Prolog - Bitte um Kritik

Die kleine silbrige Kugel lag mitten auf dem dunklen Feldweg. Ihre Oberfläche sah aus wie ein Spiegel, hochglänzend und glatt. Es hatte in der Nacht geregnet und der Weg, auf dem sie lag, war noch matschig vom Traktor des Bauern, der am frühen Morgen hier entlang gefahren war. Nichts von all dem Wasser und Dreck war auf ihr zu sehen. So, als hätte man sie erst vor wenigen Sekunden hier abgelegt. Mit ihrer makellosen Oberfläche reflektierte sie das Licht der aufgehenden Sonne, die gerade über den Horizont kletterte. In den Pfützen rund um dieses seltsame Objekt war ein Feuerwerk von warmen Farben wie aus einem Regenbogen zu sehen.

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Wenn die Sonne gerade erst aufgeht, kann sie dann schon das Licht einer kleinen, auf dem Boden liegenden Kugel reflektieren?
Und fährt ein Traktor vor Sonnenaufgang durch die Gegend? Ich wohne auf dem Land und zur Erntezeit fahren die Landmaschinen bis spät in die Nacht. Aber vor Sonnenaufgang machen „unsere“ Bauern das nicht.
Die nerven quasi zeitgleich mit dem Sonnenaufgang.

Danke für Deine Hinweise.

Ich meinte nicht den Sonnenaufgang mit einer extrem tief stehenden roten Sonne. Die Szene spielt eher etwa eine halbe Stunde später, wo die Sonne zwar noch tief steht, aber doch schon deutlich über den Horizont hinaus ist.

Okay, das mit dem über den Horizont klettern sollte ich dann ändern.

Ich wohne ebenfalls auf dem Land und da fahren die Bauern häufig früh raus, wenn es nach dem Regen am Tag sonnig bleiben soll.
Mir geht es auch gar nicht um Logik. Das Buch soll ein SciFi Roman werden und die Kugel ist ein außerirdisches Artefakt.

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Odyssee im Weltraum. :star_struck:

Mir gefällt dein Sprachstil. Du verstehst es, dem Leser Bilder vor Augen zu malen.

Mich hat das Wort „seltsam“ inhaltlich irritiert.

Zum einen, weil ich eine kleine, glänzend silbrige Kugel auf einem Feldweg gar nicht seltsam fände. Vielleicht ist einem Kind seine Spiel-Murmel aus der Tasche gefallen oder dem Traktor eine Kugellager-Kugel aus der Mechanik, wären meine - gar nicht seltsamen - Gedanken bei so einem Fund. Für irgendeine kleine Silberkugel, selbst wenn sie sauber im Matsch glänzt, würde ich mich genausowenig bücken wie für ein 5-Cent-Stück. :woman_shrugging:

Zum anderen, weil „seltsam“ ein wertender Begriff ist. Da überlege ich sofort, aus wessen Sicht erzählt wird, meine Gedanken wechseln von der Kugel zum unbekannten Erzähler.

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Zuerst: gefällt mir und ich wüsste gern, wie’s weiter geht. Ich wohne auf dem Land, Traktoren fahren bei uns mal so, mal so, aber in der Regel eher spät am Abend als früh am Morgen. Und PS: ich würde mich in jedem Fall nach so einer Kugel bücken (auch nach einem 5-Cent-Stück übrigens :wink: ) - weil sie mich neugierig macht.

Gestolpert bin ich etwas über den letzten Satz: „In den Pfützen rund um dieses seltsame Objekt war ein Feuerwerk von warmen Farben wie aus einem Regenbogen zu sehen.“
„zu sehen“ war kurz vorher schon auf der Kugel etwas (bzw. „nichts“), außerdem beißen sich für mich hier, spitzfindig, ein paar Formulierungen (Feuerwerk in einer Pfütze, „warme“ Farben/Feuerwerk (warm/heiß), auch sind die Regenbogenfarben doch nicht alle „warm“) - und ist wirklich ein „Feuerwerk“ gemeint, oder schillern die Pfützen einfach rot, gelb und grün? Aber das sind eher Petitessen. Gefeilt wird ja bis zum Schluss.

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Danke, Corinna

Stimmt, seltsam ist hier die falsche Eigenschaft. Ich überlege mir da was anderes.

Man hat ja immer eigene Bilder im Kopf, die andere nicht haben. Die Kugel ist etwa so groß wie ein Fußball und ist halt absolut makellos (kein Schmutz haftet an ihr). Ich muss wahrscheinlich die Größe der Kugel irgendwie mit einbringen.

Klar, eine kleine Kugel aus einem Kugellager würde keinen interessieren.

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Danke für deine Tipps, donald313.

