Die exakte Größe (und noch viel mehr ungewöhnliche Details) werden in der Geschichte erzählt. Im Prolog (wenn man ihn denn so nennen möchte) geht es mir nur um eine ungefähre Abschätzung. Im ersten Entwurf war das nicht möglich und so wurde die Kugel schnell zu einem Kügelchen.
Diese Aussage unterstreiche ich liebend gerne. Ich bin erst seit wenigen Tagen hier und ich bin überwältigt von der Freundlichkeit, mit der ich hier aufgenommen wurde. Ich hätte auch nie gedacht, dass man mir so schnell Ideen-Input für meinen kurzen Text gibt. Danke!
„Es hatte in der Nacht geregnet und der Weg, noch matschig vom Traktor des Bauern, der am frühen Morgen hier entlang gefahren war, sah aus wie ein Spiegel, hochglänzend und glatt. In den Pfützen rund um dieses seltsame Objekt war ein Feuerwerk von warmen Farben wie aus einem Regenbogen zu sehen. Die kleine silbrige Kugel lag mitten auf dem dunklen Feldweg. Mit ihrer makellosen Oberfläche reflektierte sie das Licht der aufgehenden Sonne, die gerade über den Horizont kletterte. Nichts von all dem Wasser und Dreck war auf ihr zu sehen.“
Das Wort „Traktor des Bauern“ stört mich beim Lesen: Vielleicht ist Traktor zu technisch oder zu weltlich? Nur falls der spezielle Bauer im weiteren Verlauf eine Rolle spielt, würde ihn erwähnen.
… was stört Dich genau - der Traktor oder der Bauer? Was meinst Du mit „zu weltlich“? Mir persönlich hilft die Formulierung einfach, die ländliche Atmosphäre einzufangen?
Der Traktor steht wieder in der Scheune vom Bauern. Ich hatte meinen Text bereits vor etwa drei Wochen geändert.
Die Kugel schwebte aus dem Morgenhimmel und landete sanft in einer Pfütze, die sich durch den heftigen Regen in der Nacht gebildet hatte. Nicht das geringste Geräusch war zu vernehmen, als sie langsam in das Wasser eintauchte, ohne auch nur die kleinste Welle zu erzeugen. Sie war etwa so groß wie ein Fußball und ihre Oberfläche sah aus wie ein polierter Spiegel, hochglänzend und glatt. Mit ihrer makellosen Hülle reflektierte sie die Strahlen der Sonne, die erst vor wenigen Minuten über den Horizont geklettert war. Auf dem nassen Weg rund um dieses Objekt schimmerten warme Lichter, die im Kontrast zur kalten silbernen Farbe der Kugel standen.
Entweder Du brauchst hier einen Beobachter des Ganzen, den Du alsbald einführen musst, um die Szene glaubwürdig zu machen oder die Kugel selbst ist der Protagonist. Dann wird es ziemlich spacy.
Einen Prolog für einen Roman finde ich so, wie Koebes ihn geschrieben hat, richtig und sinnvoll: ein sehr kurzer Text, der dazu dient, den Leser in die Stimmung des Buches hineinzubringen.
Manchmal gefallen mir auch Vorworte, in denen sich der Autor bzw. Erzähler der Geschichte vorstellt und den Lesern etwas über seine Absichten erzählt, da sind für mich Erich Kästners Vorworte unerreicht, großartig, mit viel Humor.
Wenn in einem Buch die handelnden Personen anhand ihrer Erlebnisse eingeführt werden, finde ich - das mag man für Wortklauberei halten - den Begriff „Prolog“ nicht mehr passend. Beispielsweise eine 120-seitige Vorgeschichte vor der eigentlichen Geschichte würde ich „Teil 1“ oder „Kapitel 1“ nennen, nicht „Prolog“.
auch, wenn dein Prolog mittlerweile fertig ist, möchte ich dir gerne noch einen Tipp mitgeben. Versuche so wenig Sätze wie möglich mit „war“ zu bilden und verwende stattdessen lieber aktive Verben. Das klingt meist dann weniger hölzern. Musste ich auch erst von meiner Lektorin lernen.
Viel Spaß weiterhin. Du kommst hoffentlich gut voran!
LG