Ich könnte mir ja sogar vorstellen, an vermurkst-aufgezwungenen Liebesszenen Gefallen zu finden, aber dafür ist ein Buch das falsche Medium . Bei einem Fernsehfilm kann das amüsant sein, wenn man die ungläubigen Kopfschüttler und Lacher mit anderen teilen kann und sich zum Stressabbau in eine Chipstüte reinknetet oder reinmampft. Bei einem Buch funktioniert das nicht. Außer man liest laut den anderen Leidensgenossen vor, während man den Mund voller Chips hat.
@Sentinel : Dennoch fand ich den Buchpreis hierfür eine gute Idee. Das war quasi die Goldene Himbeere für literarische Liebesszenen:ROFL:
Das hatte - ohne die Chips - früher Tradition. Man hat sich zusammengesetzt und sich gegenseitig vorgelesen. Natürlich war das vor der Zeit des Fernsehers …
Manchmal wünschte ich, das gäbe es heute noch, aber bisher kenne ich keine Leute, die dabei mitmachen würden …
Meine Mutter hat erzählt, dass sie das in der Nachkriegszeit immer gemacht haben. Gut kann sie sich noch daran erinnern, wie sie sich von Ceram “Götter, Gräber und Gelehrte” vorgelesen haben.
LG
Pamina
Nicht nur du.
Selbst zusammen Bücher lesen, oder nacheinander ist mehr miteinander als nebeneinander auf der Couch zu glotzen.
Wenn Corona vorbei ist, komme ich mal nach Hamburg. Dann können wir das machen. Wie wär’s?
LG
Pamina
Ich hab meiner Frau abends zum Einschlafen “Das Lied von Eis und Feuer” vorgelesen
Verzeih, wenn ich es einfach so einwerfe, aber warum muss denn, nur weil die Lokation stimmig ist, das ganze direkt in Romantik ausarten? Ich meine, knistert es so dermaßen zwischen deinen beiden Protagonisten, dass es auf Biegen und Brechen romantisch werden muss, oder dürfen die beiden nicht auch aufgrund der gezwungen romantischen Situation ein wenig verkrampft sein? Weil Romantik per Fingerschnippen funktioniert eh nicht und ich glaube es wäre nicer, wenn beide es probieren und sich dann eingestehen würden, dass trotz der romantischen Situation das “Feeling” nicht so aufkommt. Im Zweifelsfall erkaufst du dir nur etwas Zeit und kannst es an anderer (besserer?) Stelle nochmal mit den beiden versuchen.
THIS! Lass die arme Protagonistin so krampfhaft grinsen, dass ihr die Wangen weh tun und den Typi das merken, nach dem Motto “Was machen wir hier eigentlich?”
my 2 cent
Ich denke, das romantischste, was jemand für einen anderen Menschen tun kann, ist etwas, das zeigt, dass er (oder sie, denkt euch Gendersternchen) die Bedürfnisse des anderen erkannt hat und versucht, sie zu erfüllen, auf eine Art, wie das niemand anderes für diese Person tut.
Einer der romantischsten Filme, die ich in den letzten Jahren gesehen habe (nicht lachen jetzt) ist Magic Mike XXL. Ich empfehle den immer gerne, wenn Männer wissen wollen, wie Frauen so ticken.
Ein Beispiel für Romantik aus einem Buch, das ich vor kurzem gelesen habe, das mich sehr berührt hat, ist eine Szene aus “Crooked Kingdom” von Leigh Bardugo. Da gibt es zwei jugendliche Charaktere, die beide schwer traumatisiert sind und, obwohl sie sich ineinander verliebt haben, sich mit einer Liebesbeziehung, schonmal gar einer körperlichen, unendlich schwer tun. Am Ende des Buches macht der Junge die Eltern des Mädchens ausfindig und bringt sie zu ihr. Das kommt ziemlich unerwartet. Und das ist in dieser Situation das allerromantischste und schönste, was er für sie tun kann, weil er begriffen hat, dass das Wiedersehen mit ihren Eltern etwas ist, was sie sich sehnlichst wünscht, was sie sich selber aber wahrscheinlich nicht zugetraut hätte.
In einer Folge von “Burn Notice”, die ich gestern gesehen habe, schenkt der Protagonist seiner Freundin eine Pistole zum Geburtstag. Nicht irgendeine Pistole, sondern eine Makarov, von der ihm ein gemeinsamber Bekannter erzählt hat, dass Fiona sie bei ihm im Haus gesehen und von ihr geschwärmt hat. Und das Geschenk funktioniert aus dem gleichen Grund wie die Nummer mit den Schwiegereltern aus dem letzten Beispiel. Weil der Protagonist halt nicht losgegangen ist und irgendein generisches Geschenk wie Blumen, einen Diamantring oder ein Parfüm gekauft hat, sondern weil er sich die Mühe gemacht hat, etwas über seine Freundin herauszufinden, was ihr wichtig ist.
Gern
Das ist eine großartige Definition für Romantik (also zumindest für die Art von Romantik, bei der es darum geht, dass eine Person A die eigenen positiven Gefühle einer Person B gegenüber begreifbar machen möchte).
