Schreiben to go

Timothy Northwny saß in seinem Arbeitszimmer. Er hatte ein leeres Logbuch vor sich liegen, schlug die erste Seite auf, datierte sie auf den heutigen Tag und Jahr und begann, seine Gedanken nieder zu schreiben und ein paar Notizen zu machen. Mit dem kleinen Vermögen, das er nun besaß konnte er sich einen langersehnten Traum erfüllen. Die Welt umsegeln, auf Entdeckungsreisen gehen, auf eigene Faust Abenteuer erleben. Er sah sich auf großer Fahrt mit Murtagh an seiner Seite, als seinen treuen Gefährden. Er legte die Feder beiseite, ließ die Tinte trocknen und klappte das Buch zu. Dann verstaute er es in seiner Tasche. Er benötigte ein Schiff und eine zuverlässige Mannschaft. Dann würde er baldmöglichst seinen Dienst quittieren. In den Büchern seines Vorgängers hatte er Aufzeichnungen über ein Schiff der Garnison gefunden. Northwny kramte die Konstruktionspläne heraus. Das Schiff stammte von einem portugiesischen Schiffsbauer, der im Auftrag des Konsuls eine Fregatte ähnlich der Constitution konstruierte. Das Schiff war um einige Fuß kleiner, ähnelte seinem Original jedoch sehr und sollte seinerzeit der Abwehr von Piraten dienen, kam jedoch nie zum Einsatz und lag nun seit vielen Jahren ungenutzt im Hafen. Tim hatte die Idee, den Konsul davon zu überzeugen, ihm die Fregatte günstig zu überlassen. Die Instandsetzung würde gewiss einige Tage dauern und wäre nicht all zu teuer. Dann hätte er ein seetüchtiges Schiff, ganz nach seinen Vorstellungen.

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“Jaaaaaan. Wo steckt der Bengel? Alle reißen sich hier den Arsch auf und der Grünschnabel treibt sich wer weiß wo rum.” Pöbelte Scully. Die Mannschaftsmitglieder in seiner nähe legten noch einen Zahn zu und beeilten sich aus seiner Reichweite zu kommen.

Wohl war ihm nicht nicht sich einfach so von Bord zu schleichen, aber was sollte er machen? Er wollte Sophie nochmal sehen. Er wusste nicht wann genau sie den Hafen verlassen. Scully war noch nicht wach gewesen und jemanden wecken wollte er nicht. Er musste Sophie doch sagen das sie wohl bald in See stechen. Er konnte doch nicht so einfach verschwinden. Sowas machte man nicht. Vielleicht gab es Seeleute die so etwas taten. Aber er wollte nicht dazugehören. Atemlos errechte er das Anwesen. Sie war bestimmt wieder im Stall, da war sie meistens, weil es da am meisten für sie zu tun gab. Er würde den Hof vermissen, die Ziegen und die Kühe und vor allem Sophie. Nie hätte er sich träumen lassen das er so ein tolles Mädel finden würde. und das einfach so. Von den anderen Matrosen und aus den Liedern wusste er das einige ihr Leben lang nach dem großen Glück suchten. Und hier hatte er sie einfach so gefunden. Freudig öffnete er die Stalltür und wollte gerade ihren Namen rufen, da sah er sie im Arm eines anderen. Wie konnte das sein? Sie liebte ihn doch? Das war das was sie ihm gesagt hatte. In der letzten Nacht als sie auf einem riesigen Strohballen eng umschlungen beieinander lagen. Er wusste in der Nacht nicht wie ihm geschehen war. Aber das wusste er eh nicht bei ihr. Er hatte früher keine Kontakt zu Frauen und oder Mädchen gehabt. Klar die Damen auf dem Schiff waren immer nett zu ihm gewesen. Aber bis vor kurzem fand er dieses ganze romantische Getue höchst befremdlich. Dann auch noch Warlock, damit hätte er nicht gerechnet. Aber dann hatte es auch ihn eiskalt erwischt. Und nun das. Die Schmetterlinge in seinem Bauch gefroren und ließen einen kalten schmerzenden Klumpen zurück. Irgendwie verschwamm seine Sicht. Er drehte sich um schlug die Stalltür zu und lief zurück zum Schiff so schnell er konnte. Er meinte noch ihre Stimme zu hören, die seinen Namen rief, aber das war ihm egal. Verräterische dumme Kuh. Er rannte und rannte, der Schmerz in seinem Herzen wurde von den Stichen der Anstrengung verstärkt, aber er wollte nicht stehenbleiben bis er die Lale Andersen erreicht hatte.

