zwei Personen stehen zusammen und unterhalten sich. Eine dritte Person kommt hinzu und stellt eine Frage, die sich auf die beiden anderen Personen bezieht. Hier ist der Dialog dazu.
Dr. Matthiesen kam vorbei. «Hallo, wie geht es Ihnen?»
«Gut.»
«Bestens.»
«Sind Sie mit der Arbeit der Roboter zufrieden?»
Schreibt man Ihnen/Sie groß, weil es sich um eine Anrede handelt?
Schreibt man ihnen/sie klein, weil damit beide Personen angesprochen werden?
Was ist richtig? Oder sind beide Versionen richtig? Wenn ja, gibt es einen Unterschied in der Bedeutung?
An dieser Stelle noch einen herzlichen Dank für die zur Verfügung gestellten Schmierölbonbons, die meine Roboter wieder ans Laufen gebracht haben…
Meiner Meinung nach ist Ihnen/Sie die richtige Schreibweise im Dialog, denn es handelt sich um eine direkte Ansprache der beiden anderen, anwesenden Personen. Dr. Mathiesen spricht mit ihnen persönlich, hier und jetzt.
Er fragt, wie es ihnen gehe und ob sie mit den Robotern zufrieden seien (indirekte Rede, beides klein).
Wenn Du schreibst: “Wie geht es ihnen?”, meint Dr. Matthiesen nicht die beiden Anwesenden, sondern andere Personen, die nicht anwesend sind, also z.B. die Patienten. Auch wenn das eher unwahrscheinlich und im gesprochenen Wort nicht zu unterscheiden ist - im Schriftlichen schon.
Genauso hier, wenn du schreibst: “Sind sie mit der Arbeit zufrieden?”, fragt Dr. Matthiesen zwar die beiden Anwesenden, meint aber andere Personen, nicht diese beiden (also. z.B. das Pflegepersonal, das nicht in diesem Gespräch anwesend ist). Auch das ist nicht zu hören, wohl aber zu lesen:cool:
Zitat daraus: “Die förmlichen Anredepronomen Sie, Ihr, Ihnen werden immer und ausschließlich großgeschrieben (Achtung: Handelt es sich nicht um Anredepronomen, sondern um Pronomen in der 3. Person Plural, werden sie natürlich kleingeschrieben)”
Beim Duzen müßtest Du’s nach der neuen Rechtschreibung strenggenommen kleinschreiben, da gibt’s aber trotzdem keine Verwechslungsgefahr wie beim Siezen. Ich gestehe allerdings, daß ich Anreden, ob Du oder Sie, grundsätzlich groß schreibe. Siezen groß, Duzen klein, das ist für mich unlogisch. Aber ich schreibe auch alte Rechschreibung.
Ich habe in einem Roman in Dialogen „Du“ immer groß geschrieben. Irgendwie sieht das komisch aus. Ich denke, ich werde es so halten wie @Alex Sassland und @Buchling.
Es war allerdings auch schon in der alten Rechtschreibung so geregelt, dass »Du« nur in der direkten Anrede, also z.B. in Briefen, großgeschrieben wurde, in der wörtlichen Rede z.B. in Büchern hingegen klein. Unlogisch fand ich das aber auch schon immer, und meine Aufsätze in der Schule waren voll von rotangestrichenen großgeschriebenen »Du«.
Nicht, weil ich ein Rechtschreibrebell war ;), sondern weil ich es mir einfach nicht merken konnte.
Ich verstehe die Frage nicht, so meine spontane Reaktion. Natürlich muss es großgeschrieben werden. Ich kann mir nur vorstellen, dass du wegen der Mehrzahl ins Schlingern kamst. Aber auch eine Mehrzahl von Leuten (nicht Menschen) wird in der förmlichen Anrede großgeschrieben.
Das Du in einer Anrede groß zu schreiben, galt auch nach der alten Rechtschreibung nur für Briefe. In einem normalen Dialog würde man es laut beiden Rechtschreibversionen klein schreiben.
