Plot verzweifelt gesucht...

Hallo zusammen.
Ich habe da was seltsames (oder ist es vielleicht für viele ganz normal?). Seit etwa 1,5 Jahren habe ich immer wieder einzelne Szenen im Kopf. Und wenn ich mich dann hinsetze, dann fließen diese Szenen auch mühelos auf Papier, bzw. inzwischen ja in mein Papyrus. Diese einzelnen Szenen find ich richtig gut.
Ich hab nur leider keinen blassen Schimmer zu was für einer Geschichte sie gehören!?
Ich weiß nicht, um was es geht. Ich habe nicht mal ansatzweise eine Idee für einen Plot, nur einen Haufen Szenen, die vom Gefühl her irgendwie zusammen gehören.

Gibt es dafür auch eine Technik? oder einen Trick?
Bin dankbar für Tipps! :slight_smile:

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Zäum’ das Pferd von hinten auf. Nutze dazu das Denkbrett.

  1. Gib deinen Szenen Namen
  2. Platziere alle Szenen auf dem Denkbrett
  3. Schaue, in welchen Szenen es Übereinstimmungen inhaltlicher Art gibt.
  4. Gruppiere die Szenen.
  5. Gib der Gruppierung einen Namen (könnte möglicherweise schon eine Kapitelüberschrift sein)

Eröffnen einen Fragenkatalog (auf dem Denkbrett und / oder in einer Datenbank).

Welche Fragen sind offen?
Welche Fragen können beantwortet werden?

So würde ich mich der Geschichte annähern. Beim Beantworten der Fragen kommen dir bestimmt wieder neue Ideen, die du erst einmal “wild” auf dem Denkbrett platzierst.

Danach starte wieder bei 3. und immer so weiter.

Ich würde es so machen. Vielleicht wäre das ja ein Denkansatz auch für dich.

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Hallo, @Buchstabensalat!

Dein Problem kenne ich von einer Idee her, die ich nach meinem aktuellen Projekt in Angriff nehmen will. Momentan mache ich mir dazu noch keine großen Gedanken, weil es ja im Moment gar nicht aktuell ist. Und wenn es so weit ist, werde ich schon eine Lösung finden, da bin ich ganz sicher.
Bei meinem aktuellen Projekt hat mir die Figur das Thema mitgeliefert. Ich wusste ziemlich früh, dass es ein Sklave sein muss (Fantasy) und so haben sich sofort Themen wie Befreiung und Aufstand in meinen Kopf geschlichen. Allerdings kommt noch eine Menge vorher, bevor Befreiung eine Rolle spielt.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, an Ideen zu kommen.
Ich habe eine Liste mit 100 Fragen zu meinen Charakteren, die ich meinen Hauptfiguren stelle, um sie besser kennen zu lernen. Irgendwelche Besonderheiten, z.B. eine Behinderung oder eine schräge Vorliebe können ein Thema provozieren.
Dann solltest Du Dir auch darüber hinaus viele Fragen zu allen möglichen Aspekten Deiner Geschichte stellen, zu den Schauplätzen, zur Hintergrundgeschichte Deiner Figuren etc. Ich weiß ja nicht, welches Genre Du schreibst, aber da gibt es immer jede Menge Fragen, die man sich stellen kann. Suche auch nach allgemeinen Themen, wie enttäuschte Freundschaft, Mut versus Feigheit, Fremdenfeindlichkeit etc. Wenn Du so ein Oberthema gefunden hast, kannst Du daraus leichter den Plot ableiten, weil Du weißt, worauf das Ganze hinauslaufen soll.
Wenn ich Fantasy plotte, hilft es mir, Literatur zu Esoterik zu lesen, z.B. Bücher über Feen und Elfen oder andere Wesen. Das bringt mich auf Ideen und ich kann daraus einen Plot basteln. Manchmal gefallen mir die Aspekte, die über diese Wesen genannt werden, nicht, dann ändere ich sie ab und manchmal führt das dann zu einer Plotidee.
Helfen könnte vielleicht auch das Buch von Ronald B. Tobias: 20 Masterplots. Die Basis des Story-Building in Roman und Film.
Auch in Randy Ingermansons Buch: How to write a Novel Using the Snowflake Method gibt es gute Anregungen zum Plotten. Ingermanson rät dazu, zunächst die Wendepunkte in Form von Katastrophen festzulegen. Überlege Dir, was Deinen Protagonisten schlimmstenfalls passieren kann. Dann hast Du Zwischenziele, auf die Du hinarbeiten kannst, und musst nur noch die Lücken füllen.

