Schreiben to go

Francis tauchte neben Morgan auf. Er sah durchs Fernrohr und sagte: “Es dauert nicht mehr lange, dann sind sie in Reichweite. Lass die Kanonen klarmachen. Besser, wenn wir das Feuer eröffnen.” Äußerlich die Ruhe selbst, fieberte Francis dem Kampf entgegen.

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“Schuss” Warlock kicherte. “Wenn wir die Bastarde mit einer vollen BReitseite erwischen ist da nur noch Treibholz übrig.”

Lord Francis dachte an seine neue Errungenschaft der chinesischen Kanonen, die sich auf seinem Anwesen befanden, das immer schon als Festung zur Verteidigung gegen Angriffe von See diente. Nicht ohne Grund hatte man seinen Vater hier stationiert. Den Schießstand hatte Francis kurz nach dem Auftauchen Don Pedro´s von seinen Waffenschmieden besetzen lassen und er befand sich in ständiger Bereitschaft. Ihre Entfernung zur Klippe und der unmittelbar darüber liegenden Festung betrug geschätzte zwei Seemeilen. Sie könnten von der Bucht ablegen und an der Küste entlang segeln, der Wind stand gerade günstig. Dort angekommen, könnte er mit der Schiffsglocke Alarm schlagen und sie hätten dadurch zusätzliche Unterstützung und Feuerkraft von Land. Neben den einfachen Kanonenkugeln würden die explodierenden Hohl- und Brandkugeln ein wahres Feuerwerk der Verwüstung anrichten.

Morgan hörte sich Francis Vorschlag an. Er sah abwechselnd hoch zur Klippe und zu dem Schiff, dass sich unaufhaltsam näherte. „Keine Zeit mehr. Wir müssen die Bucht so schnell wie möglich verlassen“, entschied er. Dann brüllte er: „Anker lichten. Macht die Lale fertig zum ablegen. Kanonen laden und Enterhaken bereithalten.“

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„Hurra, endlich greifen wir an! Alle Mann auf Gefechtsstation“, rief Warlock übermütig. Morgan packte ihn am Kragen. „Hier gebe immer noch ich die Befehle, Kleiner!“ Doch er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.

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Kapitel 25

Fast zur gleichen Zeit erreichte ein namenloses Schiff den Hafen von Porto. Ursprünglich sollte es abgewrackt werden, wurde jedoch über einige Umwege an einen zwielichtigen Auktionär verkauft, der das Schiff nun bei einer geheimen Auktion einer Gruppe von Freibeutern und Schurken anbot. Der Höchstbietende verließ noch in der gleichen Nacht mit einer vorerst kleinen Mannschaft eilig den Hafen und taufte auf hoher See feierlich um. In wenigen Tagen würde die “El poderoso Don Pedro” an der kleinen Bucht vor El Golfo anlegen.

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Morgan und seine Mannschaft hatten alle Mühe, die Lale auf See zu bringen. Unterdessen beobachtete Francis aufmerksam die Patache. Als diese an Fahrt verlor, wurde er misstrauisch. “Was hat die alte Schildkröte jetzt wieder vor?”, murmelte er.
“Sir?”, fragte Jan, der neben ihm auftauchte und ihm den verlangten Whisky brachte. “Danke”, sagte Francis. Er nahm das Glas entgegen und reichte Jan das Fernrohr, dass dieser sogleich auszog, um durch zu sehen. Der Whisky brannte angenehm in der Kehle und ließ Francis ruhiger werden. “Warum schießen wir keine Brandpfeile?” fragte Jan. Francis traute seinen Ohren nicht. Er verschluckte sich an seinem Whisky und verschüttete das Glas. “Schade um den guten Scotch, Milord.”

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Don Pedro hatte nicht damit gerechnet, dass die britische Flotte die Verfolgung aufnahm. Um so überraschter war er, als sich aus der anderen Richtung ein Schiff mit hoher Geschwindigkeit näherte.

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Und dichtauf folgten die beiden anderen Fregatten des Königs. Das wurde brenzlig! Seine zusammengewürfelte Mannschaft konnte es sicherlich nicht mit den gut gedrillten Seeleuten - und drei Fregatten gleichzeitig! - des Königs aufnehmen.

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Warlock, der das Ganze mitbekommen hatte, hieb dem hustenden Francis auf den Rücken und amüsierte sich über Jan’s Vorschlag.
“Ich hab mal von einem gehört, der hätte das gekonnt. Robin Hood hieß der”, sagte Jan fast trotzig. “Du hast eindeutig zu viele Rittergeschichten gehört, mein Freund. Wir stürmen hier ja keine Burg.” Warlock lachte immer noch.

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Francis hatte sich wieder erholt. Er setzte das Fernrohr an und grinste von einem Ohr zum anderen. Das passt ja perfekt, dachte er. Sollen sich doch die Briten mit Don Pedro rumschlagen. Der hat gegen diese Übermacht nicht die geringste Chance. Zeit, endlich von hier zu verschwinden. Francis schob das Fernrohr zusammen und suchte Morgan auf, um diesen zu überzeugen, sich auf den Weg in den Norden zu machen.

