In den letzten Jahren ist mein Mindest-Kriterium für ein gutes Buch: Es ist gut, wenn ich in der Lage bin, es bis zum Ende durchzulesen. Früher habe ich das immer getan, aber seit das Zeitalter des Self-Publishing angebrochen ist, schaffe ich das oft nicht mehr. (Kann auch am Alter liegen, nach dem Motto: Das Leben ist zu kurz für schlechte - bzw. nicht zu mir passende - Bücher slight_smile: Ein wirklich gutes Buch fesselt mich von der erste Seite an so sehr, dass ich einfach lese und nicht mehr in der Lage bin, Rechtschreibung, Stil, Aufbau oder Ähnliches auch nur wahrzunehmen. Und seit ich selbst schreibe, ist das selten geworden.
Ich beklage auch die Angewohnheit vieler Autoren, ihre Geschichten - wahrscheinlich aus finanziellen Erwartungen - in unzählige Teile zu zerstückeln. Sieben Folgen, jeweils hundert Seiten - das stellt mich nicht zufrieden, das habe ich auch schon in Rezensionen erwähnt. Vor allem einmal, als der erste Band durchaus spannend war und dann abrupt endete. Ich hatte den Eindruck, gerade alle Figuren kennengelernt zu haben, wie in einer Art Einleitung. Seitdem achte ich beim Kauf eines E-Books sehr auf die Seitenzahl
Überhaupt verstehe ich den Hype von Mehrteilern nicht ganz. Was spricht gegen einen ordentlichen 700-Seiten-Roman? (Habe gerade einen mit mehr als 1200 Seiten zu Weihnachten bekommen :D) Aber gerade, wenn ich mich eingelesen habe, mit einem Cliffhanger allein gelassen zu werden, behagt mir überhaupt nicht. Viele Autoren lassen ihre Romane in immer der gleichen Welt spielen und bringen trotzdem in sich abgeschlossene Geschichten zustande - Marion Zimmer Bradley, Terry Pratchett, Lynn Flewelling zum Beispiel, und viele weitere. Das liebe ich.
Ansonsten bleibt mir nur, weiterhin besser aufzupassen, was ich kaufe, und ab und zu böse Rezensionen zu schreiben
Ich glaube, dass es gerade im Self-Publishing ebook Bereich so viele kurze Bücher gibt bzw. Geschichten, die eher zu einem standalone-Roman gereicht hätten, als für eine Serie, und dann willkürlich in Stücke gebrochen werden, liegt an den Mechanismen der Self-Publishing Industrie (also, vor allem Amazon). Mir war das auch nicht so klar, bis ich eine Vorlesung von Brandon Sanderson auf YouTube gesehen habe, wo er unter anderem auch auf das Self-Publishing eingeht. Ein Autor, der schnell hintereinander mehrere relativ günstige EBooks auf Amazon veröffentlicht, hat einfach viel bessere Chancen, in den Amazon-Rankings und den Vorschlägen und so aufzusteigen, als einer, der einmal im Jahr oder noch seltener ein einzelnes Buch veröffentlicht.
Verehrte MonaL, die Frage war auch, wie kommst Du an das Buch? Empfehlungen, einlesen im Buchladen, Bestsellerlisten? Das würde mich noch sehr interessieren.
Unterschiedlich. Ab und zu durchforste ich das Internet, ob einer meiner Lieblingsautor*innen wieder ein neues Buch geschrieben hat. Ansonsten nutze ich E-Book-Sonderangebote, wo ich inzwischen sehr gründlich Klappentext, Blick ins Buch und - vor allem die schlechten - Rezensionen lese. Und manchmal, wenn nicht gerade wieder Lockdown ist ;), stöbere ich auch in Buchläden. Dort sehe ich ja gleich, wie dick das Buch ist und dann lese ich den Klappentext und irgendeine Passage in der Mitte - nie den Anfang :p.