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“Wenn man vom Dübel spricht! Na der Herr? wo hast du dich denn rumgetrieben?” sprach Scully Jan an der die Planke schnaufend und mit rotem Kopf hochlief und beinahe in ihn reingelaufen wäre.
“Schlagt mich, bestraft mich, aber bitte lasst mich nicht zurück.” Atemlos und total verheult schaute Jan ihn an. Der noch vor kurzem stolze junge Mann, sah aus wie ein Häufchen elend. Scully brummte. “nun gut junger Herr, dann schrubb mal das Deck.”
Scully ahnte das etwas mit Sophie passiert sein musste. Aus eigener Erfahrung wusste er das Jan jetzt erstmal seinen Frust loswerden musste. Reden würde da nicht viel helfen.

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Kapitel 45

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Charlotte öffnete ihre Augen und überlegte einen Moment, wo sie war. Ach ja, fiel es ihr wieder ein. Sie lag im Bett, im Schlafzimmer des Hauses, das ihr Großvater gekauft hatte. Das Haus war eine einfache Kate. Diese war etwas heruntergekommen, aber nicht ungemütlich. In dem kleinen Zimmer war es kühl. Am Fußende des Bettes stand eine große Truhe, auf der Francis’ und Charlotte’s Sachen wild durcheinander lagen. Neben dem Bett befand sich eine Kommode, auf der ein Krug und eine Waschschüssel standen. Charlotte sah sich nach Francis um, doch der lag nicht mehr neben ihr. Sie schloss noch einmal ihre Augen und rief sich die Nacht mit Francis in Erinnerung. Die Gedanken daran entlockten ihr ein Lächeln. Dann schwang sie fröhlich ihre Beine aus dem Bett und stand auf. So entspannt und ausgeruht hatte sie sich schon lange nicht mehr gefühlt. Sie sah aus dem Fenster und entdeckte Francis, der gerade aus den Wellen auftauchte. Mit kräftigen Stößen schwamm er ans Ufer und ließ sich in den Sand fallen. Die Morgendämmerung war bereits hereingebrochen und die ersten Sonnenstrahlen tauchten die kleine Bucht in helles Licht. Rasch lief Charlotte nach draußen. Die Meeresbriese wehte ihr durch die zerzausten Haare und blähte das schlichte, weiße Leinenkleid auf. Sie lief auf Francis zu, der sie bereits entdeckt hatte. Der Sand zwischen den Zehen fühlte sich kühl an. “Guten Morgen. Hast du gut geschlafen?”, fragte Francis lächelnd. “Ganz wunderbar”, antwortete Charlotte und setzte sich zu ihm in den Sand. Francis zog sie zu sich und küsste sie lange. Sie schmeckte das Salz auf seinen Lippen. “Du siehst aus, wie ein Pirat”, sagte Charlotte, als sie sich voneinander gelöst hatten. Francis strich sich über die Bartstoppeln und sagte: “Ich fühle mich auch wie einer.” Er grinste und meinte noch: “Und es gefällt dir.”
“Schon möglich”, gab Charlotte grinsend zurück. Francis begann, die Schnürung ihres Kleides zu lösen. Charlotte’s Puls bekam einen neuen Höchststand, als er es ihr über die Schultern streifte. Francis küsste sie erneut. “Wenn ihr wollt, könnt ihr das immer und ewig mit mir tun, Mylord”, flüsterte sie an seinen Lippen. “Das werde ich, Mylady”, sagte Francis und blickte sie liebevoll an.

