Schreiben to go

Das Wehklagen der Magd ging langsam in ein bitterliches Schluchzen über, während sie vor dem Leichnam kniend sich hin und her wiegend, den Kopf ihres Mannes auf dem Schoß hielt, nicht glauben wollend, dass dieser nie wieder ein zärtliches Wort an sie richten würde.

Don Pedro kümmerte das wenig. Er wischte das Blut von seinem Dolch und steckte ihn zurück in die reichverzierte Scheide. Seine zwölf Männer sattelten die erbeuteten Pferde und zogen gerade die Esel aus dem Stall. Insgesamt sechs Reittiere, zu wenig, um schnell zum Hafen zu gelangen.

So entschloss er sich, mit Gonzales und Marcos vorauszureiten, um die Lage auszukundschaften. Die restlichen Männer würden teils mit den Eseln, teils zu Fuß folgen. Die Aktion gestaltete sich kompliziert, umso mehr wurde die Hoffnung auf eine gute Nachricht seiner Spionin immer drängender.

Als Juan den Hafen erreichte war von der Patache weit und breit nichts zu sehen, die englischen Fregatten lagen 2 Meilen vor der Küste in einer strategischen Stellung, die das Einfahren in den Hafen unmöglich machte und Juan ahnte, das Don Pedro gewiss eine andere Route gewählt haben mochte und so wartete er bis zum späten Abend am Hafen.

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An den Verteidigungsanlagen fand gerade lautstark die Wachablösung statt. Juan riss die Augen auf und fiel fast von der Kiste, auf der er es sich gemütlich gemacht hatte. Noch etwas schlaftrunken wurde ihm bewusst, dass die Müdigkeit ihn doch übermannt hatte, er richtete sich auf und streckte seine steif gewordenen Glieder.

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“Psst, psst”, hinter einem Stapel Weinfässer bemerkte er eine Bewegung. “Psst, psst”, jetzt erkannte er auch einen Schatten, der ihm zuwinkte. Langsam bewegte er sich auf die Fässer zu.

“Nun komm schon her, du Idiot.”, kam ihm plötzlich ein leiser Befehl entgegen. Juan erkannte die Stimme sofort, es war Gonzales. Und als er hinter die Fässer trat, erkannte er auch Marcos an dessen Seite. Schnell schlüpfte er in den Schatten des Stapels und hockte sich zu seinen Kumpanen.

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Sie nickten sich zu und umfassten gegenseitig die Unterarme zum stillen Gruß. “Wo ist Don Pedro? Ich habe Nachrichten von Geraldine.” flüsterte Juan.

Geraldine schlug die Augen auf und schaute sich um. Antoine saß angekleidert auf einem Stuhl neben dem Bett. Er hatte die Ellbogen auf den Knien abgestützt und die Fingerspitzen aneinander gelegt. Nachdenklich sah er sie an. “Was ist?”, fragte Geraldine verwirrt. “Warum 'ast du misch betäubt? Isch 'atte disch gebeten, ehrlich zu mir zu sein. Und nun sag mir: was 'ast du an Don Pedro geschrieben?”, fragte er. “Das war alles Giacomo’s Plan. Er schickte auch Juan, der dafür sorgen sollte, dass ich den Auftrag ausführe. Doch den bin ich losgeworden. Don Pedro habe ich nur geschrieben, was er schon weiß. Und das mit den Kanonenkugeln. Er soll denken, dass alles nach Plan verläuft”, sagte sie und sah schuldbewusst drein. “Du 'ast uns belauscht?”, fragte Antoine. Geraldine warf sich schluchzend in seine Arme. “Bitte, ich möchte mit euch kommen. Don Pedro, das Gold, das ist mir alles egal. Ich will nur weg von hier und ein neues Leben anfangen”, flehte sie leidenschaftlich. Antoine hielt sie in seinen Armen und dachte nach. “Bon! Wenn du es ernst meinst, wirst du uns 'elfen. D’accord?”, sagte er und hielt ihr seine Hand entgegen. “Der Handschlag des Franzosen ist sein Wort.” Geraldine wischte sich die Tränen ab und schlug ein. “Einverstanden. Und mein Wort als Engländerin ist mir Verpflichtung.” “Jetzt müssen wir nur noch Francis überzeugen”, sagte Antoine lächelnd.

