Ich kann mich an einen Thread erinnern, in dem du dich dagegen verwahrt hast, dass alle über einen Kamm geschert und eine verallgemeinernde Aussage getroffen wurde. Leider habe ich den so schnell nicht finden können. Aber diesen Ball werfe ich dir jetzt mal zurück.
Ich würde mal sagen, es geht hier nicht um ein falsch gesetztes Komma auf zehn Seiten, sondern um die genannten Beispiele, die wirklich vor Fehlern strotzen. Solche Sätze fabriziert niemand aus dem Forum, zumindest habe ich hier so heftige noch nicht gesehen.
Wichtige Schreiben liest man vorher auch Korrektur, bevor man sie losschickt, das macht man bei Forenbeiträgen eher nicht, oder nicht so gründlich.
Es ist auch kein sich Hinstellen und auf die deuten, die es nicht können, vielmehr wird dabei das Schulsystem angeprangert, was mal wieder auf der ganzen Linie versagt.
Seit einiger Zeit beobachte ich den Niedergang der Qualität in der Bildung. Die Kompetenz verständliche Texte zu schreiben geht direkt einher mit der Lesekompetenz. Pisa 2022 zeigt hier sehr deutlich die Grenzen in Deutschland auf.
Je schlechter der Bildungsgrad bei Schülern in unserer Gesellschaft, je stärker wird das allgemeine Niveau der Anforderung nach Bildung heruntergeregelt.
Dies hat auf Verlage und Autoren Auswirkungen. Meine ich. Schaut man sich die Entwicklung der Verlage in der Vergangenheit an, so ist eine deutliche Verwässerung des Niveaus festzustellen.
Ob Heyne, Knaur, Piper und selbst Suhrkamp – die Tendenz zum Massenmarkt nimmt immer stärker zu. Und das schriftstellerische Niveau ab.
Welcher mindergebildete Mensch der Generation Z möchte sich schon durch Bücher kämpfen, wenn es Titel in einfacher Sprache und Handlung gibt?
Ich spreche damit den Buchhändlern nicht ab, Gewinne zu machen. Dem Buchhandel muss allerdings gewahr sein, dass er sich überflüssig macht, wenn es keinerlei Beratung zu Inhalt und Titel bedarf und Bestseller in Zukunft im Supermarkt an der Kasse verkauft werden.
Oben genannte Überlegungen lassen sich an der „Aktuelle Bestandsaufnahme und Bedarfsanalyse im Bereich der Förderung verlegerischer Vielfalt auf dem Buchmarkt in Deutschland“ festmachen.
Oder um es einfacher auszudrücken: Niedriges Bildungsniveau erfordert einfache Literatur mit möglichst geringem Wortschatz. Was fatal ist. Es gleicht einer Regression der Intelligenz zurück in die Dreißigerjahre des letzten Jahrhunderts. Damals, so vermutet man, soll die durchschnittliche Intelligenz eines Deutschen bei einem IQ von 80 gelegen haben. 1936 hatten gerade einmal 5 % der Deutschen einen Reisepass. Reisen soll ja bilden!
Die o. g. Schilderung macht mich nervös.
DAS gilt sogar für die Medien.
deren Moderatoren selbst nicht mehr richtig sprechen können.
„Hey, was geht ab?“ Bin gespannt, wann das im Radio Usus wird.
Mega!
Im Radio eher nicht, aber auf Youtube meine ich, bei so manchen Videos, auf diese Weise begrüßt worden zu sein.
Jedenfalls ist mein Radiosender noch ganz in Ordnung, was den Umgangston angeht. (Öffentlich rechtliches Radio)
Helmut
Eben darum frag ich mich, wann es dort Einzug hält. Bei 1live kam es mir manchmal vor, als seien die Beiträge für Kindergartenkinder gemacht (konnte mich nicht dagegen wehren, lief in der Reithalle. Mittlerweile bin ich erlöst, weil ich nicht mehr reite).
War schöner Dialog!
„Hey, was geht ab?“
„Zug geht ab!“
„Wann es dort Ein Zug hält.“
„Zug hält um 10, vielleicht…“
Oder geht sich gleich durch ohne Halteung, was ich nix für kann sondern Lock Führer.
Hallo? Ok, tschau!
… allerdings muss man damit rechnen, bei einem Quiz-Telefongespräch vom Moderator ungefragt mit DU angesprochen zu werden. Als ich den Sender vor einiger Zeit darauf aufmerksam machte, bekam ich zur Antwort, dass sie das den jeweiligen Moderatoren überlassen würden. Die anrufenden oder anschreibenden Hörer scherten sich allerdings auch nicht um die Höflichkeit. (Die haben’s natürlich anders ausgedrückt!)