Ich habe die gleiche Erfahrung wie monaL (leider?) gemacht. Zu wenig Zeit für schlechte Bücher, ich muss meine eigenen schlechten Bücher schreiben
Rezensionen … wenn ich mal was lese, wird’s schwer, den inneren Kritiker auszuschalten, dann habe ich das Gefühl, bei manchen müsste ich mir auch die eigene Nase fassen, dann wurde mir schon mal gesagt, ich sei zu unfreundlich im Kritik formulieren, dann regen mich die meisten weiblichen Hauptcharaktere innerhalb der ersten zwei Seiten auf. Kurzum … es ist schwer, sich da durchzuringen.
Beim Kauf gucke ich eigentlich auf alle möglichen Sternbewertungen nach dem Cover … rausfliegen tut’s dann entweder beim Klappentext (Punkt 3 der Checkliste) oder der Leseprobe (Punkt 4), wenn mich der weibliche Hauptcharakter aufregt.
Das unterstreiche ich. Und falls es überhaupt ein Lektorat gibt und das nicht die beste Freundin mit Word macht, ist es ein von einem 150-Seiten-„Buch“ günstiger als von einem 700-Seiten-„Buch“ …
Vielleicht sollte ich das mal probieren …
Danke, MonaL, das wollte ich wissen und es bringt mich ein Stückchen weiter!
Da muß ich einfach nachfragen: Liegt es an den schlechten Beschreibungen der Damen? Klischee-Erfüllung?
**Stutenbissigkeit! **
Nein, es sind hauptsächlich die Umsetzungen (!) der Klischees … ich bin schreibmäßig im Fantasybereich unterwegs, ähnlich verhält es sich mit dem Lesen und da überwiegt mittlerweile leider das Romantasy (Romance + Fantasy) sehr.
Da findet man eben in einem Gros der Fälle entweder das Mauerblümchen, das sich als was Besonderes entpuppt und so das LI erobert, oder die widerspenstige und unangepasste Rebellin, die vom LI gezähmt wird und besonders gern nimmt dieser Strang dann die letzten 2/3 der Story ein.
Beschrieben sind die Damen immer sehr gut, haha (aussehenstechnisch), gerne teilen sie dir auch ihre Ansichten mit … die dann aber eben sehr schnell ins Hormonelle switchen. Besonders gern auch, wenn eigentlich andere Dinge wichtiger sind … Angriff der Feinde? Egal, er hat heute die Haare schön
Endlich mal eine Frau, die dazu steht!
Liegt es vielleicht daran, dass Männer diese Frauen beschreiben, oder am Fantasy-Genre, so von wegen die schöne Zauberin, Prinzessin Tusnelda und der geile Prinz? Und weit und breit keine Pippi Langstrumpf oder - besser noch - Ronja Räubertochter in Sicht?
Meines Wissens wurde keine der Beiden jemals gezähmt.
An den männlichen Autoren eher weniger – es sind hpts. “Fantasy/Romantasy”-Autorinnen, die mir da einfallen.
Ich mag Romance in Fantasy. Aber ich weiß genau, was du meinst.
Mußt Du ja nicht lesen.
Aber ich kann eh wenig mit Fantasy anfangen, seit dem Herrn der Ringe in jungen Jahren (Irre, als Buch!), bin ich raus. Diese Plattitüden - Frauen sind so, Männer sind so, a la Mario Barth - findest Du aber auch in Krimis, Liebesromanen, selbst in Science Fiction. Entweder kennen sich diese Menschen nicht mit dem Geschlecht aus, oder sie bedienen ein Bedürfnis. Einfach kann ja auch schön sein. Man muß nicht so nachdenken - fast ohne Wertung - kann sich zurücklehnen und am Ende eines harten Tages die Birne ausklicken.
Wir leben im Jahre 2021 und die Köpfe sind oft immer noch im 11ten Jahrhundert. Das Wort “Frauenparkplatz” hätte in diesem Jahrhundert normalerweise nichts mehr in unserer Zivilisation zu suchen.
