwischt”, sagte er und klopfte sich den Staub aus den Kleidern. “Schön Dich zu sehen, Aliena”. Die beiden umarmten sich freundschaftlich. Sie schlug ihm mit der Hand leicht auf die Brust und nahm einen Schritt Abstand. “Ramon, Du stinkst!”, sie öffnete das Gatter “Den Alten hat es erwischt, sagst Du?. Geht euch erst mal waschen. Rafael wird sich um alles kümmern”.

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Rafael war sozusagen die zweite Hand des Patrone. Durch sein ruhiges und besonnenes Gemüt gelang es ihm, Don Pedro´s ungezügelte Persönlichkeit einigermaßen geschickt zu lenken und dessen Geschäfte zu führen, ohne das alles im Chaos unterging. Er war sichtlich beunruhigt, nachdem Leon von den Ereignissen berichtete, die ihm Don Pedro im Fieberwahn anvertraute. Nachdem sich El Torso und Leon frisch gemacht hatten, trafen sie sich gemeinsam mit Aliena in Rafael´s Arbeitszimmer.
Rafael winkte Aliena zu sich und händigte ihr einen Stapel Papiere aus "Nimm das vor Anker liegende Schiff, hier sind die Papiere. Ich habe es vorerst auf deinen Namen umgeschrieben, solange nicht sicher ist, wie es um Don Pedros Gesundheit steht. Eine kleine Besatzung befindet sich an Bord. Ramon und Leon werden dich begleiten. "Er reichte Aliena eine Liste mit Namen “Fahrt zuerst nach Arrecife, dort werdet ihr eine Mannschaft anheuern”, dann übergab er ihr einen ledernen Beutel. Das dürfte als Vorauszahlung genügen. “Seht zu, das ihr mir den Alten heil zurück bringt”.

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Ein Boot brachte die drei auf das vor der Bucht liegende Schiff. El Torso staunte. “El poderoso Don Pedro”. Das war also die vom Patrone angekündigte Wunderwaffe?

Kapitel 32

George hatte es sich gemütlich gemacht. Das Mittagessen, Truthahn mit Süsskartoffel und Gemüse hatte er nicht angerührt. Es klopfte an der Tür. Ein Bote trat ein. „Eure Hoheit, es gibt Nachricht von der Beagle“.
König George nahm das versiegelte Dokument entgegen. Er öffnete den Umschlag, entnahm ein einzelnes Papier und las. Im Augenblick stand ihm nicht der Sinn nach irgendwelchen Angelegenheiten und schon gar nicht nach irgendwelchen Nachrichten. Er gab sich lieber der Kunst, dem stetig steigernden Opiumrausch und seinen Gelüsten hin. Smarty Stewart? ertrunken? Er konnte im Augenblick keinen klaren Gedanken fassen. Wer war Smarty Stewart? Und wer war der Verfasser des Briefes, Timothy Northwny? Diese Droge ließ ihn einfach nicht mehr los. Sie war wie ein Teufel, der Besitz von ihm nahm, ihm all seiner Lebensgeister beraubte. Oder litt er vielleicht doch unter jener Krankheit, die auch seinen Vater heimsuchte? Er versuchte sich zu konzentrieren, doch es mochte ihm nicht mehr gelingen. Er wandte sich an den Boten “Beordern sie die Schiffe im Namen des Königs zurück zu ihrem Heimathafen”. Dann begab er sich wieder zu Bett. Seine Worte erklangen noch in seinen Ohren. “Im Namen des Königs”. Dann schloß er die Augen und ihm kam der Gedanke, bald auf Reisen zu gehen. Nach Irland, nach Schottland. Dann schlief er ein.

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Timothy Northwny hatte sich schwer getan, die Admiralität und in diesem Fall den König von den aktuellen Ereignissen zu unterrichten. Er fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken, eine Lüge zu konstruieren. Er war sich selbst noch nicht im Klaren darüber, was in dieser Nacht vorgefallen war, das er so gehandelt hatte. Er machte sich Vorwürfe. Er hatte einen Menschen getötet, nicht im Kampf, Auge um Auge. Er hatte hinterhältig seine Waffe gezogen.

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. . .
Timothy zog fragend eine Augenbraue hoch. “Was meinen Sie, Cooper?”
“Stewart hatte mich auf dem Kieker, Sir. Wir sind uns schon mal begegnet, und dabei, ja, also …”, stotterte der Hüne.
“Na, lassen Sie mal, ist schon gut. Sind Sie sicher, dass sonst niemand etwas mitbekommen hat?”

“Ich habe nur den Steuermann und die Wachen gesehen, die waren alle damit beschäftigt, ihre Südwester tief zu ziehen. Auf den Steuermann können wir uns verlassen. Der war auch kein Freund von Stewart.” Cooper spuckte verächtlich auf den Boden und stutze.

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