Ich kann mich noch an eine Zeit erinnern, dass der Moderator sich schon vorher dafür entschuldigte, einen Prominenten mit Du anzusprechen, aber man kenne sich schon geraume Zeit. Derzeit scheint es so zu sein, dass der Moderator oder Gesprächsführer auch das anwesende Publikum schon geraume Zeit kennt …
Ich glaube, ich werde allmählich alt (Baujahr 1952)! Trotzdem hat es nicht dazu gereicht, so viele Menschen persönlich zu kennen.
Horst Lichter fragt immer. Das finde ich nett.
Ja, ist mir auch schon aufgefallen. Bei Interviews sprechen die Moderatoren die Personen aber meist mit Sie an. Wenn beispielsweise bei SWR1-Leute, der Interview-Gast geduzt wird, geschieht das mit gegenseitigem Einvernehmen und das wird auch immer angekündigt.
Finde ich auch in Ordnung. Allerdings habe ich gelernt, dass immer der, oder die Ältere das Du anbietet und die jüngere Person sollte nicht danach fragen.
Wir hatten mal einen Auszubildenden, der hatte den Chef gefragt, ob das Duzen OK wäre. Da hatte ich ihn zur Seite genommen und gemeint: „Mach was du willst, aber 1. ist das dein Vorgesetzter, mit dem du da spricht und 2. bietet immer der Ältere das Du an. Du solltest also warten, bis dir das Du angeboten wird“. Da war er doch etwas peinlich berührt. Das Thema hatte aber keine Konsequenzen, es ist nur weiterhin beim Sie geblieben.
Was ich überhaupt nicht mag ist, wenn man auf Webseiten mit Du angesprochen wird. Finde ich total irritieren. Das scheint aber immer mehr in Mode zu kommen.
Ironischerweise macht mir das Du in Internet-Foren überhaupt nichts aus. Finde das sogar in der Kommunikation viel einfacher. Wir sind hier ja auch alle auf Du-und-Du.
Gruß
Helmut
Das liegt daran, dass uns alle erwas verbindet.
In vielen Firmen, v.a. großen Unternehmen, wird heute grundsätzlich geduzt. Warum, weiß ich nicht - vermute aber, dass man sich damit einen Anschein von Lockerheit, flachen Hierarchien usw. geben will (und auf den Anschein kommt es bekanntlich an).
Ich fand es schön, dass wir im Deutschen solche Nuancierungen wie „Sie“ und „Du“ haben, der Schritt vom „Sie“ zum „Du“ markiert(e) in vielen Beziehungen auch einen besonderen Punkt. Heute fällt das zunehmend weg - was aber auch für damit verbundene Werte wie Respekt gilt.
Hat jemand den aktuellen Münchner Tatort gesehen? Am Ende der Folge bieten die beiden Alt-Kommissare ihrem jungen Assistenten (der ihnen schon mehrere Jahre als dritte Hauptrolle zur Seite steht) das Du an. Was ihn wahnsinnig freut. Selbstverständlich hat er die älteren Kollegen, die ihn konsequent von Anfang an duzten, bis dahin stets gesiezt.
Tatsächlich ist in unserer Behörde genau das geschehen! Unser Geschäftsführer bot allen 2600 Mitarbeitenden das „Du“ an, denn wir säßen ja alle in einem Boot und wüssten um die Hierarchien, müssten diese also nicht noch auf diese Weise hoch halten. Allerdings stellte er es jedem frei, wie er mit einem Du oder Sie umgeht. Auf diese Weise entstand bei uns das „DuSie“ weil keiner mehr weiß, wen er duzt und wen nicht.
Ich bin gar nicht konservativ, aber ich liebe auch unsere deutsche Sprache. Im Gegensatz zu fast allen anderen Sprachen haben wir diese respektvolle Nuancierung und das gefällt mir. Es gibt ja die Aussage, es wäre leichter „Du Arsch“ zu sagen als „Sie Arsch!“ Das Problem habe ich nicht. Dafür ist es mir aber wichtig, sowohl bei dem „Du“ als auch bei dem „Sie“ die Wertschätzung beizubehalten… wenigstens ein Minimum, bis sich jemand das Gegenteil erarbeitet hat.
Was auch eine Konsequenz sein kann
Ich biete Menschen, die ich nicht mag, das Du nicht an. Und ich nehme es auch nicht an. Das sage ich dann auch so höflich, wie es geht.
Aber fein, dass der junge Mann peinlich berührt war. Das ist wiedermal ein gutes Beispiel dafür, dass fehlende Erziehung, die nun von außen nachgeholt wird, deutlich mehr schmerzt als die, die man im Elternhaus erhält.