In diesem Thread: https://forum.papyrus.de/threads/weiterbildung-für-autoren.7141/page-2#post-82130 in meinem Beitrag vom 4. Februar 2021 auf Seite 2 findest Du weitere Anregungen, um Ideen zu finden. Ich könnte mir vorstellen, dass Du mit den genannten Methoden auch auf Plotideen kommen kannst.
Und bedenke, dass Plotten Zeit braucht. Ideen kommen nicht auf Bestellung. Aber sie kommen umso wahrscheinlicher, je häufiger man sich mit seinen Ideen beschäftigt.

LG

Pamina

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Ich hatte es so verstanden, dass es zahlreiche Ideen gibt, aber keine “übergeordnete” Geschichte dazu.

Hallo, Buchstabensalat,
hier habe ich auch noch eine Methode erläutert, wie ich meinen Roman plane:

https://forum.papyrus.de/threads/meine-methode-einen-roman-zu-planen.7896/#post-63488

LG

Pamina

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Und auch für ein übergeordnetes Thema braucht man Ideen.
Habe ich ja auch bei meinem nächsten Projekt festgestellt. Trotzdem würde ich weiter mit den von mir erwähnten Methoden arbeiten, um Ideen für ein übergeordnetes Thema zu finden.

LG
Pamina

Stimmt sicherlich. Dennoch würde ich erst Mal das sortieren, was schon vorhanden ist.

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Ich kann Dich beruhigen: So hat es bei mir auch angefangen (bis auf eine Prämisse für die Welt, in der ich schreiben wollte; die war auch da). Bis heute (etliche Jahre und hunderte Seiten später) sehe ich Szenen vor mir, schreibe sie auf, erlebe das wie Lesen und Schreiben gleichzeitig. Erst waren es nur Szenen der Protagonistin, dann kam ein Antagonist dazu. Ist einfach reinspaziert und war da. Sobald ich beide hatte, hatte ich Konflikt (ok, der war auch mit der Prämisse und dem Ziel der Protagonistin gegeben, aber dieser hier war der, der mir weitergeholfen hat). Ist zwar oft gesagt und geschrieben worden, aber ja, Konflikt ist das, was den Plot vorantreibt. Woraus er sich ergibt.

Mein Tip ist deshalb, Dir zu überlegen:

  • Was will Dein Protagonist erreichen, was ist sein Ziel?
  • Welche Hindernisse halten ihn davon ab? Das kann die Welt / die Gesellschaft sein (er will etwas Verbotenes); andere Charaktere (die das Gegenteil wollen); ein Hindernis in ihm selbst (wie eine Einschränkung körperlicher oder mentaler Art).
  • Wie kann er diese Hindernisse überwinden? Was braucht er dazu? Wo bekommt er das her?
  • Welche neuen Hindernisse ergeben sich auf diesem Weg?
  • Wie und warum wird er am Ende scheitern oder erfolgreich sein?

Am wichtigsten finde ich die Hindernisse, den Konflikt. Konflikt, und wie der Charakter damit umgeht, was er daraus lernt, wie es ihn verändert. Im Prinzip hast Du dann Deinen Plot, oder den Kern davon. Alles andere kannst Du drum herum bauen.

Und halte Dir vor Augen: Nicht jeder weiß vor dem Schreiben genau, was wann wer tun wird und wie das Buch endet. Neben den Plottern gibt es auch die Discovery Writer. Und eine Mischung. Finde die, die zu Dir paßt; probiere alles aus - dann hast Du irgendwann Deinen Plot. Schlimmstenfalls schmeißt Du ein paar der Szenen, die jetzt ungeplottet aus Dir rausfließen, hinterher raus, weil sie nicht zum Plot passen, den Du bis dahin hast. Dann hast Du zwar ein paar Szenen weniger - aber dafür einen Plot.

