Schreiben als Prokrastination vom Schreiben

Bin nur ich so oder kennt das sonst noch jemand?

Mit meinem Roman komme ich aktuell irgendwie nicht weiter. Ich stecke im 18. Kapitel fest, die Handlung erscheint irgendwie zu flach, die Charaktere zu farblos. Vermutlich blockiere ich mich selbst.

Und was mache ich?

Ich schreibe, wie ein Verrückter - nur nicht am Roman. Zwei Wettbewerbe, zwei Kurzgeschichten für Anthologien, monatlich eine Mikrogeschichte für meine Webseite und eine interaktive Online-Story, bei der jede Woche eine Szene von rund 500 Wörtern erscheint. Dadurch finde ich gar keine Zeit mehr, mich um meinen Roman zu kümmern, der dennoch weiterhin mit leuchtenden Lettern danach schreit, weitergeführt zu werden.

Zu allem Überfluss fürchte ich noch, dass ich beginne, mich zu verzetteln - was aber bisher interessanterweise nicht geschehen ist.

Bitte sagt mir, dass es auch anderen zeitweise so ergeht.

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Ich habe im August zuletzt an meinem neuen Roman gearbeitet. Und bin dann gestern wieder eingestiegen und zwischendurch - da habe ich dann allerdings nur die Buchstaben angesehen.
Zwischendurch habe ich genau das Gleiche gemacht wie du. Wettbewerbsgeschichten geschrieben, an meinem kleinen Blog und den neuen Internetauftritt bearbeitet, viele Texte probegelesen und kritisiert.
Außerdem habe ich mit meiner zweiten Kurzgeschichtensammlung begonnen.
Von meinem neuen Roman stecke ich im ersten Kapitel, das bisher 4 Seiten hat.

Du bist also nicht allein mit deinen „Problemen“.

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@HarryF , dein Beitrag könnte von mir sein. Mir geht es momentan sehr ähnlich.

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Hmmm … ich überlege gerade, meinen Nickname zu ändern. „Der Prokrastinator“ :wink:

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Aha, im 18. Kapitel steckst du also fest. Mhm. Stattdessen zwei Wettbewerbe sagst du? Und zwei Kurzgeschichten? Soso…
Warum gibst du nicht gleich zu, dass du ich bist? Hä? Kannst du ruhig. Weiss eh schon jeder. Hihi. :crazy_face:

Schwester bitte, meine Medikamente!

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Weiß nicht, ob das auch Prokrastination ist, manchmal läuft es wie geschmiert, dann klemmt es wieder tagelang und ich schreibe nur weiter, weil ich etwas schreiben muss/will. Nur um kurz darauf festzustellen, dass das Geschriebene nichts taugt. Löschen, neu schreiben, wieder löschen. Bis ich einsehe, ass eine Pause nur förderlich sein kann.

Ich möchte das gar nicht Prokastination nennen, denn das würde ja bedeuten, dass wir mit dem Schreiben einer Pflicht nachgehen müssen. Wir sind doch alle hier Hobby-Autoren oder irre ich mich?
Also mir geht es auch so. Allerdings sehen meine Ersatzhandlungen anders aus: ich stürze mich wieder in meine anderen Hobbys. Bis ich wieder soweit bin, weiterzuschreiben. Und dann macht es auch wieder Spaß, der Hänger ist weg, ich habe eine Lösung… whatever. Das wünsche ich dir auch.

Ich würde es umformulieren. Wir möchten gern unbedingt schreiben und ärgern uns dann, wenn wir stolpern und am Wegesrand liegen bleiben.

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Meine Güte, ich bin nicht alleine, und sowas von froh, das zu lesen!
Mit meinem ‚Hauptroman‘ komme ich mal wieder so gar nicht voran, also schreibe ich an einer Horrorstory und hab außerdem noch zwei Kurzgeschichten in Arbeit. Und soeben habe ich beschlossen, wegen alledem kein schlechtes Gewissen zu haben!

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Früher in den 80er Jahren hieß es noch freundlicherweise Aufschieberitis, später erst wurde aus der Itis dann auch eine Krankheit gemacht. Da wuchsen neue Berufsfelder heran, in der Politik soll es sogar Geld dafür geben. Ich finde in der Schriftstellerei, Hobby oder Beruf, hat das gar nichts zu suchen. Ich glaube sogar, dass es von Vorteil ist, wenns mal stockt, sich mit etwas völlig anderem zu beschäftigen. So wie ein Maler der auf das richtige Licht wartet. Oder einfach etwas völlig anderes machen. Ich schaue dann Vera Birkenbiehl oder bewundere die Genialität des Namens: Hallmackenreuther und seines Schöpfers.
So viel wie du schreibst muss der geistige Tintentank ja auch erst mal schöpferische Intuitionsbetankung bekommen. Auch Hauptfiguren haben ein Privatleben und das Recht auf Freizeit und Urlaub. Nicht zuletzt bist du ja auch auf deiner Seite bekennender Prokrastinator. Ich denke, die Figuren werden an deiner Haustür klingeln, wenn sie was zu sagen haben, oder der Bautrupp die neue Straße für den Bestseller planieren will. Ich bin zwar kein Maß, da ich bisher nur ein Gedicht für meine Oma veröffentlicht habe, aber ich stresse mich nicht mehr mit Selbstdruck. Ich schreibe manchmal an drei Geschichten gleichzeitig weiter und springe auch mal quer. Meist jedoch kann ich durchplotten und fokussiert meine Seiten schreiben, wenn ich es mir vornehme. Meine Meinung dazu: Der Stress, den man sich damit selbst macht, blockiert am meisten.

