Rezensionen

*Zu *allgemein, also “fand ich schön” oder “gefiel mir nicht”, bringt aber auch nichts.
Wenn ich vor der Kaufentscheidung Rezensionen lese, dann möchte ich nachvollziehen, **warum **das Buch jemandem gefallen oder nicht gefallen hat. Wenn sich jemand darüber beschwert, dass der Kuchen ihm zu süß ist, dann hilft mir das sehr bei der Kaufentscheidung, wenn ich gerade auf der Suche nach süßem Kuchen bin.
Ich habe mir bei Amazon immer gezielt die längsten Texte zu 2-Sterne oder 3-Sterne-Rezensionen durchgelesen, in denen auch in die Details gegangen wurde. Diesen Rezensionen weine ich hinterher, seit Amazon mir nur noch ausländische 5-Sterne-Bewertungen anzeigt.

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??? Wie?

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Um Gottes Willen!
Nein, hier ist niemand perfekt, gibt es das überhaupt? Ich denke nicht. Und Ansprüche haben bedeutet ja nicht, dass der/diejenige diese auch selbst erfüllt. Also Quark. Außerdem: Wie muss denn das perfekte Buch aussehen? Das ist Geschmackssache. Sicherlich sollte man bei dieser Kunst, wie auch bei anderen Künsten, das Handwerk beherrschen, so wie man beim Malen lernt, den Pinsel zu halten. Und nicht einmal das stimmt so. Ich sehe ein gutes Buch wie ein lecker gekochtes Mahl: Genuß, Überraschung und wenn der letzte Bissen über den Gaumen gleitet, das gute Gefühl „Das bestelle ich sicherlich nochmal!“ So wie ich früher nie an der Knusperente beim Asiaten vorbeigekomen bin.:thumbsup:
Es gab einmal den kläglichen Versuch, aus allen Beatlessongs über einen Computer einen neuen zu kreieren. Das Ergebnis war gaga, allerhöchstens für den Fahrstuhl oder den Supermarkt geeignet.
Und als allerstes, vereehrte/r Mondstein, muss es Dir gefallen. Nur Dir. Erst dann kommen alle anderen.

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Lieben Dank, so empfinde ich es auch. Was mir gefällt, das gefällt bestimmt nicht jedem. Ich bin eigen und das werden unsere Leser auch sein. Ich kann nicht sagen, dass die Form über dem Inhalt steht oder die Dramaturgie über der Fantasie.
Und ich mache weiter, meine Ideen und Geschichten sind da und ich bin auch bemüht, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass die Form stimmt, sonst hätte ich mich nicht mit Papyrus zusammengetan.

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Nein.

So könnte man es machen, ohne zu viel vom Inhalt preiszugeben. Ein paar Beispiele …

Cover, Titel, Untertitel, Klappentext: passt/passt nicht, bekommt man, was man erwartet hat, oder ist man evtl. enttäuscht …

Schreibstil: locker flockig, fliegt man geradezu durch die Seiten, erfrischend neu, passt zum Genre, zu stilisiert, zu derb, zu zäh, zu verschwurbelt, zu viele Vergleiche/Metapher …

Einstieg: kommt man leicht in die Geschichte rein, ist man sofort an Ort und Stelle, braucht man etwas bis man reinkommt, muss man sich erst orientieren wer, wie, was, wo …

Figuren: gut/schlecht gewählt/ausgearbeitet, sympathisch/unsympathisch, zu blass, zu stark, kann man ihren Beweggründen und Entscheidungen folgen, zu sprunghaft …

Handlung: Aufbau gelungen, Form und Inhalt passen zusammen, ist der Text rund, roter Faden erkennbar, Wechsel zwischen Dialogen und Erzähltext gelungen, spannend, langweilig, überraschend, witzig, gibt es Längen …

Schluss: anders/besser/schlechter als erwartet, schließt sich ein Kreis, offenes Ende, gibt es ein Happy End, überraschend, kitschig, hat mich zu Tränen gerührt, zu abrupt, fieser Cliffhanger …