Nach der neuen Rechtschreibung darf man eine Anrede im Brief (oder in einer Mail) immer noch groß schreiben, muss es aber nicht mehr.
Für einen Dialog galt Großschreibung beim Du nie.
wie andere User/innen bereits richtig geantwortet haben, musst du die Anrede “Ihnen/Sie” hier auf jeden Fall groß schreiben. Bei der Anrede ist unerheblich, ob eine oder mehrere Personen angesprochen werden. In beiden Fällen wird die (höfliche) Anrede groß geschrieben. Klein geschrieben wird “sie/ihnen” nur, wenn *über *Personen gesprochen wird, nicht *mit *Personen.
Aber ich habe noch eine andere Anmerkung:
Vielleicht liegt es auch nur am fehlenden Kontext vor und nach diesem Ausschnitt, aber ich habe in diesem Fall Probleme zu identifizieren, wer eigentlich spricht. Ich habe diese Zeilen zunächst so gelesen, dass Person A auf Dr. Matthisen mit “Gut” antwortet und Dr. Matthiesen anschließend sich über diese Antwort mit “Bestens” freut. Quasi ein “Schön, dass es Ihnen gut geht.”
Die abschließende Frage soll, so nehme ich an, dann wieder Dr. Matthiesen sagen, oder? Auch das geht nicht eindeutig aus dem Geschrieben hervor.
Moderne Schreibratgeber sagen natürlich zurecht, dass man Redeverben wie “sagte er”, “fragte er” etc. nicht inflationär benutzen sollte. Aber gerade, wenn sich mehr als zwei Personen unterhalten, ist es schwierig, wenn man auf jegliche Identifikation der Sprecher/innen verzichtet.
Um nicht jedes Mal ein Redeverb zu verwenden, kann man auch anders darauf hinweisen, wer gerade spricht. So wie du es am Anfang deines Ausschnittes getan hast. Hier ist klar, dass Dr. Matthiesen nach dem Befinden der Angesprochenen fragt, ohne dass du ein solches Verb benutzt.
ich würde bei dem Dialog sogar noch einen draufsetzen und das “Gut” / “Bestens” komplett streichen. Es bringt den Dialog nicht voran.
Dr. Matthiesen kam vorbei. “Hallo, wie geht es Ihnen? Sind Sie mit der Arbeit der Roboter zufrieden?”
X … " …" Hier könnte X (also nur eine der beiden angesprochenen Personen) die Frage nach dem Befinden kurz beantworten, dann aber gleich etwas sagen, das die Handlung vorantreibt und dem Leser neue Informationen liefert. Am besten wäre es, wenn es einen kleinen Konflikt gäbe. Das ist auch etwas, was mich bei dem Dialog ein bisschen gestört hat. Im täglichen Leben ist es normal, dass man sich nach dem Befinden einer Person erkundigt und auch eine Antwort erhält. Aber für einen Roman ist das nicht so spannend. Wenn alles gut läuft, fehlt der Konflikt und damit auch die Spannung. Besser wäre es, XY würde sich wegen der Arbeit der Roboter Sorgen machen oder hätte einen Fehler entdeckt etc. Dann könnte er diese Probleme ansprechen und das Ziel der Figuren bestünde dann darin, eine Lösung zu finden.
Da könnte ich mir so etwas vorstellen wie:
Dr. Matthiesen kam vorbei. “Hallo, wie geht es Ihnen? Sind Sie mit der Arbeit der Roboter zufrieden?”
Typisch für Dr. Matthiesen, dachte X, sich nach unserem Befinden zu erkundigen, aber die Antwort gar nicht abzuwarten. “Das Problem mit dem stuckerigen Gang konnten wir lösen, insofern bin ich ganz zufrieden, denn sie verschütten jetzt keine Getränke mehr beim Servieren …”
“Aber …?”