Mit den Traktoren wollte ich nur zum Ausdruck bringen, dass die Kugel noch nicht da war, als sie kurz vorher vorbeifuhren. Außerdem wollte ich darstellen, dass kein Schmutz an der Kugel haften blieb, auch kein Wasser.

Feuerwerk ist eventuell nicht so optimal. Mir ging es weniger um die Raketen mit bunten Lichtkugeln sondern um die Vielzahl an Farben.

Das ist klar - ich habe mich nur auf die Wiederholung der Formulierung „zu sehen“ bezogen (nichts von Wasser und Dreck war auf der Kugel „zu sehen“, in den Pfützen war ein Farbfeuerwerk „zu sehen“), das war alles. Das sind aber die üblichen „Aufräumarbeiten“, die Du ja sicher noch machst, wenn Du den Text weiter bearbeitest.

Dass die Kugel „seltsam“ ist, braucht m.E. gar nicht erwähnt werden. Das ist sie im Kopf des Lesers ohnehin, dafür sorgst Du ja.

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Macht Lust auf mehr, aber selbst wenn diese Kugel fuballgröße hat, hätte einer dieser riesigen Traktoren sie locker in den schlammigen Boden pressen können

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In meiner Vorstellung fiel sie in Billardkugelgröße plötzlich von Himmel auf warmen Matsch, als alle Traktoren verschwunden waren.
Mir gefällt der Anfang sehr gut, denn in meinem Kopf geht es gleich weiter. An den genauen Formulierungen musst du, wie gesagt, noch arbeiten. Und zwar genau an der Stelle wo die Kugel liegt. Geruch, Wärme/ Kälte, Farben. Die ersten Sätze sind da nur erklärendes Beiwerk.
Ich persönlich ( nicht dass wieder Einsprüche kommen) mag keine Prologe. Da gibt es auch verschiedene Meinungen über Sinn und Unsinn. Die Geschichte soll ja anfangen und ein Prolog hält auf. Du hast hier eine super Szene für einen starken Anfang eines Buches.
Ich würde auch gern mehr lesen.

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Eben nicht, aber das wird im ersten Kapitel zum Thema.

Ich finde diesen Satz verbesserungsdürftig und zwar unabhängig davon, ob Trekker, Panzer oder Ameisen vorbeifahren. :wink:
Das „wie ein Spiegel“ ist mir zu plump und dass ein Spiegel glänzend und glatt ist, ist die Regel.
Vielleicht etwas eleganter so:
Ihre Oberfläche war glatt und so glänzend, dass sich die Morgensonne in ihr spiegelte. (Oder die landwirtschaftlichen Nutzfahrzeuge. :slight_smile: )

So stört sich jeder an einer anderen Stelle. Und wenn Du eine änderst, zieht das häufig noch mehr Änderungen nach sich.

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Ich meistens auch nicht.

So einen kurzen Abschnitt und auch das gewählte Thema fände ich als Prolog okay, allerdings hat ein Prolog für mich hauptsächlich dann eine Daseinsberechtigung, wenn er mich in die Stimmung des Buches hineinzieht.

Da in meinem Kopfkino der Traktor eine Kugellagerkugel und eine schillernde Ölpfütze hinterlassen hatte, kam für mich noch keine geheimnisvolle Stimmung auf. Wahrscheinlich ist mein Kopfkino nicht fantasievoll genug.

Dann hat doch @Koebes schon mal was richtig gemacht. Er hat mit ein paar Sätzen unsere Fantasie angeregt. Und jeder Leser sieht mit anderen Augen. Eine schillernde Ölpfütze bietet im wahrsten Sinne auch eine Projektionsfläche. Wenn es nicht dein Lesegeschmack ist, dann ist es eben so. Das ist so ähnlich, wie mit Witzen. Die Welt ist bunt und ( fast ) alles ist erlaubt. :laughing:

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Ich habe mir mal einige Kritikpunkte zu Herzen genommen - besonders die mit dem armen Bauern, den ich schon frühmorgens auf die Reise geschickt hatte.

Dieser Text ist eigentlich auch kein richtiger Prolog, eher ein kurzer Teaser. Er soll nicht als Prolog gekennzeichnet werden, sondern ich möchte ihn einfach vor das erste Kapitel setzen und so die folgenden Handlungen einführen. Ich habe ihn mal überarbeitet und bitte weiterhin um ehrliche Kritik.

Die Kugel schwebte aus dem Morgenhimmel und landete sanft in einer großen Pfütze, die sich durch den heftigen Regen in der Nacht gebildet hatte. Nicht das geringste Geräusch war zu vernehmen, als sie langsam in das Wasser eintauchte, ohne auch nur die kleinste Welle zu erzeugen. Sie war etwa so groß wie eine Melone und ihre Oberfläche sah aus wie ein polierter Spiegel, hochglänzend und glatt. Mit ihrer makellosen Hülle reflektierte sie das Licht der Sonne, die gerade über den Horizont geklettert war. Auf dem nassen Weg rund um dieses Objekt schimmerten warme Lichter, die im Kontrast zur kalten silbernen Farbe der Kugel standen.