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Du sprichst mir aus der Seele, verehrte/r Mondstein!
Ich will nicht den Universalgeschmack - so es ihn denn gibt - schreiben. Und ich könnte es wahrscheinlich auch nicht.
Das geschriebene Wort ist schon eine ganz persönliche Sache, jeder von uns verwendet autobiographisches, Kindheitserinnerungen, Erlebnisse, Enttäuschungen. Wenn man Schmerz beschreiben kann, hat man ihn sicherlich schon einmal gespürt. Und selbst Szenen, Charaktere, Handlungsstränge, die wir uns ausdenken, sind Teile unserer Persönlichkeit. Da stehts, und das ist verbindlich.
Mein neuer Roman “Rattenschwanz” - demnächst in Ihrem Kühlregal - ist auch eher experimentell, und ich bin absolut sicher, dass er nicht so vielen Menschen gefallen wird, möglicherweise wird er nicht einmal verstanden. Aber ich wollte ihn schreiben und auch die Reaktionen darauf sind spannend. Paralell dazu läuft ein weiteres Projekt, in dem die Erzähler der Geschichte - und ihre Rolle in dieser Story - vollkommen im Dunkeln bleiben und ständig die Handlung kommentieren. Auch die Handlung ist absurd - ein Kleingärtner verliebt sich in eine Kartoffel -, aber das ist mir wurscht, ich wills wissen.
Ich teste bei beinahe jedem Roman etwas neues, und strapaziere damit sicherlich meine ohnehin spärliche Leserschaft. Ich halte es nur für mich, für meine Entwicklung wichtig, aus alten Bahnen auszubrechen. Im neunzehnten Jahrhundert hat es alle Maler, die etwas auf sich hielten, ins Ausland gezogen, um Studien zu betreiben. Auf diese Weise sind unendlich viele Variationen von Capri, Rom und so weiter entstanden, die alle sehr unterschiedlich sind und durch die Bank ihre Berechtigung haben. Ich vereise auch ständig; allerdings, ohne die Insel zu verlassen…

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Apropos Perfektion:
Der Autor folgender Zeilen ist weltbekannt, seit langer Zeit, er hat Begriffe geprägt, (Sub-)Kulturen haben sich aufgrund seiner Romane entwickelt, Hollywood baut seit ewigen Zeiten mit diesem Stoff Filme ohne Ende. Der Autor hat für seine Werke - und zugegebenermaßen auch anderer Straftaten, die allerdings die Grundlagen seiner Werke darstellten - Jahrzehnte (!!!) im Knast und in Irrenhäusern gesessen, er wurde zum Tode verurteilt und wieder begnadigt, man hat ihm Papier und Stifte weggenommen, er ist geflüchtet, er kehrte wieder zurück. Und er hatte zuerst echt miese Rezensionen, da bin ich ganz sicher. Ganz nebenbei ist dieser erste Satz seines Hauptwerkes ein Statement zu langen, langen Schachtelsätzen.
Show, don´t tell. Ha!

„Nachdem ich mein Studium abgeschlossen, nachdem ich in Rom den geistlichen Stand verlassen, den militärischen angenommen und in Korfu wieder aufgegeben hatte, nachdem ich den Advokatenberuf ergriffen und aus Abscheu wieder fallen gelassen, nachdem ich mein ganzes Italien, beide Griechenländer, Kleinasien, Konstantinopel und die schönsten Städte Frankreichs und Deutschlands gesehen hatte, kehrte ich im Jahre 1753 in meine Vaterstadt zurück, einigermaßen gebildet, voller Selbstvertrauen, leichtsinnig, vergnügungssüchtig, jeder Voraussicht abhold.“
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Vielleicht kommt ihr ja drauf
, wer der Verfasser ist.:smirk:
*

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Wer kann das schon anderes sein als Giacomo Girolamo Casanova oder auch Chevalier de Seingalt … (Dank an wikipedia)

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Nur dass die Leute sich früher eher auf so was eingelassen haben. Das Fernsehprogramm war damals wohl noch schlechter als heute … Und für Computerspiele fehlte auch eine wichtige Zutat … Komm jetzt gerade nicht drauf …

Ich glaube es ist anders herum. Die Autoren haben heute Angst davor lange Sätze zu nutzen. Die Leute würden sich einlassen, wenn der Rest der Geschichte stimmt, und wenn der Satz gut klingt.

