Unter positiver Science-Fiction kann man verschiedenes verstehen. So würde ich z.B. dazu zählen, dass eine Gesellschaft beschrieben wird, die “besser” ist als die heutige. Das es den Menschen besser geht als heutzutage.
Logan’s Run würde ich auch nicht unbedingt dazu zählen. Zwar werden auf den ersten Blick alle Vorausssetzungen erfüllt. Die Menschen leben in Frieden und Wohlstand, es geht ihnen gut. Aber alle Menschen, die älter sind als 30 Jahre werden getötet und zwar von einer versteckten Diktatur.
Bei Star Trek (aber auch bei Raumpatrouille Orion und Perry Rhodan) und der DDR-Science-Fiction ist üblicherweise der Krieg, jedenfalls auf der Erde und unter den Menschen überwunden. Jeder Mensch hat genug zu essen und kann ein angenehmes menschenwürdiges Leben führen. Es gibt vor allem eine hohe Moral, wie man sich das Zusammenleben der Menschen vorstellt. Man widmet sich der friedlichen Erforschung des Weltraums und dem friedlichen Zusammenleben der Völker. Und es gibt sogar kein Geld mehr.
Allerdings gibt es dann doch, insbesondere bei Star Trek, der Raumpatrouille und Perry Rhodan, zahlreiche Konflikte und auch Kriege (vor allem) mit fremden Lebensformen, aber es geht immer gut aus.
Als Wichtigstes würde ich die “Positive” Darstellung des Zukünftigen Lebens und eine hohe Moral bezeichnen für positive Science-Fiction. Und man kann durchaus darüber streiten, was das ist. Natürlich darf es kein Weltuntergangsszenario sein.
Aber auch dort sollte irgendwas lauern, sonst wird es langweilig.
Oder die Siedler werden mit ihren eigenen sozialen Spannungen nicht fertig und beschießen sich am Ende gegenseitig …
Ich weiß auch nicht, was hier positive oder negative Science Fiction sein soll, aber das Negative stellt meistens den Konflikt dar.
Das Problem ist, dass “positiv” eine Frage des Standpunktes ist. In der Natur ist das ähnlich. Wenn ein Löwe eine Antilope schlägt: Hast du dann Mitleid mit der armen Antilope oder freust du dich, weil jetzt die süßen Löwenbabys etwas zu fressen bekommen?
Ist es besser, im 19. Jahrhundert zu leben, wo man in der Natur, fernab von den Städten noch Wasser aus Bächen und Flüssen trinken konnte, in den Städten aber u.U. in Armut in irgendwelchen Arbeitervierteln hausen und sich mit mehreren Menschen schichtweise ein Bett teilen musste? Wo in den Städten die Cholera herrschte und es nur jeder 2. Mensch geschafft hat, bis zum Erwachsenenalter durchzuhalten, weil die andere Hälfte von irgendwelchen Infektionskrankheiten dahingerafft wurde?
Oder ist es heute besser, wo wir uns digital unterhalten können, Papyrus Autor zum Schreiben unserer Romane verwenden, aber total gestresst sind, weil wir auch (oder gerade) im Homeoffice für unseren Chef rund um die Uhr erreichbar sein sollen? Und im Stress sind, weil ein gewisser Russe, dessen Name ich nicht gerne nennen möchte, eventuell einen Atomkrieg auslösen könnte?
Was ist positiv und was ist negativ? Die Medaille hat immer zwei Seiten. Und einen Roman, der nur aus Friede, Freude, Eierkuchen besteht, werden die wenigsten Leute lesen wollen.
An Logan’s run (ich kenne nur den Film) hat mich immer gestört, dass nicht erklärt wird, warum diese Regelung überhaupt besteht und wer dafür verantwortlich ist. Vielleicht sollte ich da auch mal das Buch lesen.
Du hast ja so Recht, liebe @Pamina22 . Genau deshalb widerspreche ich @RalfG , der es genau definiert haben möchte.
Wer ist auf der Antilopen- und wer auf der Löwenseite? Das macht die Diskussion spannend.
Bei jeder Geschichte gibt es ein Setting, aus dem heraus sich eine Geschichte entwickelt. Gerade im Fantasybereich muss man den Ausgangspunkt einfach mal akzeptieren. Eine Geschichte ist immer nur ein Ausschnitt aus einer Welt.
Aber du hast recht. Manchmal fragt man sich schon, wie es zu einer Ausgangsposition gekommen ist.
@Suse:
Ich glaube, wir liegen da gar nicht soweit auseinander. In einem anderen Thread wurde beklagt, dass es zu wenig positive SF gibt, ohne näher darauf einzugehen, was damit gemeint ist. Und das ist mir zu diffus. Ich möchte verstehen, was der Klageführer unter positiver SF versteht, denn wie schon hier richtig angemerkt: Positiv und negativ sind Wertungen, die von einer persönlichen Sicht abhängen.