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Während Charlotte und Francis ihre Zweisamkeit genossen, herrschte im Hafen von Funchal und an Bord der Lale Andersen geschäftige Aktivität.
Fast im Stundentakt kamen jetzt die bestellten Vorräte, wurden auf den Kai entladen und gleich wieder an Bord verstaut. Zum Glück hatte Skully noch drei fähige Seeleute anheuern können, darunter einen Proviantmeister, der früher auf einem Ostindien-Segler gefahren war. Piet van Straaten kannte sich bestens aus mit den notwendigen Mengen und Lebensmitteln, die auf Langreisen gebraucht wurden.

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Rolly hatte sich nicht lumpen lassen und so fanden sich einige Extra-Pakete zwischen der ganzen Fracht.
Piet staunte nicht schlecht, als er mehrere Kistchen feinste gezuckerte Früchte, besten Darjeeling First Flush, getrocknete Pflaumen, Datteln, Aprikosen und Feigen vorfand.
Neben den üblichen Vorräten für die Mannschaft für einen langen Törn, bestehend vorwiegend aus Graupen, Kichererbsen, Bohnen und Linsen, Salzfleisch und Stockfisch sowie Schiffszwieback, Mehl und Rübensirup in großen Mengen, entdeckte er auch zwei Krüge besten Honig, eine Kiste Äpfel, Olivenöl, Oliven, Weinessig, Kapern, Chilis und einige Gewürze. Und Kaffeebohnen.

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Die frischen Lebensmittel sollten am übernächsten Tag geliefert werden. Brot, Gemüse, frisches Fleisch und Fisch sowie Obst hielten maximal eine Woche in der feuchten Wärme und mussten schnell verbraucht werden, bevor sie verdarben. Nachdenklich betrachtete er mehrere Lagen Eier. Die mussten gut gepolstert gelagert werden, damit sie nicht zerbrachen.
Mit am Wichtigsten aber waren mehrere große Fässer mit Sauerkraut. Das erfreute sich zwar nicht bei allen Seeleuten großer Beliebtheit, aber es war auf längeren Fahrten fast das einzige Mittel gegen Skorbut.
Das letzte Fuhrwerk an diesem Tag kutschierte Rolly selbst, denn er hatte aus seinen Kellern einige erlesene Flaschen für die Kapitänskabine, Francis und die Damen mitgebracht.

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“Mr. Northwny”, empfing der Konsul seinen Gast erfreut, legte die Schere aus der Hand und wischte sich die Hände an der Schürze ab. “Die Bäume wollen regelmäßig gepflegt werden” er deutet auf die jungen Triebe der Eukalyptusbäume “Wie ich hörte sind sie meiner Bitte recht schnell nachgekommen”, er bat Timothy ins Haus und legte die Schürze ab “das rechne ich ihnen sehr hoch an”, er bot seinem Gast an, Platz zu nehmen. Northwny kam ohne Umschweife zum Thema und kündigte die Aufkündigung seiner Dienste an “Ich bin ein Seemann, ganz und gar”, schloss er am Ende. Der Konsul schwieg lange und betrachtete den jungen Kommandanten eingehend. “Ich respektiere ihre Entscheidung, Mr. Northwny, doch ganz aus meinen Diensten möchte ich sie ungern entlassen”, er beugte sich zu Northwny hinüber " Ich habe etwas, das sie interessieren könnte". Der Konsul stand auf und führte Timothy durch das Haus. Er öffnete eine Tür aus schwerem Eichenholz und führte Timothy in einen Saal in dessen Mitte ein langer Tisch mit mehreren Stühlen stand. Dahinter befand sich ein kleines Zimmer dessen Wände mit Regalen voller Bücher gefüllt waren. Der Konsul nahm ein Buch heraus und schlug es auf “Vor einigen Jahren hatte ich einen Gast auf der Durchreise in sein Exil”, er blätterte in dem Buch “Napoleon Bonaparte”, er sah auf “Er genoss den Aufenthalt auf der Insel und er genoss den Wein in vollen Zügen” er blätterte weiter “Hier, das wird eure Neugierde wecken”, er übergab Timothy das Buch mit den Aufzeichnungen wartete einen Augenblick und fügte dann hinzu “Ist es das was sie suchen? Ein Schatz ungeahnter Größe?”.

