Schreiben to go

Kurzerhand packte Thomas Cooper Don Pedro und warf ihn über Bord. “Ein Problem weniger, Sir”, sagte Cooper schwer atment. Alle Mann rannten nach Steuerbord und sahen hinab. Don Pedro tauchte aus dem Wasser auf, reckte die Faust und stieß wüste Verwünschungen aus.
Tim nahm Cooper’s eigenmächtiges Handeln gleichmütig hin und schickte ihn unter Deck, die Zelle reinigen.
“Was glotzt ihr so? Los, an die Arbeit”, rief Tim und wandte sich wieder seinem Steuermann zu. "Und nun, Mr. Button, tätet ihr gut daran, meinen Befehlen nachzukommen. Ansonsten werde ich euch für diese dreiste Lüge ebenfalls auspeitschen lassen“, sagte er drohend. „Natürlich, Sir. Welchen Kurs, Sir?“, beeilte sich Button zu fragen. „Nord Nordost“, befahl Tim.
"Werft alles über Bord, was nicht mehr benötigt wird, damit wir schneller vorankommen“, wies er Button noch an. Tim stellte sich an den Bug und ließ sich den Wind um den Kopf wehen, um den Kater zu vertreiben. „Ich kriege dich schon noch, Fulton, du Mistkerl“, murmelte er.
Von der Insel drang Glockengeläut herüber. Sicher so ein Heiliger Popanz, dachte Tim. Er hatte das alles so satt und war froh, den Kanaren den Rücken zu kehren.

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Damit hatte Don Pedro nicht gerechnet. Kaum das er die Wache dazu gebracht hatte aufzuschließen und nach ihm zu sehen, hechtete er auch schon durch die Zellentür und weiter zum Deck. In seinem stinkenden Zustand rannte er vorbei an den vor Ekel zurückweichenden Soldaten. Dann, plötzlich, wurde er gepackt und fand sich, ohne etwas dagegen tun zu können, paddelnd und nach Luft schnappend im Wasser wieder. Wütend protestierte er mit den Fäusten zur Beagle hin. Natürlich schluckte er Wasser und besann sich augenblicklich eines besseren. Schnell schwamm er weg von der Beagle, schaute zur Küste und versuchte die Prozession auszumachen.

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Cooper erschütterte so schnell nichts, aber der Zustand der Brig setzte ihm arg zu.
Das Loch war sonst schon keine heimelige Kajüte, aber jetzt sah es aus, als hätte ein Berserker hier gehaust. Die Bank lag zertrümmert in einer Ecke, das faulige Stroh stank noch widerlicher als sonst und überall waren Blutspritzer und Erbrochenes auf dem Boden, den Wänden, der Decke.
Er band sich sein Halstuch vor Mund und Nase, kippte einen Eimer Wasser auf den Boden und fing an, das Stroh und was sonst noch herumlag, zusammenzufegen.
Hinter der Tür fand er einen frischen Rattenkadaver und stutzte. Das struppige Fell war blutverklebt, der Kopf lag in einem unnatürlichen Winkel zum Körper, der plattgedrückt wirkte. Vorsichtig hob er das Viech mit der Schaufel auf. Dann entdeckte er die Bisswunde am Hals, die sah sehr nach menschlichen Zahnabdrücken aus.
Cooper verließ sofort die Brig und suchte Northnwy, der noch immer am Bug stand.

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“Sir”, rief Cooper schon von Weitem. “Sir, der Halunke hat uns reingelegt! Von wegen Seuche! Hier, sehen Sie, Sir!”
Timothy stöhnte innerlich. Sein Schädel schien immer noch gleich platzen zu wollen, ihm war übel und etwas schwindelig. Langsam drehte er sich um, genau in dem Moment, als Cooper direkt vor ihm zum Stehen kam und ihm ein blutverschmiertes Etwas unter die Nase hielt.
Das war zu viel für seinen Magen, gottseidank stand er in Lee.

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Don Pedro schaute sich um. Er befand sich unmittelbar vor der Küste. Die beiden Fregatten der Engländer verschwanden in voller Fahrt im diesigen Licht der Mittagssonne. Vor ihm lagen in noch einiger Entfernung die Boote der Prozession, allen voran das größte und prächtigste Boot mit der Statue der heiligen Schutzpatronin, die alles überragte.