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Mir geht es auch so und ich bin erleichtert, dass ich nicht alleine damit bin.
Ich schreibe auch an anderen Sachen, als an meiner Hauptgeschichte. Außerdem habe ich noch andere Hobbys, denen ich auch fröne.

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Dann oute ich mich auch mal. Nein, mit geht das nicht so. Wenn ich nicht weiterkomme, mache ich einfach eine Pause, aber ich schreibe nicht an anderen Geschichten. Ich schreibe dann gar nicht.

Natürlich schreibe ich auch manche Sachen nicht zu Ende. Aber dieses hin und her springen ist für mich nicht das richtige. Da ist jeder anders.

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Die Aufschieberitis – @Leovonlaja, danke für die Erinnerung an ein untergegangenes Wort – ist für mich ein unpassender Begriff in meinem Schreiballtag, denn ich schreibe freiwillig und ohne Termindruck. Die Arbeit an meinen Texten ist nicht wie der Besuch beim Zahnarzt. Wenn mein Hirn gerade nichts Sinnvolles produzieren will, mache ich eben etwas anderes.

Das scheint vielen hier im Forum so zu gehen, man nehme mehr als eine Wortmeldung am Tage von einer Person als Beispiel. Das Forum lebt von Leuten, die gerade eine Schaffenspause einlegen.

Anders ist die Situation, wenn mein selbst festgelegter Fertigstellungstermin einer Kurzgeschichtensammlung immer näher rückt und viele Texte immer noch nicht veröffentlichungsreif sind. Klemmt es in einer Geschichte, weiche ich auf eine andere aus. Sehe ich auch da nur Buchstaben, gehe ich spazieren oder räume den Geschirrspüler aus. Aber der Druck wächst: Das »Ich muss jetzt aber wieder ran« aus meinem Berufsleben wollte ich in meiner Rentenzeit eigentlich nicht weiterleben. Aber watt mutt, dat mutt. Ich putze jetzt das Bad …

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… wenn ich keine Lust habe, keinen Drang, zu schreiben, dann ist es sicher auch keine „Prokrastination“, stattdessen anderen Hobbys nachzugehen. Wenn aber doch - dann ist es, ob Hobby oder nicht: Prokrastination.

Mich hemmt z.B. das Gefühl, beim Weiterarbeiten festzustellen, dass mich das bisherige Ergebnis enttäuscht - oder wenn ich, was selten der Fall ist, einmal zufrieden bin, die Angst, dass ich das Niveau nicht halten kann. Dann lieber … prokrastinieren. Jedenfalls, bevor ich solche Komma-Sätze wie gerade eben produziere.

Gibt es denn eigentlich kein Medikament dagegen? „Anti-Prokrast forte“ zum Beispiel? Muss mal beim Online-Apo-Dealer nachstöbernd :wink:

Gerade jedenfalls hätte ich Zeit. Ich fahre Zug. Gestern, Hinfahrt: Reibungslos (= nur eine Stunde Verspätung). Heute, Rückfahrt: Gebuchte Direktverbindung storniert. Umwegreiche Ersatzstrecke, deswegen muss ich gleich Schluss machen, mich auf zwei Umstiege vorbereiten.
Es lebe die Deutsche Bahn.

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Ich hätte gern ein Medikament gegen das Wort. Es ist einfach schrecklich. Warum heißt es nicht mehr „aufschieben“? Als ich das P-Wort zum ersten Mal hier im Forum gesehen hatte, musste ich es erst nachsehen.

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… da hast Du freilich recht. „Ich leide an Aufschieberei“ oder „Aufschieberitis“ klingt allerdings nicht wirklich besser. Und „Prokrastinieren“ hört sich doch in jedem Fall nach etwas Wichtigem an :sweat_smile:

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Das stimmt auch nun wieder. :grin:

Mit dem Begriff „Aufschieberei“, oder „Aufschieberitis“ weiß jeder was damit gemeint ist. Die Bedeutung von Prokre…, Prokra-Dingsda musste ich auch erst mal nachlesen. Klingt für mich wie ein bürokratischer, oder ärztlicher Fachbegriff, der den meisten Leuten einfach nichts sagt.

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Mit Aufschieberitis kann ich auch viel besser umgehen. Darunter leide ich auch oft.

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Mir scheint, als habe ich mit dem Thema doch in gewisser Weise einen Nerv getroffen. Die vielen Reaktionen haben aber etwas deutlich gemacht, das ich im Grunde wusste, mir aber nicht wirklich eingestehen wollte (weil ich mich selbst unter Druck setze): Das alles ist ganz normal, überhaupt kein Problem und wird sich wieder richten.

Außerdem muss ich mir auch eingestehen, dass es mir gerade unglaublich viel Spaß macht, ganz unterschiedliche Kurzgeschichten zu schreiben (z.Zt. eine Gruselgeschichte, ein Krimi, eine Erzählung zur Befreiung von Auschwitz vor 80 Jahren). Da darf mein Roman gerne auch mal hinten anstehen.

Danke Leute, Ihr habt mir den Kopf wieder geradegerückt :laughing:.

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