Bleiben wir beim bereits genannten Beispiel Star Trek. Kann man als positive SF sehen, da es auf der Erde keine Kriege mehr gibt, Geld abgeschafft wurde, friedliche Zusammenarbeit mit außerirdischen Zivilisationen vereinbart wurde, der Weltraum erforscht wird, usw.
Genausogut kann ich diese Visionen auch negativ werten: Vorherrschaft eines militaristisch-industriellen Komplexes (Sternenflotte), Einmischung in fremde Zivilisationen, ohne Auswirkungen zu bedenken, schwerfälliger Overkill von Bürokratismus (“Meldung an das Flottenkommando”, Direktiven, Richtlinien, etc.).
Daher noch einmal die Frage: Was verstehen diejenigen, die mehr positive SF gefordert haben unter positiver SF? Dann kann man darüber diskutieren. Aber ohne eine halbwegs klare Zielrichtung diskutieren wir hier 5 Beiträge später die ideale Garzeit von Bratkartoffeln.
ok, man braucht nicht immer den Urschlamm aufzurühren, aber gerade bei dieser Story (ich fand den Film ziemlich gut) habe ich mich am Schluss gefragt, wer diese ganze Regelung so eingerichtet hat und warum. Wäre dann für mich stimmiger gewesen.
Unter positiver SF verstehen wohl viele eine Zukunftsvision, in der die Erde (wahlweise auch eine Kolonialwelt) nicht im Müll und an Überbevölkerung erstickt, wo sich alle so einig sind, dass es keine Kriege mehr gibt, wo Armut, Hunger und Krankheiten ausgerottet und Religion, Hautfarbe u.s.w. kein Thema mehr sind, sich Flora & Fauna bester Gesundheit erfreuen und evtl. vorkommende Aliens freundlich und hilfsbereit auftreten. Halt ein Utopia in leuchtenden Farben, wo sich sämtliche Komponenten zum Guten entwickelt haben.
Oder, wie ein Bekannter mal gemeint hat, “das wäre dann wie die Kinder aus Bullerbü (wers nicht kennt: ein wundervolles Kinderbuch mit Idylle pur) für Erwachsene.”
*Wenn im Universum zwei schwarze Löcher miteinander kollidieren, dann sei der Ereignishorizont des großen schwarzen Loches größer, als der, der beiden einzelnen Löcher. *(Physiker Stephen Hawking auf die Frage einer 12 jährigen: Was geschieht, wenn zwei schwarze Löcher miteinander kollidieren)
Tagtäglich schwebt das schwarze Loch der Dystopie über uns. Worst-Case-Szenarien und negative Visionen über unsere Gegenwart und Zukunft bestimmen unseren Alltag, mehr als die Utopie eines Lebens in einem harmonischem und friedlichem Miteinander.
Totalitäre Regime, Ausbeutung der natürlichen Ressourcen für eine nimmersatte Konsumgesellschaft und die daraus resultierenden Folgen des Klimawandels erzeugen Bilder, die uns in den Ereignishorizont einer düsteren Zukunft ziehen.
Wie gelingt es, einen Perspektivenwechsel, ein positives Bild, eine Utopie unserer Zukunft zu erschaffen?
Ich würde eine Utopie meinen, also den Entwurf einer idealen Gesellschaft in der Zukunft, nach dem Motto “Allen wohl und niemand weh”.
Aber ich gebe die Frage zurück. Du warst doch der erste, der in dem anderen Thread Milans Geschichte pauschal abgelehnt hast mit dem Hinweis, du würdest dir mehr positive SF wünschen, also was verstehst nun du darunter?
Warum sollte es positiv sein, wenn das Geld abgeschafft würde?
Darüber wurde schon von vielen Wirtschaftswissenschaftlern diskutiert, aber das ist wohl keine Option. Wir wären wieder beim Tauschhandel, der noch mehr Potenzial für Konflikte bietet als Geldgeschäfte. Weil immer erst ausgehandelt werden müsste, was eine Ware oder Dienstleistung im Vergleich zu einer anderen wert ist. Das System hat sich nicht bewährt.
Und schon sind wir wieder bei der Frage, was positiv oder negativ ist. Ich denke, aus so ziemlich jedem Beispiel, das hier genannt wird, kann man etwas Positives oder etwas Negatives herauslesen.
Finde ich auch. Und genau das ist das Interessante. Wer findet was positiv oder eben negativ? Die Abschaffung von Geld könnte Neid eindämmen. Das ist der gleiche Grundgedanke, den Schuluniformen haben. Dass das leider nicht klappt, steht auch fest. Dennoch könnte man aus diesen Grundgedanken neue Ideen entwickeln, die der eine positiv und der andere negativ findet.
Ich persönlich sehe leider keiner positiven Zukunft entgegen, wie ich es eingangs schon beschrieben hatte. Was wiederum nichts heißt, weil ich nur ein einziges Wesen bin mit einer ganz individuellen Meinung.