Reaktionen auf Kritik

Hallo @mathies ,
es ist sicherlich so, dass ein professioneller Lektor deine Arbeit besser weiterbringt, als ein Amateur. Das wird in der Regel so sein.
Ich habe auch schon manchen engagierten Amateuer erlebt, der jedem Profi das Wasser reichen kann. Nicht nur, dass Herzblut einiges an Professionalität ersetzen kann, gerade in einem Bereich, in dem es keine richtige Ausbildung gibt.
Ein guter Lektor vermag auch seine Kritik gut zu vermitteln und dementsprechend dich rasch zum Ziel bringen. Ich spreche aber auche keinem Amateur ab, den Autor weiterzubringen. Vielleicht nicht immer so rasch. Aber es wird klappen. Und eines möchte ich betonen. Für mich ist der Input jedes Kritikers wertvoll. Und oft ertappe ich mich, dass mir ein privater Testleser das interessantere Feedback gibt, weil er eben gewisse professionelle Aspekte vollkommen ausser Acht lässt. Und das wiederum ist die Stärke eines Profis, dieser weiss normalerweise worauf zu achten ist.

Für mich persönlich ist die Kritik durch jeden ob Amateur oder Profi hilfreich und wichtig. Und wenn ich ehrlich sein möchte, habe ich noch genug Schwächen, die mir jeder Amateur aufzeigen kann!

Liebe Grüsse
LonesomeWriter

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Du hast aber schon gesehen, dass ich meine Anmerkung en als Fragen formuliert hatte? Daher finde ich deine Reaktion unverständlich. Warum hast du nicht einfach meine Fragen beantwortet?
Anders ausgedrückt: Diese Antwort hier

[quote=„mathies, post:122, topic:23197“]
Ich bevorzuge die professionelle Stärkung meiner Arbeiten und ich gebe das gerne als Ratschlag weiter.
[/quote] hätte ausgereicht - ohne unhöflichen Beigeschmack.

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Lieber @LonesomeWriter ,

diesem Statement möchte ich mich anschließen:

Kritik von Laien ist oft deshalb wichtig, weil sie nicht unter dem leiden, was manche Profi-Lektoren und -Kritiker im Urteil gelegentlich einschränkt. Nämlich eine - wie auch immer nur partiell aufretende - déformation professionnelle, sofern sie natürlich genauso wie Laien von Klischees und persönlichen Präferenzen mitbestimmt sind, wenngleich auf andere Weise als die Letzteren.
Denn bei ihnen werden sie auch vom Umfeld mitbestimmt, also einem bestimmten KLIMA aus „Schul“-Zugehörigkeit, kollegialen Verpflichtungen und Animositäten sowie nicht zuletzt auch vom jeweiligen Marktgeschehen her beeinflusst.

Sicher trifft das nicht auf jede/n Lektorin/Kritiker zu; auch unter denen gibt es hoch integre Persönlichkeiten, die weniger „umfeldgeprägt“ und klischeebelastet sind. Aber einmal werden die infolge der starken Veränderungen im Verlags- und Mediensektor immer weniger - dort ist ja seit Jahr und Tag eine stetig wachsende Trimmung hin auf „Marktkompatibilität“ zu verzeichnen inkl. entsprechender „Ausdünnungen“ früher mehr vorhandener kreativer Ansprüche -; und andermal sinkt zugleich die Bereitschaft im Kundensektor, „Anspruchsvolleres“ überhaupt noch rezipieren zu wollen, was den Stand solcher Leute unter den damit verknüpften wirtschaftlichen Auspizien einfach schwieriger macht - selbst wenn sie persönlich vielleicht „anders wollen“, als es ihnen von den Umständen diktiert wird.

Diesen Dingen ist der engagierte und auch entsprechend gebildete Laie natürlich viel weniger ausgesetzt … und mithin in einigen Belangen im Urteil freier als der Profi.

Ich denke, dass beide Seiten der Medaille ihr jeweiliges Eigenrecht entfalten.