Er hatte großes Glück, verdammt großes Glück denn die Schiffe hielten direkt auf ihn zu und er machte mit schwindenden Kräften auf sich aufmerksam. Eine Welle drückte ihn unter, er schluckte Wasser, war nicht mehr Herr über seinen Körper. Er dachte an die Patronin, er bat sie wenn auch widerwillig in Gedanken inständig um Hilfe. Sollte er diese Tortur jemals lebend überstehen, so schwor er sich würde er eine Kirche für seine Retterin errichten. Er fühlte weder Arme noch Beine, verlor allmählich das Bewusstsein. Als er die Augen aufschlug blickte er in das Antlitz der Patronin und Ihm war, als wäre ihm die heilige Maria persönlich begegnet. In eine Tracht von Tüchern gekleidet und so wunderschön blickte sie ihn verständnisvoll und warmherzig an und er fühlte sich auf eine wundersame Weise sicher und geborgen. Das schöne Gefühl endete jäh, als ihm die wettergegärbten Gesichter einiger Bootsleute den Blick zu dieser wundervollen heiligen Schönheit nahmen. Sie beugten sich über ihn, fassten ihm an die Schulter und überhäuften ihn mit Fragen. Er war kurz davor, die Männer wütend zu beschimpfen, dann erkannte er zwei der Störenfriede. Es waren Leon, einer seiner Köche und zu seinem großen erstaunen blickte er in das ebenso überraschte Gesicht von El Torso, seinem Mann für alles, seinem geheimen Vollstrecker, der seine Aufträge stets “kopflos” erfüllte. Don Pedro´s Lebensgeister erwachten.

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El Torso half ihm, sich zu setzen. “Wie kommt ihr hier her und was ist geschehen, Patron?”, fragte er. Don Pedro verzog das Gesicht. Patron. In seinem Fall war diese Bezeichnung nicht sehr schmeichelhaft. Bevor er antwortete versuchte er, noch einen Blick auf die überirdische Erscheinung zu erhaschen. “Daran ist dieser Engländer schuld”, stieß er wütend hervor.
“Wir bringen euch erst einmal an Land. Dann könnt ihr euch säubern und etwas essen und trinken”, sagte Leon. Don Pedro nickte nur und hing seinen finsteren Gedanken nach.

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“Wir müssen zum Stützpunkt, sofort. Ich brauche ein Schiff, Männer, Waffen, dann sehen wir weiter”. Don Pedro schaute sich um. Die Besatzung bestand aus fünf Mann, zwei hatte er auf seiner Seite.

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Besonders El Torso könnte bestimmt … in diesem Moment ebbte das Adrenalin ab und ihm fielen die Augen zu.
Leon und El Torso zuckten mit den Schultern und machten es Don Pedro so bequem wie es eben auf einem offenen Boot ohne Kajüte möglich war. Dann genossen sie andächtig den restlichen Weg der Bootsprozession.
Erst im Hafen von Arrecife wachte Don Pedro wieder auf.

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Noch benommen und leicht verwirrt starrte er die Patronin an, die ihn geradewegs gütig anzusehen schien. Was tat er hier, auf diesem Boot?
“Kommen Sie, Patron”, hörte er eine bekannte raue Stimme hinter sich. Das Aufstehen fiel ihm schwer, er kam nicht auf die Beine. Dieses Abenteuer hatte ihm doch mehr zugesetzt, als er zugeben mochte. Also ergriff er die ausgestreckte Pranke des hünenhaften Mannes und ließ sich hochziehen.
“Wo sind wir?”, fragte er niemanden bestimmten. “Im Hafen von Arrecife, nicht weit von Eurem Anwesen, Patron”, antwortete Leon.
“Besorg sofort eine Kutsche, wir müssen schnell …”, fing er an, aber Leon war schon auf den Kai gesprungen und überließ ihn El Torso.