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Die Zahl der Menschen, die überhaupt lesen, nimmt aber immer mehr ab …

Und deshalb begeben wir uns auf ein immer einfacheres Niveau? Du hast vermutlich recht. Eine bedenkliche Entwicklung.

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Liegt vermutlich daran, dass immer mehr Menschen schreiben.

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Aber bestimmt steigt die Zahl der Menschen, die überhaupt lesen können.

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Aber ich schreibe ganz gerne mal lange Sätze, vielleicht liegt meine Ansicht auch daran.

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Gegen ein paar längere Sätze ist sicher nichts einzuwenden. Aber so lange Sätze zu verwenden wie z.B. Heinrich von Kleist und auch noch so viele, ist vielleicht nicht so ratsam … Zumindest nicht, wenn man gelesen werden will …
Was das einfachere Niveau angeht: Vielleicht einen akzeptablen Mittelweg finden?

Ja, aber ob sie wirklich sinnerfassend lesen können, ist fraglich. Als Lehrerin erlebe ich immer wieder, dass Schüler sich beklagen, weil sie eine schriftliche Arbeitsanweisung von zwei Zeilen nicht verstehen, einen Text im Biologiebuch viiieeeel zu schwer finden etc. Und die Deutschlehrer können nicht gerade behaupten, dass die Klassiker, die ja gerne mal längere Sätze verwendet haben, zur Lieblingslektüre vieler Schüler gehören …
Auch der Wortschatz nimmt ab. In einer Mittelstufenklasse mit dem Ziel “Mittlere Reife” hat eine langjährige Deutschlehrerin mal erstaunt festgestellt, dass die Schüler (ca. 15, 16 Jahre alt) nicht mehr wussten, was ein Müller ist bzw. war.
Ich wäre nie im Leben auf die Idee gekommen, dass das schwierig sein könnte, aber man kann sich täuschen.
Und leider wandern viele ehemalige Leser eher ins Lager der Fernseher und Videospieler ab. Ist weniger anstrengend. Ich finde es ja auch traurig.

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Eben darin liegt wohl die Schwierigkeit, vermute ich mal.

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Ich denke, dass es sich hier tatsächlich auch um eine Frage des Alters handelt. Wie sind wir sprachlich sozialisiert worden? Was vormals als Kunst des Schreibens verstanden wurde, wird heute als zu lange Schachtelsätze abgetan.
Es erfordert mehr Konzentration vom Leser, einem längeren Satz zu folgen. Aber ebenso wie Filmsequenzen immer kürzer werden, Schnitte immer schneller aufeinander folgen, muss sich vermeintlich auch die Sprache diesem Trend der kurzen Aufmerksamkeitsspannen anpassen.
Schöner wird das geschriebene Wort dadurch nicht.

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Ich denke, die Verständlichkeit hängt weniger von der Länge des Satzes ab als vom Satzbau.
Wenn der Satz erst A, dann B, dann C und dann D behandelt, darf er gern lang sein. Aber Rhetorikexperten, die sich halb zu A äußern, dann B einschieben, dann C beginnen und D ausführen, um danach C zu beenden und schließlich zu A zurückzukommen, finde ich sehr anstrengend.
“Beim Arzt hatte ich mich letztens, das war direkt nach der Woche, in der ich Urlaub hatte und auf Mallorca war, auf Mallorca haben wir die Meyers getroffen, die haben jetzt das dritte Kind, das ist ein Mädchen, wir hätten ja auch gern noch ein Mädchen gehabt, das von Meyers ist echt niedlich, ziemlich geärgert, weil sich jemand vorgedrängelt hatte, und stell dir vor, das war…”

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Vielleicht gibt es aber auch viele, viele Worte, die wir Älteren nicht verstehen, die für 15 - 16-Jährige aber total normal sind? Mir geht es sehr häufig so. Ich konnte zuerst mit dem Wort „Influenzer“ nichts anfangen, weil es, wenn es gesprochen wird, sehr an Grippe erinnert … :smirk: Vielleicht sollte ja die Sprache in der Schule etwas moderner werden, und der „Müller“ in den Geschichtsunterricht verbannt werden?

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