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“Besonders groß ist das Schiff ja nicht”, meinte Murtagh, nachdem er und Tim es sich angesehen hatten. “Dafür ist es nicht teuer. Und für unseren Zweck wird es genügen”, entgegnete Tim. “Außerdem bekommen wir vom Konsul Vorräte und Männer”, sagte Tim. “Und je schneller wir von dieser Insel kommen, desto besser. Ich wage mir nicht auszumalen, wenn der Konsul erfährt, was im Keller der Garnison lagert. Außerdem habe ich nichts gegen eine Expedition in die Karibik einzuwenden”, meinte Tim.
“Du hast recht”, stimmte Murtagh ihm nickend zu. Als sie wieder auf der Kaimauer standen, deutete Murtagh auf Antoine und Geraldine, die gerade eine Kutsche bestiegen. “Ich frage mich”, sagte er wie zu sich selbst, “warum Francis Freund nicht mit ihm abgehauen ist.” Tim zuckte mit den Schultern. “Und diese Frau, Geraldine, ich habe sie schon einmal gesehen”, redete Murtagh weiter. “Aber ja, jetzt fällt es mir wieder ein”, rief er aus, “in einem Bordell in London.” Tim grinste und fragte: “Du warst in einem Bordell?”
“Ja. Einmal und nie wieder”, antwortete Murtagh und sah dabei nicht glücklich aus. “Aber reden wir nicht davon. Komm, ich lade dich in eine Taverne ein und dann trinken wir auf das Schiff, und darauf, wo hin uns unsere Reise führt”, sagte Murtagh und schlug Tim freundschaftlich auf den Rücken.

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Die Kutsche hielt vor einem alten Haus in der Rua de Santa Maria. Über dem Eingang hing ein kunstvoll bemaltes Schild mit einem Anker. Antoine klopfte an und einige Augenblicke später bat sie ein junger Mann herein. Er trug eine Krücke und beim Gehen zog er das linke Bein nach.
Er führte die beiden Besucher in ein geräumiges Zimmer. “Ich bin Patricio”, stellte sich der junge Mann vor. Er bat Geraldine auf die Liege und während sie ihre Schultern entblöste legte er sich eine helle Schürze um und nahm schwerfällig auf einem Stuhl neben ihr Platz. Antoine setzte sich zu Geraldine, nahm ihre Hand. Sie nickten sich einander zu, dann begann Patricio mit seiner Arbeit.

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Geraldine biss die Zähne zusammen. Sie erinnerte sich noch sehr gut an die Schmerzen, als die Margerite in ihre Haut gestochen wurde, damals, als Don Pedro sie als eines seiner Mädchen markierte.

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Die Nadel drang in einem fortwährend Rhythmus in ihre Haut ein und bald es fühlte sich an wie der Hammerschlag eines Schmiedes auf glühendem Eisen. Sie konnte die Tränen nicht mehr unterdrücken. Sie weinte Tränen ihrer Vergangenheit und sie weinte Tränen für ihre Zukunft. Nach vier Stunden hatte Patricio seine Arbeit beendet und reichte Antoine einen Spiegel. Geraldine besah sich. Die Haut war gerötet und an einigen Stellen blutig. Ihre angespannten Züge nach dieser Tortour wichen einem Lächeln der Erleichterung. Die Margerite war verschwunden, verborgen unter Blättern und Blüten einer kunstvoll geformten Rose.

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Jetzt konnte sie dieses dunkle Kapitel ihres Lebens endlich abschließen. So leicht war ihr lange nicht mehr zu Mute gewesen. Sie lachte laut auf.
Als sie aufstehen wollte, wurde ihr schwindelig, aber Antoine fing sie auf und stütze sie, bis sie wieder stehen konnte. Er nahm sie vorsichtig in die Arme und küsste sie zärtlich.
“Jetzt bist du meine Rose, Chérie. Ich liebe dich”, flüsterte er. Geraldine strahlte.
Dann zog er sein Hemd aus und nahm auf der Liege Platz. Patricio hatte inzwischen seine Nadeln gereinigt und machte sich an den zweiten Auftrag des Tages: einen Kompass mit ihren Initialen in der Mitte.