Viele Grüße von Sibyll

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Könnte es vielleicht auch sein, dass das „Umkreisen“ von Schreibratgebern einem ein bisschen suggeriert, dass man schreibt, obwohl man es eigentlich

  • gar nicht wirklich macht
  • es unter Umständen gar nicht kann

Ich habe während meines Schreibberufes auch Bücher gelesen über gutes Deutsch, und während der Zeit an der Drehbuschschule haben wir uns alle mit Dramaturgie befasst, die ja auch niedergeschrieben steht, aber der Affentanz, der heutzutage zum Teil aufgeführt wird, ist absurd. Man versucht, sich ein nicht vorhandenes Wissen/Handwerk anzueignen, um einen „Beruf“ auszuüben, für den man eigentlich gar nicht wirklich geeignet ist, und dessen Markt total überlaufen ist (warum wohl…)

Wahrscheinlich fühlen sich auch so viele Wannabees zum Schreiben berufen, weil es „cool“ ist, einem selbst einen (pseudo)intellektuellen Anstrich verleiht, weil mehr oder weniger keine Ausrüstung dafür angeschafft werden muss, und weil man dafür nicht vor die Tür muss. Ich kenne niemanden, der meint er müsse eine Motorradwerkstatt aufmachen, nur weil er Easy Rider gesehen hat. Komischerweise traut sich das niemand so einfach zu.
Aber schreiben können sie alle.

Da kann man sich schon mal fragen, wie so arme Schweine wie Kafka, Schiller und die ganzen Assis überhaupt jemals etwas schaffen konnten, ohne die ganzen Schreibratgeber. Ich wüsste nicht, dass Goethe „Rock your Writing“ im Regal stehen hatte oder „From first to final Draft.“

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Darf ich in Anlehnung an „Noch eine Runde auf dem Karussell“ (Tiziano Terzani) den Gedanken auf eine gesellschaftliche Schiene ziehen? Terzani beschreibt soziale Strukturen in der Demokratie, die die Menschen geradezu nötigt, sich auf den Weg in Richtung Reichtum zu machen. Und Freiheit auf dem Papier macht noch nicht satt, vom Selbstwert ganz zu schweigen, wenn man sich nicht gebraucht fühlt. (Vielleicht ist manchem der Bogen zu weit gespannt…)
Auch wenn ich es an anderer Stelle schon geäußert habe: Mein Umfeld trug an mich heran, mich (auch) als Schriftsteller zu sehen. Mich brachte eine Krise zum Schreiben, kein Ego…

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Könnte ich mehr als ein Herzchen vergeben, hätte ich das getan! Niemand hört das gerne, aber genauso ist es.
Noch offensichtlicher wird das, wenn man mal auf die explosionsartige Vermehrung von Laien-Schreibkursen schaut, die in Social Media Plattformen angeboten werden. Zwei, drei Ratgeber namhafter Autoren gelesen, schon werden die angelesenen Erkenntnisse gut geschüttelt mit Olive neu serviert. Natürlich gegen Bares! Rund um den Hype ums Schreiben hat sich ein gigantischer Dienstleister-Markt geöffnet.

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Hallo Heather,

hier würde ich aber sagen, dass es vielmehr an den Zeiten liegt, weniger am Thema Schreiben. Du findest das Phänomen in allen möglichen Bereichen wieder, denn wo man Geld machen kann mit anderer Träume oder Interessen, wird zugegriffen.
Ernährung, Sport, Yoga, Esoterik, BitCoins, Börse, Beziehung, Minimalismus, Sex, Reich-Werden uvm. - überall stößt man auf das Phänomen. Das widerspricht aber nicht der Sache an sich, nämlich dass man bspw. durch ein Buch über guten sprachlichen Ausdruck etwas lernen kann, das die eigenen Texte verbessert.

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Und noch schlimmer: Goethe hatte nicht mal einen PC, von Papyrus ganz zu schweigen! :dizzy_face:

Ich oute mich mal als jemand, der viele Schreibhandwerksbücher studiert hat (und noch studiert). Und der heute noch manchmal denkt, „Mensch, hätt’s diese Bücher in meiner Jugend schon gegeben, wie viel Tappen im Dunkeln wäre mir erspart geblieben!“

Ich finde, mit solchen Büchern ist es keine Frage des „ob oder ob nicht“, sondern, wie man richtig damit umgeht, damit man was für sich rauszieht. Der springende Punkt ist, dass man, wenn man einen „Aha!“-Moment hat, das Buch weglegt und das, was man erkannt hat (oder erkannt zu haben glaubt), im eigenen Schreiben ausprobiert. Es behält, wenn es funktioniert, und es verwirft, wenn nicht.

Wenn jemand nur Bücher übers Schwimmen, den richtigen Kraulstil, Chemie des Wassers usw. liest, aber nie selber ins Wasser geht … dann hat er hinterher viel gelesen, aber schwimmen kann er nicht. Und genauso ist’s mit dem Schreiben.

Im Übrigen ist es in jeder Kunstform so, dass es ein Handwerk zu lernen gibt – Musiker gehen auf Musikhochschulen, Maler auf Kunstakademien, Tänzer in den Ballettunterricht usw. usf. Zu denken, das Schreiben sei das Einzige, was man entweder kann oder nicht, qua Genetik sozusagen, ist albern.