“Na ja, es gibt da so ein paar …”
“… Nebenwirkungen”, fiel Y ein.
Dr. Matthiesen runzelte die Stirn.
“Äh …” X biss sich auf die Lippe. Wie sollte er es am besten sagen? “Die Roboter scheinen irgendwie … auszuticken. Vorhin hat einer einen Patienten beleidigt.”
Das geht natürlich jetzt weit über Deine Frage hinaus. Ich habe lange überlegt, ob ich das überhaupt anmerken soll, aber es war das Erste, das mir beim Lesen in den Sinn gekommen ist. Jemand fragt nach dem Befinden der Kollegen und alles ist super. Dann kann ich das Buch ja zuklappen. Es sei denn, es wäre die letzte Seite in Deinem Roman. Dann darf natürlich alles super sein.
Falls ich über das Ziel hinausgeschossen sein sollte, vergiss mein Beispiel einfach.
@Pamina - Nein. Du schießt nicht über das Ziel hinaus. Jegliche Art von Anregung ist gut. Was man dann davon umsetzt, ist wieder ein ganz anderes Thema. Dein Beispiel passt zwar überhaupt nicht, aber das kann es auch nicht, bei dem Minihäppchen, das ich hier eingestellt habe.
Ich habe noch mal über die Miniszene nachgedacht und insbesondere über diese Anmerkung:
Nein. Es war so gedacht: Dr. Matthiesen trifft auf Gerda und Joachim. Er fragt die beiden, wie es Ihnen geht. Da von beiden eine positive Rückmeldung kommt, ist es doch egal, wer von den beiden “Gut” und wer von den beiden “Bestens” sagt. Oder?
Dass “Bestens” von Dr. Matthiesen gesagt wird, darauf bin ich gar nicht gekommen. Weil ich den nächsten Satz von Dr. Matthiesen in die nächste Zeile geschrieben habe. Sonst hätte ich geschrieben: “Bestens. Sind Sie mit der Arbeit der Roboter zufrieden?”
Noch mal zur Verdeutlichung.
Meine Variante:
“Gut”. → Person X oder Y (spielt für den Kontext keine Rolle)
“Bestens”. → Person Y (spielt für den Kontext keine Rolle)
“Sind Sie mit der Arbeit der Roboter zufrieden?” → Dr. Matthiesen
Variante, wie @Pamina sie verstanden hat, müsste so geschrieben werden:
“Gut”. → Person X oder Y (spielt für den Kontext keine Rolle)
“Bestens. Sind Sie mit der Arbeit er Roboter zufrieden?” → Dr. Matthiesen
Offenbar scheint das aber nicht so deutlich rüber zu kommen, wie ich dachte. Also werde ich an dieser Stelle verfeinern müssen, wobei ich es immer noch unwichtig finde, wer “gut” und wer “bestens” sagt, weil beide Aussagen positiv sind.
Ja. Ist eigentlich hier nicht weiter schlimm. Nervt aber, weil mein innerer Fremdautorenkritiker* dir dann handwerkliche Fehler unterstellen will.
Aber das auch nur, weil es eben ein Textauszug ist. Im Buch würde ich doch ohne Störgefühl weiterlesen, wenn es nicht zu oft vorkommt.
der Selbstkritiker in mir würde das in meinen Texten verzeihen und gar nicht erst merken. Kennt man ja.
In diesem speziellen Fall ist es vermutlich wirklich nicht ganz relevant, wer nun “Gut” und wer “Bestens” sagt. Angesichts des fehlenden Kontextes bin ich dennoch darüber gestolpert - zumal im Anschluss wie gesagt nicht eindeutig war, dass dann als Drittes wiederum Dr. Matthiesen spricht.
Um Redeverben an dieser Stelle zu vermeiden, könntest du es vielleicht auf diese oder ähnliche Weise deutlicher machen:
X und Y standen an der Kaffeemaschine, als Dr. Matthiesen sich ihnen näherte. «Hallo, wie geht es Ihnen?»