Keine Sorge - das wird!

Buchling
(die auch Discovery Writerin ist und lange keinen Plot hatte)

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Hallo Buchstabensalat,

nein, eine Technik kenne ich nicht. Ich kann nur von mir erzählen und dir vielleicht einen Rat geben.

1997 hatte ich - genau wie du - eine Szene im Kopf, wusste nicht, woher sie kam (doch, ich hatte sie geträumt, aber das war’s auch schon) und wiedas “Drumrum” dazu aussah. Diese Szene habe ich mir dann oft vor Augen geführt, habe mir überlegt, was für Hintergründe sie hat und wie es eine Lösung für die “Aufgabenstellung/Probleme der Protagonistin” geben könnte. Irgendwann hatte ich mit dazu etwas überlegt und auch, wie es zu dieser Szene gekommen ist. Ich habe also drauflos geschrieben. Eben genau bis zu dieser Szene. Und dann? Ähm… Da war wieder ein riesengroßes Loch, weil ich nicht weiter wusste, was da kommen sollte (und auch, wie die Geschichte ausgehen könnte).
Also habe ich meine ganzen Kapitel zur Seite gelegt und (bestimmt 1 Jahr lang) nur noch über die Geschichte geschrieben. Fast täglich habe ich quasi Tagebuch geführt. Was könnte passieren, wie würde die Protagonistin entscheiden, was ist denn eigentlich die Grundidee der Geschichte?
Ich schrieb und schrieb und schrieb. Nach und nach entstanden Figuren, ungeahnte Haupt- und Nebencharaktere und sehr viel Weltenbau. Und als ich das Ende entwerfen wollte, merkte ich: Nö, das ist ja jetzt mal eine richtig lahme und langweilige Geschichte. Aus diesem Grund habe ich nochmal irre viel Text produziert und mich darüber ausgelassen, was langweilig ist und was Spannung erzeugt. Meine darauf folgenden Anstrengungen führten final zu einer Geschichte, in der am Ende, kurz bevor alles eitel Sonnenschein werden sollte, ein böser Verrat alles zunichte machte. Da hatten meine Protagonisten noch einmal gehörig zu strampeln (und ich auch), bis sie aus den Verließen und Folterkammern wieder draußen waren. Nach diesem End-Twist (plus Nagelbeißer-Spannung und Happy End) war ich zufrieden und setzte die Kapitel auf.
Der End-Plot ist jetzt vielleicht 15 Jahre alt und hat immer noch Bestand.
Mein Rat?
Lass die Szenen auf dich wirken und denke dir die Umstände dazu aus. Versuche, immer weiter Licht ins angrenzende Dunkel zu bringen. Und: Lass dir Zeit! Ein guter Plot fällt nicht einfach so vom Himmel. :slight_smile:

Liebe Grüße,
Voni

PS: Vielleicht hilft dir auch das Video der Schreibdilettanten über das 7-Punkte-System. Das finde ich wirklich klasse.

https://www.youtube.com/watch?v=P9ZdcZxZaE4

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Das Licht kannst du mit meiner Methode anzünden.

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Ihr seid fantastisch! Ich danke euch! So viele gute Tipps und Anregungen! Und eure eigenen Blickwinkel und Entstehungsgeschichten haben mir Mut gemacht.
Meine Protagonistin will etwas Verbotenes, das wird ein ziemlicher Eiertanz. Ich bin auch sehr gespannt, wie sie persönlich wachsen wird… und während ich das hier grade schreibe, denke ich: und wenn sie gar nicht die Protagonistin ist? Wenn sie die Gegenspielerin ist?
Ah, ich bin sehr froh, über den Austausch mit euch hier!

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Hallo @Buchstabensalat,

so abgedroschen es klingt.
Wenn du es baust wird er kommen.
In diesem Fall der zündende Gedanke.
Dann schlägst dir die Hand vor den Kopf und alles ist klar.
Schreib dir alles auf und lass es auf kleinjer Stufe köcheln.
Im Juni beim Zwiebelschneiden kommt dir dann die Erleuchtung.
Oder wenn du eine Möwe siehst, something like that.