Ich *lese *es ja auch nicht! Aber Erfolge werden gerne als Maßstab angelegt …
Von manchen habe ich versucht, die Verfilmungen dann anzuschauen … gleicher Graus g
Man muss sich dort auch keinerlei Illusionen hingeben, was früher der Groschenroman in Heftform war, kommt heute als E-Book auf dem Kindle daher. Alter Wein in neuen Schläuchen. Gerade Ramance/Fantasy und all die neuen Genres, das wird konsumiert ohne Ende, Sinn und Verstand. Da wissen die Leser ofte ein paar Tage später schon so gut wie nichts mehr vom Inhalt. Wer da Tiefe in den Figuren erwartet, ist selbst Schuld.
Das hatten wir schon mehrmals, DuaneHanson wird sich vielleicht erinnern:
Was willst Du - so schreiben, dass Du Dich gut fühlst, oder die Masse beglücken, oder fühlst Du Dich gut, wenn Du mit den Massen einen Haufen Kohle gemacht hast? Ich denke, die Frage mußt Du Dir stellen. Qualität und Erfolg - siehe Schwarzwaldklinik oder für die Jüngeren Sponchbob - sind nicht zwingend dasselbe.
Die Frage ist: Was willst Du? Ich bin der festen Überzeugung, dass sich erst dann etwas, hm, Schönes, Sinnvolles, Befriedigendes einstellt, wenn man das gefunden hat. Bei mir hat das funktioniert.
Narratöör, das Klischee bezog sich nicht auf Kriminalromane im allgemeinen, sondern wie zum Beispiel das Computern Nerds immer nur Pizza fressen und Kommissare ständig entweder zu viel rauchen oder zu viele Probleme im privaten Bereich haben.
Ich habe das “Problem”, ein für mich passendes Buch zu finden, recht einfach gelöst. Vor einigen Jahren habe ich festgestellt, dass ich aus Gründen des limitierten Platzes, nicht mehr jedes Buch besitzen zu können, auch wenn ich es gerne lesen möchte. Also habe ich mich entschieden, eines der Online Portale zu nutzen, auf denen ich E - Books ausleihen kann. Das hat den großen Vorteil, dass ich ein Buch, wenn es mir nicht gefällt, problemlos zuklappen kann.
Da ich schon vorher weiß, welches Genre mir gefällt treffe ich so eine Vorauswahl. Die Kommentare unter den Büchern erspare ich mir. Ich kommentiere nicht und ich lese sie auch nicht (mehr).
Ein Buch, das mir nicht gefällt, einfach wegzulegen, habe ich mir erst in den letzten Jahren angewöhnt. Wahrscheinlich hat es mit dem zunehmenden Alter zu tun.
Natürlich ist das Lesen auf dem Tablet kein Ersatz für das Erlebnis, ein gedrucktes Buch in der Hand zu halten, aber das Leben besteht nun mal aus Kompromissen. Und leider gibt es auch nicht jedes Buch in diesen Portalen. Wenn ich irgendwo im Feuilleton einer Zeitung von einem sehr guten Buch lese, nutze ich sehr häufig die Möglichkeit, dieses Buch als E Book anzulesen. Wenn es mir dann gefällt (nach 20 bis 30 Seiten merke ich das eigentlich), dann kaufe ich es mir. Und so hat meine private Bibliothek nur sehr gering an Umfang zugenommen.
Da ich im Monat sicherlich zwei oder mehr Bücher lese, rechnet sich das Modell auch für mich.
Für mich funktioniert das, andere werden wahrscheinlich den Kopf darüber schütteln.
Hi,
ich habe mir “Die Stadt der Blinden” von José Saramago vorgeknöpft, veröffentlicht im btb Verlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Taschenbuch, 7. Auflage – Oktober 2015, erstmals in deutscher Sprache erschienen 1997 im Rowohlt Verlag
Die Hauptfiguren sind ein erblindeter Augenarzt und dessen Frau.
Eine Katastrophensituation, hervorgerufen durch eine Pandemie, bei der innerhalb kürzester Zeit Männer, Frauen, Kinder unterschiedlicher Herkunft ohne ersichtlichen Grund erblinden. Vollkommen überfordert weiß die Regierung keinen anderen Rat als alle Infizierten und solche, die einer erhöhten Infektionsgefahr ausgesetzt sind, in einer verlassenen, psychiatrischen Klinik wegzusperren.