Wobei Handwerk das ist, was man lernen kann. Die Kunst beginnt jenseits davon. (Eine Betrachtung von z.B. Picassos Lebenslauf und seinen jeweiligen Werken kann in dieser Sicht sehr erhellend wirken. Auch er war auf einer Kunstakademie – aber wie Picasso zu malen, das hat er selber lernen müssen …)

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Danke, besser könnte ich es nicht sagen!

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Vielleicht noch zwei Anmerkungen zu den aktuellen Diskussionspunkten:

Der exzessive Konsum von Schreibratgebern kann auch eine wunderbare Methode zur professionellen Prokrastination sein. Schließlich tut man ja was für sein Werk, man bereitet sich gründlich vor, nur noch mal diese Methode ausprobieren, nur noch den nächsten Ratgeber lesen - und ruckzuck ist ein Jahr vorbei und man hat nichts geschrieben oder 23 Versionen einer Szene.

Und zum Thema „professionelle Kritik“: Hier darf man den Zeitaufwand nicht unterschätzen, die Spreu vom Weizen zu trennen. Die Bezeichnung „Lektor“ ist nicht geschützt; jeder Dödel (und Dödelin) kann sich das auf Visitenkarten drucken. Und das cave canem bei jeder Kritik muss man auch dort beachten. Ist der angesprochene Kritikpunkt berechtigt oder ist der vermeintlich professionelle Lektor ein verhinderter Autor, der möchte, dass du sein Buch schreibst?

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Ich meine auch, gelesen zu haben, dass sich die großen Schriftsteller wie Goethe, Schiller etc. mit ihren Freunden über das Schreiben ausgetauscht haben. Und Aristoteles haben die bestimmt gelesen und den Aufbau eines Drei- oder Fünfakters studiert.
Es mag damals nicht die Fülle an Schreibratgebern gegeben haben, aber so einfach vom Himmel gefallen ist ihnen das Handwerk sicher auch nicht.

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„Die Bürgschaft“ von Schiller ist mein Lieblingsgedicht! Schon seit Jahren…

Da stimme ich zu einhundert Prozent zu. Nur reden wir doch hier vom Schreiben, oder? Dass man aus Ratgebern, besser noch aus reichlichem Verzehr ‚guter‘ (keine Initialzündung zum Thema ‚was ist gut‘) Literatur, auch Klassikern, lernen kann, steht außer Frage.

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Nur, dass Musikhören zwar dein Gehör schulen kann, dir aber nicht zeigt, wie man eine Saite auf verschiedene Arten zupft und du das im Zweifel nur unvollständig nachahmen kannst.

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Hallo @Gwendy ,

dafür gibt es doch heute Youtube. Dort findet sich doch für alles ein „Erklärvideo“ und jeder der mindestens eines dieser Videos gesehen hat, ist zumindest ein semiprofessioneller Saitenzupfer oder Alphornbläser oder was auch im in dem Erklärvideo war.

Lachende Grüsse
LonesomeWriter

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Weiß nicht, ob das so viel hilft, wie wenn ein erfahrener Musiklehrer dir das zeigt. Kommt auch auf den jeweiligen Typ Mensch/Lehrer an.
Da gibt es sicher tolle Videos, von denen man lernen kann. So wie es tolle Schreibratgeber gibt, wobei der Unterschied besteht, dass dir ein Ratgeber Sätze und Techniken zeigen kann, weil das Instrument die Schrift ist, nicht die Tastatur oder der Federhalter. Ein Ding wie eine Gitarre steht nicht dazwischen.

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Ich für meinen Teil sehe mir manchmal etwas auf Youtube an. Aber gelernt habe ich dabei noch nicht viel. Für mich verdeutlicht es manchmal Dinge, die ich bisher nicht so verstanden habe. Aber dass ich deswegen das Fingerpicking auf der Gitarre gelernt hätte. Es braucht meistens sehr viel Übung um etwas was man mal gesehen hat auch umsetzen kann. Ist beim Schreiben so und auch sonst.

Liebe Grüsse
LonesomeWriter

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Volltreffer, versenkt.