Jan hatte sich auf einen Haufen aufgerollter Seile zurückgezogen und kämpfte mit den Tränen und seinem verletzten Stolz. “Es gab den wirklich.” schniefte er. Charlotte setzte sich zu ihm und nahm ihn in den Arm. “Ich habe auch von ihm gehört, ich glaube Dir.”

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Jan sah sie von der Seite an. Das sagte sie doch bestimmt nur so. Charlotte lächelte ihn nochmal aufmunternd an, stand dann auf und ging zu Francis und Kapitän Morgan auf das Achterdeck.
“Jan, komm her, du unnützer Schlingel! Zeit zum Deck schrubben! Hol dir Eimer und Leuwagen und mach dich an die Arbeit!”, brüllte Davy Jones, der Bootsmann. Mit dem war nicht gut Kirschen essen, also sauste er los.

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„Der Junge hat sich Gedanken gemacht, er hat gut mitgedacht“, rief Francis und schaute zu Morgan hinüber „Vielleicht solltet ihr ihn zum Pulverjungen an den Kanonen ausbilden“.

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Morgan wunderte sich ob der Lautstärke von Francis, der gar nicht so weit weg von ihm stand. Da bemerkte er das stolze Gesicht von Jan, der jetzt noch emsiger das Deck schrubbte.

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Robin Hood. Francis wurde nach Jan´s Idee sehr nachdenklich. Das Schiff war bis ans Oberdeck gefüllt mit Fässern voller Gold. Vor einigen Wochen galt sein ganzes Besteben seiner einzig und wahren Liebe. Nun saß er sprichwörtlich auf einem Vermögen, das er im Grunde weder benötigte noch beanspruchte. Der größte Reichtum, sein Schatz befand sich in seinem Herzen und mit ihm auf diesem Schiff und dieser unheilvollen Lage. Das Symbol seiner großen Liebe schlummerte immer noch in seiner Tasche. Er befühlte die silberne Bernsteinkette und hoffte darauf, das alles gut werden würde.

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Francis, der junge verliebte Lord.

Morgan erinnerte sich an ein altes irisches Lied, The water is wide.

Die See ist tief, schwimmen kann ich nicht
Ich hab keine Flügel, die tragen mich. Bau mir ein Boot, das trägt uns zwei. Wir werden fahren, wir sind uns treu.
Es ist ein Schiff, segelt übers Meer. Es liegt so tief, ist beladen so schwer. Doch nicht so tief, wie unsrer Liebe Sinn.
Ich weiß nicht, ob ich sink oder schwimm.

Und Kapitän Morgan ward sich in diesem Augenblick bewusst, das er alles daran setzen würde seine Familie in Sicherheit zu bringen.

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Als Francis neben Morgan trat, sagte dieser mit einem Schmunzeln. „Aus dem Jungen wird noch ein guter Seemann, er hat das Herz auf dem rechten Fleck.“ Francis dachte ebenso, jedoch drängte ihn Wichtigeres.
„Morgan, seht hinüber auf die Patache,“ wie um seine Eröffnung zu unterstreichen, zeigte er mit ausholender Bewegung auf die Schiffe, „und dann auf die britischen Fregatten. Wir sind noch nicht so nahe, als das wir nicht genügend Vorsprung bekommen könnten, wenn wir jetzt beidrehen und uns Richtung Norden aufmachen. Lasst uns die Situation zu unseren Gunsten nutzen.“
„Ihr meint, wir sollten das Weite suchen? Und was ist mit Don Pedro? Wollt ihr ihn nicht erledigen? Ihr wisst so gut wie ich, dass er alles in Bewegung setzen wird, um an das Gold zu kommen. Also sollten wir an seinem Schicksal nicht unbeteiligt sein!“
Francis blickte nachdenklich zu den britischen Seglern. „Wir wissen aber auch nicht, wie sich die Briten uns gegenüber verhalten werden, selbst wenn wir ihnen helfen Don Pedro zu stellen.“

Morgan war im Zwiespalt. Einerseits gab er Francis recht. Die Chance jetzt genügend Abstand zu bekommen und den Weg zu den Schutzbefohlenen in der Heimat zu suchen war vernünftig. Andererseits ließ ihn die Sorge nicht los, Don Pedro könnte den Konflikt noch irgendwie überleben. Wäre das der Fall, würden sie das unweigerliche Aufeinandertreffen mit ihm nur verschieben, womöglich noch ihre Familien zu Hause gefährden.

Ein donnerndes Krachen unterbrach seine Abwägung. Rauchschwaden stoben aus den Seiten einer Fregatte. Nur Sekunden später schlugen die ersten Kanonenkugeln kurz vor dem Bug der Patache ins Wasser. Die Briten hatten das Feuer eröffnet.