Schreiben to go

Morgan blickte sorgenvoll drein. Geraldine und Warlock steckten da mitten drin, und Don Pedro und seine Männer waren zu allem fähig. Hoffentlich brachten sie die beiden nicht schon vor dem bevorstehenden Kampf um, dann hätten seine Männer eine Chance, sie zu finden und zu befreien.

Kapitel 20

Don Pedro blieb nicht viel Zeit, wenn er vor den Männern des Königs an der Grotte ankommen wollte. Er sprang vom Pferd, rieß einem der Männer die Fackel aus der Hand und stieg in das Beiboot, das am Strand lag. “Los ihr lahmen Hunde, bewegt euch”, brüllte er.

Warlock und Geraldine wurden vom Boot an Deck gezerrt und von Don Pedro selbst unten im Vorschiff eingesperrt. Dann rannte er an Deck und brüllte: “Anker lichten”.

Im Vorschiff stank es nach brackigem Wasser und der Boden war mit Unrat übersät. Geraldine setzte sich auf eine Taurolle, zog die Knie an und legte ihren Kopf darauf. Tränen rannen ihr über die Wangen und sie verfluchte den Tag, an dem sie Don Pedro zum ersten mal begegnet war. Warlock unterdessen, rannte unruhig hin und her. Trauer mischte sich mit Wut, weil er Antoine und Angelo keine Hilfe gewesen war.

“Wir müssen raus hier”, rief Warlock und hieb mit der Faust an die Planken. “Aber wie denn?”, schluchzte Geraldine.
“Wir müssen uns was einfallen lassen”, sagte Warlock und fügte hinzu: “Und hoffen, dass mein Großvater und Francis nach uns suchen.”
Ungeschickt versuchte er Geraldine zu trösten, denn mit Frauen hatte er keine Erfahrung. Noch dazu wenn sie weinten.

Es gab kein Entkommen, der Anker war gelichtet und Warlock merkte, wie das Schiff einen Ruck machte, das Holz der Planken fing an zu ächzen, als sich das Vorschiff mühsam gegen die Dünung hob. Seine Gedanken überschlugen sich, er musste sich etwas einfallen lassen, wenn sie hier heil rauskommen wollten. Wenn nur Geraldine endlich ruhig sein würde.

Geraldine´s Schluchzen wurde leiser, denn vor lauter Aufregung und dem Schwanken der Patache, machte sich langsam ihr leerer Magen bemerkbar. Geschmack von bitterer Galle machte sich in ihrem Mund breit. Die aussichtslose Situation war ihr schier unerträglich. Was konnten sie tun, wann würden sich Morgan und die anderen fragen wo sie bleiben? Wo würden sie anfangen zu suchen? Gab es für Warlock und sie überhaupt eine Möglichkeit diesem Dilemma lebend zu entfliehen?

Zum Glück waren sie nicht gefesselt. So lenkte sich Warlock mit der Suche nach brauchbaren Gegenständen ab. Er hatte den gesamten Raum durchsucht, Kisten hervorgezogen, vertäute Ladung gelöst, sie abgedeckt und eingehend untersucht. Nichts. Als er schon aufgeben wollte, fiel sein Blick auf die Ecke der Bordwand, an der Geraldine gegen das Tau gelehnt saß und mittlerweile wie in Trance vor sich hin starrte.
„Steh auf.“, sagte Warlock. „Geraldine, bitte steh auf.“, wiederholte er eindringlich, als sie nicht reagierte. Er trat neben sie, zerrte sie hoch.
„Was ist? Ja, ich stehe ja schon auf, du ungehobelter Mistkerl!, stöhnte sie ungehalten und trat zur Seite.
„Sieh nur,“ Warlock zeigte auf die Stelle hinter dem aufgerollten Tau. Wie von Sinnen riss er die schwere Rolle von der Bordwand weg. Dort befand sich ein kleines Schott. Und die Verriegelung war nicht verschlossen.

Geraldines apathischer Blick klärte sich auf. "Mach hin Mädchen. Es ist nicht weit zum Hafen, je länger wir warten desto länger müssen wir schwimmen.Wir treffen uns hinter dem Riddler."Munterte er sie erfolgreich auf.

Warlock zerrte an dem Schott. Das. Mistding. klemmte. Endlich sprang es auf. Die Öffnung war sehr eng, aber sie waren beide eher schmal gebaut.
Auch lag das Schott recht tief am Bug, so dass immer wieder Wasser hineinschwappte. “Los jetzt, Geraldine, du zuerst, ich komme gleich hinterher”
Zum zweiten Mal heute hielt sich Geraldine die Nase zu und verfluchte Warlock.

Geraldine stieg mit den Beinen voran aus dem Schott und wand sich durch die Öffnung.
“Bis gleich du findiger Seefahrer.” Sie grinste ihn an und liess sich langsam ins Wasser gleiten. Aber wie sollte er da durch passen?

Warlock wollte ebenso elegant wie sie durch das Luk, aber seine Schultern waren zu breit. Er musste zu einem sehr schmerzhaften Trick greifen und sich die Schulter auskugeln. Er biss die Zähne zusammen … und los! Fast ohnmächtig vor Schmerz ließ er sich ins Wasser fallen.

Die Kühle des Wassers minderte seine Schmerzen ein wenig. Auf den Rücken gedreht und nur mit seinem rechten Arm steuernd brachte er einige Meter Abstand zwischen sich und den Rumpf der Patache. Lange würden seine Beine die Anstrengung nicht mitmachen, das kalte Wasser tat dem ausgekugelten Arm gut, ließ aber seine Muskeln krampfen. Und die vollgesogene Kleidung tat ihr Übriges, machte es ihm schwer sich über Wasser zu halten.

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Auch Geraldine hatte ihre Mühe, nicht kläglich unter zu gehen. Warlock musste gleich hinter ihr sein, aber sie konnte ihn nicht entdecken. Immer wieder schwappte ihr Seewasser über das Gesicht, sie spuckte und prustete. Ihr Kleid störte bei jedem Schwimmstoß.

Suchend drehte sie sich zurück in Richtung der Patache, die aber mittlerweile mehr als hundert Meter weiter durch das Wasser pflügte, sich immer weiter entfernte. Sie konnte nicht mehr ausmachen, an welcher Stelle sie von Bord ging, das Meer sah überall gleich aus. Panik beschlich sie erneut. Warlock war nicht zu sehen, er hatte es nicht geschafft.

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Sie drehte sich zurück zur Küste, schwamm so gut es ging weiter. Sie weinte still vor sich hin, sie war allein, der rettende Strand weit entfernt und je mehr Tränen sich mit dem Salzwasser mischten, umso verschleierter wurde ihr Blick.

Eine gewaltige Explosion ließ Geraldine noch einmal hochschrecken, bevor ihr die Sinne endgültig schwanden.

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Die Explosion erschütterte die ganze Insel und war weithin zu hören. Selbst der König vernahm das Geräusch. „Was war das?“, fragte er Leroy, seinen Kammerdiener, der ihn ankleidete. „Ein Erdbeben womöglich, Majestät,“ antwortete dieser.

Nach dem Donnern der Explosion war es zunächst gespenstisch still. Ein paar Minuten später rollte eine zweite Detonation die Küste herunter und die Felswand an der Nord-Ost-Spitze der Insel sackte zur Hälfte in sich zusammen. Auch die Blaue Grotte, die in genau dieser Felswand lag, war schon zu einem Teil verschüttet.

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