Jeder wie er will…
Meine Lösung ist ganz einfach: Ich lese im Grunde keine Belletristik mehr. Oder kaum. Und wenn ich lese, dann meist Bücher, die ich bereits mehrfach gelesen habe, da gibt es keine Enttäuschungen. “Deutschstunde” ist bei mir über die letzten Jahre bestimmt fünf, sechs Mal durchgelaufen. Ich weiss zwar immer noch nicht, wie Du, verehrte Buchling, ein Buch aussuchst, es sei denn, dass mit dem kakao ist ernst gemeint, aber okay. Nee, ich glaub Dir nicht.
Sehe ich auch so. Leichen im Krimi, Magie in der Fantasy, Schmalz im Liebesroman, Sex in der Erotik, Vampire im Vampirroman u.s.w. sind alles typische Merkmale, die eben das Genre ausmachen. Man kann diese Dinge nicht kritisieren, nur weil sie da sind und man sie nicht mag.
Man darf aber monieren, wenn einem darin einzelne Szenen oder auch die ganze Umsetzung aus welchen Gründen auch immer (sollte man halt begründen) nicht gefällt.
“Es wird nur rumgeballert, die Charaktere sind reine Stereotypen und jegliche Handlung bleibt auf der Strecke” kann man auch unter einen Western schreiben - wenns denn so zutrifft.
Ich schau da immer in die Leseprobe. Wenn die schon nicht überzeugt, ist das restliche Buch i.d.R. auch nicht besser.
Aussuchen mache ich nach Genre, nach Autor (wenn bekannt) und oft auch einfach so durch Herumstöbern.
Ansonsten halte ich es wie viele hier: Ein Buch muss schon absolut allerunterste Schublade und die völlige Katastrophe sein, damit ich bei Amazon & Co einen Verriss poste. Eine ausführlich begründete Rezi braucht Zeit, und die ist mir da meistens zu schade.
Genauso mit den guten Sachen, es muss mich schon richtig vom Hocker hauen, dass ich Lobeshymnen verteile.
Ich habe bislang wenige Kritiken geschrieben. Gute, weniger Gute und auch einmal eine Vernichtende. Die betraf eine Autorin, deren Bücher ich sehr gerne gelesen habe. Dieses Buch hat mir nicht nur nicht gefallen, es hat mich regelrecht geärgert. Sowas kommt bei mir sehr selten vor.
Manchmal mache ich mir den Spaß und lese Kritiken bei Amazon und Lovelybooks. Selbst bei einem Weltbestseller - verfilmt, mit Preisen überhäuft - finden sich negative Bewertungen. Und bei grottenschlechten Romanen findet sich oft ein Erklärbär, der dem noch was Gutes abgewinnen kann (der Autor muss nur entsprechend bekannt sein).
Früher hat man in der Buchhandlung seines Vertrauens gestöbert, sich beraten lassen, oder bekam ein Buch von Freunden empfohlen.
Bein Lesen hat man sich dann seine eigene Meinung gebildet.
Doch heute - in Zeiten von Amazon & Co. - ist das ganz anders. Da gibt es ellenlange Kritiken zu Bücher und wenn ich die gelesen habe, habe ich oft das Gefühl, dass ich das Buch nun nicht mehr lesen muss bzw. will.
Ich wieder dazu übergegangen, meine Bücher nur noch im Buchladen zu kaufen. Stöbern, beraten lassen, bestellen. Und ab 20 € bekomme ich sie ohne Porto nach Hause geliefert.
Lieber @DuaneHanson, du widersprichst dir selbst. Du ärgerst dich, wenn du schlechte Bewertungen bekommst, reklamierst aber für dich das Gegenteil. Nach dem Motto: Ich kann austeilen, aber einstecken mag ich nicht.
Mir ist eine negative Kritik lieber, als gar keine.
Ich habe, als ich anfing zu schreiben Kritiken bekommen, bei denen ich zwei Mal schlucken musste. Ich hätte jetzt alles hinwerfen können, mich weinend in die Ecke setzten können. Hab ich aber nicht. Im Gegenteil. Sie haben mich alle weitergebracht und ich habe eine Menge dazulernt.
Ich muss zugeben, dass ich schon seit Jahren keine 5-Sterne Rezensionen auf Amazon mehr lese. Weder zu Büchern, noch zu anderen Produkten. Da waren mir viel zu oft welche der Art “Supertolles Buch, das beste, was zur Zeit auf dem Markt ist, Klappentext und Leseprobe waren sooo toll, wenn ich dazu komme lese ich es auch tatsächlich mal ganz” dabei. Die interessieren mich ehrlich gesagt nicht und ich traue ihnen nicht, weil ich weiß, dass kaum jemand aus purer Begeisterung eine Amazon Rezension schreibt.
