Als sich der große Zeiger vor den kleinen schob wie ein älteres Geschwister vor sein jüngeres, da holte die alte Kirchturmuhr aus zum ersten Schlag.
Es gibt so viele Arten, die Zeit anzuhalten. Man kann all die Sachen beschreiben, die unbegreiflicherweise gleichzeitig geschehen. Man kann jedes Detail einer Szene einfangen, etwa Popcorn, das „wie kleine Sternchen im Straßenlampenlicht durch die Luft“ fliegt, nachdem ein Fußgänger von einem Auto erfasst wird. Oder schlicht Zeitlupe schreiben. Zum Beispiel, wenn der Protagonist einen Schlag in den Solarplexus einsteckt:
Wellen von Bauchfett breiteten sich regelmäßig auf meiner Vorderseite aus. Meine Innereien schickten sich an, ihre angestammten Plätze zu tauschen. „Entschuldigung, Herr Dünndarm, lassen Sie doch mal die Niere nach vorn.“
Zeit ist nichts anderes als Veränderung. Und deshalb gibt es unendlich viele Arten, sie zu beschleunigen. Man kann die Spuren beschreiben, die sie hinterlässt, kann beschreiben, wie die kastanienbraunen Haare einer Frau ergrauen, wie ein Mann den Kuss seiner ersten Liebe vergisst, wie gesellschaftliche Konventionen sich endlich, endlich ändern: „Heute hatte das Etikett Unehelich zum Glück keine Relevanz mehr.“
Die Momente, in denen die Zeit stillsteht, sind oft diejenigen, die einen Menschen ein ganzes Leben lang verfolgen. Der Moment zum Beispiel, in dem der Ball die Fensterscheibe des Nachbarn durchbricht.
Wäre das nicht passiert, hätte Thiele sich nicht Hannes geschnappt. Ihn verprügelt. Hannes Trommelfell wäre nicht geplatzt, Tinnitus und Schwindel hätten ihn nicht halb wahnsinnig gemacht. Er hätte nicht immer den Kopf eingezogen, wenn jemand lauter sprach. (…) Und er wäre nicht eines Tages ausgerastet und hätte Lukas zusammengeschlagen.
Die Macht über die Zeit liegt bei euch in guten Händen.
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Den Text mit den meisten Likes feiern wir mit einer Vollversion von Papyrus Autor, eine weitere verlosen wir unter allen, die teilgenommen haben. Am Dienstag, dem 29. November, erfahrt ihr, wer gewonnen hat.
Heute beginnt die siebte Woche unserer herbstlichen Schreibsaison. Diesmal versuchen wir uns in Alchemie.
Wie hat euch das Thema der sechsten Woche gefallen?
Welche Art, die Zeit zu verlangsamen oder zu beschleunigen hat euch besonders beeindruckt? Was von beidem ist euch leichter gefallen? Werdet ihr den Text, der in der sechsten Woche entstanden ist, weiterverwenden?