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Klingt jetzt etwas esoterisch, aber versuch mal Folgendes:
Such dir eine ruhige Ecke.
Lies dir die Szene nochmal durch.
Schliesse deine Augen und stell dir die Szene so plastisch wie du kannst vor.
Danach stell deinen Protas Fragen wie:

  • Wer bist du überhaupt?
  • Warum machst du das?
  • Was soll das Ganze?
  • Na, und wie willst du nun da wieder rauskommen?
  • usw.

Wenn du Glück hast, bekommst du direkt eine Antwort, ansonsten halt zu einem späteren Zeitpunkt. Auf jeden Fall hast du den Jungs im Keller deines Unterbewusstseins damit was zu tun gegeben und früher oder später werden sie etwas nach oben wuchten.

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Hab ich gemacht. Vor langen Jahren. Mit meinem Helden.

Immer bin ich gefragt worden: Vroni, was ist denn dein Held für dich? Ist das dein Traummann? Dein geheimer Wunsch? Sehnst du dich nach so einem? Ich wusste es nicht, hatte deshalb schon fast Hemmungen, meinen Protagonisten handeln zu lassen. Nach dem Motto: Ich habe doch so einen tollen Ehemann, warum brauche ich noch einen Helden?
Dann habe ich genau das gemacht, was Ralf beschreibt:
Ich habe es mir gemütlich gemacht, die Augen geschlossen und bin im Geiste zu meinem Helden gegangen. Er saß auf einer Bergwiese und hat zum Tal hinabgesehen. Und da habe ich mich neben ihn gesetzt und habe ihn gefragt, wer er ist. Erst blieb er lange still und hat weiter auf das Tal geschaut. Dann hat er den Kopf geschüttelt und nur gemurmelt: „Dass du das nicht weißt!“
Ich saß ein bisschen ratlos neben ihm und hab ihn gefragt, was das jetzt soll. Und dann hat er mich angesehen und gesagt: „Hast du’s immer noch nicht kapiert? Ich bin du!“ Ich war total von den Socken. Mehr hat er nicht gesagt. Und es wäre auch jedes weitere Wort zu viel gewesen. Er hat sich einfach wieder zum Tal gedreht und hinabgesehen. Da bin ich aufgestanden und ganz überrascht vom Berg gegangen.
Ehrlich: Ich habe es vorher nicht gewusst. (Schon komisch, dieses Unterbewusstsein… :unamused:)
Seit diesem Erlebnis habe ich keine Scheu mehr, Szenen mit meinem Helden zu schreiben. Ich weiß jetzt, wer er ist. Und er hat hunderprozentig recht. Er ist mein Alter Ego als Mann. :thumbsup: Und er ist ein echt guter Kumpel von mir geworden. :smiley:

Fazit: Ist ein echt guter Tipp! Vielleicht bekommst du auf diese Weise auch heraus, warum dir genau diese Szenen durch den Kopf gehen. Frag deine Protas einfach! Sie wissen es und können dir mehr dazu sagen.

Liebe Grüße,
Vroni

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Klingt ein bisschen gruslig, aufregend und spannend! Und ich habe ein bisschen Angst vor den Antworten :kissing: Danke, das werde ich tun!

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Noch gruseliger ist es, dass du tatsächlich eine Antwort bekommen wirst. Lass’ die Angst weg und mach einfach.

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Wenn Du Angst hast vor den Antworten, dann ist das ein prima Anfang, und die Chancen stehen gut für einen spannenden Plot :wink:

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Wenn du magst, kann ich dir gerne mal detailliert bei den ersten Schritten helfen (ich mache schon seit über 20 Jahren Storys) :slight_smile:
Im Dialog geht das meist einfacher und macht viel Spass.

Servus!
Mal eine ganz “verwegene” Frage: würdest du uns/mir die Liste als Unterstützung zu Verfügung stellen? Das wäre echt super und könnte auch mir mit Sicherheit immens helfen.
Vielen lieben Dank.

Darf ich das?
Ich habe die mal irgendwo aus dem Netz gezogen und etwas abgewandelt, aber Urheberrecht …

LG

Pamina