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Kapitel 29

Skully traute seinen Augen nicht. Der Sonnenaufgang war nahe und er seine Wache bald zu Ende. Die Müdigkeit schien ihm Streiche spielen zu wollen. Er schob seine Mütze zurecht und rieb sich die Augen, starrte angestrengt in Richtung marokkanische Küste, die nur schemenhaft erkennbar war. Doch, da waren sie wieder. Er hatte sich nicht getäuscht. Fünf zählte er. Ja, es waren fünf.
Augenblicklich spürte er die Wallungen in seinem Körper. Die Aufregung wischte die Müdigkeit beseite. Wie von Sinnen schlug er die Schiffsglocke.
“Alle Mann an Deck! Kosaren von Steuerbord!”

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Während Skully noch weiter schrie und die Glocke malträtierte, kam die Mannschaft an Deck gestürmt. Morgan, der im Lauf noch sein Hemd überwarf, schaute in die angegebene Richtung und verstand sofort.
„Das sind Marokkaner! Die sind auf Lösegeld aus. Diese verdammten Hunde.“, er rannte auf Skully zu, „Sie kommen schnell näher, wende das Schiff auf Steuerbord!“
Skully riss das Steuer herum, „Ay, Käpt´n!“
„Männer, macht die Lale gefechtsbereit. Es wird ungemütlich an diesem Morgen!“
Francis und Warlock traten eilig neben Morgan.
„Was ist passiert?“, fragte Francis.
„Marokkanische Korsaren. Fünf leichte Segler. Sie scheinen uns einkreisen zu wollen, sperren uns den Weg. Und das werden nicht die einzigen sein. Die müssen uns in der Nacht entdeckt haben. Ich bin sicher, es werden noch mehr.“
„Das bedeutet, wir müssen umkehren?“, Warlock sah seinen Großvater fragend an.
„Das hast du richtig erkannt, wir haben eine Chance zu entkommen, wenn wir die Gewässer von Lanzarote erreichen.“
„Kann denn nichts einfach nur glatt laufen, warum kommen wir hier nicht weg?“, Francis war sichtlich entnervt, ob dieser erneuten Schwierigkeiten, „Und wenn wir uns nordwestlich halten, den Kurs auf Funchal setzen?“
„Madeira? Das ist zu weit und der Wind hilft uns im Moment auch nicht in diese Richtung. Wir machen kehrt und sehen zu, dass wir Lanzarote erreichen, bevor wir es mit diesen Barbaren zu tun bekommen.“

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Charlotte brach in Tränen aus, als sie erfuhr, dass sie von afrikanischen Piraten bedroht wurden und umkehren mussten. Sie ließ sich von Geraldine tröstend in die Arme nehmen. Still weinte sie vor sich hin und verfluchte alles und jeden, der sich ihnen in den Weg stellte.

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Obwohl alle schnell und präzise ihre Arbeit verrichteten vernahm Skully das Murren einiger Besatzungsmitglieder.
“Hört auf zu jammern ihr Hunde, Tot nützen wir niemandem was” brüllte er übers Deck.

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Morgan schickte die Frauen unter Deck. Geraldine führte Charlotte in die Kapitänskajüte. Ein starker Drink würde sie beruhigen. Sie bediente sich an Morgans edlem Whiskey, schenkte zwei Becher ein und nahm im bequemen ledernen Stuhl des Kapitäns Platz. Ihr Blick schweifte durch den groszügig geschnittenen Raum. An den Wänden hingen Bilder und Seekarten. In einer Ecke hing ein alter Degen, daneben eine Armbrust mit einem Köcher voller Pfeile. Geraldine dachte an ihren Vater, er wäre fasziniert gewesen von dieser mittelalterlichen Waffe. Er war ein ausgezeichneter Schütze und Geraldine hatte recht früh den Umgang mit diesem außergewöhnlichen Kriegswerkzeug geübt. Sie dachte schmunzelnd an Jan. Sie sprang auf, verließ die Kajüte und rannte nach vorn in die Materialkammer. Sie nahm sich die beiden Flaschen mit Salpeter und Schwefel, einen Laken Tücher und ging eilig zurück in die Kapitänskajüte. Geraldine hatte einen Plan, sie würde den Piraten auf ihren leichten Seglern ordentlich einheizen.