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Kapitel 46

Charlotte und Francis genossen die Tage ihrer Zweisamkeit. Die Aufregung der vergangenen Wochen war wie verflogen, all die Angst und Ungewissheit verlor allmählich an Bedeutung. Tagsüber lagen sie am Strand, die Abende verbrachten sie auf der Terrasse bei Kerzenschein und einer Flasche Wein und schmiedeten Pläne für die gemeinsame Zukunft. Ihre Stimmung erreichte ihren Höhepunkt, als Morgan unerwartet auftauchte und eine erfreuliche Nachricht überbrachte. Rolly hatte bei seiner allwöchentlichen Lieferung an den Konsul erfahren, das Northwny und Murtagh die Insel für eine Expedition im Auftrag des Konsuls in Kürze verlassen würden.
“Packt eure Sachen und macht euch bereit”, sagte Morgan “Wir werden Morgen bei Sonnenaufgang aufbrechen”. Charlotte zitterte vor Aufregung, als sie ihre Tasche packte. Sie fühlte sich plötzlich auf seltsame Weise unschlüssig. Charlotte konnte es bis vor einigen Tagen kaum erwarten die Insel zu verlassen. Doch nun, nachdem die Gefahr beinahe vorüber war, wurde sie nachdenklich. Konnte sie diesen wundervollen Inseln und ihrer Heimat für immer den Rücken kehren? Sie hatte Francis ein Versprechen gegeben und sie mochte ihn ungern enttäuschen.
Am Abend kam eine Kutsche und ein Fuhrwerk. Während Charlotte und Francis zur Lale gebracht wurden, kümmerten sich Morgan und Scully um das Verladen einiger Fässer aus dem Lagerhaus. Er würde seinen Anteil des Goldes auf der Insel zurücklassen. Sobald seine Familie und die Freunde in Sicherheit waren würde er zurückkehren und seinen Anteil in ein kleines Geschäft investieren.

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Der Kutscher hatte die Pferde kaum zum Stehen gebracht, riss Antoine den Wagenverschlag auf, um seine Freunde zu begrüßen. Francis und Charlotte stiegen aus und umarmten Antoine und Geraldine herzlich. “Ihr seht erholt aus, mes amis”, sagte Antoine und küsste Charlotte auf die Wange, die vor Freude strahlte.
“Ach, es war einfach herrlich. Ich könnte mir vorstellen, hier zu leben”, schwärmte Charlotte und wechselte einen liebevollen Blick mit Francis.
Francis entlohnte den Kutscher und dann begaben sich die vier an Bord. Als das Gepäck verstaut war, trafen sie sich in der Kapitänskajüte, um auf Morgan zu warten. Geraldine entkorkte eine Flasche Madeira und schenkte allen ein. Dann hob sie ihr Glas und rief: “Auf die Zukunft. Darauf, dass uns das Glück nie verlassen möge. Und die Liebe.” Charlotte, Francis und Antoine stimmten mit ein.
Später brachte der Smutje das Abendessen. Brot, Käse und Feigen. Während des Essens unterhielten sie sich angeregt und so manches Glas Wein wurde an diesem Abend noch geleert.