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Am Nachmittag hatten Francis und der Kapitän den Transport der gold-getürkten Munition zur Blauen Grotte organisiert. Mehrere Kisten hatten sie mit normalen, vergoldeten und einigen echt goldenen Kanonenkugeln obenauf gefüllt und auf ein stabiles Pferdefuhrwerk geladen.
Jetzt wollten sie an Bord der Lale die letzten Vorratsfässer mit ihrem gehaltvollen Inhalt verstauen.
Immer wieder sahen sie sich aufmerksam im Hafen um, und so sahen sie einen Schatten hinter den aufgestapelten Weinfässern verschwinden. Der Gestalt nach war es Juan, der als Stallknecht nur dürftig getarnte Spitzel Don Pedros, die krummen Beine und langen Arme waren unverwechselbar. In der Stille der Nacht hörten sie dann auch leises Getuschel aus der Richtung.

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Kapitel 15

Angelo Viatore war der einzige Überlebende des auf See ausgebrannten Fischkutters und er verdankte sein Leben einzig und allein diesem jungen ungestümen Mann namens Warlock. Nach seiner Rettung kam Angelo auf Empfehlung von Kapitän Morgan im Fischerhaus unter, einer kleinen und gemütlichen Pension über dem Riddlers Inn. Er teilte sich das Stockwerk mit einem französischen Gast namens Antoine, der sich seit mehr als zwei Tagen ausschließlich mit seiner Geliebten beschäftigte. Angelo hatte das Zimmer nicht verlassen, nur wenig gegessen. Er dachte an seine Familie, seine Freunde die sicher auf der Suche nach ihm waren. Der Wirt hatte noch am Tag seiner Ankunft eine Nachricht an die Familie geschickt. Angelo lag auf seinem Bett, er war mit Warlock verabredet doch dann im Halbschlaf versunken.

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Gonzales schlich leise zur Tür des Zimmers und lauschte angestrengt. Im ganzen Haus herrschte nächtliche Ruhe, selbst aus dem Schankraum kam kein Geräusch mehr. Er und Marcos hatten geduldig gewartet, bis die letzten Gäste das Weite suchten und der Wirt mit seinen Bediensteten aufgeräumt hatte, um danach in den Schlaf eines hart arbeitenden Mannes zu fallen.

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Juan, dieser Schwachkopf hatte ihnen berichtet, wie es um Geraldine und ihren neuen Liebhaber stand. Demzufolge reichte es Gonzales nicht, nur die Nachricht über den Verbleib des Goldes an Don Pedro zu überbringen. Nein. Es schien ihm angebracht dieses Luder, inklusive des Franzosen, zurück zu ihren Herrn zu bringen. Sollte der Don entscheiden, was nun weiter geschah.

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Das sie während Juans Berichterstattung am Hafen beobachtet wurden, war ihm nicht aufgefallen. Auch nicht, als sie sich vorsichtig auf den Weg zum Riddlers Inn machten.

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Ein Flüstern drang aus dem Raum. Unverkennbar fand drinnen eine angeregte Diskussion statt. Er gab Marcos ein Zeichen zu ihm aufzuschließen. Und im nächsten Augenblick traten sie mit lautem Getöse die Tür des Zimmers auf. Es war das falsche …

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Angelo dachte an Marilena, seine Liebste und wie er sie im Halbschlaf beinahe wirklich in seinen Armen fühlte wurde er durch einen seltsamen Lärm aus seinem Traum gerissen. Die Tür zu seinem Zimmer wurde aufgestoßen und das hübsche Antlitz Marilena´s, das Angelo noch vor wenigen Sekunden vor seinem geistigen Auge sah wechselte in das hässliche Bild zweier bewaffneter Männer.