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Geraldine legte sich den verstaubten Köcher über die Schulter, nahm die mittelalterliche Waffe von der Wand und packt die Tücher unter den Arm. Der verwunderten Charlotte gab sie die Flaschen und hieb ihr auf die Schulter “wir schaffen das!”. Sie machten sich auf den Weg zum Oberdeck. “Jan!, Jan, komm schnell und hilf mir”, rief sie. Morgan nahm sein Fernroh vom Auge und sah fragend zu Geraldine hinüber. “Käpt´n, schaffe mir den Waffenmeister her”, rief Geraldine, während sie ihre Last auf dem Oberdeck ablegte. Ihr Vater hatte es ihr einmal gezeigt, wie man aus einem gewöhnlichen Pfeil mit Hilfe von Eisenspänen, Salpeter und Schwefel eine Art Brandpfeil mit Brandbeschleuniger herstellte. Da der Pfeil keine Durchschlagskraft benötigte, kam es mehr auf Treffsicherheit im hohen Bogen an und darüber verfügte Geraldine. Morgan war verwundert, dann beeindruckt von der Überzeugungskraft dieser Frau und er verstand ihren Plan. Wenn alles gut lief, würde der Pfeil am Segeltuch des Schiffes regelrecht kleben bleiben, es entzünden und die Piraten wären außer Gefecht. Eiligst wurden alle Vorbereitungen getroffen. Jan, der junge Matrose gab sich alle Mühe, mit einem Schleifstein Eisenspäne aus einem Anker zu reiben und diese mit Salpeter vermischt auf den Pfeil zu schmieren. Charlotte hatte bereits die Tücher in Wachs getränkt und wickelte diese nun vorsichtig um die von Jan bearbeiteten Pfeile. Der Waffenmeister kontrollierte die Arbeit noch einmal. Kurz vor dem Abschuss, wenn die Armbrust gespannt war, würde er sie noch in flüssigen Schwefel tauchen und anzünden.
Die Piraten waren bedenklich nahe heran gekommen und es war höchste Zeit etwas zu unternehmen. Die Geschütze zu beiden Seiten waren bereits Feuerbereit und Geraldine postierte sich mit ihrer imposanten Waffe am Bug des Schiffes.

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Nun wird Warlock nicht mehr lachen, dachte Jan. Er stand ganz nah bei Geraldine und eine Strähne ihrer weizenblonden Locken streifte seinen nackten Arm, als sie die schwere Waffe hob und zielte.

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Hastig trat er einen Schritt zurück. Geraldine lächelte kurz, sie hatte es wohl bemerkt. “Jetzt tauche und entzünde den ersten Bolzen, Jan”, forderte sie ihn auf. Er beeilte sich, ihr den brennenden Bolzen vorsichtig zuzureichen.
Sie legte ihn ein und zielte erneut auf die Segel des am nächsten herangekommenen Korsaren. Der Rückstoß prallte gegen ihre Schulter, aber damit hatte sie gerechnet und sich mit festem Stand breitbeinig aufgestellt.

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Der Pfeil schoss in die Höhe. Das Gemisch entzündete sich und eine grelle Flamme erschien im blauen Himmel und glich einer weit entfernten Mittagssonne, die schnell ihre Bahn zog. Das Geschoss flog weit über sein Ziel hinaus. Geraldine spannte den zweiten Pfeil ein. Der Waffenmeister rief Geraldine zu und deutete auf die Windfahne am Masttop.

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Geraldine nickte und legte wieder an, diesmal etwas flacher. Den Wind hätte sie gleich mit einberechnen müssen. Dieser Bolzen flog zu kurz und fiel zischend ein paar Meter vor dem Korsaren ins Meer. Merde, dachte sie bei sich, musste die Lale gerade in diesem Moment den Wellenkamm hinuntergleiten, das muss ich auch einbeziehen. Bewegliche Ziele auf beweglichem Untergrund waren schon sehr viel schwieriger zu treffen als eine feststehende Zielscheibe.
Sie legte den dritten Bolzen ein und zielte erneut. Ja! Diesmal blieb der Bolzen an einem der Segel hängen und sofort züngelten die Flammen empor. Das Korsarenschiff drehte sofort in den Wind, aber es war schon zu spät, die Takelage stand lichterloh in Brand.

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Jan jubelte und strahlte Geraldine an.

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