Damit im Hinterkopf fallen einem sicher auch für kämpfende Krieger oder schüchterne, sarkastische Einzelgänger romantische Handlungen ein. Überlege, was für Bedürfnisse deine Protagonisten haben und wie sie gegenseitig darauf eingehen. Das können dann auch sehr kleine Gesten sein. Person A hat im Kampf ihr Schwert fallen lassen. Als der Kampf vorbei ist, hebt Person B es auf und überreicht es ihr. Person A liebt Mangos (oder was auch sonst es auf der Insel gibt). Person B wirft ihr die letzte Mango zu.
Sie: “Schau mal, ist das nicht romantisch?”
Er: “Romantik ist was für Weicheier. Los, weiter jetzt!”
Weiter? Womit? Wobei waren die gerade???
Ich werfe mal ein paar Vorschläge in den Raum:
] Joggen für die Fitness/Marathon
] Sightseeing-Tour
] tatsächlich Einkaufen im Baumarkt vor dem drohenden Lockdown, Abteilung mit dem künstlichen Wasserfällen und dekorativ platzierten und zum Tode verdammten Hibisken
] … schon weit über Romantik hinaus
Ach, Vorlesen ist doch toll. Auch das Zuhören.
Sicher, das können nicht mehr so sehr Viele, denn wir haben es offensichtlich verlernt.
Sehr schade eigentlich. O Tempora, o Mores - ach nein, das hat ja nichts mit Moral oder Sitte zu tun, wir sind mehrheitlich nur nicht mehr gewohnt, uns ohne weitere Ablenkung (optische Animationen o.ä.) ausschließlich auf das Gehörte einzulassen.
Isso…
Na ja.
Peter
Trekking-Tour durch den Dschungel Südamerikas
Für romantische Liebesszenen gelten dieselben Regeln wie für alle andern auch. Beide Figuren brauchen ein Ziel und einen Konflikt.
Angenommen, Sie ist in Ihn verknallt - vielleicht grade weil er so ein eher unromantischer Pinsel ist und nicht so ein gefühlsduseliger Jammerlappen wie alle andern Kerle - aber ihre romantische Ader geht ihm völlig ab. Dann kannst Du die Szene doch bequem aus seiner (Deiner?) Perspektive erzählen:
*Sie schmiegt sich noch ein bisschen enger an mich. „Schau mal, der schöne Sonnenuntergang! Wie die Wellen tanzen und funkeln! Wie kleine Sterne, die ins Wasser gefallen sind!“
„Sterne können nicht mehr funkeln, wenn sie ins Wasser gefallen sind“, grummele ich.
Sie kichert. „Weißt du, was ich an dir so mag? Du bist so herrlich unromantisch!“
Auch das noch, denke ich. Wie soll das enden? Sie ist meine Traumfrau, keine Frage, aber… Mann - wenn ich mich jetzt auf ein Abenteuer mit ihr einlasse, dann sülzt sie mir für den Rest meines Lebens was über Sterne im Wasser vor! Das geht ja gar nicht!
Sind das wirklich ihre Lippen an meinem Ohr?
„Gefällt dir das?“ flüstert sie.
usw…
*
Das heißt, man braucht auch bei Liebesszenen (grade bei Liebesszenen!) unterschiedliche Ziele und einen Konflikt. Sonst droht die Gefahr der Langeweile:
„Schau mal, der schöne Sonnenuntergang!“
„Oh ja, ich sehe ihn auch! Ganz herrlich!“
„Und wie das Wasser funkelt!“
„Ja - wie kleine Sterne, findest Du nicht auch?“
„Ja, genau das wollte ich auch grade sagen!“
[FONT=-apple-system]
Also schlussendlich bleibt bei der Lokation also nur noch:
] Kieselsteinchen zählen am Strand
] gemeinsamen Palmenwedel bauen (ultraromantisch)
] Wasserfallcocktail mit Kokosnuss-Scheibe (und Palmenschirmchen) trinken
] nochmal genau ausprobieren, wie das mit den Blümchen und Bienchen genau ging (ohne ins Liederliche abzudriften)
] (falls vorhanden) einen kleinen Basketball mit Gesicht verschönern und zum dritten Protagonisten werden lassen, der wahlweise von ihr oder ihm gespielt wird
Ich sehe schon,
wirft man jemandem eine Location zu, kommen ganz unterschiedliche Handlungsweisen heraus.^^
Ich denke, dass ich die Charaktere aufeinander wirken lassen werde. Zumal sie sich ja auch noch in einer lebensbedrohlichen Situation befinden.
Ob man da so wirklich romantisch sein kann, wenn unterschwellig diese Gefahr herrscht, weiß ich nicht.
Ich werde mal sehen, was sich bei der Überarbeitung ergibt.
LG Tessley
Als Biologin würde ich spontan sagen: Nein. Wenn das Überleben bedroht ist, schaltet der Körper auf Flucht oder Angriff.
Romantik kommt dann später, am Lagerfeuer …
LG
Pamina
Da musst Du Dich glaube ich wirklich entscheiden. Eine romantische Szene soll ja eine Entspannungsfunktion haben, nach einer oder mehreren knallharten Actionszenen. Da sind die James Bond-Filme ein gutes Beispiel. Entweder es wird geballert oder geb… usselt.
Aber ich glaube, beides gleichzeitig zusammen funktioniert nicht so richtig.