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Mit der Muskete im Anschlag sah Gonzales einen erschrockenen Mann aufgerichtet im Bett, mit starren Blick, angstvoll auf ihn gerichtet. Da stimmte was nicht. Marcos drängte mit Schwung hinterher und schob ihn förmlich auf das Lager zu. Beide musterten sie kurz den Verängstigten, dann war ihnen klar, es war das falsche Zimmer. In Windeseile drehte sich Gonzales um und drängte Marcos wieder zur Tür. Er trat hinter seinem Kumpan auf den Gang, seine Gedanken überschlugen sich, er sah die Tür gegenüber und entschied schnell.

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Der eindeutige Blick zu Marcos ließ diesen verstehen und instinktiv handeln. Er zielte mit seiner alten Steinschlosspistole auf die Tür, um Gonzales Feuerschutz zu bieten. Gonzales warf sich mit aller Gewalt gegen die Tür. Genau wie im Zimmer zuvor, saß auch hier nur ein Mann mit schreckgeweiteten Augen vor ihm. Das konnte nicht sein. Gonzales‘ Aufregung wechselte in Wut, er schaute sich um, nahm die Einzelheiten der Situation war, und wollte sich schon für einen Rückzug entscheiden, als aus dem Nebenzimmer des Raumes ein Scheppern drang und ein Geräusch, als ob eine Schüssel voll Wasser zu Boden gefallen wäre. Und im nächsten Moment trat eine Frau aus dem Zimmer und schrie entsetzt auf.

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Angelo stockte vor Schreck fast der Atem, fühlte gleichzeitig den Herzschlag wie einen Galeerentrommler in seinem Kopf. Er zwang sich zur Ruhe, atmete tief ein, stand auf und eilte schnell auf den Flur hinaus und noch bevor die Schurken ihm folgen konnten fiel er dem herbei eilenden Warlock regelrecht in die Arme “Der Franzose, die Frau, Überfall”.
“Hast Du etwa geschlafen?”, Warlock kniff Angelo in die Schulter, “Ich sitze da unten und warte auf Dich!”, dann wandte er sich den Schurken zu.

#Pferdefrau

Antoine und Geraldine wehrten sich gegen zwei grobschlächtige Kerle. Mit Warlocks und Angelos Hilfe schaften sie es, sie zu überwältigen. Schwer atment danke Antoine ihnen. “Wir können sie nicht hierlassen”, sagte Geraldine. Angelo bot ihnen an, die Kerle in seinem Zimmer unterzubringen. Dort würde sie bestimmt niemand suchen. Nachdem sie die gefesselten und geknebelten Kerle verstaut und das Zimmer wieder aufgeräumt hatten, liefen sie zum Schiff.
Francis und Morgan staunten nicht schlecht, als die vier die Kapitänskajüte betraten. Antoine erklärte kurz die Situation. “Du solltest dich doch mit der Hure verbünden und nicht umgekehrt”, platzte Morgan heraus. Francis schnitt ihm das Wort ab. “Für lange Erklärungen ist keine Zeit.” Sie verließen das Schiff und beluden eines der Maultiere mit einer der in massiv Gold gegossenen Kanonenkugeln. “Bring die zu Don Pedro. Sag ihm, die Kanonenkugeln sind in der blauen Grotte versteckt.” Geraldine fürchtete sich, doch sie hatte keine Wahl. Zu ihrem Schutz begleiteten sie Antoine, Warlock und Angelo. Sie fürchtete nicht nur vor dem Don, sondern auch vor Christian dem Smutje. Als sie fort waren sagte Charlotte: “Ich gebe Emma bescheid. Sie findet bestimmt jemanden, der sich um die Kerle in der Schenke kümmern kann.”

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Emma war schon wach und erschien nach nur kurzem Klopfen an der Tür. Charlotte wollte ihr die Situation erklären, aber Emma meinte nur, “Du meinst die beiden Halunken, die in Angelos Zimmer waren? Keine Sorge, die befinden sich schon auf dem Weg ins Gefängnis. Ich habe da so meine Kontakte.”

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