Man könnte höchstens die Romantik durch das Geballer unterbrechen. Schöner Konflikt …
Mr. und Mrs. Smith? Hat vielleicht nicht den größten Tiefgang, aber war seinerzeit erfrischend anders.
Kommt auf das Geballer an.
Wenn es sowas ist wie die Silvesterszene in “Jenseits von Afrika” - okay. Da tauschen Meryl Streep und Robert Redford ihren ersten Kuss, während drumrum geböllert und geballert wird was das Zeug hält. DAS funktioniert natürlich.
Aber wenn sich James Bond grade noch mit einer Hand an die Kufe des rettenden Heli hängt, während die bösen Buben ihm von unten eine Ladung aus der Uzzi verpassen, dann ist mein Gedanke eher: “Uiii, hoffentlich schafft er das!”
Und nicht: “Hm. Eigentlich könnte er jetzt noch eine schöne Frau küssen…”
Nein, ich meinte es umgekehrt: Er küsst eine schöne Frau und plötzlich kommt ein Heli daher und jemand ballert auf die beiden ein. Und wenn es ganz dramatisch sein soll, kann Bond die Frau gerade noch so drehen, dass sie die Kugel abfängt und ihm als persönliches Schutzschild dient. (Total macho, natürlich). Immerhin ist er dann aus Wut über den Mord an dieser Frau so geladen, dass er genügend Energie aufbringt, um sich vom Boden abzustoßen und sich an die Kufe des Helis zu hängen …
Die Romantik-Szene wird durch das Geballer unterbrochen bzw. abgewürgt. Am besten, bevor es zu kitschig wird …
Es stimmt, es gibt solche Szenen natürlich auch. Da ist die Frau dann aber meistens mit dem Bösen im Bunde und wird als erotischer Köder auf Bond angesetzt. Das merkt man dann ziemlich schnell - meist durch die Musik, die dadrunter liegt.
Aber bei den wirklich romantischen Szenen kann man sich entspannt im Kinosessel zurücklehnen und weiß: In den nächsten fünf Minuten wird jetzt erstmal nur geknutscht - und das ist auch ganz gut so, sozusagen als relief. Das wird in einem guten Plot ganz bewusst so eingebaut.
Hallo @Tessley
Ich habe einen Filmtipp für das Szenario, das dir vorschwebt: Sechs Tage, sieben Nächte
Der Pilot einer kleinen Fluglinie fliegt die Herausgeberin einer Zeitschrift zu einem Fototermin.
Sie geraten in ein Unwetter und müssen auf einer einsamen Insel notlanden. Wegkommen ist erst mal nicht. Zuerst können sie sich nicht leiden, stellen dann fest, wie gut sie miteinander harmonieren und verlieben sich. Beim Versuch, von der Insel wegzukommen, geraten ihnen Piraten in die Quere.
Ist ein schöner Abenteuerfilm, der von allem was hat: Action, Gefahr, Liebe und Humor.
Sorry, Tessley, ich fange noch einmal von vorn an.
Bleib doch einfach bei deiner Art und schildere die Szene oder Szenen nüchtern und cool. Und bei einsamer Insel fallen mir so meine Erfahrungen aus der Südsee ein (3,5 Jahre Papua-Neuguinea). Die unbewohnten kleinen Inseln sehen nur von weitem wie Paradiese aus. Wenn Du dann dort stehst, ist zwar auf der einen Seite ein kleiner, toller Sandstrand, aber dort wird es Dir schon nach 30 Minuten zu heiß in der Sonne. Nicht weit stehen ein paar schiefe Kokospalmen. Da musst du auch immer weiter rücken, damit du im Schatten bleibst. Zudem sind bei etwas Wind aus 10 bis 15 m herabfallende Kokosnüsse nicht lustig. Dahinter ist die Insel ein fast undurchdringliches Gestrüpp von Pandanus-Bäumen mit Stelzwurzeln, kratzigen Büschen und Ranken. Die übrigen drei Seiten der Insel werden von zerklüftetem Korallengestein dominiert, wo du nicht einmal mit Sandalen entlang kannst, weil alles scharfkantig ist und die Wellen dagegen klatschen.
Das heißt, da müssen die beiden erst mal ein paar elementare Überlebensproblme lösen. Wenn sie das geschafft haben, sind sie müde. Dann lass doch die beiden einfach nebeneinander einschlafen. Dann kann es ja ein bisschen knistern.
Und wenn er ihr oder sie ihm einen unausgesprochenen Wunsch erfüllt hat, dann ist ehrliche Dankbarkeit schon eine gute Grundlage für das spätere “Knistern”.
Aber vielleicht hast Du ja Deine Insel vor Augen und weißt, unter welchen Umständen und für wie lange die beiden dort sein werden. Ich will nur sagen, die Umstände können die Lage auch ganz unromantisch werden lassen. Wenn dort allerdings ein Wasserfall ist, muss es eine verdammt große Insel sein. Die ist dann auch garantiert bewohnt. Mit den Einheimischen lassen sich dann auch interessante Szenen machen.
Das kannst Du doch gut zum Thema der Entwicklung Deiner Figuren machen. Das romantische Erlebnis auf der einsamen Insel scheitern lassen, Spannung erzeugen, die Beziehung der Figuren auf die Probe stellen. Das romantische Happy End bis zum Ende hinauszögern.
Ich auch!
Der Klassiker “African Queen”: Humphrey Bogart als versoffener Postschiff-Skipper, Katharine Hepburn als etwas altjüngferlich-betuliche Missionarin.
Diese grundverschiedenen Persönlichkeiten müssen zusammen auf Bogarts Schrottkahn (ideale “Brennkammer”!) zur Zeit des 1. Weltkriegs durch den Dschungel des damaligen “Deutsch Ostafrika” fliehen und allerlei Gefahren trotzen. Am Ende raufen sie sich aber doch zusammen und schaffen es sogar, ein deutsches Kriegsschiff zu versenken.
Wunderbarer Film, den man sich immer mal wieder von Zeit zu Zeit angucken sollte als Musterbeispiel für ein perfektes Drehbuch.
Und auch hier: ER ist so unromantisch wie nur irgendwas, SIE wirkt zwar nach außen spröde und zickig, liest aber trotzdem (heimlich) gern Liebesgeschichten… eine unschlagbare Mischung!