Was ich dagegen immer lese, sind die Rezensionen mit weniger Sternen, in der Regel so stichprobenartig zwei oder drei aus jeder Sterne-Kategorie. Wenn die sich alle über eine bestimmte Schwäche des Buches einig sind, dann kann ich ziemlich sicher sein, dass da tatsächlich was im Argen ist und kann mir dann überlegen, ob das etwas ist, was mich selber auch stört, oder über das ich hinweg sehen kann. Wenn die einzige Klage über das Buch ist, dass das gebrauchte Exemplar mit Eselsohren geliefert wurde, dann wertet das das Buch in meinen Augen deutlich stärker auf als 20 Hochglanz-5-Sterne Rezensionen.
Was ich damit sagen will: eine gute ehrliche 3- oder 4-Sterne Rezension findet vielleicht mehr Beachtung, als ein generischer und unehrlicher “na ja, ich hab das Buch als Leseexemplar bekommen, also muss ich es jetzt auch in den Himmel loben” Text mit 5 Sternen.
Während meiner Studienzeit gab es auf Amazon mal so eine Aktion, wo man als Student einen 5 oder 10 DM (ja, schon lange her) Gutschein für eine Rezension bekam. Ich war jung und brauchte Bücher. Da habe ich sehr viele Rezensionen geschrieben, die alle sehr ehrlich waren. Von höchstem Lob bis zu totalem Verriss war da alles dabei, denn die Bezahlung gab es unabhängig von der Bewertung. Nur eine gewisse Länge musste die Rezension haben. Da hatte auch eine gute Rezension Gewicht. Aber das war auch eine Zeit, wo es den Self-Publisher Markt und die ganze Influencer-Szene so noch nicht gab.
Es ging hier um eine Leserunde. Dort ist ein einleitender Text nicht unüblich.
Das lese ich aus meinem Beitrag nicht heraus. Im Gegenteil, ich habe ja sogar Mitleser aus dem Forum erwähnt. Ich bat lediglich darum, dass jemand, der nicht gerne scharf ist, doch bitte auch nicht an einer Chiliverkostung teilnimmt. Oder dass ein Antialkoholiker nicht zu einer Weinprobe geht. Oder fährt. Er darf ja …
scharf isst
Was bedeuten kann, dass man, wenn man seine Bücher verteilt/verschenkt, genau auf die Klientel achten sollte. Finde ich auch nicht verwerflich, man schenkt ja auch dem Supergrillerkumpel keinen Wok.
Stolz uff Dir!
Aber klar, man soll sich nicht entmutigen lassen. Rom ist ja auch nicht auf sieben Hügeln, oder so. Das ist ein Prozess, und braucht Zeit.
Ich bin auf Facebook von einer Dame angeschrieben worden, die für eine Autorenagentur warb. Sie behauptete zwar, sie sei eine Autorin, konnte jedoch kaum schriftlich kommunizieren, da stimmte nichts. Auf ihr Werk angesprochen, nannte sie mir einen Titel, der nirgends zu finden ist. Diese Agentur bot - neben dem Allyoucantake-Buffet für knappe dreitausend Schleifen - einen sog. Leserdienst an. D.h., dass bezahlte Menschen Dein Buch lesen, um ihm dann eine tolle Bewertung zu verpassen. Man zahlte pro Rezension, und klar, alle sind dann toll und angeblich glaubwürdig.
So, als hätte der bezahlte Mensch es tatsächlich gelesen. Kaum zu glauben, oder?
Macht man doch eigentlich immer so, wenn man Bücher oder überhaupt Dinge verschenkt: Schauen, dass das Präsent auch dem Geschmack des Beschenkten entspricht. Sollte man wenigstens g.
Meine Oma war zu Lebzeiten so ein Exemplar, die sich nie drum geschert hat, ob einem ihre Geschenke gefallen haben oder nicht.
Ich werds nie vergessen, als ich mit ~ 13 Jahren anfing, die alten Beatles-Platten meines Vaters toll zu finden und mich überhaupt für ‘diese Negermusik’ zu interessieren (Oma war Musiklehrerin und klassische Musik ein unantastbares Heiligtum). Zum nächsten Weihnachten bekam ich - Trommelwirbel - eine Platte von Freddy Quinn.
Wie niedlich! Ich habe eine von Bruce Low. Auch geschenkt bekommen. Ich weiß, ich schweife vom Thema ab, aber das musste jetzt sein.
