Timothy Northwny blickte Francis ernst an „Francis, wir liegen mit unseren Fregatten nicht zum Spaß vor der Küste. Wenn ihr nicht einlenkt und uns das Gold aushändigt wird der Admiral eine Truppe entsenden und die Herausgabe erzwingen“.
“So diese Runde geht aufs Haus” Der Wirt stellte schwungvoll eine frische Ladung Getränke ab und bekleckerte Francis Gesprächspartner. Unter mehrmaligen Entschuldigen und abklopfen zeigte er Francis den Zettel und liess ihn dann verschwinden und empfahl sich stammelnd und weiterhin entschuldigend.
Nachdem Francis und Timothy Northwny ausgetrunken hatten, verließen sie das Riddlers. Francis nahm Timothy zur Seite “Das Gold das ihr sucht, so sagt man befindet sich in der blauen Grotte. Doch nehmt euch in Acht, der Schatz ist mit einem Fluch belegt”.
„Fulton,“ antwortete Lieutenant Northwny eindringlich, „ihr wisst so gut wie ich, dass seine Majestät solchem Gewäsch über Flüche und derlei Aberglauben kein Gehör schenkt. Wir werden diesem Hinweis nachgehen, seid dessen gewiss.“, er reichte Francis zum Abschied die Hand, „Und sollte dieser vermeintliche Fluch sich als, nun sagen wir Trick bestimmter Personen herausstellen, diese wertvolle Munition vor unserem Zugriff zu schützen, dann seid versichert, wir werden nicht zögern diesen Leuten Grund zum Fluchen zu geben!“
Francis blieb nichts weiter übrig, als diese eindeutige Warnung des Lieutenants hinzunehmen, „Ganz wie ihr meint, Northwny. Seid dennoch vorsichtig bei eurer Unternehmung.“
Lord Fulton blickte dem Lieutenant hinterher, als dieser sich dem Hafen zuwandte und atmete erleichtert aus. Er war froh, dieses Gespräch hinter sich gebracht zu haben.
Jetzt mussten sie nur noch abwarten.
Die falsche Fährte war gelegt, die beiden Parteien haben die Witterung aufgenommen. In der Blauen Grotte werden sie aufeinander treffen.
Mit etwas Glück schleichen sich Don Pedro und seine Männer hinterhältig heran und die Männer des Königs würden das als Angriff werten. Da die Soldaten in der Überzahl waren, standen die Chancen gut, dass Don Pedro und seine Spießgesellen bei dieser Aktion umkommen werden.
“Es wird Zeit, dass wir 'ier wegkommen”, sagte Antoine. “Dann mal los.” Warlock erhob sich. Er, Antoine und Angelo halfen Geraldine auf, die sich wieder einigermaßen erholt hatte. Im Schutz der Dunkelheit machten sie sich auf den Weg zum Hafen. Geraldine atmete erleichtert auf, als die Lichter der Stadt in Sicht kamen.
Geraldine überkam in dieser Erleichterung ein Gefühl, das sie für immer verloren glaubte, bis sie diesen Menschen hier begegnete, bis sie Antoine begegnete. Sie fühlte sich bei ihnen sicher und geborgen und was sie sehr im Herzen berührte, das sie sich von diesen Menschen auf eine bestimmte Weise angenommen, ja sogar geliebt fühlte. Dieser grobschlächtige Kapitän Morgan, der sie manchmal mißtrauisch äugte, Warlock, Francis und Charlotte und besonders Antoine. Sie waren wie eine Familie. Und Antoine? Er hatte sie ganz tief in ihrem Herzen berührt. Antoine war ein Mann zum Verlieben und sie hatte sich in ihn verliebt. Wenn hier alles vorüber war, wenn Don Pedro endlich zur Strecke gebracht wurde, dann würde sie sich gerne darauf einlassen. Sie kam ins Grübeln. Konnte sie es wagen, Antoine und den anderen ihr Geheimnis anvertrauen? Sie um Hilfe bitten? Sie dachte an die Tagebücher, die ihr einst anvertraut wurden. Vielleicht, wenn das alles hier überstanden war.
