Sie räkelte sich lasziv und gähnte dezent wohlig um seine Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken, er sollte nicht zu sehr nachdenken, sie hatte schon genug Pläne.
Obgleich sie sich einer gewissen Zuneigung ihm gegenüber eingestehen musste, denn so wie er sie aus der Meute gerettet hatte, wie er sich in ihrer Ohnmacht beinahe fürsorglich um sie gekümmert hatte und wie er sie berührte und ansah, erschien er ihr als als ein von Grund auf ehrlicher und vielleicht auch treuer Mensch und sie bekam in diesem Moment den Anflug eines herzlichen Gefühls.
Resolut rief sie sich zur Ordnung, Gefühlsduseligkeit hatte keinen Platz in ihrer Welt. Sie hatte einen Auftrag zu erledigen.
“Antoine”, schmollte sie, “komm doch wieder her. Oder hast du schon genug von mir?”
Antoine musste mit offenen Karten spielen: “Geraldine, ich weiß um Deinen Auftrag und ich wünschte, Du würdest ehrlich zu mir sein”.
Einen Moment lang entgleisten Geraldines Gesichtszüge, und die feinen Härchen auf ihren Armen stellten sich auf, als wäre ein kalter Windhauch durch das Zimmer gefahren.
Sie schaute ihn unergründlich an." Und? Kommst Du jetzt wieder ins Bett? fragte sie provokativ. Das lief nicht wirklich so wie es geplant hatte, aber sie wäre nicht Geraldine, wen sie damit nicht fertig werden würde.
Antoine zog sich aus und kroch zu Geraldine unter die Decke.
Kapitel 13
Die Fregatten hielten Kurs und kreuzten gegen ablandigen Wind und küstennahe Strömungen an das Festland heran.
Francis beschloss, die Kanonen stumm bleiben zu lassen, da die Patache sich mit einem Wendemanöver abfallen ließ und er somit zu dem Schluss kam, dass auch die Mannschaft des Bootes die Kriegsschiffe bemerkt haben musste.
„Don Pedro wird weiter südlich versuchen anzulanden,“ Morgan, der dem spanischen Segler hinterherschaute, nahm seinen veralteten Dreispitz in die Hand und kratzte sich gedankenverloren am Kopf, „wir müssen auf der Hut sein. Es bleibt nicht viel Zeit, wer weiß, in welchen Auftrag die Marine hier unterwegs ist.“
„Wir müssen unsere Differenzen klären, jetzt!“, setzte er mit energischem Blick in die Runde hinzu.
Warlock sah erst zu seiner Schwester, dann zu Francis, „Es hat keinen Zweck, Großvater. Sie wollen die Wahrheit nicht erfahren. Und ich denke, wir alle wissen warum.“
Francis atmete vernehmlich ein, doch Charlotte fasste ihm unbemerkt an den Unterarm, woraufhin er jetzt ruhiger erwiderte: „Gehen wir ins Riddler´s, nach dem Tumult sollte es drinnen ruhiger sein. Besprechen wir alles. Legen wir die Karten auf den Tisch.“
Die Sonne stand schon ziemlich tief, als die Vier das Riddler’s betraten. Im Schankraum saßen bereits einige Handwerker, die die Mühen des Tages hinunterspülten. Der Wirt kam eilfertig auf sie zugelaufen. “Was kann ich für die Herrschaften tun?”, fragte er und wischte sich die Hände an seiner fleckigen Schürze ab. “Wir brauchen einen Platz, wo wir ungestört sind”, sagte Fancis.
“und bringt uns Wein bitte, und das nicht zu wenig.” richtete Warlock an den Wirt.
Dem Wirt perlten ein paar Schweißtropfen von der Stirn, die er umständlich mit seinem vor braunen Flecken starrenden Küchentuch wegwischte und sagte kleinlaut: „Leider kann ich nur mit unserem Ale dienen. Wenn die Herrschaften etwas Stärkeres möchten, habe ich selbstverständlich noch ein paar Flaschen Whisky,“ flüsternd setze er hinzu, „aber bitte trinkt ihn unauffällig, die Gaugers könnten jederzeit auftauchen.“
Als er bemerkte, dass seine neuen Gäste ungeduldig wurden, fühlte er sich genötigt, sein Angebot noch zu erweitern, „Für die Dame hätte ich auch noch feinsten Port, wenn es beliebt.“
Francis grinste in sich hinein, hatten die Gaugers den Wirt mal wieder auf dem Kieker… “Na dann, Ale, Whisky und Port, in den Privatsalon!”
Der Privatsalon war natürlich nur ein, vom Hauptbereich der Spelunke abgetrennter Raum, der zumeist als Zwischenlager für Schmuggelgut diente und recht spärlich mit Tischen und Stühlen eingerichtet war.