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Finde ich gut.

Ich persönlich (subjektiv!) würde mit Adjektiven sparsamer sein.

Die Kugel schwebte aus dem Morgenhimmel und landete sanft in einer Pfütze, die sich durch den Regen in der Nacht gebildet hatte. Nicht das geringste Geräusch war zu vernehmen, als sie in das Wasser eintauchte, ohne auch nur die kleinste Welle zu erzeugen. Sie war etwa so groß wie eine Melone und ihre Oberfläche sah aus wie ein polierter Spiegel, hochglänzend und glatt. Mit ihrer Hülle reflektierte sie das Licht der Sonne, die gerade über den Horizont geklettert war. Auf dem nassen Weg rund um dieses Objekt schimmerten warme Lichter, die im Kontrast zur kalten silbernen Farbe der Kugel standen.

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@Koebes
Gefällt mir! Ich mag deinen Sprachstil und die Art, wie du mit Worten Bilder erzeugst. Besonders der erste Satz schafft es diesmal, mich mit der geheimnisvollen Stimmung zu erreichen und mich neugierig zu machen.

Ich würde ebenfalls die „große“ Pfütze um das Adjektiv erleichtern, dem heftigen Regen würde ich das Adjektiv aber lassen.
Das Wort „etwa“ würde ich rausnehmen. Eine vage Schätzung passt eher in mündliche Rede als in eine neutrale Beschreibung, finde ich.
„Ihre Oberfläche“ und „Mit ihrer makelloser Hülle“ zusammen ist für meinen Geschmack vielleicht ein bisschen zuviel des Guten. Das würde ich vielleicht ein bisschen kürzen, eher: Sie war so groß wie eine Melone und ihre hochglänzende Oberfläche reflektierte das Licht der aufgehenden Sonne wie ein polierter Spiegel. [Naja, zweimal „wie“ und drei Adjektive sind auch noch nicht der Weisheit letzter Schluss. :wink:]
Den „nassen Weg“ rund um dieses Objekt würde ich vielleicht weglassen, der irritiert ein bisschen, weil ich mir nach dem ersten Satz eine große Pfütze rund um das Objekt vorstelle und keinen nassen Weg. (Und nein, ich würde deshalb nicht den ersten Satz verändern, der ist echt gut.)

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Vielen Dank an alle, die mir mit ehrlicher Kritik weitergeholfen haben. Es geht hier nur um wenige Sätze, aber die Infos nehme ich mit für den Rest der Geschichte.

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Also ich hab ehrlich versucht die Kugel … äh, den Ball hier etwas flach zu halten, aber ein paar Dinge muss ich schon loswerden. Dieser Text von @Koebes ist für mich nämlich aus mehreren Gründen faszinierend. Zum einen seine Kürze und die Schnelligkeit mit der hier Spannung aufgebaut wird, die einfach Lust auf mehr macht. Bravo! Ich schaffe dass selten, so kurz und bündig zu sein und meine Prologe werden immer gleich „erste Kapitel“.
Das zweite Faszinierende für mich (gerade als ehemaliger Lehrer) ist, wie gut man an der folgenden Diskussion sehen kann, wie gemeinsames Lernen funktioniert, ja vielleicht sogar eine Art Schwarmintelligenz entsteht. Das ist höchst interessant und wunderschön zugleich.
Und das dritte ist, wie respektvoll hier kritisiert, reflektiert und miteinander diskutiert wird. Auch das ist nicht selbstverständlich!
Am Text selbst will ich jetzt nicht soviel herumkratzen, das Wesentliche wurde ja ohnehin schon gesagt. Neben einigen (wenigen) Adjektiven hätte ich Begriffe weggelassen, die sich aus dem Kontext, in dem sie stehen ohne hin ergeben. Den Spiegel (hochglänzende Dinge sind meistens glatt und ein Spiegel ohnehin) etwa oder den Bauern mit seinem Traktor, wenn er nicht später noch eine Rolle spielt. Die Erde eines Feldes als „Dreck“ zu bezeichnen tut mir weh und auch das Feuerwerk in den Pfützen hinkt ein bisschen.
Die zweite Version gefällt mir daher viel besser, bloß mit der Größe der Kugel komm ich noch nicht klar: Von welcher Melone sprechen wir? Zucker- oder Wassermelone? Da gibt es schon recht markante Unterschiede. (Ich stell mir bei dem Ding eher sowas wie 'ne Bowlingkugel vor).
Aber das alles sind Härchen in der Suppe, die man erst suchen muss. Das Tempo, in der sich hier Spannung auftut, macht das alles wett. Toller Text, gute Arbeit. Von allen!

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