Ein guter Freund von mir hatte sieben Geschwister und zum Geburtstag, Muttertag, Weihnachten und Ostern gab es jedesmal Geschenke für Mutti. Nach ihrem Tod musste das Haus geräumt werden und auf dem Dachboden fanden sich komplett alle original verpackten Geschenke auf dem Dachboden wieder. So bin ich überraschend zu einer nagelneuen Polaroid Landcamera aus dem jahre 1972 gekommen.
Tja, ich war ein paar Mal zuuuu euphorisch…
Ihr müsst euch mal von Freddi Quinn auf youtube den Song “Wir” anhören/sehen. Da fällt dir nichts mehr ein.
Und wie passt Freddy Quinn in das unantastbare Heiligtum der klassischen Musik? Nicht, dass ich mich groß darin auskennen würde, aber singt der nicht eher Schlager?
LG
Pamina
Aus irgendwelchen mir völlig unerfindlichen Gründen fand Oma Schlagerfuzzi-Freddy immer ganz toll.
Ja, kenn ich, am besten nie wieder erwähnen, ist echt das letzte.
Ich lese viel, weshalb ich Rezessionen verfasse die auf sachlicher Basis aufgebaut sind. Manchmal ärgere ich mich maßlos nach gelesenen 2 Seiten und könnte dann einen Stern minus verteilen. Jedoch ist das keine ehrliche Bewertung. Lange Zeit habe ich stillschweigend keine Rezessionen verfasst. Bin aber irgendwann zu der Meinung gekommen, dass es zu viele falsche Bewertungen gibt. Erst vor einigen Tagen las ich einen Krimi, dessen Geschichte mir an sich gefiel. Jedoch hat der Autor alle Klischees bedient, die es zu bedienen gibt. Niemand kann für so ein Werk 5 Sterne verteilen. Normalerweise lese ich erst, bevor ich Rezessionen verfasse. Von anderen Bewertungen lasse ich mich nicht beeindrucken. Die lese ich erst, wenn ich das Werk selber gelesen habe. Ich würde es auch nicht als Zeitverschwendung sehen, Rezessionen zu verfassen oder zu lesen. Als Autor gehört es doch dazu, viel zu lesen und sich eine Meinung zu bilden.
Da stimme ich dir voll und ganz zu. Ich hadere sehr oft mit mir, eine Rezension zu verfassen. Bisher habe ich keine verfasst. Vielleicht sind in meinem Fall die Probleme mit Bewertungen auch nur ein sehr bequemer Vorwand für mich keine Rezension zu verfassen. Ich lasse mir alles noch einmal durch den Kopf gehen. Habe gerade ein paar Tage frei vom Krankenhaus und somit etwas Zeit zum nachdenken.
Ich muss da noch einmal etwas nachtragen.
Ein Klischee ist eine Schablone. Klar, keine Frage, wir sind alle Individuen mit den unterschiedlichsten Bedürfnissen und Charakteren. In der Kriminalpsychologie bzw. im Profiling bedient man sich allerdings genau dieser Klischees. Ein unangenehm großer Anteil der bekannten Serientäter erfüllen immer die gleichen Parameter - Gewalt in der Kindheit, oft Missbrauch, Identitätskrisen, die in dem schlichten “Wer bin ich” münden. Ein Psychologe äußerte einmal, dass, wenn drei Eigenschaften bei einem Kind zusammen kommen, ergibt das immer einen Serientäter: Bettnässen, Gewalt gegen Tiere und Brandstiftung. Diese Aussage ist überaus umstritten, statistisch jedoch nachweisbar.
Wann weiss man denn schon, etwas ein Klischee ist oder nicht?
Ich bin verwirrt. Ich dachte, es ginge um Rezensionen? Die schreibe ich nämlich, wenn ich das Buch ganz gelesen habe Vorher weiß ich leider auch nicht, ob es ein gutes Buch ist oder nicht. Da verlasse ich mich gerne altmodisch auf Empfehlungen, auf Leseempfehlungen von New York Times und Konsorten, und gelegentlich auch mal auf den Amazon-Algorithmus. Was ich inzwischen wann immer es geht vermeide zu lesen, sind Klappentexte. Die verraten mir zu viel vom Inhalt. Dann lieber eine Leseprobe - wenn mich die erste Seite nicht interessiert, interessiert mich meistens auch keine der folgenden.
Oha, enges Zielfenster.
Das stimmt. Gemeint war nicht, daß die erste Seite vor Action strotzen muß, oder mich sonstwie überfallen muß und mit dem Holzhammer “geiles Buch” in mich reinprügeln muß. Aber irgendetwas, das mich reizt, sollte hier schon durchschimmern. Wenn mich die erste Seite langweilt, hat das Buch verloren.