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In der Tat. Ich frage mich allerdings auch, wie viele Leute es gibt, die tatsächlich nur Ratgeber lesen und nicht schreiben. Zweifellos gibt es die eine oder andere, bzw. den einen anderen, aber die meisten Leser der Dinger werden wohl tatsächlich das eine oder andere zu schreiben versuchen.
Es gibt mit Sicherheit auch Leute, die keine Ratgeber brauchen oder gebrauchen können, so wie es Musiker gibt, die reine Autodidakten sind. Aber das bedeutet eben nicht, dass die nicht wüssten, wie man die Gitarrensaite anschlägt, sie haben es einfach nur nicht über Ratgeber oder Lehrer erlernt, sondern durch Ausprobieren. Ein Autodidakt kann so drauf sein, dass Ratgeber oder Kurse bei ihm einfach nicht funktionieren. Es kann aber auch sein, dass er zwar fähig ist, sich das Handwerk selbst beizubringen, mit Hilfestellung aber viel schneller gewesen wäre. Deswegen ist eigentlich genauso irre, diesen die Existenzberechtigung abzusprechen, wie zur Notwendigkeit zu erheben.
Was man tun muss, soweit ich das beurteilen kan, ist üben,

Aber genau wie @anon37238882 sagt, kann man mit Ratgebern etc. wunderbar prokrastinieren. Das kann man übrigens auch sehr gut mit Forenposts im Papyrusforum. *böser Blick meines inneren Literaturagenten

Nur egal, ob Ratgeber oder nicht, ob plotten oder nicht, ob Papyrus oder nicht. Man wird nicht besser, wenn man nichts tut. Das sehe ich ganz genauso. Mir scheint das am meisten zu helfen. Fertigschreiben, überarbeiten, überarbeiten, überarbeiten.

@Heather Wie definierst du in diesem Zusammenhang Laien? Soweit ich das sehen kann, sind die meisten Tippgeber anscheinend Autoren, ok vielleicht bisweilen Möchtegernautoren. Dafür sehe zwei Gründe. Bei erfolgreichen Autoren, wie @AndreasE ist die Anfragenmasse anders, als mit öffentlichem Auftritt, wohl nicht so leicht zu bewältigen oder es ist jedenfalls langweilig, wenn man immer wieder das gleiche erzählt.
Und die anderen werden vielleicht einfach Marketing betreiben. Denn wenn die Grundregel ist, dass du selbst als Verlagsautor noch Werbung betreiben musst, musst du dir Gedanken machen, wie du Verbreitung erfährst. Und das Wort Schreibtipp generiert halt Klicks. Wahrscheinlich sind die Verlage auch etwas aufgeschlossener, wenn du schon eine gewisse Gefolgschaft mit dem Manuskript mitbringst. Und dann überlegen viele angehende Autoren halt, was sie so machen können und nehmen das Naheliegenste. Bissel blöd, dass das alle tun.
Edit: Für einige Autoren sind Schreibkurse wahrscheinlich auch einfach eine zusätzliche Einnahmequelle, die stabiler oder sogar erträglicher ist, als die Buchverkäufe.

@AndreasW Ich wäre vorsichtig mit der Behauptung, dass manche Leute einfach nicht schreiben könnten. Ich wäre zum Beispiel auch vorsichtig mit der Behauptung, dass manche Leute nicht Gitarrespielen lernen oder Heimwerker werden können.
Hab zwei linke Hände, bringt meinen Vater zum Verzweifeln. Trotzdem hab ich Stück für Stück gelernt, mehr in der Wohnung selbst zu tun und bastle auch schon an eigenen Projekten. Manche lernen schneller und andere langsamer. Das ist vermutlich das, was man meistens mit Talent meint.
Ich wüsste auch nicht, wer das Schreiben angefangen hat, weil’s „cool“ ist. Ich wüsste nicht einmal wo Schreiben als Hobby oder gar Beruf als „cool“ gilt (außer unter Schriftstellern). Wenn jemand „cool“ zu meinem Hobby sagt, dann läuft das Gespräch meisten so ab:

„Was machst du?“
„Ich schreibe an einer Kurzgeschichte.“
„Ah cool. Übrigens, ich hab’ mir jetzt 'n Auto gekauft.“

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Zu viele. Ich habe etliche Leute gekannt, die an die Sache mit der Haltung herangegangen sind, „ich muss erst alles über das Gebiet des Schreibens wissen, ehe ich es wagen darf, selber Worte zu Papier bzw. Schirm zu bringen“. Denen müsste man natürlich die Ratgeber wegnehmen, sie bei Wasser, Brot, Papier und Tintenfass ins Verlies stecken und sagen: „Du darfst wieder raus, sobald du alle Blätter mit eigenen Worten und Sätzen vollgeschrieben hast. Egal, was du schreibst und wie gut oder schlecht – nur füll die Seiten. Dann sehen wir weiter.“ :wink:

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