«Gut.»
«Mir auch, danke.»
Dr. Matthiesen nickte. «Sind Sie mit der Arbeit der Roboter zufrieden?»
Unabhängig davon könnte man natürlich fragen, warum X und Y so unhöflich sind und Dr. Matthiesen nicht ebenfalls nach seinem Befinden fragen Aber dies würde mutmaßlich ganz ungeahnte Konflikte hervorbringen (Bitte nicht ganz ernst nehmen ):
X und Y standen an der Kaffeemaschine, als Dr. Matthiesen sich ihnen näherte. «Hallo, wie geht es Ihnen?»
«Gut.»
«Mir auch, danke.»
Dr. Matthiesen ließ den beiden einen Moment Zeit, nach seinem Befinden zu fragen. Natürlich wollen sie nicht wissen, wie es mir geht, dachte er schließlich. *Niemand interessiert sich dafür, wie es mir eigentlich geht. *Das Arbeitsklima stimmte ihn traurig, er vermisste das gute Verhältnis zu seinen Kollegen. «Sind Sie mit der Arbeit der Roboter zufrieden?», wurde er wieder fachlich, als Y und X keine Anstalten machten, den Smalltalk fortsetzen zu wollen.
Du kannst ja den einen nur zustimmend nicken lassen und der andere bekräftigt das mit einem “Gut”. Das hülfe dir, unauffällig und elegant ein “sagte er” zu vermeiden.
Nur würde ich nicht kursivieren, weil Gedanken ja durch die andere Form – nicht in wörtliche Rede gesetzt – schon hinreichend gut vom Dialogischen abgesetzt sind. – In den letzten zehn, zwanzig Jahren (oder schon länger?) ist es, gerade bei arrivierten Autoren, zur Mode geworden, die wörtliche Rede nicht mehr zu markieren. Der inflationäre Gebrauch dieser Marotte stört mich (weiß jemand, wer damit angefangen hat … m.E. handelt es sich dabei um eine exzessive “Nachmacherei”, die selten gebraucht natürlich ihren speziellen Reiz haben könnte), denn dann gibts manchmal wirklich Probleme, ad hoc zwischen “innerer Rede” und Dialog zu trennen. Aber solange die wörtliche dialogische Rede als solche markiert wird, sehe ich keinen Anlaß, innere Gedankengänge extra hervorzuheben.
Ich weiß nicht, wer damit angefangen hat – aber ich weiß, dass Wolfgang Borchert das gelegentlich gemacht hat. Da hat es m.E. auch durchaus seinen Reiz: Auf mich wirkt die wörtliche Rede ohne Anführungszeichen immer besonders kalt, gefühllos. Ich kann nicht erklären, warum ich das so sehe – aber es ist eben so. Und das passt sehr gut in Borcherts Geschichten. Ich weiß aber auch, dass mich das in anderen Fällen auch schon gestört hat, ohne jetzt ein konkretes Beispiel nennen zu können.
vielen Dank für diesen Hinweis. Leider gehört Borchert für mich bisher zu den “weißen Flecken” auf der literarischen Landkarte. Vielleicht daher meine “späte Einordnung” der Attitude.
Und ja! Mir geht’s wie dir: Es verbindet sich damit auch bei mir ein Gefühl von Nonchalance und/oder Kälte. Aber mich stört daneben auch das m.E. “Affektierte” daran. Besonders aufgefallen ist’s mir u.a. bei Bodo Kirchhoff und auch Martin Walser. Zuletzt auch – geradezu akut – wieder bei Anne Weber. Es ließen sich noch etliche andere anführen.
Schöner Vorschlag, auch die vielen anderen Vorschläge gefallen mir. Leider passen Sie aber so gar nicht zu meiner Geschichte, was ihr natürlich nicht wissen könnt. Y und X sind keine Kollegen. Sie sind Patienten von Dr. Matthiesen.