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In dieser Nacht fand Charlotte keinen Schlaf. Sie wälzte sich hin und her, denn ihre Aufregung über die bevorstehende Reise wuchs. Und noch etwas ließ sie nicht zur Ruhe kommen. Sie stand auf, entzündete eine Kerze und schaute auf Francis’ Taschenuhr. Drei Uhr morgens. Nur noch wenige Stunden bis zum Ablegen. Dann würden sie Madeira in Richtung kanarische Inseln verlassen. Charlotte zog sich ihren Morgenmantel über und lief zur Kajüte ihres Großvaters. Sie klopfte an die Tür. In diesem Augenblick kam Davy die Treppe herunter. Seine Wache war beendet. “Er ist oben, auf der Brücke”, sagte er. Charlotte fand ihn an Achtern. Er klopfte gerade seine Pfeife aus und steckte sie in die Manteltasche. “Charlotte!”, rief er überrascht aus. Sie trat auf ihn zu und legte ihre Hand auf seinen Arm. “Du blickst so ernst drein. Was ist los?”, fragte Morgan.
“Ich habe eine Entscheidung getroffen. Ich will nicht nach Amerika. Ich will hier bleiben. Und dir beim Aufbau deines Geschäftes helfen”, sagte sie bestimmt.
Das hatte Morgan nicht erwartet. Er räusperte sich und fragte: “Was sagt Francis dazu?”
"Ich habe noch nicht mit ihm gesprochen. Das wollte ich nach der Hochzeit tun. Es ist so: Ich möchte nicht so weit weg. Ich will hier, in der Nähe meiner Familie bleiben. Bei dir, Warlock, Emma und den anderen. Vielleicht können wir ja weiterhin auf Francis Anwesen leben. Die Kanaren sind mir seit vielen Jahren eine Heimat. Oder Francis und ich gehen mit Geraldine und Antoine nach Frankreich … ", sie brach ab und blickte ihren Großvater fragend an.
Morgan nickte verstehend. “Das müssen wir nicht jetzt entscheiden. Zuerst machen wir uns auf den Weg nach Lanzarote. Dann sehen wir weiter. Und nun versuche, noch ein wenig zu schlafen”, sagte er liebvoll. Charlotte lächelte und küsste ihn auf die bärtige Wange. Als sie wieder im Bett lag, fühlte sie sich ruhiger und fiel in einen traumlosen Schlaf.

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Charlotte schlief noch als die Schiffsglocke läutete. Francis war bereits wach und schlüpfte in seine Kleider. “Guten Morgen liebes”, er küsste sie und setzte sich neben sie auf das Bett. “Morgen, Francis”, Charlotte setzte sich auf, strich sich die Haare aus dem Gesicht und rieb sich die Augen “Francis, man sieht eine Dame nicht so an, wenn sie gerade aufgewacht ist”. Er lachte und nahm ihre Hand in die seine “Charlotte, du hast im Schlaf geredet”. Sie winkte ab und lachte “Ich hab sicher was dummes geträumt”, versuchte sie abzulenken und lächelte. Doch Francis blieb ernst. “Was, was hab ich denn gesagt?”, fragte sie unsicher. “Bring mich heim”, gab ihr Francis zur Antwort und drückte ihre Hand. Charlotte gab Francis einen Kuss “Ich bin überall, wo Du bist, Liebster”, sagte sie “und nun lass uns aufstehen und an Deck gehen”. Sie stand auf, zog sich an und ging mit Francis an Deck. Die Mannschaft war bereits auf ihrem Posten und wartete auf den Befehl des Kapitäns, der sogleich erfolgte. “Anker lichten, hisst die Segel, auf in die Heimat”. Wenige Minuten später verließ die Lale Andersen den Hafen von Funchal.
Morgan begab sich gemeinsam mit Scully in seine Kapitänskajüte und studierte die Karten als Geraldine anklopfte und eintrat. “Käpt´n”, grüßte Geraldine “Ich weiß, wir nehmen Kurs auf Teneriffa”, Geraldine versuchte die richtigen Worte zu finden. “Was macht dir Sorgen?”, fragte Morgan. “Ich mache mir Sorgen um Aliena, Käpt´n. Ich weiß, wir nehmen Kurs auf die Heimat. Ich mache mir Sorgen um Aliena und Warlock”. “Denkst du, das sie in Gefahr sind?”. “Ich weiß nicht”, antwortete Geraldine und fügte hinzu “Ja, vielleicht”. Morgan beugte sich erneut über seine Karten, dann schaute er zu Geraldine auf, sah den besorgten Blick in ihren Augen. “Scully, wir ändern den Kurs Richtung El Golfo”.

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Kapitel 47

Die Aurelia ließ vor El Golfo den Anker fallen. Günstige Winde hatten die Fahrt von Madeira nach Lanzarote beschleunigt.
Aliena freute sich darauf, das Anwesen und ihre Leute wiederzusehen, sie hatte schließlich den größten Teil ihres Lebens hier verbracht.
Nur zwei der alten Bediensteten ihres Vaters machten ihr Sorgen. Giacomo, der alte Butler und Rafael, der Verwalter.

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