Kapitel 18
Emma Riddler war am Hof der königlichen Familie besser bekannt als Emilia Schreider. Als engste Beraterin der Mistress of the Robes war sie ein hochangesehener Gast der Königsfamilie. Von einem Tag auf den anderen gab sie ihre Stellung auf, aus gesundheitlichen Gründen. Das feuchtkalte Klima machte ihr immer schon schwer zu schaffen und sie fand in den warmen Gefilden der kanarischen Inseln eine wohltuende Besserung. Auf ihren Reisen über die Inseln lernte sie den begnadigten Ex-Piraten und begnadeten Virtuosen Mozart Riddler kennen und seither waren sie unzertrennlich, hatten sich von Emma´s Ersparnissen einen alten verfallenen Hof erworben, diesen in liebevoller Fleißarbeit umgebaut und das Riddler´s Inn eröffnet.
Emma Riddler erwartete den junge Lieutenant bereits am Hafen.
“Timothy Northwny, das ist also Dein Schiff, HMS Beagle”, sagte sie und deutete auf den Zweimaster".
“Emilia?”
“Ja, Leutnant” Sie machte vor dem Lieutenants eine bedeutsame Pause um zu zeigen das sie den neuen Rang von Timmi bemerkt hatte.
“Was machst du hier? Ich wusste ja gar nicht, dass du dich auf den Kanaren aufhältst. Damals, als wir noch Kinder waren, hat Mutter nur gesagt, dass du plötzlich verreist seist. Als dann eine andere Dame irgendwann die Mistress of the Robes beriet, haben wir keine Fragen mehr gestellt. Aber vergessen habe ich dich nie. Du warst so gut zu uns Kindern, selbst wenn wir dich und die Mistress bei eurer Arbeit mit lautem Krakeelen gestört haben.”, erfreut Emilia wieder zu sehen, kam er auf sie zu, “Heather, du erinnerst dich an meine kleine Schwester, sie war untröstlich und hat lange gebraucht dein Verschwinden zu verstehen, auch wenn sie versuchte es zu verheimlichen, ich habe es immer bemerkt.”
Kapitel 19
Geraldine schreckte aus ihren Gedanken, als Angelo plötzlich rief: “Schnell, versteckt euch. Da nähern sich Reiter.” Doch es war zu spät. Ein halbes Dutzend Reiter preschte den Hügel hoch und sie waren umzingelt. “Sieh mal einer an”, sagte Don Pedro. Geraldine’s Herz setzte einen Augenblick aus, um dann doppelt so schnell weiterzuschlagen. “Los, mitnehmen”, befahl Don Pedro.
Antoine zog seinen Säbel und lieferte sich mit Don Pedro’s Männern einen erbitterten Kampf. “Lass die Waffe fallen, andernfalls stirbt sie,” rief einer von ihnen und hielt Geraldine ein Messer an den Hals. “Auf’s Pferd mit ihr. Und den da nehmen wir auch mit”, sagte Don Pedro und zeigte auf Warlock. “Vielleicht brauchen wir eine Geisel.” Dann machte er eine unmissverständliche Geste, was mit den beiden anderen geschehen sollte. Sie streckten Angelo und Antoine nieder. Das letzte, was Antoine vernahm, war Geraldine’s entsetzter Schrei.
Antoine schlug die Augen auf. Er hatte schreckliche Kopfschmerzen und fühlte einen brennenden Schmerz. “Du hast verdammtes Glück, dass du noch lebst, mon ami”, sagte Francis. Antoine sah sich um. Er befand sich in Francis Kajüte auf der Lale und sein Freund blickte besorgt auf ihn hinab. “Geraldine, Warlock”, brachte Antoine mühsam heraus.
“Was ist mit Angelo? Wo ist er?” Antoine wollte sich aufrichten, aber Francis drückte ihn zurück.
Er sah betrübt aus. “Er ist tot. Wir fanden euch, als wir Don Pedro verfolgten. Morgan war besorgt, weil ihr so lange fort wart. Und als er Don Pedro bemerkte, der mich belauschte, schickte er ein paar seiner Männer hinter ihm her. Sei unbesorgt. Sie setzen die Verfolgung fort.” Antoine’ s Herz krampfte sich zusammen, bei dem Gedanken, dass er Geraldine womöglich nie wieder sah.
Er sank erschöpft zurück und schloss die Augen. Francis und Morgan ließen ihn allein und begaben sich an Deck.
“Jetzt müssten bald alle Parteien an der Blauen Grotte angekommen sein”, meinte Morgan. Francis nickte zustimmend und fügte hinzu, “Ja, und hoffentlich bekommen sie sich so in die Wolle und haben es dann so eilig, dass niemand bemerkt, dass nur die oberste Lage in den Kisten aus echten Goldkugeln besteht. Ich setze auf die Männer des Königs, die sind in der Überzahl.”