Die Frau eines erblindeten Augenarztes ist als einzige nicht erkrankt. Sie lässt sich freiwillig mit ihrem Mann zusammen in die Klinik bringen.
Innerhalb weniger Tage herrscht in der Isolation vollkommenes Chaos. Die hygienischen Zustände sind unzumutbar. Niemand hilft. Durch Soldaten bewacht, wird jeder erschossen, der versucht, seiner Isolation zu entkommen.
Eine Gruppe Blinder reißt die Macht an sich. Es kommt zum Diebstahl von Essensrationen, Vergewaltigung und Mord. Bald unterscheiden sich die Menschen kaum noch vom Tier.
Die Glaubwürdigkeit und inhaltliche Gesamthandlung ist recht schlüssig, wobei das Ende überrascht und Erklärungen dazu offen bleiben. Ein wenig verwirrend ist zunächst die Einteilung Infizierter und Nicht-Infizierter, die sich von anderen Nicht-Infizierten nur insofern unterscheiden, dass die Einen Kontakt zu Infizierten hatten und die Anderen nicht. Es verwirrt deshalb, weil eigentlich jeder Kontakt zu einem Erblindeten hat oder hatte.
Gewöhnungsbedürftig ist der außergewöhnliche Stil, bei dem weitestgehend auf Satzzeichen und Absätze verzichtet wird. Selbst die einzelnen Kapitel …
Die komplette Rezension findet ihr auf www. diebuchnachteule. de
Puhhh, wenn ich eure Beiträge hier lese, dann bin ich kurz versucht, meine Schreiberei an den Nagel zu hängen.
Eure Ansprüche an ein Buch sind gigantisch und ich bekomme den Eindruck, dass ich es hier mit ausschließlich perfekten Autoren zu tun habe. Mein Glückwunsch.
Für jedes Buch mit der Anwartschaft auf den Literatur Nobelpreis bin ich gerne bereit, diese hohen Erwartungen zu unterstützen.
Ich mag aber dennoch nicht aufgeben, denn wie an anderer Stelle bereits gesagt, ich schreibe, weil es mir Freude bereitet. Meine Literatur ist Belletristik und nicht hochgeistig. Und niemand kann mir sagen, dass es nur das perfekte Buch schafft, den Leser zu erreichen.
Und das Thema Rezensionen möchte ich auch gerne noch kommentieren:
Drei Rezensionen müssen von drei Freunden sein. Also kann man diese schnell unter den Tisch fallen lassen?
Gut, wenn man nicht ständig Rezensenten an der Hand hat. Ihr schreibt doch zum Teil ebenfalls ungern Rezensionen und einer unbekannten Autorin rennen die Leser, die nur darauf brennen einen Kommentar zum Buch zu hinterlassen, nicht nach.
Ich schreibe eine Rezension, wenn mir ein Buch gut gefallen hat und ich gerade Zeit und Lust dazu habe. Leider ist Zeit manchmal mein größtes Problem. Schlechte Rezensionen schreibe ich eigentlich kaum. Meist erkenne ich früh, dass das Buch nicht meinen Erwartungen entspricht und lege es zur Seite.
Ich finde es immer sehr schade, wenn bei Rezension fast der gesamte Inhalt preisgegeben wird. Das zerstört die Überraschungen für andere Leser.
Ich würde mir wünschen, dass ein Rezensent, eine Rezensentin allgemein wiedergibt, wie ihm/ihr die Geschichte gefallen hat oder nicht, und nicht auf jeder Kleinigkeit rumreitet, insbesondere wenn es augenscheinlich nicht sein/ihr Genre ist.
Wenn man es herzhaft mag und dann ein Stück Kuchen isst, kann man sich beschweren, dass es süß ist.
Soll eigentlich heißen: kann man sich NICHT beschweren
Da sprichst du wahre Worte!
Ich denke, wer so etwas macht, hat entweder echt keine Ahnung vom Rezensieren, oder es geht um was Persönliches und er/sie/es will dem Autor eins reinwürgen.